Ohne Dich

Heute weiß ich, dass mein zwanghaftes "Geliebtwerdenwollen" mein schwerster Fehler war. Ich habe geliebt ohne Bedingungen und ohne Vorbehalt und wollte von der Geliebten ebenso geliebt sein. Das sie auf Grund ihres romantischen Naturell`s dazu nicht in der Lage war, hab ich erst nach und nach bemerkt. Sie wollte einen Ritter, der um sie kämpft, geforderte Opfer bringt und sich so ihre Liebe erst verdient. Ich dagegen wollte "nur" lieben, einen Menschen innig lieben, und fataler Weise von diesem auch geliebt werden. Idealer Weise so wie ich war. Doch das war nicht möglich, denn so wie ich war, war ich nicht gut genug. Getrieben von meinem Zwang "geliebt zu werden" versuchte ich mich anzupassen und zu verbessern, Forderungen zu erfüllen und Kompromisse zu schließen. So verlor ich nach und nach meine Identität.


Heute aber sind mir die Augen aufgegangen und ich habe begriffen, dass es im Leben nicht so sehr darum geht, geliebt zu werden, sondern vielmehr darum, zu lieben. Zu lieben, zu lieben und wieder zu lieben. Und das habe ich getan. Und wenn diese Liebe nicht gespürt, bemerkt und nicht angenommen wird, dann bleibt nur noch der Weg zur Tür hinaus. Darum zu kämpfen, geliebt zu werden, sich anzupassen und zu verdrehen, um dieses Ziel zu erreichen, erscheint mir heute lächerlich und dumm. Mein Fehler war nicht, dass ich diese Person bedingungslos geliebt habe, mein Fehler war, dass ich fast alles getan hätte, um von ihr geliebt zu werden. Aber jetzt bin ich geheilt, denn ich habe begriffen:

Es ist besser, für das, was man ist, gehasst,
als für das, was man nicht ist, geliebt zu werden.
(André Gide)
 
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Heute weiß ich, dass mein zwanghaftes "Geliebtwerdenwollen" mein schwerster Fehler war. Ich habe geliebt ohne Bedingungen und ohne Vorbehalt und wollte von der Geliebten ebenso geliebt sein. Das sie auf Grund ihres romantischen Naturell`s dazu nicht in der Lage war, hab ich erst nach und nach bemerkt. Sie wollte einen Ritter, der um sie kämpft, geforderte Opfer bringt und sich so ihre Liebe erst verdient. Ich dagegen wollte "nur" lieben, einen Menschen innig lieben, und fataler Weise von diesem auch geliebt werden. Idealer Weise so wie ich war. Doch das war nicht möglich, denn so wie ich war, war ich nicht gut genug. Getrieben von meinem Zwang "geliebt zu werden" versuchte ich mich anzupassen und zu verbessern, Forderungen zu erfüllen und Kompromisse zu schließen. So verlor ich nach und nach meine Identität.


Heute aber sind mir die Augen aufgegangen und ich habe begriffen, dass es im Leben nicht so sehr darum geht, geliebt zu werden, sondern vielmehr darum, zu lieben. Zu lieben, zu lieben und wieder zu lieben. Und das habe ich getan. Und wenn diese Liebe nicht gespürt, bemerkt und nicht angenommen wird, dann bleibt nur noch der Weg zur Tür hinaus. Darum zu kämpfen, geliebt zu werden, sich anzupassen und zu verdrehen, um dieses Ziel zu erreichen, erscheint mir heute lächerlich und dumm. Mein Fehler war nicht, dass ich diese Person bedingungslos geliebt habe, mein Fehler war, dass ich fast alles getan hätte, um von ihr geliebt zu werden. Aber jetzt bin ich geheilt, denn ich habe begriffen:

Es ist besser, für das, was man ist, gehasst,
als für das, was man nicht ist, geliebt zu werden.
(André Gide)


Es ist nie zu spät.

Jedes Ende ist zugleich ein Neubeginn.
Ob du "geheilt" bist wird sich zeigen:)
 
Angst und Liebe können nicht lange zusammen leben, nur ein kurzes Stück des Weges gemeinsam gehen. Die Angst wird die Liebe immer in ihr Ordnungssystem zwängen wollen, ihr eine Moral der Angst beibringen und sie ihren Angst-Gesetzen unterordnen wollen. Der Liebe ist fast alles erlaubt, nur sich den Gesetzen der Angst zu unterwerfen ist ihr verboten. Darauf steht der Tod. Die Angst ist der Liebe Tod. Man stelle sich eine Welt vor, in der die Angst größer und mächtiger ist als die Liebe. Ein Hühnerherz voll Liebe, eingebettet in einem übermächtigen Regelwerk der Angst. Grauenvoll. Es wird nicht lange dauern, dann wird man auch dieses Hühnerherz nicht mehr finden, weil es von der Angst aufgefressen ist. So darf es nicht sein. Niemals darf sich die Liebe den Befehlen der Angst ergeben, immer muss sie stärker sein als die Angst, sich ihrer Befehlsgewalt entziehen und ihren eigenen Weg finden, sonst geht diese Welt vor die Hunde. Und dieser Untergang beginnt bereits im Kleinen. Ich selbst bin kürzlich nur gescheitert, weil ich die Liebe meines Herzens unter ein Regelwerk der Angst stellte. Alles ist zerbrochen, die Liebe meinem Herz entflohen. Zu spät hab ich es erkannt, doch ich hab daraus gelernt: Sich der Angst zu unterwerfen ist der Liebe nicht erlaubt. Darum weiß ich, dass sie irgendwann wieder kehrt, die Liebe, in mein Herz.

Die Liebe kann nicht verloren gehen. Was weg geht, sind die stolzen Gedanken, die ängstlichen Verbote und die halbwahren Zugeständnisse.
:)
 
Und ob das geht! - Und wenn es nicht meist so tragisch-komisch wäre, könnte es sogar wunderbar sein: nochmal so zu fühlen, als sei man erst oder noch 12 Jahre alt.
Jaha, das ist dann wunderbar, wenn man die Verklärung eines 12-Jährigen für sich für erstrebenswert hält. Die Idee, daß sich durch die Herzensdame und eine funktionierende Liebe die Welt auf einmal einzigartigerweise andersherum dreht.

Aber leider kommt mit 13 dann der bodenlose Fall und die Erkenntnis: Mist, ich hab mir das alles nur vorgemacht. Warum? Weil ich noch gar nicht bin, was ich bin, sondern versuche zu sein, was ich mir zu sein vorstelle. (Das entdeckt man dann aber mit 17, 20 oder auch erst mit 30 oder 40 - je nach Leben.)

Und dann kommt man dahin, daß man ist wie man ist, und daß man sich nicht mehr so sehr über das, was ausserhalb von einem ist, definiert. Auch nicht über geliebte Menschen.

Nunja und wenn eben im Gefühlsgebaren eines reiferen Menschen von diesem Reifeprozess sobald das andere Geschlecht vorkommt kein Anzeichen mehr vorhanden ist, dann ist das wie Du sagst tragisch und komisch zugleich. Mehr wollte ich eigentlich auch nicht ausdrücken, vielleicht verwendete ich aber nicht die richtigen Worte.
 
Also ich bin jetzt nicht sicher, ob ich verstehe was oder wie Du das meinst.
Meiner Meinung nach ist die Gefühlswelt nur bedingt mit dem Alter wandelbar.
In der geschenkten Liebe eines 12jährigen oder eines 50jährigen würde
meinereins kaum einen qualitativen Unterschied erkennen.

Die Unterschiede ergeben sich aus dem Verstand oder sagen wir mal
der Verarbeitung der Gefühle. Unterschiedliche Situationen eben
unterschiedliche Handlungen, nicht zuletzt auch aus der
Lebenserfahrung heraus.

Auch da wird ja die durch den Intellekt gefilterte Gefühlswelt angesprochen.
Qualitätsunterschiede in der Liebe an sich würde ich aber, im
Gegensatz zu deren Wertung, definitiv nicht sehen.

... oder hab ich Euch jetzt beide gründlich mißverstanden? :schmoll:

Euer, mal einen Meter zur Seite tretender, sich vom Schlauch entfernender, Ischariot
Einen guten Tag, der Herr. Ich weiß nicht, wie es sich bezüglich dieser Frage tatsächlich verhält. Aber was ich an mir beobachte ist, daß ich - anders als in der Jugend - heute eine deutlich grössere Bandbreite an Gefühl zur Verfügung habe. Daß ich Gefühl dosieren kann in der Art, wie ich es in mir selber zulasse und wie ich es äussere bzw. äussern will. Das mag man nun "durch den Intellekt gesteuert" nennen. Ich persönlich würde es aber eher die Reifung des Gefühls und des Gefühlsausdrucks nennen. Bin ich mein Gefühl, oder fühle ich es nur? Wenn ich es sein will, dann muß ich zulassen, daß ich mit dem Gefühl auch intellektuell umgehe, denn der Verstand gehört nunmal zum Leben untrennbar hinzu. Gegenüber heute fühlte ich mich in der Jugend den Gefühlen eher ausgeliefert und hatte danach in etwa solche Texte in mir, wie Willy sie beflügelnd schreibt.

Hm. :D Heute erlaube ich mir einfach den Gedanken: "Scheisse, was für ein Arsch." Das wiederhole ich dann und siehe da: das Gefühl bleibt, aber die Abhängigkeit vom Arschgefühl geht. :D Naja es ist wie ne Klaviatur, das Gefühl. Es sind Töne, Schwingungen. Und es ist doch die Frage: lasse ich mich bespielen, oder spiele ich selber? Ich weiß wie gesagt nicht, wie es diesbezüglich ist, aber ich hatte die irrige Vorstellung, daß das Alter eine gewisse Contenance mit sich bringen könnte.

lg
 
Jaha, das ist dann wunderbar, wenn man die Verklärung eines 12-Jährigen für sich für erstrebenswert hält. Die Idee, daß sich durch die Herzensdame und eine funktionierende Liebe die Welt auf einmal einzigartigerweise andersherum dreht.

Aber leider kommt mit 13 dann der bodenlose Fall und die Erkenntnis: Mist, ich hab mir das alles nur vorgemacht. Warum? Weil ich noch gar nicht bin, was ich bin, sondern versuche zu sein, was ich mir zu sein vorstelle. (Das entdeckt man dann aber mit 17, 20 oder auch erst mit 30 oder 40 - je nach Leben.)

Und dann kommt man dahin, daß man ist wie man ist, und daß man sich nicht mehr so sehr über das, was ausserhalb von einem ist, definiert. Auch nicht über geliebte Menschen.

Nunja und wenn eben im Gefühlsgebaren eines reiferen Menschen von diesem Reifeprozess sobald das andere Geschlecht vorkommt kein Anzeichen mehr vorhanden ist, dann ist das wie Du sagst tragisch und komisch zugleich. Mehr wollte ich eigentlich auch nicht ausdrücken, vielleicht verwendete ich aber nicht die richtigen Worte.

Trixi, Du muß diese Liebe mit Wiener Hintergrund sehen, spüren, einatmen...Meine inzwischen 40 Jahre Wiener Zeit brachten mir die Erkenntnis, echte Wiener Liebe ist primo unglücklich, secundo findet statt, indem sie ihn vor ihren Vertrauten und er sie vor seinen zu Eber/ Sau (so schaut Gender in diesem Fall aus) machen. Beweise liefern zahlreiche Wiener Lieder, Anegdoten, Heurigen-Jammern und dazupassende Neurosen. Irgendwie ergreife ich gedanklich die Partei der Frau, weiß selber nicht, wie es kommt...
 
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Trixi, Du muß diese Liebe mit Wiener Hintergrund sehen, spüren, einatmen...Meine inzwischen 40 Jahre Wiener Zeit brachten mir die Erkenntnis, echte Wiener Liebe ist primo unglücklich, secundo findet statt, indem sie ihn vor ihren Vertrauten und er sie vor seinen zu Eber/ Sau (so schaut Gender in diesem Fall aus) machen. Beweise liefern zahlreiche Wiener Lieder, Anegdoten, Heurigen-Jammern und dazupassende Neurosen. Irgendwie ergreife ich gedanklich die Partei der Frau, weiß selber nicht, wie es kommt...
Ahaa, ahaa, danke für den Tip! Das Unglück eines Wieners ist mir natürlich nicht bekannt, das stimmt. Der Rheinländer würde sich vermutlich einmal tierisch aufregen, irgendwas zerdeppern, dann drei Liter Bier trinken, einmal drüber schlafen und sich ne Neue suchen. Diese Gefühlstiefe eines Wieners ist ihm wohl nicht zugänglich.

:) Ab jetzt werde ich mich bemühen, den Wesenszug der Melancholie mit Wien zu verbinden. Ich glaub da mach ich nichts falsch, oder?
 
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