Nicol lebt ohne Möbel und Kosmetik

Man muss nicht in einen Konsumwahn verfallen, um sich im System erfolgreich durchzusetzen und sich einen beruflichen Standort zu schaffen, womit man sich durchbringen kann.
Doch, du siehst ja an den Reaktionen auf Nicole hier. Es ist geradezu unvorstellbar, dass ein Mensch ohne Möbel und Kühlschrank lebt. Nun gehe einen Schritt weiter, Nicole studiert und findet einen Job in mittlerer Führungsebene, was ja angemessen wäre mit einem Masterabschluss. Was da alles an gesellschaftlichen Pflichten auf sie zukommt, vertägt sich mit ihem Lebensstil nicht mehr. Sie muss mitnmachen.

Eine ganze Generation 68er Freiheitsdenker hat sich so ins System integrieren lassen. Diejenigen, denen es um Freiheit und Umwelt ging, wurden zu braven Bürgern des Systems. Mit dem Einfamilienhaus und dem Mercedes vor der Tür... es geht um Geschäftsessen, wo man nicht mehr ohne angemessene Abendgarderobe auftauchen kann. Es geht darum sozial informiert und gebildet zu sein, was entsprechende Events mit einschließt. Inklusive Einladungen zum Essen, die Hobbies (Golf, Segeln usw.) zu teilen.

Ein Mensch, der sich dem Konsumwahn verweigert, dem stehen all diese Türen nicht offen, weil unsere Gesellschaft Konsumwahn ab einer bestimmten beruflichen Stellung erzwingt. Sonst bist Du sofort der Außenseiter und Spinner. Und diese soziale Ausgrenzung ist eine der Schlimmsten und wirkt sich destruktiv auf alle Lebensbereiche aus.

Und dieser Druck, den manch ein Kind bereits in der Kita zu spüren bekommt, dass es gar nicht frei wählen kann, wie es später leben möchte, wo ab der ersten Klasse bereits Leistungsdruck und Wettbewerb im Mittelpunkt stehen, das macht schon den kleinen Menschen krank.

Es gibt wenige Nischen, den Künstler, der allerdings einen reichen Mäzen braucht, um sich seine Extravaganz leisten zu können. (Sehr interessant das zu recherchieren, dass fast alle namhaften Künstler von Reichen gesponsort wurden, fast unabhängig von der Qualität ihrer Kunstwerke).

LG
Any
 
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Ein Mensch, der sich dem Konsumwahn verweigert, dem stehen all diese Türen nicht offen, weil unsere Gesellschaft Konsumwahn ab einer bestimmten beruflichen Stellung erzwingt. Sonst bist Du sofort der Außenseiter und Spinner. Und diese soziale Ausgrenzung ist eine der Schlimmsten und wirkt sich destruktiv auf alle Lebensbereiche aus.

Einen Anzug trägt heute jeder Versicherungsvertreter, das ist nicht teuer. Wenn Du die Grundgarderobe gut kombinierbar wählst, musst Du auch nicht eine Menge an Kleidung anschaffen. Jemand aus meiner Familie jobbte auch mal in solchen Branchen, wo das nötig ist. Das war ohne viel Geld gut machbar. Aber in den meisten Berufen gilt sowieso Berufskleidung. Und das wird vom Arbeitgeber bezahlt. Konsumwahn ist also überhaupt nicht notwendig. Das bildet Du Dir ein. Es ist auch Unsinn zu behaupten, dass man diesen Konsumwahn mitmachen muss, um dazuzugehören. Es interessiert den Arbeitgeber herzlich wenig, was seine Arbeitnehmer privat machen.
 
Konsumwahn ist also überhaupt nicht notwendig. Das bildet Du Dir ein.
Das, was für dich "normal" ist, ist für mich anscheinend bereits der Konsumwahn. Der Wahn besteht ja genau darin, etwas zu müssen, um etwas zu können. Wer keinen Anzug oder Damenkostüm tragen will, kann als Bankkaufmann oder Versicherungsvetreter usw. in der Regel nicht arbeiten.

Darin besteht u.a. ein Zwang, auch wenn er dir nicht bewusst ist, weil Du es als gewöhnlich, normal und nicht teuer empfindest.

Genau das meine ich auch: aus dem Beruf kann man getrost viele Verpflichtungen ableiten, die einen Menschen zum Konsum eigentlich völlig unnötiger Dinge zwingt.

Stell dir vor Nicole lädt zum Geschäftsessen ein, was nicht ungewöhnlich ist, auch bei sich Zuhause. Dein wahrscheinlich erfolgender Einwurf, man müsse ja nicht zwingend teure Möbel kaufen, löst nicht da Problem, wenn Nicole gar keine Möbel haben will. Und all das, vom Kostüm über das Makeup bis runter zu den Schuhen, bevor Nicole überhaupt ins Büro geht, muss vorab konsumiert = eingekauft worden sein.

Nun kannst du natürlich einwenden, dann muss sie eben etwas anderes beruflich machen. Konditor zum Beispiel, da bekommst Du auch deine Berufsbekleidung vom Arbeitgeber bezuschusst. Was, wenn Nicole keinen solchen Beruf ergreifen möchte? Dann muss sie, weil sie dem Konsumzwang der Gesellschaft entgehen will, nun ihr Leben lang etwas machen, worauf sie überhaupt kein Lust hat? In Jobs, wo sie zwar anziehen kann, was sie möchte, aber darüber hinaus total unglücklich wäre. Oder umgekehrt, dass sie gezwungen wird ihren Lebensstil - auch privat - auf ihren Job auszurichten.

So leben aber zunehmend immer mehr Menschen, die werden durch das System verdrängt in ihrem So-Sein. Und das fängt heutzutage bereits in der Kita an, dass kleine Menschen eingeimpft bekommen, wie sie zu sein haben.

Für dich scheint das alles normal zu sein, ich vermute Du findest das auch gut so, weil es deinen persönlichen Weg nicht großartig stört. Anderen Menschen geht es damit aber gar nicht gut und die mir gerne vorgehaltene mangelnde Empathie kommt genau hier ins Spiel: Wer sagt denn, wie man normal zu sein hat, was man unter "normalen Konsum" zu verstehen hat? Das System und all die Menschen, die das mittragen und auch durchgesetzt sehen wollen, so wie Du.

Dabei bedrohen dich Menschen doch überhaupt nicht, wenn sie in ihrem So-Sein gefördert und unterstützt werden würden. Das will erkannt werden.

Du würdest jetz sagen, dass diese Menschen dann eben irgendwie mit den (noch!) vorhandenen Nischen zufrieden sein müssen, weil sie ja wenig Geld brauchen. Also würdest du es am Geld festmachen, dass ein Mensch braucht, weil er viel konsumiert. Aber das wäre eine falsche und beschränkte Sichtweise für die Funktion des Geldes. Ein freiheitsliebender Mensch kann natürlich auch Geld ausgeben, Geld brauchen, zum Beispiel für eine optimale medizinische Versorgung. Oder aber, damit er sich seine Freiheit auch leisten kann.

Deshalb sind prekäre Nischenjobs keine Alternative für diese Menschen, die doch nur deshalb schlecht entlohnt werden, weil Menschen in diesen Tätigkeiten Minderwertigkeit sehen... aus ihrer Position der Systembefürworter. Und die sind es ja auch, die psychisch kranke Kinder und Erwachsene in Kauf nehmen (diejenigen sind gemeint, die krank werden durch das System), die sind dann eben zu schwach für das System und müssen wieder "richtig gemacht" werden mit Hilfe von Therapien.

LG
Any
 
Oder umgekehrt, dass sie gezwungen wird ihren Lebensstil - auch privat - auf ihren Job auszurichten.

Aber das war auch schon beim Steinzeitmenschen so, der sein Leben auf die Jagd ausrichten musste, sich entsprechend auf das Verhalten der zu jagenden Beute ausrichtete etc. Dieser grundlegende Zwang liegt im Existenzkampf des Lebens an sich, jedes Tier und jeder Mensch ist diesem unterworfen.

Was den Konsumwahn betrifft oder den angeblichen Zwang, sich diesem anzupassen, ist das auch Einstellungssache. So kenne ich zwei Ärzte, der eine findet, der andere habe eine überhaupt nicht vorzeigbare Arztpraxis. Aber der kritisierte Arzt konzentriert sich mehr auf sozial benachteiligte chronisch Kranke und Drogenabhängige und weniger auf die Einrichtung seiner Arztpraxis. Entsprechend ist er gut mit den Ämtern vernetzt und seine Praxis überfüllt. Weiter kenne ich auch Juristen, die sehr unterschiedliche Sichtweisen vertreten, das fängt schon mit der Partei an, zieht sich aber durch die ganze Lebensführung bis zum Anwaltsbüro. Das ist wirklich sehr stark davon abhängig, welcher Persönlichkeitsstil dahintersteckt. Und die wenigsten werden Geschäftsessen bei sich zuhause anbieten müssen. Fände ich sogar sehr deplatziert, ein Restaurant ist da geeigneter, kann auch angemietet werden für solche Geschäftsanlässe. Solche Fälle betreffen sowieso mehr die Selbständigen und nicht Leute im Angestelltenverhältnis. Ich hatte sogar früher einmal Kontakt zu einer Geschäftsführerin, die öfter von zuhause aus arbeitete und sich über Internet zuschaltete in ihre Geschäftskonferenzen. Das kommt sowieso immer mehr, das Internet vereinfacht vieles. Bei uns machen immer mehr Banken zu und arbeiten intern, d. h. das äußere Auftreten wird auch in der Bankenbranche sekundär.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aber das war auch schon beim Steinzeitmenschen so, der sein Leben auf die Jagd ausrichten musste, sich entsprechend auf das Verhalten der zu jagenden Beute ausrichtete etc.
Schlechter Vergleich, da die Jagdbeute unabhängig vom Menschen das eigene Verhalten präsentiert, während Menschen untereinander Verhaltensnormen künstlich festlegen. Man nennt das auch Kultur.

Das ist wirklich sehr stark davon abhängig, welcher Persönlichkeitsstil dahintersteckt.
In gewissen Grenzen ist das auch machbar. Was aber, wenn jemand Arzt sein will und keine Lust auf Junkypatienten hat, denen es egal ist, ob Möbel in der Praxis stehen oder nicht. *g*

Und die wenigsten werden Geschäftsessen bei sich zuhause anbieten müssen.
Geschäftsessen finden ab einer bestimmten Stufe (mittleres Managemant) im privaten Rahmen statt. Das sind dann keine offiziellen Gescäftsessen, wie Du sie vielelicht kennst, das geht dann um Seilschaften und Vertiefung von Geschäftskontakten und da wird einfach erwartet, dass das private Wohnambiente "stimmig" zum Einkommen und der Position ist, ebenso entsprechend Hobbies gepflegt werden. Die wichtigen Verträge werden nicht im Büro ausgehandelt. Ich rede nicht von Selbstständigkeit, sondern größeren Firmen mit entsprechenden Positionen.

Vielleicht wird sich daran wirklich etwas verändern, dass man nur noch eine Fotowand braucht und davor die Webcam. ^^ Die soziale Positionierung bedingt bei uns gewisse Normen, die wiederum spiegeln sich in einem Wettbewerb wieder, der schon Kinder krank macht. Und geht weiter über einen vorgeschriebenen Lebensstil (Kleidung, Wohnort, Möbel usw.) DAS kritisiere ich. Der Weg in Armut zu leben um sein Leben frei führen zu können ist kein Ausweg, denn Armut macht Menschen auch auf Dauer krank. Gesundheit kostet heutzutage ein kleines Vermögen und beginnt bei der Ernährung, bei der Wahl des Wohnortes, d.h. die Alternative dann eben frei, aber am Hungertuch zu leben, ist keine.

Lg
Any
 
Es gibt wenige Nischen, den Künstler, der allerdings einen reichen Mäzen braucht, um sich seine Extravaganz leisten zu können. (Sehr interessant das zu recherchieren, dass fast alle namhaften Künstler von Reichen gesponsort wurden, fast unabhängig von der Qualität ihrer Kunstwerke).

Ja, man muss reich sein, um künstlich auf "arm" zu machen. :)
 
Ja, man muss reich sein, um künstlich auf "arm" zu machen. :)

ich kenne Reiche die U-Bahn fahren und denen du das Reich sein nicht ansiehst. Allerdings machen sie nicht auf arm sondern fühlen sich so wohl und haben es nicht nötig sich *reich* zu kleiden.
Oder wie meinst du deinen Satz?
 
Geschäftsessen finden ab einer bestimmten Stufe (mittleres Managemant) im privaten Rahmen statt. Das sind dann keine offiziellen Gescäftsessen, wie Du sie vielelicht kennst, das geht dann um Seilschaften und Vertiefung von Geschäftskontakten und da wird einfach erwartet, dass das private Wohnambiente "stimmig" zum Einkommen und der Position ist, ebenso entsprechend Hobbies gepflegt werden.
So stellst du dir die große weite Welt vor?
:ROFLMAO:
 
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