"Rechtes Gedankengut nimmt zu"

Klar gibt es viel Positives, da Deutschland zu einem der reichsten Industrieländer gehört. Die Schweiz ist Heidi-, Schoko- und Uhren- Land, Deutschland steht für solide Handwerksarbeit, was die Touristen anzieht. Es sind sehr oberflächliche, stereotype Vorstellungen von für Touristen fremden Ländern und entspricht nun mal nicht dem tatsächlichen vollständigen Bild, was D ausmacht und ist. Frag mal orthodoxe Juden, die in Deutschland leben, die aufgrund ihrer äußerlichen Erkennbarkeit um ihre Sicherheit fürchten. Tagtäglich berichtet die jüdische Community von Übergriffen auf sie. Rechne das nun auf alle weiteren antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Übergriffe und Hetzereien hoch, dann ist Dein idyllisches Bild des braven, natürlich nationalstolzen Deutschen nicht mehr haltbar. Was sich die AfD leistet und deren Akzeptanz spricht Bände dagegen. Und sie sind es, die immer wieder selbst auf nationalsozialistische Vorstellungen zurückgreifen, denn genau darauf sind sie eben auch stolz. Sie schämen sich nicht dafür, ganz im Gegenteil!

Natürlich ist Deutschland nicht ideal, aber gerade im Vergleich ein ziemlich gutes Land. Und auch Toleranz gegenüber Ausländern und anderen Religionen betreffend: Welche Länder sind da besser?
 
Werbung:
Man kann stolz auf eien Lebensleistung sein. Man kann stolz auf das sein, was man geworden ist in seinem Leben (egal, ob das jettz die Persönlichkeitsentwicklung oder einer Professur ist).
Ein junger Mensch kann noch auf gar nichts stolz sein - er muss erst etwas schaffen, was für ihn eine Leistung darstellt.
Ich bin nicht stolz darauf, Deutsche zu sein - denn ich kann ja nichts dafür.
Ich kann nichts dazu, dass ich überhaupt geboren wurde.

Stolz zu sein auf die Leistung anderer - wozu? Ich bin schon stolz auf Ahnen - das geht bis zu den Urmenschen, wenn ich da etwas erkenne, was mir Bewunderung abnötigt.

Aber sonst - ist mir das Ganze sehr fremd....wie eine andere Kultur.

Ich bin auch nicht stolz Deutscher zu sein oder auf Deutschland. Es geht mir um zwei Punkte:

1. Stolz hat, wie schon gesagt, mit Identifikation zu tun. Und Identifikation geht weit über das eigene Ich und den eigenen Körper hinaus. Wenn Du z.B. sagst, Du könntest ja schlecht auf etwas stolz sein wofür Du nichts kannst - Leistungen anderer - dann müsste ja auch das mit den Ahnen flach fallen. Aber wenn Du Dich z.B. mit Deiner Familie und deren Geschichte identifizierst, kannst Du eben durchaus auch stolz darauf sein. Menschen können auf vieles stolz sein.

2. Es ist nicht nur sinnlos sondern m.A.n. kontraproduktiv anderen ihren Stolz ausreden zu wollen. Erstens mal weil es nicht funktioniert, zweitens ist das Druck der zu Gegendruck führt. In Deutschland hat gerade diese Verklemmung mit dem eigenen Land, ausgehend durch die Verbrechen der Nazis, bei vielen zu einem Wunsch geführt Stolz sein zu können. Würde das einfach akzeptiert könnte es sich ausagieren, aber wenn die ganze Zeit dagegen gehalten wird, und das ist ja weitgehend üblich weil die tieferen Zusammenhänge von den meisten nie verstanden wurden, dann führt das zu mehr "Streben nach Stolz". Und das kann tatsächlich sehr destruktiv sein.

Übrigens: Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland von den Siegermächten ganz anders behandelt als nach dem ersten Weltkrieg. Deutschland wurde nicht mehr gedemütigt und unterdrückt, sondern es wurde sehr viel dafür getan dass Deutschland wirtschaftlich wieder auf die Beine kommt und auch der Weg zurück in die Staatengemeinschaft wurde sehr schnell wieder ermöglicht. Warum? Weil verstanden wurde, dass ein gedemütigtes Volk gefährlich ist. Man kann sagen dass da echte Weisheit am Werk war. Wo aber war das anders? In Ostdeutschland. Wo ist das Streben nach Nationalstolz und wo sind Rechtsextreme am Stärksten? In Ostdeutschland.

Was nicht funktioniert ist Druck und Demütigung.
 
Was nicht funktioniert ist Druck und Demütigung.

Jeder Mensch, egal welcher Herkunft, hat ein Anrecht auf Würde. Die Kinder können nichts dafür, was ihre Großelterngeneration angerichtet hat. Ich verstehe das Bedürfnis, sich der eigenen Ahnenreihe irgendwie versöhnlich annähern zu wollen. Jeder Mensch fragt, woher er kommt und wohin er geht. Trotzdem kann sich z. B. das Kind eines Mörders nur dann mit diesem Elternteil identifizieren, wenn es dessen Handeln irgendwie situativ so begründet, dass es dies nachvollziehbar findet.

Nur sollte ein Kind stolz auf einen Mörder als Vorfahre sein, weil dieser vielleicht auch nette Eigenschaften zeigte? Sollte man einen solchen irrationalen Stolz wirklich gutheißen und fördern?
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht Nationalstolz hat Menschen in Kriege getrieben, sondern das Streben danach stolz sein zu können. Hitler selbst ist das beste Beispiel. Er hat den ersten Weltkrieg als Soldat mitgemacht und kam nicht damit klar, dass der Krieg verloren ging. Hitler privat war ebenfalls ein Gedemütigter, (bla, bla, bla)

Weißt du, Condemn, ich weigere mich jetzt einfach mal, mit dir weiter auf dieser küchenpsychologischen Ebene Zeit zu verplempern. Vielleicht noch zum Abschluss ein Zitat von Karl Ehlers, bevor du weiter deine Kompensations- Kurzfristigkeits- und Demütigungstheorie ausbreiten darfst.
------------
Statt der Frage nachzuspüren, wie die Dynamik des Nationalismus überwunden werden kann, wird Nationalismus schlicht umdefiniert: Künftig soll Nationalismus nicht mehr Nationalismus heißen, sondern "Patriotismus" oder als "Souveranität Europas" auf eine höhere Ebene verschoben werden.

https://kritisches-netzwerk.de/foru...tionalismus-zur-ersatzreligion-aufgebaut-wird
-------------

Guckt euch einfach an, wohin in der Geschichte der Menschheit Patriotismus führte. Immer letztlich in den Krieg. Was ist das für eine mystische Idee, auf die eigene Abstammung *stolz* zu sein? Letztlich so etwas wie Rassismus.

Deshalb gruselt es mich, wenn ich jemanden sagen höre: "Ich bin ein Patriot."
 
.............Nur sollte ein Kind stolz auf einen Mörder als Vorfahre sein, auch wenn dieser vielleicht auch nette Eigenschaften zeigte? Sollte man einen solchen irrationalen Stolz wirklich gutheißen und fördern?
Dieses Kind kann stolz sein - nicht auf seine Eltern, aber auf sich selber. Wenn ich "Ahne" sage, meine ich alle, die vor mir waren, das muss keine Verwandtschaft sein. Auf meine Eltern kann ich nicht stolz sein. Aber ich bin mittlerwele versöhnt damit, dass ich von ihnen abstamme.
In mir kann zum "Guten" werden, was von ihnen "Böses" ausging......
Ich gehöre der Menschheitsfamilie an.

Wir haben Fehler gemacht, glaube ich, indem wir (seit Jahrtausenden?) gefördert haben, worauf wir heute stolz sind: Abstammung, Status, Besitz - was auch immer.
Das wurde gefördert und heute haben wir den Salat.

Wer nichts von alledem hat (keine "gute" Abstammung, keinen Besitz, vielleicht nicht einmal Chancen auf Arbeit), wird leicht zum Spielball der Kräfte.
Die Führer des rechtsnationalen Gedankenguts, denen sind Menschen nicht wichtig, keiner von ihnen. Auch nicht der mit der rasierten Glatze und den Springerstiefeln. Die werden nur benutzt, im schlimmsten Fall als Kanonenfutter.
Ws die Führer wollen (und die muss man von den jugendlichen Springerstiefelträgern unterscheiden), das ist wichtig. Da muss man aufpassen. Die sind geschickt, klug, versiert, geschult.
Die glatzköpfigen Springerstiefelträger, mit denen muss man reden - und versuchen, ihnen das zu geben, woran es ihnen mangelt, dass sie auf solche Ideen kommen.....ich glaube, es mangelt ihnen an sich selber....sie haben keine Ahnung von sich, ihrem Potential, ihrer inneren Grösse....
 
Weißt du, Condemn, ich weigere mich jetzt einfach mal, mit dir weiter auf dieser küchenpsychologischen Ebene Zeit zu verplempern. Vielleicht noch zum Abschluss ein Zitat von Karl Ehlers, bevor du weiter deine Kompensations- Kurzfristigkeits- und Demütigungstheorie ausbreiten darfst.
------------
Statt der Frage nachzuspüren, wie die Dynamik des Nationalismus überwunden werden kann, wird Nationalismus schlicht umdefiniert: Künftig soll Nationalismus nicht mehr Nationalismus heißen, sondern "Patriotismus" oder als "Souveranität Europas" auf eine höhere Ebene verschoben werden.

https://kritisches-netzwerk.de/foru...tionalismus-zur-ersatzreligion-aufgebaut-wird
-------------

Guckt euch einfach an, wohin in der Geschichte der Menschheit Patriotismus führte. Immer letztlich in den Krieg. Was ist das für eine mystische Idee, auf die eigene Abstammung *stolz* zu sein? Letztlich so etwas wie Rassismus.

Deshalb gruselt es mich, wenn ich jemanden sagen höre: "Ich bin ein Patriot."

Das mit der Ersatzreligion gefällt mir. Ich habe einmal von einer Frau gelesen, die überzeugte Hitleranhängerin war (jetzt ist sie es nicht mehr). Sie sagt, im Rückblick, dass Hitler an die Stelle einer "Erlöserfigur" getreten sei. Kirche und Religion habe keine grosse Rolle mehr gespielt, da sei ein Vakuum gewesen, in das Hitler (heute ist es in Österreich Kurz) gestossen sei. Er sei angebetet worden, das Volk habe ihm weniger zugejubelt, als ihn angebetet (in einem tiefen Sinn).

Das könnte bedeuten, dass der Gesellschaft eine spitituelle (nicht kirchliche!) Dimension fehlt, die Menschen aber vielelicht brauchen.
Wir haben viele Ersatzreligionen heutzutage - das geht bis in die Nahrung hinein, Klimawandel ist dazu geworden (mit Greta als Erlöserfigur), usw. ....
 
Das klingt gut, sollte man einrahmen. :)
Ja, es bedeutet, niemand hat einen Grund zu verzagen.
Man kann zum Schöpfer seiner selbst werden - jeder.
Auch das Mörderkind.

Auch hier liegt wieder ein gesellschaftliches Problem zugrunde:
die Gruppe. Die Identifikation mit der Gruppe.
Wir lernen erst jetzt gaaaanz langsam, dass jeder von uns ein Individuum ist, seine Meinugn von sich die ausschlaggebende ist (nicht die anderer), dass man seinem Innersten vertrauen kann und soll......
Das wurde so lange vernachlässigt - woher soll es jetzt plötzlich kommen?
Die Rechtsradikalen von heute sind aus Versäumnissen von vorgestern entstanden.....
Heute werden wieder Dinge versäumt - die Folgen werden erst viel später spürbar sein....
 
Werbung:
Stolz ein Deutscher zu sein?
Ich kann nur darauf stolz sein, was ich selbst geleistet habe.
Als Deutscher geboren zu sein ist keine eigene Leistung.

Das sehe ich auch so, ich bin auch nur stolz auf Sachen die ich erreicht habe, geboren worden zu sein allerdings zählt für mich auch nicht dazu. Also Nationalstolz kenne ich nicht aber Traditionen also deutsche z.b sind mir schon wichtig, also sowas wie dass der Weihnachtsmarkt auch weiterhin so heissen darf oder eben das Negerkussbrötchen mit dem man wörtlich so aufwuchs.
 
Zurück
Oben