Betroffen bin ich schon und das kann ich dann nicht einfach abstreifen, denn es kann jederzeit meinen Sohn und meinen Mann treffen. Mit Rassismus und Vorurteilen dieser Gesellschaft leben wir sowieso und das kann keiner nachvollziehen, der es nicht erlebt hat.
Ich bin ja letztes Jahr wieder nach Schweden gezogen; und dieses Mal habe ich auch einen intensiven Sprachkurs besucht. Für mich war das relativ einfach, weil Schwedisch zu Deutsch und Englisch nicht so unähnlich ist - zumindest von der Schrift her... die Aussprache ist für mich immernoch gewöhnungsbedürftig. Für viele meiner Mitschüler war und ist das sehr schwierig, weil sie teilweise aus Ländern kommen, in denen die Schriftstprache auch ein anderes Alphabet beinhaltet. Für mich war der Kurs auch ziemlich locker, weil ich als EU-Bürger sowieso nur sehr schwer Probleme mit dem Migrationsverket, also der schwedischen Einwanderungsbehörde, bekommen kann. Einige meiner Mitschüler berichteten, dass das Migrationsverket von ihnen Zeugnisse u.ä. über den Fortschritt des Spracherwerbs verlangt, und, wenn das zu langsam geht, gibt es Ärger. Wie dam auch sei; alle, mit denen ich zu tun hatte, haben die Sprache so gut gelernt wie ich - obwohl das für sie eine weitaus größere Hürde war/ist.
Und nun kommt der Hammer: Zwei der drei Lehrer, die die Schwedischkurse betreut haben, die ich besuchte, kommen selbst NICHT aus Schweden, sondern ebenfalls aus einem Land, in dem auch die Schriftsprache vollkommen unterschiedlich ist. Einer der beiden ist sowieso ein Sprachgenie. Er hat in seinem Geburtsland als Englischlehrer gearbeitet, bevor er auszog. Als er nach Schweden kam brauchte er 3 Monate um die Grundlagenkurse zu bestehen und 8 weitere Monate um die Sprache verhandlungssicher zu beherschen. Sprachen lernen ist eines seiner Hobbies - er spricht 5 fließend. Aktuell bringt er sich Deutsch bei, weswegen er mich ab und zu immer wieder mal was dazu fragte (um dann belustigt festzustellen, dass das ja wie Schwedisch klingt). Mittlerweile lebt er sechs Jahre in Schweden und will bald seine Staatsbürgerschaft beantragen.
Der zweite hat schon in seinem Geburtsland etwas Schwedisch gelernt, als er in Betracht zog dahin zu ziehen. Hier angekommen hat er dann erst einmal mit seinen grundlegenden Kenntnissen der Sprache überlebt (wobei er aus heutiger Sicht sagt: "Ich hatte keine Ahnung von Grammatik und habe alles falsch gemacht - glücklicherweise haben mich die Leute trotzdem verstanden."). Dann machte er eine Ausbildung, die ihm die Feinheiten der schwedischen Sprache näher brachten, so dass er die jetzt auch verhandlungssicher beherrscht.
All diese Menschen wären nicht hier, wenn es nach dem Willen der AfD - bzw. dem schwedischen Pendant den SD, die leider auch hier an Macht gewinnen - ginge. All diese Menschen, mit denen ich in den letzten Monaten zu tun hatte, hätten nicht die Chancen bekommen, und hätten sie erst Recht nicht so nutzen können, wie sie es taten und tun. Unter anderem deswegen lehne ich Rechtspopulismus ab.
Für Leute, die unter Verarmungsangst leiden und glauben, dass die Sozialsysteme für Ausländer zu viel und für sie selbst zu wenig übrig hat, habe ich durchaus ein gewisses Verständnis. Abe4r diese Leute sollen sich dann mal anschaunen, was die AfD für Sozialpolitik betreiben würde. Unter Führung der AfD würden die Sozialleistungen - auch an Deutsche - nicht mehr werden, sondern NOCH WENIGER. Und, wenn ich Angst vor Kürzungen der Sozialleistungen hätte, würde ich eher Hasenköttel essen ehe ich eine Partei wähle, die das sowieso noch weiter kürzen würde. DAFÜR habe ich da immernoch KEIN Verständnis.