Roth: Gut, das ist eine Vermutung. Herr Ministerpräsident, der französische Außenminister Kouchner hat viele Sorgen geäußert in den letzten Tagen als Minister der Ratspräsidentschaft. Er hat auch die Sorge geäußert, dass der nächste Konfliktherd in der Ukraine beginnt, nämlich um die Krim, und zwar um die Stadt Sewastopol. Ist die Krim das nächste Ziel? Der Sitz der Schwarzmeerflotte?
Putin: Sie sagten: das nächste Ziel. Aber wir hatten auch hier kein nächstes Ziel. Es ist nach meiner Meinung deshalb nicht korrekt, von irgendeinem nächsten Ziel zu sprechen. Das ist Thema Eins. Wenn Sie mir gestatten zu antworten, dann werden Sie zufrieden sein.
Die Krim ist kein umstrittenes Territorium. Dort hat es keinen ethnischen Konflikt gegeben, im Unterschied zum Konflikt zwischen Südossetien und Georgien. Russland hat längst die jetzigen Grenzen der heutigen Ukraine anerkannt. Im Großen und Ganzen haben wir eigentlich die Verhandlungen um die Grenze abgeschlossen. Es geht lediglich um die Demarkation, also um rein technische Dinge.
Die Frage über derartige Ziele Russlands birgt meines Erachtens einen provokativen Sinn in sich. Innerhalb der Gesellschaft auf der Krim verlaufen zu komplizierte Prozesse: Das Problem der Krimtataren, der ukrainischen, russischen und überhaupt der slawischen Bevölkerung - dies ist jedoch ein innerpolitisches Problem der Ukraine selbst. Mit der Ukraine haben wir einen Vertrag über den Aufenthalt unserer Flotte in Sewastopol bis 2017. Wir werden uns von diesem Vertrag leiten lassen.