Ja, hast du wohl, aber ich versuche mich gerne verständlicher zu machen, wie ich es meine.
Diese Menschen sind nicht mehr oder weniger kriminell als die Leute hier bei uns. Die Gepflogenheiten sind nur anders.
Mein Exfreund lebte ein halbes Jahr in Peru und wurde dort zwei Mal überfallen. Es ist sinnvoll, zwei Geldbörsen bei sich zu haben. Eine mit etwas Geld, die man rausrückt, wenn Bewaffnete vor einem stehen, und die eigentliche Geldbörse, die man wohlweislich gut versteckt. Touristen sind halt als "reiche" bevorzugte Opfer und die Haltung dort ist: wer es hat, dem tut es auch nicht weh, gezwungener Maßen was davon abzugeben.
Bei uns ist es "üblich", dass Taxifahrer einen Umweg fahren, um so mehr Geld auf die Uhr zu bekommen, wenn sie Touristen mitnehmen.
Bei wieder anderen Kulturen, ist es kein Delikt, wenn man sich von wem nimmt, was man braucht, weil die dahinter stehende solidarische Vorstellung ist: Alles gehört allem und wer in Not ist, der braucht und Brauchen geht vor Haben.
Sich drohend als Mann vor einem anderen Mann aufzubauen und auch ein wenig zu rangeln klärt die Rangordnung und zeigt, ob sich jemand schnell einschüchtern lässt. Das ist bei uns nur noch in der Schule verbreitet, in anderen Kulturen funktioniert das auch noch im Erwachsenenalter so. Mann muss cool bleiben, angstfrei und seinem Mann stehen.
In wieder anderen Kulturen haut man sich im Streit auch mal mit der flachen Hand gegenseitig und klärt sehr lautstark Konflikte. Es wird so niemand verletzt, aber Stärke demonstriert.
Die Ehre, die in einigen Kulturen auf gar keinen Fall angetastet werden darf. Ob nun aus dem asiatischen Raum bis hin zu islamischen Staaten, wo ein gewisses Männlichkeitsbild gewisse Regeln beinhalten im Umgang miteinander. (p.s. und dann kommt es schon mal zu Ehrverteidigung hin bis zu Morden)
Alleine diese kulturell bedingten verschiedenen Wertvorstellungen und auch Rollenbilder kollidieren bei uns ganz massiv mit unseren Wertvorstellungen, wo sich in gar keinem Fall lautstark gedroht, geschubbst, geklatscht werden darf. Wo bei uns Gleichberechtigung von Mann und Frau angestrebt werden und woanders darüber nur der Kopf geschüttelt wird, weil Frauen woanders noch versklavt und unterdrückt zu leben haben. Natürlich ist hier dann eine Frau, die sich lässig kleidet, bereits schnell verfügbar. Aus deren Sicht.
Und wenn Du das alles mal versuchst überinzubringen, wirst Du sehr schnell feststellen, dass alleine in einem einzigen Asylantenheim zig Konflikte untereinander vorprogrammiert sind. Die Leute müssen nicht nur deutsche oder österreichische Regeln lernen, sondern auch noch einander verstehen lernen. Und all das vor dem Hintergrund einer akuten psychischen Krise?
Natürlich ist das keine Ausrede strafbares Verhalten zu legitimieren oder zu entschuldigen. aber es zeigt schon auf, wie schwer es ist, Menschen helfen zu wollen, ohne zeitgleich neue soziale Probleme (und die entstehen nun mal definitiv) zu bekommen.
Im Grunde müsste da viel mehr Geld für geschultes Personal aufgestockt werden und sehr viel weniger Menschen aufgenommen werden. Denn mir kann kaum einer erzählen, dass ein normaler Sozialarbeiter auf einen derartigen kulturellen Mischmasch vorbereitet wird. Also stehen die Betroffenen meist alleine da. Manche Asylanten leiden still vor sich hin, andere suchen ihren eigenen Weg, manche werden auch straffällig.
Und dann kommen Ösis oder Deutsche und erwarten von ihnen eine Anpassung von jetzt auf gleich? Vergiß es. denke mal daran, wie viele Generationen es bei uns brauchte, Sachen wie Gleichberechtigung oder Umweltschutz in den Köpfen der Menschen hier zu etablieren.
LG
Any