Religion - Opium für´s Volk ???

Marc Aurel schrieb:
Wenn ich mich nicht irre, war das ein Postulat von Karl Marx
ein beliebter irrtum, marc ... der ausspruch stammt vom philosophen ludwig feuerbach, auf dessen werk marx etliche seiner thesen aufbaute.

alles liebe, jake
 
Werbung:
hallo namo!
Weder weiß Herr Woitila um diese Dinge noch sonst ein christlicher Theologe, der an einer Universität lehrt. Sie haben aber auch nie danach gesucht - wie es Jesus im Thomas Evangelium nachhaltig empfahl.
Ich habe keine Ahnung, was Karol Woytila weiß - er ist aber auch kein Theologe, der an einer Universität lehrt. Dass kein christlicher Theologe um diese Dinge weiß, ist eine Behauptung... ich gehe sogar weiter und behaupte meinerseits, dass die größte Zahl der christlichen Theologen um diese Dinge weiß ... in unterschiedlicher Tiefe ... und dass es etliche sogar zum Inhalt von Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekten machen. Ich habe mal ganz wahllos einiges aus der aktuellen Arbeit von theologischen Instituten in Graz und in Hamburg rauskopiert und füge das hier als Attachment bei - wer nachlesen möchte, mit welchen Inhalten theologische Forschung sich heute so befasst, möge da nachlesen und möglicherweise ein Vorurteil revidieren.

Ich habe selber seinerzeit - vor Jahrzehnten - eine katechetische Ausbildung erhalten, habe allerdings nur kurz unterrichtet und es bald aus verschiedenen Motiven aufgegeben, darunter auch aus konkreter Kirchenerfahrung. Jedenfalls wussten bei mir selbst die Hauptschüler, dass die 10 Gebote nicht von einem Steinmetz-Gott am Sinai in Tafeln gemeißelt wurden, sondern dass es sich um ein Vertragswerk handelte, das den Vasallenverträgen entsprach, wie sie Stammeskönige im Vorderen Orient mit vazierenden Völkern abzuschließen pflegten, die sich unter ihren Schutz stellen wollten ... das Märchen (im allerbesten Sinn einer literarischen Gattung, nicht als Lügengeschichte) vom Bündnis Gottes mit seinem Volk, verständlich nicht als Statement mit Sitz im heutigen Leben, sondern nur aus den Frage-Antwort-Relationen, die den Kontext der Pentateuch-Texte bilden.

Meine Schüler lernten, wie ich es gelernt hatte, dass die Sintflut-Erzählungen des Alten Testaments im Gilgamesch-Epos ihre literarische Vorlage hatten. Dass das Buch Genesis überhaupt erst ca. 400 Jahre nach dem Hauptteil des Pentateuch in der "Babylonischen Gefangenschaft" entstanden ist, unter den Einflüssen des Zweistromlandes steht und als Versuch einer Festschreibung von Identität in der Fremde gelten kann.

Und dergleichen mehr ... im Detail sind mir zum Beispiel die indischen Wurzeln der vorderorientalischen Religionen neu, wie du sie beschreibst, Namo. Ich lese es mit großem Interesse. Dass jedoch praktisch alles, was in den Schriften des Alten und des Neuen Testaments vorliegt, von der Theologie nicht in abgeschotteter Ängstlichkeit und intellektueller Inzucht versperrt wird, sondern im Gegenteil weltweit einer großen Vielfalt textkritischer, synoptischer, religionssoziologischer und was auch immer für Untersuchungen unterzogen wird, lässt sich in den Vorlesungsverzeichnissen der Universitäten ablesen. Die interkonfessionelle Forschung ist längst geübte Praxis geworden, und auch die interkonfessionelle Praxis nimmt interessante Formen an. Wir haben hier in Graz einen indischen Priester, der - sehr zum Befremden der Multi-Kulti-Gemeinde, der er vorsteht - immer wieder Elemente seiner spirituellen Herkunft einbaut. Wir haben im Süden von Graz, in Kalsdorf, einen katholischen Pfarrer, der sich selbst (auch) als Hindu bezeichnet und beides lebt. Begeistert sind seine Kollegen und Oberen nicht, und bei den Leuten findet er auch wenig Verständnis, aber er ist, wie er ist :)

In Graz fand 2003 die Kalachakra statt, der hochoffiziell die kirchlichen Würdenträger ihre Reverenz erwiesen und an der tausende teilnahmen, die durchaus (auch) christlich inkulturiert sind. In Graz fand 2004 im Rahmen der "Europäischen Kulturhauptstadt" die "Interreligiöse Konferenz" statt, bei der vom Fernen Osten bis zum Nahen Rom eine große Vielfalt einen Dialog jenseits von Rechthaberei und Machtansprüchen führte.

Der Missbrauch der heiligen Schriften zur Durchsetzung von Machtinteressen (das ist ja z.B. auch der chinesischen Tradition nicht fremd...) ist unbestreitbar vorhanden. Sie lassen sich durchaus auf diese Weise plündern. Wie ja auch Karl Marx wohl kaum das stalinistische Russland als optimales Ziel seiner Träume vorgeschwebt sein dürfte. Dass es unheilige Allianzen zwischen religiösen und säkularen Machtinteressen immer gegeben hat und immer geben wird, liegt nahe.

Umso mehr ist es mir ein Anliegen, differenziert hinzuschauen und nicht in einem Aufwaschen mit berechtigter Kritik auch gleich alles Bemühen wegzuwischen, das Menschen jeglicher Spiritualität in Achtsamkeit gegenüber ihren Quellen und in Offenheit gegenüber dem Herkommen anderer als Friedensarbeit leisten. Um an den Anfang zurückzukommen: Viele Theolog/innen - aber auch viele "einfache Menschen" - wissen um diese Dinge.

Alles Liebe, Jake
 
jake schrieb:
hallo namo!

Ich habe keine Ahnung, was Karol Woytila weiß - er ist aber auch kein Theologe, der an einer Universität lehrt. Dass kein christlicher Theologe um diese Dinge weiß, ist eine Behauptung... ich gehe sogar weiter und behaupte meinerseits, dass die größte Zahl der christlichen Theologen um diese Dinge weiß ...Viele Theolog/innen - aber auch viele "einfache Menschen" - wissen um diese Dinge.
Hi Jake,

Danke für Deine wie immer exzellent wasserdichte Argumentation. Ich will mit Dir nicht streiten. Ich möchte aber ein paar Sätze sagen, die für mich von Bedeutung sind.

Es gibt die Ebene der Wissenschaft und es gibt die Ebene der Theologie. Es gibt die Ebene der Politik. Es gibt die Wissenschaftspolitik und die Theologiepolitik. Wissenschaft ist eine Methode und Theologie ist die Wissenschaft von Gott. Wenn Du über Dinge redest, oder über das Wissen vom Volk, dann ist das Politik. Politik interessiert mich nicht.

In der Zeit, als ich in de.sci.theologie mit evangelischen Theologen und katholischen Theologen diskutierte - ich schrieb dort über 1000 Artikel über spezifische 'Dinge' aus der Bibel und ihre symbolische spirituelle Bedeutung, über ihren astrologischen Ursprung, habe ich nicht einen einzigen Theologen erlebt, der überhaupt bereit war Argumenten zuzuhören, welche ich auch ausführlich in verschiedenen Seiten im IN publiziert habe:

http://doormann.tripod.com/paulus.htm
http://doormann.tripod.com/dilmun1.htm
http://doormann.tripod.com/tom01.htm
http://doormann.tripod.com/hemyam.htm
http://doormann.tripod.com/tomkorr.htm
http://doormann.tripod.com/ms_yk.htm
http://doormann.tripod.com/cremyth.htm
http://doormann.tripod.com/gil23.htm
http://doormann.tripod.com/passah.htm
http://doormann.tripod.com/jenseits.htm
http://doormann.tripod.com/tragik.htm
http://doormann.tripod.com/astrobib.htm
http://doormann.tripod.com/hammur.htm
http://doormann.tripod.com/hebrew0.htm
http://doormann.tripod.com/pass1.htm
http://doormann.tripod.com/asssky.htm
http://doormann.tripod.com/judastr0.htm
http://doormann.tripod.com/slavery.htm
http://doormann.tripod.com/manuslaw.txt
http://doormann.tripod.com/the0.htm
http://doormann.tripod.com/the4.htm
http://doormann.tripod.com/sargon01.htm

Wenn Deine Erfahrung eine andere ist, dann freut mich das.

Ich möchte Dir ein Beispiel geben, das erkennen läßt, daß es so nicht im Lehrplan der Theologen vorkommt:

Seit längerer Zeit wissen alle Menschen, daß die Menschen aus der Bibel, die Adam und Eva genannt wurden, nackt waren. Niemand der Theologen seit 2000 Jahren frug danach, warum sie nackt waren. Aber daß damit eine Urschuld auf den Menschen lasten soll, daß wird heute noch gelehrt.

Daß es eine Geschichte sein könnte, in der es um Sexualität geht, dürfen Christen nicht denken, aber viele der Christen praktizieren selbst Sexualität und wissen, wie das geht. Die anderen wissen es aus dem Sexualkunde-Unterricht: Es geht um die Freude zwischen Frau und Mann, und um das Leben zu erhalten, etwas, das wie ein Baum aussieht wird mitten in etwas gesteckt, daß wie ein Garten aussieht. Der 'Baum' bereitet Freude, wann man ihn ansieht und für die Frau ist er eine Lust für die Augen. Während des Prozesses wächst der 'Baum', ein kreisrundes Loch umfaßt etwas, etwas berstet und schießt schnell heraus. Etwas bewegt sich nach vorn und es endet mit einer Erschlaffung - der 'Garten ist bewässert durch einen fließenden Strom' - dem 'Wasser des Lebens'.

In der Genesis lesen wir:

========================================================
"Gott hatte einen 'Garten der Freude' wachsen lassen für Das Leben. Jeder Baum darin ist erfreulich anzusehen, ein gutes Mittel zum Leben; auch der 'Baum des Lebens' in der Mitte im 'Garten der Freude' und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Gott nahm die 'Form des Lebens' und steckte sie in den 'Garten der Freude' um es zu schmücken und zu erhalten. Gott gab dieser 'Form des Lebens' folgende Aufgabe: 'Du kannst dich von jedem Baum in Garten der Freude ernähren, aber wenn Du verlangst nach dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, wirst Du - als Form dieses geschlechtlichen Lebens - sterben. Die Schlange sagte zur Frau: "Du wirst nicht sterben; Gott weiß, daß Du an dem Tage, an dem Du dich von dem 'Baum in der Mitte des Gartens der Freude' ernährst, Dir die Augen geöffnet werden und Du wirst sein wie Gott selbst, erkennend das Gute und das Böse." Die Frau sah, daß der Baum des Lebens ein gutes Mittel für das Leben war und daß er eine Lust war für die Augen und daß der Baum das Verlangen nach Weisheit erweckte und sie kostete von den Früchten des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse und teilte sich die Früchte mit ihrem Mann. Im Garten der Freude strömt ein Fluss, der ihn begießt. Er besteht aus vier Phasen:

Die erste heißt Pishon, was Wachsen, Zunehmen, Vergrößern, Anwachsen bedeutet.

Dann wird ein kreisrundes Loch (Havilah) 'umfaßt' (cabab).

In der zweiten Phase berstet etwas (Gihon), das

in der dritten Phase schnell heraus schießt (Chiddqel) und

sich nach vorn (qidmah) 'bewegt' (halak) um 'einen Schritt' (Ashshuwr), um dann

in der vierten Phase zu 'erschlaffen' oder zu 'zerbrechen'. (per-awth=Euphrat).
==========================================================

Jeder kann die Bedeutungen der in Klammern gesetzten Hebräischen Wörter aus der Genesis in z.B. dem Strong Hebrew Dictionary nachschlagen, aus dem ich sie auch entnommen habe.

Welcher Theologe kennt diese Bedeutung? (Nenne gerne Namen und Universität).

Welcher Theologe kennt dazu noch die Hinduistischen Symbole von Shiva und seiner Frau, der auf dem Berge Kailash sitzt in ewiger tantrischer Meditation und von dem auch vier Ströme entspringen?

Welcher Theologe lehrt, daß diese Symbolik das sexuelle Leben mit seinem Gott YHWH ('Ich bin das Leben' = 'Y chavvah') ebenso seinen Platz in dieser Welt einräumt (!), wie das Erkennen der eigenen Göttlichkeit als Seele eben durch diese Sexualität?

Es ist nur ein Beispiel aus der Wissenschaft von Gott, der Theologie - das mit dem Erkennen - und dem Erkennen von Zusammenhängen - zu tun hat und auch, wenn es moderne Theologen gibt, wie z.B. Prof. Lüdemann - die spirituelle Bedeutung der biblischen Mythen, werden m.W. nicht gelehrt, noch die spirituelle Bedeutung des Thomas Evangeliums.

Morton Smith hatte einen Brief von Clement, dem Kirchenpappi aus Alexandrien gefunden. Darin gibt Clement zu, daß er am Markus Evangelium manipuliert hat. Die Osiris Geschichte war in dem Markus Evangelium unglücklicherweise so adaptiert worden, dass man darin eine Homosexualität des Jesus vermuten könnte, weil er mit einem Jüngling die Nacht verbracht hatte. Statt diese als La-zarus <=> El Osiris Episode zum Erkennen zu nutzen, die Evangelien als spirituelle Symbole (!) zu sehen, behaupten Theologen Smith selbst hätte diesen Brief gefälscht (Ich habe gerade einen Artikel von Yuri Kuchinsky übersetzt, in dem er zeigt, daß Smith gar nicht ein Fälscher des Briefes gewesen sein konnte). Dass mag die Qualität zeigen, die Theologen unserer Zeit auszeichnet, in ihrer spirituellen Armut.

Das Christentum, begründet von Paulus war ein Irrtum. Da hilft es auch nicht wenn sie wie Pattex an jeder neuen Lehre und Erkenntnis backen, um sie in ihr schwarzes Loch zu verderben als Masse der irdischen Macht oder als Sekte diskreditieren.

Außer den Theologen um Prof. Lüdemann, der gezeigt hat, dass die Evangelien keinen historischen Beleg haben, daß es also nicht den historischen Jesus aus den Evangelien gegeben hat, sind mir nur christliche Theologen bekannt, die an ihrem historischen Jesus hängen, der nie sozial war, außer, daß er einmal einem Gastwirt Geld gab für einen kranken Samariter.

Das Gebot, daß man einem Menschen das Auge ausschlagen soll, wenn er einem anderen ein Auge ausgeschagen hat und dasselbe mit einem Zahn, ist ein Gebot, das in Stein gehauen heute im Louvre in Paris zu lesen ist.

Theologen geben vor zu wissen, wann Moses gelebt hat. Dabei ist die Vita von Moses, der Legende des Sargon von Akkad plagiiert, einschließlich seiner Reise in die Berge.

Nicht ein christlicher Theologe distanziert sich von den Plagiaten, die bereits von den Rechtsgelehrten der Torah als 'Gottes Wort' geclaimt wurden.

Ich kenne nur einen Priester, der diesen Betrug erkannt hat und sich distanziert hat; er ist mein Jahrgang und ist mit 59 (!) aus der Römisch Katholischen Kirche (RKK) ausgetreten.

Nochmal. Politik interessiert mich nicht. Ich denke, hinter den Mythen aus dem Pentateuch, aus der Torah, sind wunderbare spirituelle Prinzipien zu erkennen, die auch erkennen lassen, daß ihre Urheber - welcher Herkunft auch immer - spirituelle innere Gotteserkenntnis hatten. Diesen gilt mein Interesse. Sie wird in den Figuren als Personen symbolisiert durch ihren Charakter und ihre Handlungen. Es soll zeigen, daß es diese innere Gotteserkenntnis gibt, neben dem physischen Leben HWH, das auch Ägypten, Hagar oder Eva (Chavvah) ist und das Sterben (sich wandeln) muss zu Isra_El. Kirche und Theologen - auch im Judaismus - haben das m.W. nie gelehrt.

LG

Namo
 
eva, hava, chavvah. adam, adem...

amen.

wer geschichten mag, soll sie doch nehmen. aber niemand lässt sich auf die dauer gerne von anderen sagen, wie er oder sie leben soll.

weg mit der religion.
es lebe die anarchie!
 
erleuchtung


ist definitionssache. ist ansichtssache. leute, die einem jesus nachliefen. leute, die einen jesus umbringen wollten. leute wie ich, die einen jesus für einen bauernfänger halten. wenn leute ständig irgend einen hellinger oder sonst wen zitieren, wenn sie überhaupt jemanden zitieren, tut es mir einfach leid. denn sie sind meiner meinung nach nicht erleuchtet.

für mich ist einer erleuchtet, wenn er andere durchleuchtet. aber sobald er seine klauen ausstreckt und sie für "seine sache" gewinnen möchte, ist er ein bauernfänger. also alles andere als erleuchtet. ich halte nichts von leuten, die geld machen wollen mit ihrer "erleuchtung". da werde ich sehr sehr skeptisch. habe auch noch niemanden kennen gelernt, der sein geld nicht für macht genutzt hat.

und zu mir: ich bin zwar nicht erleuchtet, aber ich zitiere nicht. keine macht den kopierern (kopisten, kopismus)!

gruss
mina
 
hi namo!

ich will mit dir auch nicht streiten. und es ist ja wohl auch alles andere als ein streit, wenn wir unterschiedliches posten. du hast schon recht, es sind andere sichtweisen, meine und deine. und ich bekenne mich durchaus und gern zum politischen, als einer, der in der polis lebt und mit ihr und von ihr, und der gern auch gestaltend in ihr lebt. wissenschaft hat aber immer auch eine politische dimension, ob sie will oder nicht, und die theologie erst recht, bei der wir ja erlebt haben und erleben, welche unseligen kooperationen beide bereiche im vermeintlich gemeinsamen interesse eingehen.

darum erlaube ich mir, wissenschaftliches auch vom politischen her zu betrachten und politische anmerkungen dazu zu machen.

dass dein versuch, mit theologen zu diskutieren, nicht befriedigend ausgefallen ist, finde ich bedauerlich. scheint sich zu bestätigen, dass kastenangehörige mit nicht-kastenangehörigen ungern sprechen. ich erlebe das auch immer wieder mit physikern, wenn ich mit ihnen über chaostheorie oder systemtheorie sprechen möchte.

ich möchte hier einfach stehenlassen, was du so im allgemeinen und teilweise schroff apodiktisch zur überlieferungsgeschichte der bibelbücher und ihre politischen folgen schreibst ... letzten endes möchte ich ja auch den eindruck vermeiden, ich wäre hier im forum als der retter des christentums präsent. zum einen bin ich dafür nicht arrogant genug, zum anderen ist meine spiritualität schon lange nicht mehr mit der kirchlich-dogmatischen engführung kongruent.

dein sprachanalytisches theorem zur paradieseserzählung finde ich extrem spannend. ich wüsste sogar auch einen theologen, mit dem sich über solche sprachbilder höchst interessant diskutieren lässt, werde mich aber hüten, hier seinen namen zu posten. er ist eh schon offiziell ins letzte eck gestellt und lebt von seinen publikationen ... das allerdings gut. bei gelegenheit werde ich ihm das vorlesen, und ich kann mir sein lächeln dazu jetzt schon vorstellen.

dazu assoziationen (und ich bitte vorweg schon mal, dass sich jene leser, die hinsichtlich vokabeln mit erotischen inhalten empfindlich sind, sich nun ausblenden, es wird teilweise deftig). wobei ich davon ausgehe - auch als ein die astrologie erlernender -, dass die erotische sichtweise von phänomenen jeweils eine mögliche ausprägung eines archetyps bz. attraktors ist und dass auch hier ebenenwechsel stattfinden. ich kann die paradieseserzählung mit großem vergnügen und wohl auch mit spirituellem gewinn auch unter diesen erotischen aspekten lesen, würde es aber als beschränkung sehen, wenn ich es nur oder vorwiegend so lesen würde. ich mag die chaotische vielschichtigkeit von texten... :)

nun gut. kurzer exkurs vorweg... fast überall ist zu lesen, dass das wort "ficken" von irgendeiner althochdeutschen oder niederländischen wurzel stammt, die soviel wie "stoßen, reiben" bedeutet hätte. das war für mich immer eine völlig unbefriedigende, dem vorgang einfach nicht gerecht werdende ableitung. bis es mir wie schuppen von den augen fiel: ficus ist lateinisch die feige, und für das weibliche primäre geschlechtsorgan wird ja auch von literaten das bild der feige verwendet. das süße, saftige des ficus... das trifft es für mich weitaus eher. und es kommt noch besser: wenn ich analog zu ficus/ficken nun auch noch feige/feigeln hernehme, bin ich ganz schnell bei dem anderen, geflügelten verb, das mir vorher auch nie wirklich plausibel geworden ist. was hat der geschlechtsverkehr mit vögeln zu tun? abgesehen von der flatterhaftigkeit mancher partner/innen...

soweit erst mal zu sprachbildern. aber auch sehr ernste dinge gewinnen in der erotischen betrachtungsweise eine assoziative komponente, die ihnen in meinen augen zusätzliches gewicht gibt: ich denke zum beispiel an 9/11: es hatte wohl kaum phallischere symbole gegeben als die twin towers, mit denen das kapital den stamm seiner potenz an prominentester stelle in den mutterboden des kapitalistischsten aller länder gerammt hat. und nun werden diese türme vom phallischsten aller verkehrsmittel (u-boot mal außen vor) in grund und boden gef... das ist kein bild geschlechtlicher vereinigung in liebe, das ist homosexuelle gewalt. ganz drastisch formuliert: bin laden fickt george bush in den arsch. er gewinnt im wettstreit, wer den potenteren hat...

und dann die bilder aus den irakischen gefängnissen, diese nackten, entwürdigten, vergewaltigten männer ... strukturell gleiches mit strukturell gleichem vergolten ... die spirale dreht sich weiter.

ich hoffe, es ist völlig klar, dass ich damit weder schwule noch die homosexualität diskriminieren will... der aggressive, beleidigende charakter dieser bilder ergibt sich ja erst aus der innensicht einer kranken denkweise heraus...

gut. das war nun wirklich politisch. du siehst, was du auslöst, namo :)

alles liebe, jake
 
mina73 schrieb:
zitat von mir selbst. original. Wenn Leute ständig ... sonst wen zitieren, wenn sie überhaupt jemanden zitieren, tut es mir einfach leid. denn sie sind meiner meinung nach nicht erleuchtet. zu mir: ich zitiere nicht. keine macht den kopierern (kopisten, kopismus)! eva, hava, chavvah. adam, adem... amen. wer geschichten mag, soll sie doch nehmen. aber niemand lässt sich auf die dauer gerne von anderen sagen, wie er oder sie leben soll. weg mit der religion.es lebe die anarchie!

Mina
"Diese spirituellen Schaufenster-Bummler,
die faul danach fragen, 'Was kostet das? -
Oh - Ich schau mich nur um.'
Sie kommen mit hundert verschiedenen Punkten
und machen sie schlecht, Schatten ohne Wert.
Erschöpfung ist Liebe
und zwei Augen naß voller Tränen.
Aber sie gehen in den Laden,
und in diesem Laden geht ihr ganzes Leben
plötzlich in dem Moment an ihnen vorüber.
Wohin gehst Du? - "Nirgend wohin."
Was hattest Du zu essen? - "Nicht viel."
Auch wenn du nicht weißt, was du möchtest,
kauf irgendwas, damit Du ein Teil bist
von des Tauschens Strom.
Starte ein riesiges blödes Ding, wie Noah.
Was die Leute von Dir denken,
macht absolut keinen Unterschied aus."

(Mevlana Jelaluddin Rumi)

Mevlana Jelaluddin Rumi wurde geboren am 30. September 1207 n. Chr. in Wachsch in der Region Balch, Afghanistan. Sein Vater, Baha'eddin Walad war ein Mystiker(=> Fritz Meier, Baha-i Walad, Grundzüge seines Lebens und seiner Mystik. Acta Iranica III 14, E.J. Brill, Leiden 1989.) Er heiratete Gauhar Chatun und bekam 1226 seinen ersten Sohn Sultan Walad. 1228 ging er mit seinem Vater nach Konya. 1230 wird er Professor für Theologie. Im Januar 1231 stirbt sein Vater. Am Sonnabend den 28. November 1244 trifft er Schamseddin i Täbris, der ihm die spirituellen Welten zeigt, und der ihn nach dem Verschwinden veranlasst Gedichte zu schreiben. Schamseddin verläßt Mevlana am 14. März 1246 das erstemal. Mevlana scheibt Poesie: Divan-e-Shams (über 45000 Verse) in Persisch, das Mathnavi in 7 Büchern und 24660 Doppelversen und das Fihi ma Fihi, eine Einführung in die Metaphysik um 1256. Mevlana starb in Konya am Abend des 16. Dezembers 1273 n. Chr. im Alter von 66 Sonnenjahren oder 68 Mondjahren, wenige Tage nach einem Erdbeben.
 
für Eure Beiträge.

Ich lese sie mit so viel Vergnügen, mit gehen ein ums andere Mal die Augen auf und über...............nicht zuletzt durch Eure Betrachtungsweise gewinnen viele Texte für mich eine ganz neue Be-Deutung und ich verstehe so manches, was mir bisher unverständlich war.

Ihr habt keine Ahnung, was Ihr mir damit für Freude bereitet.
DANKE
Caitlinn
 
Werbung:
Namo schrieb:
"Diese spirituellen Schaufenster-Bummler,
die faul danach fragen, 'Was kostet das? -
Oh - Ich schau mich nur um.'
Sie kommen mit hundert verschiedenen Punkten
und machen sie schlecht, Schatten ohne Wert.
Erschöpfung ist Liebe
und zwei Augen naß voller Tränen.
Aber sie gehen in den Laden,
und in diesem Laden geht ihr ganzes Leben
plötzlich in dem Moment an ihnen vorüber.
Wohin gehst Du? - "Nirgend wohin."
Was hattest Du zu essen? - "Nicht viel."
Auch wenn du nicht weißt, was du möchtest,
kauf irgendwas, damit Du ein Teil bist
von des Tauschens Strom.
Starte ein riesiges blödes Ding, wie Noah.
Was die Leute von Dir denken,
macht absolut keinen Unterschied aus."

(Mevlana Jelaluddin Rumi)

Mevlana Jelaluddin Rumi wurde geboren am 30. September 1207 n. Chr. in Wachsch in der Region Balch, Afghanistan. Sein Vater, Baha'eddin Walad war ein Mystiker(=> Fritz Meier, Baha-i Walad, Grundzüge seines Lebens und seiner Mystik. Acta Iranica III 14, E.J. Brill, Leiden 1989.) Er heiratete Gauhar Chatun und bekam 1226 seinen ersten Sohn Sultan Walad. 1228 ging er mit seinem Vater nach Konya. 1230 wird er Professor für Theologie. Im Januar 1231 stirbt sein Vater. Am Sonnabend den 28. November 1244 trifft er Schamseddin i Täbris, der ihm die spirituellen Welten zeigt, und der ihn nach dem Verschwinden veranlasst Gedichte zu schreiben. Schamseddin verläßt Mevlana am 14. März 1246 das erstemal. Mevlana scheibt Poesie: Divan-e-Shams (über 45000 Verse) in Persisch, das Mathnavi in 7 Büchern und 24660 Doppelversen und das Fihi ma Fihi, eine Einführung in die Metaphysik um 1256. Mevlana starb in Konya am Abend des 16. Dezembers 1273 n. Chr. im Alter von 66 Sonnenjahren oder 68 Mondjahren, wenige Tage nach einem Erdbeben.


Namo, jetzt mal ganz ehrlich, .....bist Du ein Mensch, oder eine...................
................KO P I E R M A S C H I N E ????

Ich weiß es nicht..............................Juppi.......... :lachen:
 
Zurück
Oben