Nein, diese Terroristen sind nicht gottesfürchtig und auch nicht tiefreligiös, sondern Leute, die endlich einen Weg gefunden haben, ihrer Machtlosigkeit und Nichtswürdigkeit zu entgehen und deshalb so brutal und skrupellos andere Menschen metzeln!
Wie ich schon schrieb, Soziopathen brauchen keine Religion, die morden einfach so.
Religiöse Fundamentalisten brauchen jedoch zwingend Religion, um daraus entsprechende Handlungen abzuleiten. Dahinter stehen tiefe Ängste und Sorgen. Arno Grün beschreibt, wie das funktioniert, am Beispiel Nazideutschland. Es gibt ebenso zu, dass ab einer bestimmten Tiefe in solche Ideologien die Menschen nicht mehr zu retten sind.
Religion ist nicht nur gut und richtig, sondern kann konstruktiv gelebt werden oder destruktiv. Und das Destruktive beginnt sehr viel früher als die meisten Menschen annehmen. Denn der tiefreligiöse Gläubige ist genauso von tiefsten Ängsten und Sorgen geprägt wie der religiös-fundamentalistische Terrorist, nur mordet der nicht, sondern missioniert dann "nur" verbal, weil die religiösen Dogmen ihn dazu verpflichten.
Harmlose Exemplare findest Du hier gelegentlich auch im Forum. Die nicht harmlosen Exemplare unter den Terroristen. Die psychische Mechanik dahinter ist aber dieselbe.
Ein Mensch, der in sich spirituell und gefestigt ist, lebt nämlich "einfach so zufrieden" vor sich hin und wird weder den Drang verspüren andere Menschen von seiner Religion zu überzeugen noch seine höchstpersönlichen Ansichten für allgemeingültig Dogmen erklären, noch sie mit uralten und oft zigfach veränderten Überlieferungen begründen.
Und genau da unterscheide ich zwischen Religion und Spiritualität. Letztere ist individuell und unterliegt weder Dogmen noch einem Gruppenzwang. Religion heißt Rückanbindung. Bindung an sich sagt schon aus, dass hier eine Beschränkung im Denken und der äußeren Freiheit vorliegt. Alle müssen sich danach richten, was eine Gruppe dann festlegt. Darum haben wir ja so viele verschiedene Untergruppierungen in den großen Religionen, weil da gar nichts klar und eindeutig ist und jeder interpretiert wie er lustig ist. Von recht friedlichen Gemeinden hin bis zu terroristischen Gruppen gibt es da alles.
Religion ist einer von vielen möglichen Ausdrücken des Bedürfnisses des Menschen nach Sicherheit, die durch Konsens in den Überzeugungen entsteht und die dann nach Außen getragen wird, um in der einen oder anderen Weise neue Teilnehmer anzuwerben.
Diese Terroristen sind nur der extrem negative Auswuchs von Religion. Es gibt natürlich genug positiv konnotierte Gruppierungen, die Menschen, die wirklich friedfertig in einer Gemeinschaft ihre Religion leben. Aber hier geht es ja gerade um die, die losziehen und Menschen ermorden, im Auftrag ihres Gottes. Und diese Menschen sind tatsächlich tief religiös, aber eben kein Stück spirituell. Wären sie spirituell, würden sie erkennen, dass es unsinnig ist andere Menschen von ihrem Glauben zu überzeugen, geschweige denn in irgendeiner Art und Weise Menschen zu bekehren geschweige denn ihnen Gewalt anzutun.
Lg
Any