Schulsystem erschafft Durchschnittsmenschen.

  • Ersteller Ersteller Farid
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Warum sagst du so etwas? Weil die Lehrer nicht ein Fach anbieten "soziale Skills"?
Es würde eh nichts bringen, wenn man dieses "Fach" genauso trocken aufbereitet, wie den Rest des Schulstoffs.
Es geht eher darum, wie die Lehrer mit den Schülern umgehen - und vor allem, wie sie mit weniger beliebten Schülern umgehen. In meiner Schullaufbahn hatte ich nicht nur einen Lehrer, der sich auf Kosten von schwachen Schülern vor den anderen Schülern belustigt hat.
Und damit hat er genau das Gegenteil getan als ein "soziales Miteinander" vorzuleben.

Man verbringt viel Zeit mit Gleichaltrigen, wird aber auch mit älteren Klassen konfrontiert (soziale Unterordnung) und mit jüngeren (soziale Überordnung).
und Schüler, die ein bisschen anders sind, werden sehr schnell auf den "unteren" Rängen landen, weil es kaum Lehrer gibt, die solch unsozialem Verhalten einen Riegel vorschieben. Habe ich oft genug gesehen und selbst erlebt.

Es ist wichtig für die, Grenzen, Hierarchien, Systeme zu erkennen und so weiter. Das hat beinhaltet, sich im Bus mal mit dem typischen "Aussenseiter" der Erstklässler zusammenzusetzen und mit ihm ein wenig zu reden und ihm zu erklären, was er anders (besser) machen könnte, das beinhaltet auch, einem großmäuligen Drittklässler mal ordentlich eins auf die Fresse zu geben oder ihn im Winter kopfüber in den Schnee zu stecken, wenn er nicht begreift, dass wir Autoritätspersonen für ihn zu sein haben - solche Dinge darf ein Lehrer nicht mehr machen. Wir älteren Schüler durften das, und wir taten es - und zwar nicht aus irgendeiner Geilheit auf Autorität heraus, sondern um den Kindern soziale Gesetze beizubringen, die man IMMER im Leben braucht.
Aha. Das findest Du also toll, Drittklässler kopfüber in den Schnee zu stecken. Wenn Ihr keine anderen Mittel kanntet, dann hattet Ihr meiner Meinung nach auch nicht die Autorität von der Du hier gerade sprichst.
Ein Mensch mit Autorität hat so etwas nämlich nicht nötig!
 
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Da würde ich die Gründe eher in den überholten Geschlechtervorstellungen des vorvorigen Jahrhunderts sehen, die noch weit bis ins letzte Jahrhundert hineingewirkt haben.
Männer wurden berühmt. Frauen, die etwas drauf hatten, versteckten sich lieber hinter ihrem Mann, denn fähige Frauen hatten es gesellschaftlich sehr schwer damals.


:thumbup::thumbup::thumbup:
 
Ahorn schrieb:
Es geht eher darum, wie die Lehrer mit den Schülern umgehen - und vor allem, wie sie mit weniger beliebten Schülern umgehen. In meiner Schullaufbahn hatte ich nicht nur einen Lehrer, der sich auf Kosten von schwachen Schülern vor den anderen Schülern belustigt hat.
Und da ist ein weiteres Problem; das gesamte Schulsystem anhand von Einzelanekdoten zu beurteilen. Bei uns gabs das in 8 Jahren nicht, dass sich Lehrer speziell auf Kosten der Aussenseiter "belustigt" haben - da haben immer alle unterm Strich gleich ihr Fett wegbekommen. Nur, weil du irgendwas erlebt hast, heißt das nicht, dass das ganze Schulsystem so ist.
Ahorn schrieb:
und Schüler, die ein bisschen anders sind, werden sehr schnell auf den "unteren" Rängen landen, weil es kaum Lehrer gibt, die solch unsozialem Verhalten einen Riegel vorschieben. Habe ich oft genug gesehen und selbst erlebt.
Nochmal: Das ist auch nicht die Aufgabe des Lehrers. Zwar glauben das immer noch ein paar Lustige, aber mal ehrlich; wenn bei uns in der Klasse jemand gemobbt wurde und ein Lehrer schritt ein (und das kam durchaus vor), dann schlug das nur noch eine tiefere Kerbe und entfremdete den Aussenseiter noch weiter vom Rest - nämlich auch von den Schülern, die mit der Mobbing-Sache nichts zu tun haben. Mobbing ist ein Problem, aber ein Lehrer kann dem keinen "Riegel vorschieben". Er kann - und soll - ganz krasse Ausschreitungen (tätliche Übergriffe) verhindern und bestrafen, aber er kann das Problem in 99% der Fälle nicht lösen, weil er ein Aussenseiter ist - er hat schlichtweg keine Ahnung. Bei uns wurde das Mobbign nach Einschreiten der Lehrer manchmal auch noch schlimmer - oder einfach nur subtiler.
Ahorn schrieb:
Aha. Das findest Du also toll, Drittklässler kopfüber in den Schnee zu stecken. Wenn Ihr keine anderen Mittel kanntet, dann hattet Ihr meiner Meinung nach auch nicht die Autorität von der Du hier gerade sprichst.
Ein Mensch mit Autorität hat so etwas nämlich nicht nötig!
Nein, hatten wir auch nicht. Genau das ist ja meine Aussage, und genau das ist ja das Problem: Fehlender Respekt vor Autorität. Als wir in der ersten waren, hatten wir vor den obersten Klassenstufen einen geradezu religiösen Respekt ... in Gegenwart der Abschlussklassenschüler durften wir nur sprechen, wenn wir gefragt wurden. Erst zwei Stufen unter der Abschlussklasse war es "akzeptabel", normale Gespräche mit den Schülern dieser Stufen zu führen - aber auch mit dem nötigen Respekt. Ein falscher Satz, ein falsches Wort? Hattest du schon eine Ohrfeige kleben. Das war eine soziale Ordnung, sehr strikt, auf Aussenseiter vielleicht archaisch wirkend, und sie funktionierte. Diese Ordnung hatte sich bis zum Zeitpunkt, als ich in der Abschlussklasse war, beinahe komplett aufgelöst. Wir haben die Umstände dann verändert und schrittweise wieder eingeführt - und mussten daher teilweise härter durchgreifen als die Ältesten in unseren jungen Zeiten. Am Ende des Abschlussjahres war die letzte Reihe des Busses jeden Tag (an dem wir den Bus benutzten) frei, egal wie gerammelt voll der Bus war. Das war Respekt.

Leider weiß ich, was für jämmerliche Waschlappen die Leute in den Klassen nach uns sind, daher glaub ich, dass sich die Situation in Sachen sozialer Ordnung in meiner ehemaligen Schule weiter verschlimmert hat. Naja, nicht mehr mein Kaffee.
 
Dem stimme ich halb zu - halb deswegen, weil ich finde, dass ab einem gewissen Alter die Freunde und das soziale Umfeld die Eltern als den primären Erziehungsfaktor ablösen.

Absolut wichtig.....habs nicht erwähnt, weil selbstverständlich

Zur Selbständigkeit und Eigenverantwortung erziehen ist eben auch, loslassen, eigene Erfahrungen sammeln lassen.
 
Und da ist ein weiteres Problem; das gesamte Schulsystem anhand von Einzelanekdoten zu beurteilen. Bei uns gabs das in 8 Jahren nicht, dass sich Lehrer speziell auf Kosten der Aussenseiter "belustigt" haben
dann hast Du vielleicht Glück gehabt, allerdings wenn ich dann folgendes von Dir lese, klingt das nicht unbedingt nach sozialer Kompetenz seitens des Lehrpersonals:
- da haben immer alle unterm Strich gleich ihr Fett wegbekommen.

Sozial-Kompetente Lehrer verteilen bei keinem Schüler ihr Fett. Auch das habe ich erlebt - leider bei den wenigsten.

Nur, weil du irgendwas erlebt hast, heißt das nicht, dass das ganze Schulsystem so ist.
Das liegt auch nur daran, dass die Ausbildung der Lehrer die sozialen Kompetenzen derselben nicht unbedingt fördert.
Das heisst, wenn ein Lehrer diese von vorneherein mitbringt, haben die Schüler Glück. Wenn nicht, dann haben sie Pech.
Noch besser ist es, wenn der Direx diese Kompetenzen hat, weil er an der richtigen Stelle sitzt, auch die anderen Lehrer dazuzubringen, diese Kompetenzen zu entwickeln.

Nochmal: Das ist auch nicht die Aufgabe des Lehrers
Aber der älteren Schüler?
Ich finde das ziemlich anmaßend, wenn Kinder/Jugendliche meinen, sie dürften jüngere Kinder/Jugendliche maßregeln.

Zwar glauben das immer noch ein paar Lustige, aber mal ehrlich; wenn bei uns in der Klasse jemand gemobbt wurde und ein Lehrer schritt ein
da sollte der Lehrer dann den gemobbten Schüler mal zur Seite nehmen und ihm konstruktive Tipps geben, was er besser machen kann.
Und jenachdem, wie ein Lehrer es rüberbringt, kann er das Thema auch zum Klassenthema machen - doch dafür muss er selbst schon sehr kompetent in sozialen Fragen sein und auch die nötige Autorität ausstrahlen (ohne autoritär zu handeln).

Nein, hatten wir auch nicht. Genau das ist ja meine Aussage, und genau das ist ja das Problem: Fehlender Respekt vor Autorität.
Wenn Ihr Autorität gehabt hättet, dann hätte auch nicht der Respekt gefehlt.
Autorität ist eine Frage der Ausstrahlung und nicht des Alters.

Ein falscher Satz, ein falsches Wort? Hattest du schon eine Ohrfeige kleben
Und das findest Du in Ordnung? :confused:

Das war eine soziale Ordnung, sehr strikt, auf Aussenseiter vielleicht archaisch wirkend, und sie funktionierte.
Nur, weil etwas funktioniert, heisst das noch lange nicht, dass es auch gut ist.

Am Ende des Abschlussjahres war die letzte Reihe des Busses jeden Tag (an dem wir den Bus benutzten) frei, egal wie gerammelt voll der Bus war. Das war Respekt.
Oder Angst
 
Sorry, aber die jüngsten Lehrer sind durchschnittlich 30+, und das sind die einzigen, die beim Thema Mobbing auch nur irgendwas konstruktiv regeln können, weil bei denen die Schulzeit noch nicht so lange her ist.

Ein Lehrer, der 40 oder noch älter ist, weiß gar nix darübner, wie es heutzutage ist ein Kindzu sein, und dem kannst du das auch niemals beibringen - zumindest nicht so, dass die Kinder das ernstnehmen können. Gleiches gilt für Schulpsychologen und den ganzen anderen Schmonz.

Wenn Ihr Autorität gehabt hättet, dann hätte auch nicht der Respekt gefehlt. Autorität ist eine Frage der Ausstrahlung und nicht des Alters.
Ich wittere, dass bei dir die Schulzeit schon etwas länger her ist - zumindest lesen sich deine Beiträge so. Unter Jugendlichen im Alter von 10-15 gibt es eine Sache, die ganz oben steht: dazuzugehören. Und sich immer mehr aufführen wie die Älteren; und dazu gehört es auch, jegliche Autorität prinzipiell zu ignorieren oder in Frage zu stellen - je autoritärer der Lehrer, mit dem du dich anlegst, desto dicker sind deine Eier, das kommt gut bei den Kollegen. Körperliche Bestrafung gibts in unseren Schulen seitens der Lehrer nicht mehr - wahrscheinlich gut so. Das Problem ist, dass die Kinder das Lehrpersonal hingegen psychisch "bestrafen" konnten, wie sie wollten - wie bei unserem ehemaligen Zeichenlehrer, der einer der liebenswertesten und klügsten Menschen an der ganzen Schule war; aber bei den Unterstuflern gehts immer mehr darum, sich mit den Lehrern möglichst anzulegen, und da ist er mal ein gutes "Testobjekt" zum Einstieg. (wer interessiert sich schon für die Zeichennote?)
Für uns war das ein Problem, weil wir Oberstufler ihn sehr schätzten (er ließ einen in Zeichnen auch einfach mal entspannen, wenn man keinen Bock hatte, und sowas ist einem wichtig in den oberen Stufen) ... also haben wir denen, die ihm innerhalb der Schulzeit das Leben zur Hölle gemacht haben, außerhalb der Schulzeit das Leben zur Hölle gemacht. Irgendwann war dann Ruhe mit dieser causa - wer glaubte mit Prof. X schlittenfahren zu dürfen, kassierte an der Bushaltestelle von uns die Rechnung. Und wenn sie dann petzen gingen wurde ihnen schnell klar: Der Abbau der institutionellen Autorität der Lehrer, der den Schülern immer mehr Rechte gab und es immer schwerer machte, sie zu erziehen - dieser Abbau schützte zwar sie, wenn sie sich im Unterricht aufführten, aber er schützte auch uns, wenn wir dann wiederum mit ihnen Schlittenfahren durften. Und sobald sie das verstanden haben, haben sie aufgehört - und dabei eine wichtige Lektion gelernt. Und ja: In diesem Zusammenhang finde ich es angebracht, als älterer Schüler jüngere zu "maßregeln" - denn die Lehrer dürfen es schlichtweg nicht.

Wie gesagt; die Klassen, die nach uns kamen, waren leider ziemliche Würstchen, und ich glaube das ist mitunter der Grund, warum unser ehemaliger Zeichenlehrer vor zwei Jahren gekündigt hat und jetzt wieder seine eigene Kunst in einer Galerie in Wien ausstellt. Das freut mich auch irgendwie für ihn.

Ansonsten: Ja, ich finde diese strikte soziale Hierarchie an meiner ehemaligen Schule sehr in Ordnung. Sie diente keinem sinnvollen Zweck per se - ob die Kinder uns nun respektierten oder nicht war ja jetzt nicht von erheblicher Wichtigkeit - aber es bringt einem jungen Kind soziale Skills bei, die später wichtig sind. Kinder, die von den Eltern so laissez-faire mäßig erzogen wurden und denen nie klare Grenzen gesetzt wurden kommen in die Schule - und haben dort oft Probleme sich einzufügen. Wenn aber die Schule auch immer mehr laissez-faire wird - und durch den Abbau der Lehrerautorität passiert das - dann lernen sie auch dort nicht, wie man sich in ein System eingliedert. Der Aufprall am Boden kommt dann spätestens, wenn man sich am Arbeitsplatz in eine soziale Struktur mit Hierarchien eingliedern muss.
 
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Sorry, aber die jüngsten Lehrer sind durchschnittlich 30+, und das sind die einzigen, die beim Thema Mobbing auch nur irgendwas konstruktiv regeln können, weil bei denen die Schulzeit noch nicht so lange her ist.

Ein Lehrer, der 40 oder noch älter ist, weiß gar nix darübner, wie es heutzutage ist ein Kindzu sein, und dem kannst du das auch niemals beibringen - zumindest nicht so, dass die Kinder das ernstnehmen können.
Auch dieser Aussage widerspricht meiner Erfahrung. Bei uns waren es gerade die älteren Lehrer, die die nötige Autorität besaßen und effektiv etwas gegen Mobbing unternehmen konnten, weil sie auch die nötige Erfahrung als Lehrer besaßen.
Die meisten jungen Lehrer hat eh keiner ernst genommen. Ausser einen, weil dieser es von vorneherein geschafft hat, den Stoff so zu vermitteln, dass weder die guten Schüler sich gelangweilt haben, noch die schlechten Schüler auf der Strecke blieben und das haben wir Schüler ihm auch entsprechend honoriert.

Unter Jugendlichen im Alter von 10-15 gibt es eine Sache, die ganz oben steht: dazuzugehören
Glaubst Du, dass das früher anders war?
Natürlich wollte auch bei uns jeder dazugehören, dennoch gibt es so etwas wie natürliche Autorität, das gibt es sogar bei Lehrern und da wagt es dann auch kein Schüler gegen diese Lehrer zu agieren.
Das sind meistens Lehrer, die die Schüler ernst nehmen - und so wie sie die Schüler ernst nehmen, werden sie auch von den Schülern ernst genommen.

Und sich immer mehr aufführen wie die Älteren; und dazu gehört es auch, jegliche Autorität prinzipiell zu ignorieren oder in Frage zu stellen - je autoritärer der Lehrer
das ist dann aber keine echte Autorität, sondern nur eine aufgesetzte. Bei echten Autoritäten kommt man gar nicht auf die Idee, sich mit diesem Menschen anzulegen.

Kann es vielleicht sein, dass Du unter Autorität etwas anderes verstehst als ich? Nämlich: einen Menschen, der besonders viel Druck ausübt, besonders auf Regeln pocht und ganz stark auf Hierarchien wert legt? Ganz egal, ob er die nötige Reife und Ausstrahlung dazu hat?

Für mich ist ein solcher Mensch keine Autorität, sondern eine arme Sau, wenn er es nötig hat, sich hinter solchen Dingen zu verstecken, um so tun zu können, als wenn er Autorität besitzen würde.
Ich würde das eher Angstmache und Dogmatismus nennen.

Für mich bedeutet Autorität: ein Mensch, der so sehr mit sich selbst eins ist, dass andere Menschen freiwillig und gerne auf das hören, was er zu sagen hat, ganz ohne Druck, Schläge oder sonstige Sanktionen.
 
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