Soll Amor doch besser aufpassen, wohin er seine Pfeile verschießt. Ich, bin ich mal getroffen, kann nicht mehr klar denken, wie, mit welchen Methoden ich das Ziel erreiche. Der Pfeil hat mir beim Einschlag in mein Herz für einen ganz bestimmten Menschen die Augen weit aufgerissen und mein ganzes Denken folgt nun nur noch den Gesetzen der Flugbahn. Das Geschoß steckt in mir und fliegt weiter, auf das auserwählte Wesen zu. Und ich fliege mit und weiß nicht wie mir geschieht. Unfähig bin ich, Gedanken der Vernunft zu fassen. In der Liebe zu sterben erfüllt mich mit Euphorie und meine ganze Absicht ist eins mit der Absicht des Schützen. Der Zweck der Liebe heiligt die Wahl meiner Mittel. Auch die Zielperson reißt die Augen auf, als sie den Pfeil kommen sieht, und mich. Doch ich erkenne den Zweifel in ihrem Blick, mit dem sie mich und mein Umfeld betrachtet. Ich kenne keinen Zweifel, Amor hat mich angeschossen und mit aller Kraft fliege ich auf das Ziel zu und Amor fliegt an meiner Seite, will wissen, ob sein Schuß erfolgreich war. Ich kann den Zweifel der Auserwählten nicht zerstreuen, sie hat Angst vor meinem Umfeld, will, dass ich alle Freunde aus meinem Leben radiere. Sie macht sich auch keine Gedanken um die Wahl ihrer Mittel. Sie wählt das Mittel der Macht und Kontrolle in Amors Spiel der Liebe. Ich sehe im Moment kein Umfeld, sehe keine Freunde, sondern nur sie und wähle das Mittel der Täuschung und den Verrat um das Ziel des Pfeiles zu verwirklichen. Ich täusche die Geliebte und verrate meine Freunde und sage; Ja, ich gebe alles auf, nach und nach, lass mir nur etwas Zeit. Reine Lüge. Nichts werde ich aufgeben, von dem was Bedeutung in meinem Leben hat und Bedeutungslosigkeiten lösen sich ohnehin von selbst auf. Im Moment jedoch hat nur der Pfeil in meiner Brust Bedeutung. Er muss sein Ziel erreichen, seinen Zweck erfüllen, koste es was es wolle. Amor verschießt nicht grundlos seine Pfeile. Oder doch? Die Auserwählte wehrt sich mit Händen und Füßen, sie wittert immer wieder den Betrug, will nicht verletzt werden von diesem Pfeil, an dem ich mit meinem zweifelhaften Umfeld hänge. Ein allerletztes mal stößt sie mich fort. Ich spüre Mitleid mit ihr und biege den Flug des Pfeiles mit aller Kraft Richtung Boden. So sehr es mich auch schmerzt, ich will sie nicht länger zu einem Glück zwingen, das nicht ihres ist. Zu Ende ist der Flug des Pfeiles, Amor schwirrt enttäuscht ab und ich lieg etwas zerstört am Boden. Ich weiß, ich habe mich rundherum nicht moralisch korrekt verhalten, aber ich weiß auch: Der Zweck der Liebe heiligte meine Mittel und irgendwann werd ich mir vergeben. Nicht wirklich glücklich über Amors fragwürdiges Werk ziehe ich mir den Pfeil aus der Brust, zerbreche ihn und hoffe, dass er mich in Zukunft verschont, mit seiner blinden, planlosen Schießerei.
Ja, es ist leicht, sich der Verantwortung zu entziehen, wenn man Wahnvorstellungen hat und Pfeile verschießende Göttleins sieht, wo keine sind.
Die Liebe siehet durch die Phantasie,
Nicht durch die Augen, und deswegen wird
Der goldbeschwingte Amor blind gemahlt.
Geflügelt ohne Augen deutet er
Der Liebe Hastigkeit im Wählen an;
Und weil sie leicht verlässt was sie erkohr,
So stellt man ihn als einen Knaben vor;
Wie Knaben oft beym Spiel meineydig werden,
So scherzt des Knaben Amors Leichtsinn auch
Mit seinen Schwüren.
Aber wie sollt ich mein Treiben verantworten, wenn ich verantwortungslos, blind vor Verliebtheit, ferngesteurt von meinem Trieb unterwegs war. Ich hab keine Kontrolle gehabt, weder über die auserwählte noch über mich selber. Und ich hab auch keine gesucht. Das war eindeutig ihr Part. Soll ich mich einer Hormonbehandlung unterziehen, damit mir sowas nicht mehr passieren kann. Die Eier abschneiden? Bring das was? Wartet mal, ich geh kurz in die Küche. Aber nein, brauch ich nicht mehr. Dafür haben eh schon die Chriurgen gesorgt, dass das mein letzter Lauf in Sachen Liebelei war.