Hallo,
nachdem hier jetzt so schön um eine Kriegserklärung diskutiert wurde, würd's mich schon mal interessieren, ob die auch schon mal jemand gelesen hat? Und idealerweise vielleicht auch mal drüber nachgedacht, was in ihr steht und wogegen sie sich genau richtet?
Um mal ein bissel Niveau rein zu bringen, werde ich mal die Punkte, die in dieser Kriegserklärung kommentieren. Mal ganz nebenbei bemerkt, finde ich es unlogisch immer schön pazifistisch zu tun, und dann mit einer KRIEGserklärung daher zu kommen. Aber, ich muß ja nicht alles verstehen, nö!?
Wir sind darüber entsetzt, wie die Heilige Pfeiffe entweiht wird durch den Verkauf von echten Pfeiffen (aus Pfeiffenstein) auf Flohmärkten, Pow-Wows und "New Age" Geschäften;
Ja, es befremdet mich auch, wenn solche heiligen Gegenstände wie Souvenirs behandelt werden. Der Puntk spricht ausschließlich jene an, die eine Pfeiffe respektlos erworben haben. Nicht jene, die keine haben und auch nicht jene, die sie respektvoll erhalten haben.
das Pseudo-Religionen gegründet wurden, die Menschen Geld dafür abnehmen, an unechten Schwitzhüttenzeremonien und "Visionssuchen" teilzunehmen,
Der Punkt spricht nicht von jenen, die keine Abzocke mit einer Pseudo-Religionen betreiben. Er spricht auch nicht von Jenen, die echte Schwitzhütten und Visionssuchen abhalten. eine Schwitzhütte kann durchaus echt sein, ohne eine Lakota-Inipi nachzuahmen. Und die Vision ist sowas Grundlegendes, das es auch hier um die Form geht, die nicht nachzuahmen ist.
das Scharlatane und Kultanführer das Sakrileg begehen, Sonnentänze für Nicht-Indianer durchzuführen und die untolerierbare und häufig obszöne Imitiationen unseres heiligen Sonnentanz-Ritus anbieten,
Dieser Punkt spricht ein Ritual an, das den Lakota im Besonderem heilig ist. Es gibt dafür sogar extra sundance chiefs neben den medicin chiefs. Da hört der Spaß auf. nur, hinter die sonne blicken kann und darf jeder Mensch, find ich.
das sich Nicht-Indianer in imitierten "Stämmen" organisieren und sich indianisch klingende Namen geben, um den pauschalen Ausverkauf und die Kommerzialisierung der Lakota Tradition voranzutreiben,
In dem punkt geht es darum, das Leute absichtlich vorgauckeln, sie seien eine Art Indianer-Stamm oder befänden sich in einer Linie mit indianischen ahnen.
das akademische Programme an Universitäten und Bildungsstätten wie Pilze aus dem Boden schießen, die die entheiligende Imitation unserer spirituellen Praktiken durch Studenten und Lehrer unter dem Deckmantel einer Ausbildung im "Schamanismus" sogar institutionalisieren,
Der Punkt spricht Ethnologische Forscher an, die dann ihrerseits so tun, als seien sie Schamanen und gäben das weiter, wie sie es empfangen haben. Dabei empfingen sie es nicht, sondern durften nur mal zugucken. In diesem Punkt geht es nicht um Seminare mit Schwitzhütten , sondern um Leute, die Institutionen begründen, die gegen die bisher genannten Punkte verstoßen. Die so tun, als seine sie durch unverstandene Beobachtung und respektlose Nachahmung berufen, die Traditionen einer anderen Nation zu lehren.
das Nicht-Indianer und "Wannabees" Bücher schreiben und feilbieten, die die systematische Kolonisierung unserer Spiritualität fördern; das Einzelpersonen und Gruppierungen der "New Age" Bewegung, der "Männerbewegung" (scheint ein explizit amerikanisches Phänomen zu sein. A.A.), in der neuheidnischen Szene und in "Schamanischen Seminaren" unsere spirituelle Tradition ausbeuten indem sie unsere Zeremonien imitieren und mit nicht-indianischen okkulten Praktiken vermischen und dies alles beleidigend und verletzend in einem pseudoreligiösem "New-Age" Mischmasch.
Wer mag, dem zeig ich gerne ein paar Fotos, von solch einer Schwitzhütte. Wo eine Lakota-Schwitzhütte dilettantisch nachgebaut wurde. Nur, ich teile den Krieg auch hier nicht. Es ist mehr so, das im Ego verhaftete Menschen eher den Ort, die Naturwesen und die Teilnehmenden schänden, als sich aufmerksam und achtsam mit dem zu befassen, was sie da tun. Und wenn sie eine positiven Weg fänden, hätten sie es nicht mehr nötig, fremde Kulturen zu entehren.
Die Indianer wurden seit Jahrhunderten angegriffen, betrogen, ermordet und verhöhnt. Sie wurden in Reservate zusammengetrieben, auf dürrsten Land. In alten Zeiten hat man ihnen mit Seuchen infizierte Decken "geschenkt" und heute teilt man ihnen absichtlich ungesunde Lebensmittel zu, weshalb z.B. 67% der Lakota unter Diabetes leiden. Die nötigen Medikamente gibt man ihnen jedoch nicht. ich verstehe sehr gut, warum Indianer Krieg wünschen. Viele wünschen sich jedoch auch Frieden - trotz allem! - und ziehen aus, um dem weißen Dumpfsinn mit spiritueller Ausbildung zu begegnen.
Wenn man sich schon eine solche Kriegserklärung zum Thema nimmt, sollte man sich auch die Mühe machen, und überlegen, wogegen sie sich genau richtet. Sicher nicht gegen deinen Nachbarn, der in Respekt und Achtung vor anderen Kulturen seinen Weg findet. Sicher nicht gegen jene, die ernsthaft das wiederbeleben, was einst selbstverständlich war.
Wer will, kann ja diese Kriegserklärung heranziehen, um seinen Nachbarn damit zu verurteilen. Nur für mich ist solches Verhalten dann gleich der nächste Punkt, den die Indianer noch vergessen haben:
das Nicht-Indianer so tun, als würden sie an unserer Seite kämpfen und damit vorgeben, uns zu respektieren.
Nun, vielleicht gibt's ja mal eine Neuauflage, in der das bedacht wird! Noch schöner wäre ein Frieden, in dem sich jeder aus seinem Inneren Spirit entwickelt. Aber, das ist mein persönlicher Wunsch.
Wer mag, darf jetzt auf mich einprügeln. Die bisherige Variante, ignoriert zu werden, sagt mir da allerdings mehr zu.
Alles Liebe
Jan