Gut, dann konvertiere ich mal deine Frage für dich ins korrekte Format:
Was ist die Ursache, dass es auf einmal so viele Rechte gibt?
Hier ist die Präsupposition in "auf einmal" bereits grob fehlerhaft. Als ob vorher nur wenige rechts gewesen seien und plötzlich mutieren viele zu rechten Monstern.
Nein, die rechte Monstrosität war und ist immer schon latent da. Das ist jetzt nicht meine Meinung, sondern belegt durch - sorry dass ich dir wieder damit komme - durch empirische Forschung.
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Studie legt rechtsextreme Einstellungen der Deutschen offen
Forscher beklagen "Flucht ins Autoritäre"
Muslime überfremden Deutschland, Juden "passen nicht zu uns", Sinti und Roma sind kriminell: Eine neue Autoritarismus-Studie der Universität Leipzig zeigt erschreckende Weltbilder der Deutschen – vor allem dort, wo es eigentlich wenig Vielfalt gibt.
Ausländerfeindlichkeit, Abwertung von Minderheiten, Antisemitismus: All dies stellt nach einer aktuellen Studie ein großes Problem in Deutschland dar. Manch rechtsextreme Tendenz habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, in anderen Bereichen schlügen Haltungen zunehmend in Gewalt und konkrete Handlungen um, warnen die Autoren.
Oliver Decker und Elmar Brähler leiten die "Leipziger Autoritarismus-Studie". Alle zwei Jahre befragen sie seit 2002 die deutsche Bevölkerung repräsentativ nach ihren autoritären und rechtsextremen Einstellungen - zuletzt im Mai und Juni 2018. Ausgewertet haben die Wissenschaftler der Universität Leipzig die Antworten von 1.918 West- und 498 Ostdeutschen.
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Also machen wir hier erst einmal einen kurzen Zwischenstopp und halten messerscharf fest: Es handelt sich nicht um irgendeine Studie, sondern um eine Langzeitstudie, die seit 17 Jahren läuft und also langfristige und hartnäckige Grundeinstellungen der Deutschen aufdeckt und keine Momentaufnahme. Weiter im Text:
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Die Ausländerfeindlichkeit hat laut Studie zuletzt wieder zugenommen und fast frühere Werte erreicht. 24,1 Prozent stimmten aktuell allen vorgelegten Aussagen gegen Ausländer zu. Bei älteren Erhebungen lag dieser Anteil allerdings auch schon bei mehr als 25 Prozent.
Ein Drittel sieht Deutschland derzeit "in einem gefährlichen Maß überfremdet". Das scheint meist jedoch weniger mit der Wirklichkeit zu tun haben: Denn je geringer der Migrantenanteil in einem Bundesland sei, desto größer das Gefühl der Überfremdung, erklärte Studienleiter Brähler. Einzige Ausnahme dieser Regel sei Bayern.
Die Studienautoren warnen zudem vor einer zunehmenden Abwertung bestimmter Gruppen: Muslime, Asylbewerber oder Sinti und Roma. In diesem Bereich äußern sich sogar Mehrheiten ablehnend und rechtsextrem. So fühlten sich rund 56 Prozent "durch die vielen Muslime als Fremde im eigenen Land". 44 Prozent wollen Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagen.
Vorurteile gegen Sinti und Roma
Ebenfalls eine Mehrheit von um die 60 Prozent hat nach eigenen Angaben Probleme mit Sinti und Roma in ihrer Umgebung. Vorurteile gegenüber dieser Minderheit finden ebenfalls große Zustimmung - was nicht zuletzt den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma alarmiert, der vor "antiziganistischer Hetze" warnt. Antisemitismus bleibt laut Studienleiter Decker ebenfalls ein großes Problem, vor allem, weil es eine wachsende Gewaltbereitschaft gebe.
Im Osten stimmen in den meisten Fragen deutlich mehr Menschen autoritären und rechtsextremen Meinungen zu als im Westen. Eine geschlossen rechtsextreme Einstellung haben in Ostdeutschland 8,5 Prozent der Menschen und 5,4 Prozent in Westdeutschland. Die Studienleiter erklären sich das vor allem mit sozialen Unterschieden und dem Wegzug vieler gut ausgebildeter Menschen.
Die Forscher machen verschiedene Faktoren aus, die rechtsextreme Haltungen begünstigen können:
etwa einen autoritären Charakter, das heißt die Neigung, sich Autoritäten zu unterwerfen und zugleich die Abwertung anderer durch diese zu fordern.
Rund 40 Prozent der Deutschen zeigten solche Merkmale. Auch eine fehlende Anerkennung als Person oder Bürger, der Bildungsgrad und Gewalterfahrung als Kind hätten Einfluss auf die eigene Einstellung, heißt es.
Bereits vor zwei Jahren hatte die Studie die AfD als neue politische Heimat für Rechtsextreme ausgemacht. Ihren Befund erneuerten die Autoren dieses Mal: Häufiger als Wähler anderer Parteien zeigten Wähler der AfD ausländerfeindliche oder antidemokratische Einstellungen.
https://www.domradio.de/themen/kirc...chtsextreme-einstellungen-der-deutschen-offen
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Mein Kommentar zum Eingefetteten: Vor rund 70 Jahren war bereits Theodor W. Adorno in seiner empirisch gerichteten Untersuchung "Studien zum autoritären Charakter" zu ganz ähnlichen Ergebnissen gekommen. Mit seiner berühmten
F-Skala wies er nach, dass Personen, die in der Sozialisationsphase eine autoritäre Charakterstruktur erworben hatten, eine dramatisch erhöhte Anfälligkeit für faschistische Ideologie aufwiesen. (Das erklärt übrigens auch das Ost/West-Gefälle in der Akzeptanz rechter Gedankenmuster).
Laut Adorno setzt sich der autoritäre Charakter aus zwei Komponenten zusammen: einer sadistischen und einer masochistischen. Oder volkstümlich: nach unten hin treten, nach oben katzbuckeln. Das einzige und dauerhafte Rezept gegen eine mögliche Wiederkehr des Faschismus ist es, dass wir endlich damit aufhören, unsere Kinder autoritär zu erziehen.
Der Spruch, den man des öfteren hört, "hat mir damals auch nicht geschadet", ist bereits ein Symptom der Schädigung.