Nichts geht über Bücher

Adagio

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Ich würde gern Auszüge aus Büchern hier einstellen, die inspirieren, nachdenklich machen, zum Schmunzeln bringen, kurzum, für Euch lesenswertes, was nachhaltig in Euch wirkt.
Zum Schluss auch den Titel und Autor mit einbringen, damit Interessantes evtl. nachgekauft werden kann.
Das hatte ich mit dem Auszug des ersten Büchleins auch so gehalten, was jetzt folgt. Im Netz wurde es im "Büchermarkt", Garz auf Rügen, vorgestellt als Buch des Monats. Das habe ich mir dann auch im Internet gekauft.

"Monolog des Bösen"
Eines Tages stand das Böse dem Guten Auge in Auge gegenüber und wollte es gerade verschlingen, um ein für allemal jenen lächerlichen Streit zu beenden; als es das Gute aber so klein vor sich sah, dachte das Böse:
'Das ist sicher bloß eine Falle, denn wenn ich jetzt das Gute, das so schwach aussieht, auffresse, werden die Leute denken, daß ich etwas Schlechtes getan habe, und ich würde vor Scham so klein werden, daß das Gute die Gelegenheit nicht ungenützt ließe und mich verschlänge, mit dem Unterschied, daß die Leute dann denken werden, daß es recht getan habe, denn es ist schwierig, sie von ihrer festgefügten Meinung abzubringen, daß das, was das Böse tut, bös und das, was das Gute tut, gut ist'

Und so geschah es, daß das Gute noch einmal davonkam.

Aus: Der Frosch der ein richtiger Frosch sein wollte
Augusto Monterroso
 
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Je größer die Distanz ist, aus der ich mich betrachte, umso mehr ahne ich etwas vom großen Zusammenhang, in den mein kleines Leben eingebettet ist. Damit verschieben sich die Dimensionen, und ich gewinne ein anderes Bild meiner selbst, als wenn ich mich in den engen Wänden meines Egos einschließe.
Manchmal steige ich auf einen Berg, um diese Distanz zu schaffen. Oben angekomen schaue ich lange in die Weite.
Und irgendeinmal geht mein Blick in die Richtung, wo ich meine Stadt vermute. Ich sehe, wie ich mich dort mit vielen scheinbar wichtigen Dingen herumschlage. Ich sehe, wie ich unruhig treibe, wie ich ständig beschäftigt bin und dabei das Gefühl habe, nie genügend Zeit zu haben. Fast tut er mir etwas leid, dieser Mensch, der ich bin, dort in der Ferne. Merkt er denn nicht, daß die Dinge, die ihn besetzt halten, gar nicht so bedeutend sind? Weiß er nicht, wie klein er ist, wie winzig klein? Sieht er nicht, daß er sich viel zu wichtig nimmt?

Lorenz Marti
Wie schnürt ein Mystiker seine Schuhe?
 
Wir absorbieren die Gedanken der Menschen, mit denen wir am meisten sympathisieren und verkehren.
Sind sie inferior und leben sie gedanklich in niedrigeren Sphären, so werden wir dauernd Schaden leiden - denn immer ist es der höhere und feinere Geist, der in ungleicher Gemeinschaft unterliegt.
Besser gar keinen Verkehr als den mit zerfahrenen, ziellosen Menschen, denn ihre Gedankenströme isolieren uns von den Wesen unserer eigenen Art: den wahren Freunden.

Wer sich keinen Rat in einer Lage, in einer Unternehmung, einem Geschäft weiß - der warte.
Weise alle Gedanken an die Sache selbst zurück.
Tue nichts.
Das Wollen und der Vorsatz werden dadurch nur stärker werden.

Prentice Mulford
Unfug des Lebens und des Sterbens
 
Hallo nochmal,
ich meinte eher Leseproben von Büchern, die hier eingestellt werden, keine kurzen Sätze.
Zumindest gehe ich so vor, daß ich mir Bücher, die ich online z.B. finde, erst nach der entsprechenden Leseprobe zulegen möchte.
Weil es dann eben aussagekräftiger ist, wenn ich ein oder zwei Seiten lesen kann.;)
 
Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit. Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig: Bei jedem Schritt ein Atemzug und bei jedem Atemzug ein Besenstrich. Schritt – Atemzug – Besenstrich. Schritt – Atemzug – Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter: Schritt – Atemzug – Besenstrich. Schritt – Atemzug – Besenstrich.

aus dem Buch "Momo "
von Michael Ende
 
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