Schweizer Abstimmungsdesaster

Um das zu beurteilen, solltest Du aber auch sehen woher die Menschen kommen, denn der größte Teil der Zuwanderer in der Schweiz kommen aus der EU, also meist gleiche Sprache, gleicher Kulturkreis.
Nunja, eine türkischstämmige Frau mit Kopftuch, die (in der Schweiz) perfekt schweizerdeutsch spricht, würde ich als besser integriert bezeichnen als eine türkischstämmige Frau (in Deutschland), die weder den dortigen Dialekt noch hochdeutsch beherrscht.
Integration fängt schon beim Erlernen der (einheimischen) Sprache an - und das ist ein Punkt, der in Deutschland sträflich vernachlässigt wird.

Wie die Schweizer Bevölkerung entschieden hat, ist so zu respektieren...
dagegen sage ich auch nichts. Die Folgen werden dann irgendwann erfahren werden - allerdings nicht von mir, da ich nicht in diesem Land lebe.

Ich kann/will dazu auch nicht's sagen, denn die Schweiz kenne ich nur als Urlaubs-Land oder aus Medien, habe vom täglichen Leben und arbeiten dort keine Ahnung.
Ich habe ein paar Freunde und Bekannte dort - und trotz direkterer Demokratie liegt auch dort wohl einiges im Argen (was ich so höre).
 
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Dennoch sollte man diese Ängste ernst nehmen. Wenn man von politischer Seite her versucht, sie zu verdrängen, wird Ausländerhass noch geschürt - und das kann es ja nun wirklich nicht sein.

Natürlich sollten wir die Ängste ernst nehmen, ich krieg aber auch Riesenzorn auf unsere Politiker: sie beschließen munter grad aus vor sich hin Gesetze, deren Umsetzung im Vornhinein kaum durchdacht wird, obwohl sie vorher zum großen Teil lange diskutiert worden sind. Aber eben anscheinend mehr geplappert als sich auseinandergesetzt. Politiker ist ja auch nicht gleichbedeutend automatisch mit Fachmann, Spezialist, profunder Kenner.

Jetzt haben wir Südeuropa in der Union - aber die Integration findet außer Geldflüssen nicht statt und dies definitiv.
 
Ja. Das glaube ich. Die zurückhaltenden Skandinavier kommen den Schweizern typmäßig wohl am ehesten entgegen.
Ach deswegen liebe ich Schweden und Schweizer gleichermaßen - wusste ich es doch, dass es mehr sein muss als die ersten vier Buchstaben in ihren Ländernamen. :D

Wir Deutschen kommen - ohne es zu ahnen - viel zu forsch, zu schnell, zu rabiat daher. Wir kommen z.B. sofort auf den Punkt, während es in den Augen der Schweizer der Höflichkeit entspricht, vor einem geschäftlichen Gespräch ein unverbindliches "Geplänkel" einzuleiten. ("Wie gehts, gehts gut? u.s.w.) Alles andere wäre unhöflich.
Andererseits ist es manchmal nicht schlecht, wenn ein Deutscher z.B. mit in der Strassenbahn sitzt, der einen Störenfried eher mal anspricht (und ihn zur Ruhe bringt) als wenn sich die Schweizer nur darüber ärgern, ohne etwas zu sagen - ist mir schon passiert und danach erleichterte Gesichter erblickt.

Haben eben beide Mentalitäten ihre Vor- und Nachteile. Rücksichtnahme ist ja ganz gut und schön, aber wenn man sich dann nicht einmal gegen Menschen wehren kann, die nicht so rücksichtsvoll sind, ist das irgendwie schade.

Vielleicht sollte man erst einmal ein Auslands-Kniggebuch über das Gastgeberland lesen, wenn man dort längerer Zeit bleiben möchte? Besser wär es.;)
Ja, ich denke auch, dass das für jedes andere Land (und wenn es noch so ähnlich erscheint) sinnvoll wäre, denn Fettnäpfe warten in anderen Kulturen überall - das gilt sogar für Nord- versus Süddeutschland. ;)
 
hallo schrieb:
Es ging also schon auch sehr darum, dass man sich in der Schweiz mal klar gegen die EU abgrenzt?

Könnte ich mir durchaus vorstellen, ja. Die Schweiz ist seit "Ewigkeiten" ein neutrales Land, und sie haben sich durch Nicht-Beitritt und Nicht-Euro schon mal klar abgegrenzt. Dass eine Zusammenarbeit mit der EU trotzdem möglich ist - und sein sollte (die EU soll sich mal nicht so haben, die hat ihre eigenen Verträge auch schon gebrochen) - steht für mich ausser Frage.

Ich denke, dass die Schweiz hier mit (gutem?) Beispiel vorangeht, auch für Menschen anderer EU-Länder. Es geht weniger um Zusammenarbeit oder nicht, es geht nicht um Europa-Gefühl oder nicht. Es ist in erster Linie diese Ohnmacht, den Bestimmungen aus Brüssel ausgeliefert zu sein. Und die EU nimmt den Ländern immer mehr Souveränität weg, reisst immer mehr Entscheidungshoheit an sich. Die Schweizer haben abgestimmt, dass sie selbstbestimmt entscheiden wollen, und ihre Regierung wird das möglichst zufriedenstellend für alle Beteiligten umsetzen. M.E. haben sie damit ein Zeichen gesetzt, dass man die EU auch mal in ihre Schranken weisen muss, und nicht blind und taub und permanent "ja-sagend" hinter den Obrigkeiten her zu dackeln.

Das Europa, das wir jetzt haben, ist nicht das Europa, das ich mir vorstelle und haben möchte. Ich denke, ich bin bei weitem nicht die einzige. Und die Rechten - die sind weiter auf dem Vormarsch, weil genau diese Parteien es sind, die die sich um die kleinen Leute kümmern. Die Grossparteien sind schon viel zu abgehoben, und von der österr. Regierung wird man eh nur verraten und verkauft. Der Stachel sitzt tief, nicht nur in der Schweiz. "Die" regieren völlig an den Menschen vorbei, und wenn sich nichts ändert, dann wirds halt irgendwann krachen.

LP
 
Zuletzt bearbeitet:
Nunja, eine türkischstämmige Frau mit Kopftuch, die (in der Schweiz) perfekt schweizerdeutsch spricht, würde ich als besser integriert bezeichnen als eine türkischstämmige Frau (in Deutschland), die weder den dortigen Dialekt noch hochdeutsch beherrscht.
Integration fängt schon beim Erlernen der (einheimischen) Sprache an - und das ist ein Punkt, der in Deutschland sträflich vernachlässigt wird.

In welchem Land, (Schweiz oder Deutschland) das erlernen der Landessprache mehr gefördert wird kann ich nicht sagen.

Das liegt aber doch an den Zuwanderern selbst ob sie Angebote annehmen, bereit sind, die Landessprache lernen, sich integrieren wollen.
 
Es sind die Kleinigkeiten, wie z.B. eine Tür aufhalten. Genau. Das "Tür aufhalten" für jemanden, der nach einem durch die Tür möchte, ist für die Schweizer selbstverständlich und sie empfinden es als sehr unhöflich, wenn vor ihnen ein Deutscher durch die Tür geht und sich - wie fast immer - nicht umdreht oder ihn überhaupt nicht wahrnimmt und die Tür zuklappen lässt. Er selber hält noch die Tür auf, wenn der andere 10 m davon entfernt ist.:D

Also, das wird hier tatsächlich als unhöflich taxiert, wenn es nicht gemacht wird. Allerdings tun dies hier auch nicht alle Schweizer. Nö, irgendwie scheint das ausser Mode zu geraten.
 
Urajup schrieb:
Es sind die Kleinigkeiten, wie z.B. eine Tür aufhalten. Genau. Das "Tür aufhalten" für jemanden, der nach einem durch die Tür möchte, ist für die Schweizer selbstverständlich und sie empfinden es als sehr unhöflich, wenn vor ihnen ein Deutscher durch die Tür geht und sich - wie fast immer - nicht umdreht oder ihn überhaupt nicht wahrnimmt und die Tür zuklappen lässt. Er selber hält noch die Tür auf, wenn der andere 10 m davon entfernt ist.

Ich formulier's um... In Österreich gilt es als höflich, den Nachkommenden zu bemerken und ihm die Tür aufzuhalten, wobei 10m könnten da ein bisschen übertrieben sein. ;) Aber alle sind es wohl auch nicht.

LP
 
Könnte ich mir durchaus vorstellen, ja. Die Schweiz ist seit "Ewigkeiten" ein neutrales Land, und sie haben sich durch Nicht-Beitritt und Nicht-Euro schon mal klar abgegrenzt. Dass eine Zusammenarbeit mit der EU trotzdem möglich ist - und sein sollte (die EU soll sich mal nicht so haben, die hat ihre eigenen Verträge auch schon gebrochen) - steht für mich ausser Frage.

Ich denke, dass die Schweiz hier mit (gutem?) Beispiel vorangeht, auch für Menschen anderer EU-Länder. Es geht weniger um Zusammenarbeit oder nicht, es geht nicht um Europa-Gefühl oder nicht. Es ist in erster Linie diese Ohnmacht, den Bestimmungen aus Brüssel ausgeliefert zu sein. Und die EU nimmt den Ländern immer mehr Souveränität weg, reisst immer mehr Entscheidungshoheit an sich. Die Schweizer haben abgestimmt, dass sie selbstbestimmt entscheiden wollen, und ihre Regierung wird das möglichst zufriedenstellend für alle Beteiligten umsetzen. M.E. haben sie damit ein Zeichen gesetzt, dass man die EU auch mal in ihre Schranken weisen muss, und nicht blind und taub und permanent "ja-sagend" hinter den Obrigkeiten her zu dackeln.

Das Europa, das wir jetzt haben, ist nicht das Europa, das ich mir vorstelle und haben möchte. Ich denke, ich bin bei weitem nicht die einzige. Und die Rechten - die sind weiter auf dem Vormarsch, weil genau diese Parteien es sind, die die sich um die kleinen Leute kümmern. Die Grossparteien sind schon viel zu abgehoben, und von der österr. Regierung wird man eh nur verraten und verkauft. Der Stachel sitzt tief, nicht nur in der Schweiz. "Die" regieren völlig an den Menschen vorbei, und wenn sich nichts ändert, dann wirds halt irgendwann krachen.

LP

Ja ... Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
 
In welchem Land, (Schweiz oder Deutschland) das erlernen der Landessprache mehr gefördert wird kann ich nicht sagen.

Das liegt aber doch an den Zuwanderern selbst ob sie Angebote annehmen, bereit sind, die Landessprache lernen, sich integrieren wollen.

nein, soweit ich weiß, sind Sprachkurse in der Schweiz für Zuwanderer Pflicht - und in Deutschland dürfen z.B. Asylanten wohl nicht mal einen Deutschkurs besuchen, selbst, wenn sie wollen (wenn ich richtig informiert bin).
Wenn das jemand genauer weiß, darf er mich gerne korrigieren, weil ich gerne korrekt wissen möchte, wie das in den einzelnen Ländern geregelt ist.
 
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In Österreich ist Deutschkurs für Migranten offenbar Pflicht. Kann der Betroffene das nicht vorweisen, bekommt er Strafbescheid samt 250 Euro Bußgeld. Fragt sich nur, ob man damit die Leute nicht von vornherein kriminalisiert, wie soll jemand, der nix hat, 250 Euronen zahlen...

http://kurier.at/chronik/oesterreich/deutschtest-als-barriere-fuer-migranten/13.812.665

Und es gibt Schlupflöcher. Wenn ein Türke (vielleicht gilt das auch für andere, keine Ahnung) in Österreich um Asyl ansucht und während seines Aufenthalts eine Inländerin heiratet, Kinder bekommt, dann ist er offenbar von der Deutschlernpflicht zu befreien. Laut EU-Gericht. Gilt offenbar auch für Deutschland.

http://www.migazin.de/2012/04/24/eu-gericht-hebt-deutsch-lernpflicht-fur-turken-auf/

LP
 
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