Phowa-Praxis

Zitat Wikepedia:

MissbrauchsvorwürfeBearbeiten
Nachdem Sogyal Lakar bereits seit längerem Verschwendungssucht, körperliche Gewalttaten und sexueller Missbrauch von jungen Frauen vorgeworfen worden war[9], berichtete die Süddeutsche Zeitung am 11. August 2017 in einem ausführlichen Artikel über diese Vorwürfe.[10] Sogyals ehemalige Mitarbeiterin Oane Bijlsma sagt dort:

"Wir haben bei seinem Besuch in Amsterdam eine Suite in einem Fünf-Sterne Hotel für Sogyal angemietet, zusätzlich ein Haus für ihn und noch ein Haus für seine Gespielinnen und Köche [...] Ich lief mit dicken Bündeln Bargeld durch die Geschäfte, um die hochwertigsten Steaks einzukaufen. Das war absurd."
Auf eine Anfrage der SZ hin teilte der Privatsekretär des Dalai Lama, Tseten Samdup Chhoekyapa, mit:

„Seine Heiligkeit sagt, dass es total falsch ist, blind allem zu folgen, was ein Lehrer sagt. Man muss untersuchen, ob die Lehren eines Lehrers mit den Lehren Buddhas im Einklang stehen. [...] Sogyal Rinpoche (ist) ein sehr guter Freund von mir [des Dalai Lama], aber er hat (die buddhistischen Lehren) beschmutzt.“ Sein Rat: „Macht diese Dinge publik, auch durch die Medien.“
 
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Drei Meditationsmethoden

(in Kurzform)


1. Ausrichtung auf ein Objekt


Sie können einen x-beliebigen Gegenstand von natürlicher Schönheit nehmen, der ein Gefühl der Inspiration in Ihnen erweckt, z.B. eine Blume oder einen Kristall. Auch ein Bild, das die Wahrheit verkörpert, wie etwa ein Bild von Buddha oder Christus ist von ganz besonderer Kraft.

Stellen Sie das Objekt oder Bild in Augenhöhe vor sich auf und richten Sie ihre Aufmerksamkeit ruhig darauf. Dann lassen Sie den Geist einfach still und friedlich bei dem Objekt oder Bild.


2. Rezitation eines Mantras


Wenn sie nervös, desorientiert oder emotional instabil sind, kann das inspirierende Singen oder Rezitieren eines Mantras Ihren Zustand völlig verändern, indem es Energie und Atmosphäre des Geistes verwandelt.

Das Mantra, das ich meinen Schülern empfehle, lautet OM AH HUM VAJRA GURU PADMA SIDDHI HUM (die Tibeter sprechen es Om Ah Hung Benza Guru Pema Siddhi Hung). Das ist das Mantra von Padmasambhava, das Mantra aller Buddhas, Meister und verwirklichten Wesen, und es ist außerordentlich kraftvoll und wirksam für Frieden, Heilung, Transformation und als Schutz in diesem von Gewalt geschüttelten, chaotischen Zeitalter. Rezitieren Sie das Mantra ganz leise, mit tiefer Aufmerksamkeit, und lassen Sie Atem, Mantra und Gewahrsein langsam eins werden. Oder singen Sie es in einer inspirierenden Melodie und ruhen Sie dann in der ganz besonderen Stille, die manchmal darauf folgt.


3. Den Atem beobachten


Atmen Sie beim Meditieren ganz natürlich, so wie immer. Richten Sie die Aufmerksamkeit sanft auf das Ausatmen. Wenn Sie ausatmen, fließen Sie einfach mit dem Atmen. Mit jedem Ausatmen lassen Sie los und befreien all Ihr Greifen und Festhalten. Stellen Sie sich vor, dass sich Ihr Atem in den allumfassenden Raum der Wahrheit auflöst. Jedes Mal, wenn Sie ausgeatmet haben und bevor Sie wieder einatmen, finden Sie eine ganz natürliche Lücke – wenn das Greifen sich löst.

Ruhen Sie in dieser Lücke, in diesem offenen Raum. Und wenn Sie dann ganz natürlich wieder einatmen, konzentrieren Sie sich nicht speziell auf das Einatmen, sondern lassen Sie den Geist wieder in der Lücke ruhen, die sich aufgetan hat.

Es ist wichtig, dass Sie sich während der Übung nicht auf mentales Kommentieren, Analysieren oder inneres Geschwätz einlassen. Verwechseln Sie den ständiges Kommentar in Ihrem Geist („Jetzt atme ich ein, jetzt atme ich aus…“) nicht mit Achtsamkeit; wichtig ist die reine Präsenz.

Konzentrieren Sie sich nicht zu sehr auf den Atem. Die Meister geben immer wieder den Rat, dass es sehr wichtig ist, sich bei der Übung der Konzentration des Ruhigen Verweilens nicht zu fixieren. Darum empfehlen sie, etwa 25% der Achtsamkeit auf den Atem zu legen. Wie Sie feststellen werden, reicht Achtsamkeit allein jedoch nicht aus. Obwohl Sie eigentlich den Atem beobachten sollten, werden Sie sich manchmal nach ein oder zwei Minuten mitten in einem Fußballfeld wieder finden oder in der Hauptrolle Ihres selbst inszenierten Films. Darum sollten weitere 25% einem beständigen, beobachtenden Gewahrsein gewidmet sein, das die Übersicht behält und aufpasst, ob Ihre Achtsamkeit noch auf den Atem gerichtet ist. Die restlichen 50% Ihrer Aufmerksamkeit lassen sie verweilen, gelassen und offen.


Der Geist in der Meditation


Was soll man nun „tun“ mit dem Geist in der Meditation? Überhaupt nichts. Lassen Sie ihn einfach, wie er ist. Ein Meister beschrieb Meditation als „Geist, schwebend im Raum, nirgendwo“.

Ein bekanntes Sprichwort sagt. „Wenn der Geist ungekünstelt bleibt, ist er von selbst glückselig, so wie Wasser, das nicht aufgewühlt wird, von Natur aus durchsichtig und klar ist.“ Ich vergleiche den Geist in der Meditation oft mit einem Gefühl voll schlammigen Wassers. Je weniger wir das Wasser aufrühren, desto mehr Teilchen sinken auf den Grund und umso offensichtlicher wird die natürliche Klarheit des Wassers. Auch die Natur des Geistes ist so beschaffen, dass er – in seinem unveränderten und natürlichen Zustand belassen – von selbst zu seiner eigenen, wahren Natur von Glückseligkeit und Klarheit findet.

Hüten Sie sich also davor, dem Geist etwas vorzuschreiben oder ihn einzuengen. Wenn Sie meditieren, sollten Sie sich nicht um Kontrolle mühen und auch keinen Versuch machen, friedvoll zu sein. Seien Sie nicht übermäßig eifrig, weil Sie glauben, an einem besonderen Ritual teilzunehmen; lassen Sie selbst die Vorstellung fallen, dass Sie überhaupt meditieren. Lassen Sie den Körper, wie er ist, und den Atem sich selbst finden. Fühlen Sie sich wie der Himmel, der das ganze Universum hält.


Eine feine Ausgewogenheit


Wie in allen Künsten, muss es auch in der Meditation eine feine Ausgewogenheit zwischen Entspannung und Wachheit geben. Einst übte ein Mönch namens Shrona mit einem der engsten Schüler des Buddha Meditation. Er hatte große Schwierigkeiten, die richtige Geisteshaltung zu finden.

Erst machte er so große Anstrengungen, sich zu konzentrieren, dass er schließlich Kopfschmerzen bekam. Daraufhin entspannte er seinen Geist so sehr, dass er einschlief. Schließlich wandte er sich Hilfe suchend an den Buddha. Der Buddha wusste, dass Shrona ein berühmter Musiker gewesen war, bevor er Mönch wurde, und so fragte er ihn:

„Hast du nicht die Vina gespielt, als du noch Laie warst?“

Shrona nickte.

„Wann hatte deine Vina den besten Klang? Wenn du die Saiten sehr straff gespannt hattest oder wenn sie eher locker waren?“

„Weder noch. Sie mussten genau die richtige Spannung haben, weder zu fest, noch zu locker.“

„Nun, mit deinem Geist verhält es sich genauso.“

Eine der größten Meisterinnen Tibets, Ma Chik Lap Drön, sagte: „Auf wache Weise wach; auf entspannte Weise entspannt. Das ist der entscheidende Punkt in der Sicht der Meditation.“ Erwecke deine Wachheit, sei aber gleichzeitig entspannt – so entspannt, dass du nicht einmal mehr an der Vorstellung von Entspannung festhältst.


Meister?


Zu beurteilen, wer ein authentischer Meister ist und wer nicht, ist ein sehr subtiles und heikles Unterfangen; und in einer Zeit wie der unsrigen, die süchtig ist nach Unterhaltung und banalen Antworten und schnelle Lösungen, bleiben die eher nüchternen und unaufdringlichen Eigenschaften spiritueller Meisterschaft allzu leicht unerkannt. Unsere Vorstellung, Heiligkeit müsse stets fromm, sanft und demütig sein, macht uns blind für die dynamische und manchmal auf spielerisch aufmunternde Manifestation des erleuchteten Geistes.

Patrul Rinpoche schrieb: „Die außerordentlichen Qualitäten großer Meister, die ihre wahre Natur nicht offen zeigen, sind für uns gewöhnliche Menschen trotz eingehendster Untersuchung nicht zu erkennen. Andererseits können selbst einfache Scharlatane andere meisterhaft täuschen, indem sie wie Heilige tun.“ Wenn Patrul Rinpoche dies im neunzehnten Jahrhundert in Tibet schreiben konnte, wie viel mehr trifft es auf das Chaos unseres heutigen spirituellen Supermarkts zu!

Wie können wir heute, in dieser Zeit extremen Misstrauens, das Vertrauen finden, das wir so nötig brauchen, wenn wir einem spirituellen Pfad folgen wollen? Welche Maßstäbe können wir zur Beurteilung der Echtheit eines Meisters anlegen?

Ich erinnere mich lebhaft, wie ein mir bekannter Meister in meiner Anwesenheit seine Schüler fragte, was sie zu ihm geführt habe und warum sie ihm vertrauen. Eine Frau sagte: „Ich habe erkannt, wie sehr dir daran gelegen ist, dass wir die Lehren verstehen und anwenden, und wie geschickt du sie auf uns richtest, um uns zu helfen, dies zu tun.“ Ein Mann, um die 50 sagte: „Mich berührt nicht das, was du weißt, sondern dass du wirklich ein altruistisches und gutes Herz hast.“


(aus: „Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben“ von Sogyal Rinpoche)
 
Was ich zu den Missbrauchsvorwürfen sagen möchte, da gibt es ein schönes Zitat aus der Bibel: Der ohne Schuld werfe den ersten Stein.
Es ist schon okay, die Leute zu strafen, wenn es wirklich Opfer gibt, aber zur Zeit wird das Ganze mächtig übertrieben.
 
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Tod und Wiedergeburt


Das Wesen von allem ist offen, leer und rein wie der Himmel. Lichte und klare Leerheit, ohne Zentrum und ohne Umgebung: Morgendämmerung des reinen, nackten Rigpa.


Die vier Phasen der Dharmata


Das Sanskritwort „Dharmata“, „cho nyi“ auf Tibetisch, bezeichnet die immanente, wesenhafte Natur von allem: die Essenz der Dinge, so, wie sie sind. Dharmata ist die nackte, unbedingte Wahrheit, das Wesen der Wirklichkeit oder die eigentliche Natur der Existenz der Phänomene. Was wir hier behandeln, ist für ein Verständnis der Natur des Geistes und von allem von grundlegender Bedeutung.

Das Aufscheinen der Grund-Lichtheit am Ende des Auflösungsprozesses hat eine neue Dimension eröffnet, die sich nun zu entfalten beginnt. Dieser Vorgang lässt sich am Beispiel des Übergangs von der Nacht zum Tag besonders anschaulich nachvollziehen. Die letzte Phase im Auflösungsprozess des Sterbens ist die Schwärze im Zustand des „vollständigen Erlangens“. Diese Erfahrung wird beschrieben als „ein Himmel, in Finsternis gehüllt“. Das Aufgehen der Grund-Lichtheit entspricht in unserem Beispiel der Klarheit des leeren Himmels, direkt vor Beginn der Dämmerung, in dem dann allmählich die Sonne der Dharmata in all ihrem Glanz aufzugehen beginnt und die Einzelheiten der Landschaft langsam erkennbar werden lässt. Das natürliche Strahlen von Rigpa wird unmittelbar manifestiert und lodert auf als Energie und Licht.

So, wie die Sonne im klaren, leeren Himmel aufgeht, so erhebt sich auch die leuchtende Erscheinung des Bardo der Dharmata im allumfassenden Raum der Grund-Lichtheit. Wir geben dieser Erscheinung von Klang, Licht und Farbe den Namen „unmittelbare Präsenz“, da sie stets gegenwärtig ist, immanent in der Weite „ursprünglicher Reinheit“ – ihrem Urgrund.

Das Ganze ist eigentlich der Prozess der Entfaltung, in dem der Geist und seine grundlegende Natur sich allmählich immer deutlicher manifestieren. Der Bardo der Dharmata ist eine Stufe des Prozesses; durch seine Dimension von Licht und Energie entfaltet sich der Geist aus seinem reinsten Zustand, der Grund-Lichtheit, zu seiner Manifestation als Form im nächsten Bardo, dem Bardo des Werdens.

Ist es nicht äußerst vielsagend, dass die moderne Physik den Nachweis erbracht hat, dass sich Materie, sobald man sie eingehender analysiert, als ein Meer von Licht und Energie erweist?

Der Bardo der Dharmata hat vier Phasen, von denen jede eine Chance zur Befreiung bietet. Wenn eine Gelegenheit nicht wahrgenommen wird, dann entfaltet sich die jeweils nächste Phase. Meine Erklärung dieses Bardo hat ihren Ursprung in den Dzogchen-Tantras. Dort heißt es, dass die wahre Bedeutung des Bardo der Dharmata letztlich nur über die sehr fortgeschrittene Lichtpraxis des Tögal wirklich verstanden werden kann. Aus diesem Grund spielt der Bardo der Dharmata in den Unterweisungen der anderen tibetischen Traditionen zu Tod und Sterben auch keine besondere Rolle. Sogar im „Tibetischen Totenbuch“, das ja auch den Dzogchen-Lehren zuzurechnen ist, kommt die Abfolge dieser vier Phasen lediglich implizit vor und wird nicht in offensichtlicher, klarer und geordneter Struktur erläutert.


1. Lichtheit – die Landschaft aus Licht


Im Bardo der Dharmata nehmen wir einen Lichtkörper an. Die erste Phase dieses Bardo beginnt, wenn „Raum in Lichtheit aufgeht“.

Plötzlich werden sie sich einer fließenden, vibrierenden Welt von Klang, Licht und Farbe bewusst. Alle gewöhnlichen Erscheinungsformen unserer vertrauten Umwelt sind zu einer allumfassenden Landschaft aus Licht verschmolzen.

Wie stabil die überwältigenden Lichterscheinungen im Bardo der Dharmata sind, hängt ganz und gar von der Stabilität an, die sie in der Tögal-Praxis erreicht haben. Nur eine vollkommene Meisterschaft dieser Praxis wird sie in die Lage versetzen, diese Erfahrung so weit zu stabilisieren, dass sie sie nutzen können, um Befreiung zu erlangen. Andernfalls wird der Bardo der Dharmata einfach wie ein Blitzschlag unglaublich kurz aufleuchten, und sie werden es nicht einmal bemerken. Ich möchte noch einmal betonen, dass ausschließlich jemand, der Tögal geübt hat, zur alles entscheidenden Erkenntnis fähig ist: dass nämlich diese strahlenden Manifestationen von Licht nicht getrennt von der Natur des Geistes existieren.


2. Vereinigung – die Gottheiten


Wenn es ihnen nicht gelingt, diese Erscheinungen als den unmittelbaren Ausdruck von Rigpa zu erkennen, beginnen die einfachen Strahlen farbigen Lichts sich zu verbinden und sich zu Lichtpunkten oder –kugeln verschiedener Größe, „Tikles“ genannt, zusammenzuballen. In ihrem Innern erscheinen die „Mandalas der friedvollen und zornvollen Gottheiten“ als unermessliche sphärische Lichtkonzentration, die scheinbar das gesamte Universum umfassen.

Dies ist die zweite Phase, und sie ist bekannt als „Lichtheit geht in Vereinigung auf“, wobei das Licht in Form von Buddhas oder Gottheiten von verschiedener Größe, Farbe, Gestalt und die unterschiedlichsten Gegenstände haltend, manifestiert wird. Das strahlende Licht, das von den Gestalten ausgeht, ist blendend, der Klang ist gewaltig wie das Krachen von tausend Donnerschlägen, und die Lichtstrahlen sind wie alles durchdringende Laserstrahlen.

Dies sind die „zweiundvierzig friedvollen und achtundfünfzig zornvollen Gottheiten“, die im Tibetischen Totenbuch beschrieben werden. Sie entfalten sich über eine bestimmte Zeitspanne von „Tagen“ und nehmen jeweils eigene Mandala-Muster in Fünfergruppierungen an. Diese Vision erfüllt ihre gesamte Wahrnehmung mit derartiger Intensität, dass Sie, wenn Sie sie nicht als das erkennen, was sie ist, erschreckend und Furcht einflößend wird. Dann können nackte Angst und blinde Panik sie erfassen und sie verlieren das Bewusstsein.

Von ihnen selbst und von den Gottheiten gehen feine Lichtstrahlen aus und verbinden ihr Herz mit dem ihren. Unzählige Sphären aus Licht erscheinen in ihren Strahlen, die sich erst ausdehnen und dann zusammenrollen, wenn sich sämtliche Gottheiten in Ihnen auflösen.


3. Weisheit


Wenn Sie wieder nicht erkennen und Stabilität gewinnen können, entfaltet sich die nächste Phase, die „Vereinigung geht in Weisheit auf“ genannt wird.

Wieder geht ein feiner Lichtstrahl von Ihrem Herzen aus und entfaltet sich zu einer gewaltigen Vision, in der jedes Detail dennoch ganz präzise unterscheidbar bleibt. Dies ist der Ausdruck der verschiedenen Weisheitsaspekte, die sich zusammen in einer Schau von ausgebreiteten Lichtteppichen und leuchtenden sphärischen Tikles aus Licht folgendermaßen entfalten:

Zuerst erscheinen auf einem Teppich aus dunkelblauem Licht saphirblau funkelnde Tikles in Fünfergruppen. Darüber erscheinen auf einem Teppich aus weißem Licht kristallweiß strahlende Tikles; darüber goldene Tikles auf einem Teppich aus gelbem Licht, und darüber wieder, auf einem Teppich aus rotem Licht, rubinfarben schimmernde Tikles. Alles wird gekrönt von einer strahlenden Lichtspähre, die wie ein ausgedehnter Baldachin aus Pfauenfedern wirkt.

Diese strahlende Erscheinung aus Licht ist die Manifestation der fünf Weisheiten des allumfassenden Raums, Spiegelgleiche Weisheit, Weisheit der Wesensgleichheit, Weisheit der Unterscheidung und Allesvollendende Weisheit. Da aber die Allesvollendende Weisheit ausschließlich in der Erleuchtung vervollkommnet wird, erscheint sie hier noch nicht. Daher fehlt ein fünfter Teppich aus grünem Licht mit seinen entsprechenden Tikles; die Eigenschaft der fünften Weisheit ist aber in den anderen Farben enthalten. Was hier manifestiert wird, ist unser Potential zur Erleuchtung; die Allesvollendende Weisheit erscheint dagegen erst, wenn wir tatsächlich Buddhaschaft erlangen.

Wenn Sie auch hier nicht Befreiung erlangen, indem Sie unabgelenkt in der Natur des Geistes ruhen, lösen sich alle Lichtteppiche mit ihren Tikles wieder auf.


4. Unmittelbare Präsenz


Jetzt kündigt sich die letzte Phase im Bardo der Dharmata an, „Weisheit geht in unmittelbare Präsenz“ auf. Die Gesamtheit der Wirklichkeit präsentiert sich nun in einer ungeheuren Erscheinung. Zuerst dämmert der Zustand ursprünglicher Reinheit wie ein offener, wolkenloser Himmel. Dann erscheinen die friedvollen und zornvollen Gottheiten, gefolgt von den reinen Bereichen der Buddhas, und darunter die sechs Bereiche samsarischer Existenz.

Die Grenzenlosigkeit dieser Vision liegt vollständig außerhalb unserer gewöhnlichen Vorstellungskraft. Jede Möglichkeit wird hier präsentiert: von Weisheit und Befreiung bis zur Verwirrung und Wiedergeburt. An diesem Punkt finden Sie sich mit hellsichtiger Wahrnehmung und geschärftem Erinnerungsvermögen ausgestattet. So sehen Sie zum Beispiel mit völliger Hellsichtigkeit und unbehinderten Sinnen Ihre vergangenen und zukünftigen Leben, können in den Geist anderer blicken und haben das Wissen von allen sechs Dimensionsbereichen. In nur einem Augenblick können Sie sich jede Unterweisung, die Sie erhalten haben, wieder in Erinnerung rufen, und selbst Belehrungen, die Sie nie vernommen haben, werden in Ihrem Geist wach.

Wenn Sie die Stabilität besitzen, diese Manifestationen als die „Eigenstrahlung“ Ihres eigenen Rigpa zu erkennen, sind sie befreit.




Die Dharmata verstehen


Nun, da mir der Bardo der Dharmata dämmert,

will ich alle Regungen von Furcht und Panik aufgeben,

will, was immer auch erscheint, als Ausdruck meines Rigpa

und als natürliche Erscheinung dieses Bardos erkennen.

Nun, da ich diesen entscheidenden Punkt erreicht habe,

will ich die friedvollen und zornvollen Gottheiten nicht fürchten,

die doch aus der Natur meines eigenen Geistes entstehen.


Der Schlüssel zum Verständnis dieses Bardo liegt darin, dass alle Erfahrungen, die in ihm gemacht werden, der natürliche Ausdruck der Natur des Geistes sind. Es geschieht Folgendes: Verschiedene Aspekte der erleuchteten Energie unseres Geistes werden frei gesetzt. Und ähnlich wie die tanzenden Regenbögen, die durch Lichteinfall von einem Kristall ausgehen, sein natürlicher Ausdruck sind, können auch die blendenden Erfahrungen der Dharmata nicht von der Natur unseres Geistes getrennt werden. SIE SIND SEIN UNMITTELBARER AUSDRUCK. Wie erschreckend die Erscheinungen auch sein mögen, sagt das Tibetische Totenbuch, sie bräuchten unsere Furcht nicht mehr zu erregen als ein ausgestopfter Löwe.

Streng genommen ist es eigentlich nicht richtig, diese Erscheinungen „Visionen“ oder gar „Erfahrungen“ zu nennen, weil Visionen und Erfahrungen auf dem dualistischen Prinzip von einem Wahrnehmenden und etwas Wahrgenommenen beruhen. Wenn wir diese Erscheinungen des Bardo der Dharmata als die Weisheitsenergie unseres eigenen Geistes erkennen können, gibt es keinen Unterschied zwischen Wahrnehmenden und dem Wahrgenommenen mehr, und wir erfahren Nicht-Dualität. In dieser Erfahrung ganz und gar aufgehen bedeutet Befreiung erlangen. Kalu Rinpoche sagte: „Befreiung entsteht in dem Augenblick des Nah-Tod-Zustands, da das Bewusstsein erkennt, dass seine Erfahrungen nichts anderes sind als der Geist selbst.“


Ob sich nun die reine Vision der Buddha-Familien und ihrer Wesenheit manifestiert oder ob die unreine Vision der Aggregate und negative Emotionen entsteht – beide sind in ihrer grundlegenden Natur wesenhaft identisch. Der Unterschied liegt in unserer Sicht: ob wir sie als getrennt von uns erleben oder ob es uns gelingt, zu erkennen, dass sie aus dem Grund der Natur des Geistes als seine erleuchtete Energie ausstrahlen.

Schauen wir uns näher an, was in unserem Geist als negative Emotionen manifestiert wird: Wird Begierde in ihrer wahren Natur erkannt, erscheint sie, vom Greifen befreit, als die „Wesenheit der Unterscheidung“. Wenn Hass und Abneigung durchschaut werden, entstehen sie als diamantene Klarheit, frei vom Greifen: die „Spiegelgleiche Weisheit“. Wenn Unwissenheit erkannt wird, erscheint sie als weite, natürlich Klarheit ohne Konzepte: die „Weisheit allumfassenden Raums“. Stolz erkannt man, sobald man ihn durchschaut, als Nicht-Dualität und Gleichheit: die „Weisheit der Wesensgleichheit“. Eifersucht wird durch Erkennen von Parteilichkeit und Greifen befreit und entsteht als die „Allesvollendende Weisheit“. Das Erscheinen der fünf negativen Emotionen ist also die direkte Folge unseres Nichterkennens ihrer eigentlichen Natur. Würden wir sie durchschauen, wären sie gereinigt und befreit und würden als Ausdruck der fünf Weisheiten in Erscheinung treten.
 
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