Schmoren in der Hölle? Das ist ein sehr drastisches Bild und es waren stets Kräfte in der Kirche, die dieses martialische Bild gepflegt haben. Glücklicher Weise gibt es aber auch recht früh Kirchenväter, wie Augustinus, die das Phänomen der Hölle, der Strafe und des Abfalls etwas differenzierter betrachtet haben. Um meine Meinung zu dieser Frage zu formulieren, möchte ich das in der Hölle Schmoren mit Strafe übersetzen - das also, was im Neuen Testament als Heulen und Zähneknirschen beschrieben wird. Gibt es also Strafe.
Ja, das glaube ich. Ich möchte aber gleich hinzufügen, dass ich überzeugt bin, dass diese irgendwie geartete Strafe nicht von außen auferlegt wird, sondern die Seele begibt sich selbst diesen bestrafenden Zustand. Wobei Strafe nicht der richtige Ausdruck ist. Es ist vielmehr ein sich zu triefst Schämen, ein Erschüttert sein über das eigene verblendete Handeln und in dieser Konsequenz ein sich Entziehen und Verkriechen in die letzte dunkelste Ecken. Angesichts der eigenen Taten und im Kontrast hierzu der Herrlichkeit und Reinheit Gottes, kann die Seele nur zwei Entscheidungen treffen. Entweder sie vertraut sich voll und ganz der Liebe und Barmherzigkeit Gottes an und lässt sicht in diese fallen (dazu braucht die Seele nicht nur Gottvertrauen sondern auch Selbstvertrauen, wie aber sie Gott verrauen können, wenn sie sich selber nicht trauen kann?) oder (das wäre die andere Entscheidung) sie entzieht sich der blendenden Reinheit Gottes und verkriecht sich dort hin, wo sie glaubt, dass sie das reine, beinahe blendende Licht Gottes nicht treffen kann, in die Dunkelheit, die Verlassenheit, die vermeidliche Gottesferne. Das macht sie aber, weil sie sich selbst nicht verzeihen kann. Sie ist somit Gerichteter aber auch ihr eigener Richter. Die Hölle ist in diesem Sinne kein Ort sondern ein Zustand der Verlassenheit und Gottferne, das Schmoren somit kein tatsächliches Brennen der Seele, sonder ein sich grämen und sich selbst nicht Vergebenkönnen.
Ein kurzer Nachtrag. Augustinus sagte mal (sinngemäß): wir werden uns wundern, wenn wir alles im Himmel antreffen. Wir werden uns ebenfalls wunder, wenn wir dort nicht antreffen. Am meisten werden wir uns aber wundern, dass wir dort sind
Didimus