Der größte "Witz" ist doch, daß die meisten hier, die alles "so viel besser machen könnten als alle Politiker überhaupt", im real life wohl kaum in der Lage wären, ne KiGa-Gruppe von 3-jährigen auch nur eine Woche lang ut zu betreuen.
Kann hier nur für mich sprechen aber genau so, wie du nicht weißt was ich in meinem Leben alles bewältigen musste... durfte, weißt du nicht, was die Anderen, von denen du sprichst, schon geleistet ... bewältigt haben. Dabei kommt es nicht immer auf die Zahl, der menschen an, die man mal "führen" ... leiten musste.
Trotzdem ich mich gern von den Menschen zurück ziehe, habe ich doch ein Händchen, wenn mir diesbezüglich eine Aufgabe übertragen wird. Ich habe einige Jahre, in einer 200 Mann und Maus starken Freilichtschauspielgruppe mitgespielt und auch organisiert. In dem ersten Jahr, hat der Regiesör ca hundert Indianer anvertraut. Wie ich dazu kam, weiß ich bis heute nicht so genau. Er stand vor uns und meinte, einer muss meinen Job übernehmen, wenn ich nicht da bin. Ihr müsst oft ohne mich proben und ich muss mich auf euch und meinen Stellvertreten verlassen können. Er sah in die Runde von ca hundert Menschen. Von 5 bis 75 Jahren. Seine Hand ging hoch und er zeigte in meine Richtung. Du machst das. Du kannst das. Ob ihr's glaubt oder nicht, ich hab mich umgedreht und geschaut, wer denn nun unser Anführer sein würde. Keiner trat vor und ich drehte mich wieder um. Bemerkte irritiert, die auf mich gerichteten Blicke. Er grinste und ich war dran.
Ich hab ihn vor Schreck gefragt, ob er spinnt.
Nein.... komm nachher zu mir...
Ich dachte, na der wird schon sehen, was er davon hat.
Was er davon hatte, war eine gut funktionierende, die Herzen erobernde Indianergruppe. Was nicht mein alleiniger Verdienst war!
Erster Tag Proben auf einer Wiese. Viele liefen kreuz und quer. Unterhielten sich, spielten und tobten, schauten in der Weltgeschichte herum, waren sonst wie abwesend und ich redete mit einem kleinen aufmerksamen Grüppchen. Ich unternahm ein paar Versuche, die Meute, zusammen und aufmerksam zu bekommen. Äh ä, nichts.... null.... nööö.....
Also sammelte ich mich, holte tief Luft und brüllte von ganz tief unten, irgendwo in mir. Hups........... war ich das?....Wo kam das denn her?.....
Hab mich gefühlt wie der Sturm persönlich. Gut und erschrocken.... kennt ihr sicher.
Das hatten alle gehört und sie waren wiederum genau so erschrocken wie ich. Aber sie kamen zusammen und waren still. ich habe ihnen erklärt warum ich so gebrüllt habe und das ich das in Zukunft nicht mehr tun möchte. Wir sind ein Team und können die Herzen der Zuschauer nur erreichen, wenn es unter uns stimmt und wir mit Freude dabei sind. Wenn ich andauernd brüllen muss und streng sein muss, macht mir das keinen Spaß und euch ganz sicher auch nicht. Also lasst uns uns zusammen raufen und zusammen halten. Wir haben ein gemeinsames Ziel und jeder hat hier genau so viel Verantwortung für das Gelingen wie ich.
Ich musste weiterhin laut reden, weil draußen und viele Menschen.
War soweit aber ok. Wir gingen den Ablauf der Scene durch und ich ließ sie eigene Ideen entwickeln. Das macht für alle viel mehr Spaß und das Interesse am gelingen wächst, wenn jeder sich einbringen kann.
So kamen viele tolle und vor allem komische Ideen, die umgesetzt werden konnten. Nach einer Weile, wurde es wieder unruhiger und die die ich vorher schon als Störenfriede beobachtet hatte, fingen wieder an andere zu ärgern und dazwischen zu faseln. Sie bekamen wichtige Dinge nicht mit und spielten völlig unbewusst und scheinbar teilnahmslos.
Hab ich mir ne Weile angesehen und beobachtet
Dann habe ich die die Chaos verbreiteten raus gezogen und vor ihren Eltern, eingenordet. Oh die Blicke hättet ihr sehen sollen. Ich habe ihnen kurz und bündig gesagt, so nicht und wenn sie es nicht anders hin bekommen und an dem was wir hier tun, nicht interessiert sind, dann gehen sie jetzt augenblicklich nach hause und sind raus. Schade, ich dachte ihr schafft das, ich weiß, ihr könntet toll eure Rollen spielen und mit uns Spaß haben aber wenn ihr eben nicht dabei sein wollt, geht. Jetzt..... oder spielt mit und ich oder andere, müssen uns nicht ständig über euch ärgern oder gegen Unruhe ankämpfen. Überlegen... gehen oder bleiben.
Alle sind geblieben und wir hatten einen wirklich schönen Probenfrühling und dann einen bezaubernden Spielsommer.
Ein Blick genügte fortan, um die kleinen Rüpel in Reihe zu bringen.
Dann lächelten wir uns wissend an und gut.
Es hat einen tierischen Spaß gemacht und alle waren einfach hinreißend.
So und wer in einem Jahr dran war, ist's im nächsten wieder.

Ich habe im Behindertenbereich gearbeitet und als unwissender, ungelernter Neuling, bekam ich nach zwei Wochen auf einer Station, eine Versuchsgruppe, von 12 stark geistig und körperlich Behinderten Menschlein. Auch dazu kam ich ohne mein Wollen.
Und ich kann euch sagen, dagegen waren die hundert Indianer nichts.
Aber auch diese Situation habe ich bewältigen können.
Manchmal mit Pannen 
Da hast du die Gruppe zum spazieren gehen fertig.... einer kommt abhanden und landet unter dem im Garten in den Boden eingelassenen Trampolin.
Und den musst du dann erst mal finden, nachdem du die Anderen in Sicherheit vor sich selber und gegenseitig gebracht hast.
Oder du bereitest das Essen vor und in der Zeit hat einer nichts anderes zu tun, als auf der Toilette, sich mit samt aller zur Verfügung stehenden Körperöffnungen, Fliesen und Fugen usw mit Kot zu beschmieren und voll zu stopfen. Ich habe meine gesamte Arbeitszeit gebraucht, den Halunken und den Toilettenraum, zu reinigen. Nase und Ohren des kleinen Schweinchen, waren eine besondere Herausforderung.
Und auch wieder alles Anderen, vor sich selber und den Anderen in Sicherheit zu bringen.
Vertrauen ist da auch nicht angebracht gewesen.
Einer der männlichen Bewohner hatte die Angewohnheit, sobald Gelegenheit dazu, sich einen anderen Bewohner zu schnappen, zu Boden zu werfen und ihn am Hals würgend zu begatten. Und ihr glaubt nicht, was für Kraft dann nötig ist, den Einen von dem Anderen runter zu bekommen und die Hände vom Hals des Anderen zu lösen.
Naja.... wie gesagt, es gab Pannen aber im Großen und Ganzen, ging es gut, nachdem ich die Macken und Gefahren eines Jeden kannte und so wusste, wie was zu koordinieren war. Und mit ihnen zu sein, war super schön.
Also, dieses beides nur mal so als kleinen Einblick, das du nicht weißt, was wir so in unserem Leben tun ... leisten... bewältigen.
Legs mir bitte nicht als Selbstbeweihräucherung aus, sondern als Geschichten, die das Leben schreibt. Glaub man, ich habe mich das eine oder andere Mal, auch kurz überfordert gefühlt, so allein.
Aber ich bin daran gewachsen und kann über so manche Episode heute herzlich lachen. Vor allem, wenn ich mich rückblickend selber sehe und höre.
Ich habe einige Male ganz sicher ein sehr doofes Gesicht gemacht und habe auch mit den Armen gerudert.... nur aufgegeben hab ich nicht!
Das es noch mal etwas anderes ist, als Repräsentant eines Landes, da zu stehen usw, brauchst du mir nicht zu sagen.
Und das ist auch nicht mein Job.
Ich mache kleinere Jobs.
Und das, was von eben diesen Leuten hier schon in diversen Threads an Vorschlägen für eine "neue Gesellschaft" gekommen ist....könnte funktionieren...in Legoland.
Was sind das für Vorschläge?
Sage