Warum bleibst Du bei ihm?
Ganz weit ausgeholt wuchs ich bei psychisch kranken Eltern auf. Der Vater geht so in Richtung Narzisst, Impulsiv/Cholerisch, völlig unreflektiert, "Theory of mind"-Defizite (falls euch das was sagt), verschobene Realität mit ein Bisschen Überheblichkeit. Ich würde es für passend halten, dass das überbemutternde Verhalten seiner Mutter dazu führte. Meine Mutter geht eher in Richtung "emotionslos", vielleicht auch ein Bisschen überfordert mit der Welt. Sie kam früh als Vollwaise ins Kinderheim (bisheriger Umgang: Verdrängen anstatt verarbeiten) und kommt mir von der Reife eher noch ein Bisschen vor, wie eine Jugendliche. Diagnosen haben aber beide nicht dazu, da sehen beide bei sich keinen Bedarf.
Die Kombination endete in Kindeswohlgefährdung und emotionalem Missbrauch, er mobbte mich mit Sprüchen als ich Vegetarier war, es gab Vorgaben wie ich mein Leben zu gestalten habe. Auf der einen Seite dann seine Impulsivität, auf der anderen Seite die Erfahrung das meine Mutter mich als Kind nie vor ihm schützte obwohl sie es mitbekam. Ich weinte oft alleine in meinem Zimmer ohne getröstet zu werden, von keinem von beiden.
Der Grund für dieses Ausholen ist, das ich mir auch Abwertungen anhören musste. Du bist nichts, du kannst nichts, du hälst das eh nicht durch. Meistens wenn ich etwas machen wollte, das nicht seinen Vorstellungen von meinem Leben entsprach. Mit 17 fing es an mit Magersucht, sobald in meiner Umgebung jemand schreit fange ich an zu zittern und panisch zu werden. Und bisher konnte ich das nicht Mal in einem der Therapieversuche aufarbeiten, weil es zu belastend war. Jedenfalls war mein jetziger Partner für meine Eltern mein erster Partner. Meine Beziehungen davor hielt ich immer geheim, weil ich Angst hatte das meine Eltern mir die Beziehung kaputt machen.
Es war schon im ersten halben Jahr der Beziehung mit dem jetzigen Partner so, das meine damals beste Freundin mir dazu riet mich zu trennen. Für mich war es aber schlimmer mir einzugestehen, das mein Vater mit seinen Abwertungen (Du bist nichts, du kannst nichts, du hälst das eh nicht durch...) Recht hätte (natürlich wäre das nicht so gewesen, aber es hätte sich so angefühlt) und ich mir seine Genugtuung auch nicht anhören wollte; Anstatt an dieser Beziehung fest zu halten und das Boot irgendwie über Wasser zu halten. Ich habe viel, sehr viel, für die Beziehung gekämpft. Das ich "ich" schreibe heißt leider, das nur ich dauernd gekämpft habe. Wenn man Möglichkeiten sucht sich die Situation zurecht zu reden, findet man leider auch vermeintliche Gründe um daran weiter festzuhalten.
Abgekürzt ging die Sache so weit, das ich mit 27 wegen meiner immer schlimmer werdenden psychischen Belastung in Rente kam. Ich war fertig mit der Welt, nicht nur wegen dem Dauerkämpfen der Beziehung, meine unverarbeitete Vergangenheit kam da auch noch obendrauf. Ungefähr 3 Jahre davor holten wir uns einen Hund. Er wurde zu meinem seelischen Anker, wodurch es mir besser ging, aber was nur noch mehr dazu führte das ich noch länger an diesesr Beziehung festhielt. Früher oder später ging es bei mir aber trotzdem von der Belastbarkeit weiter bergab.
Zu dem Ganzen hinzu kam, das seine Mutter schon von Anfang an der Beziehung mit ihren Spielchen und Gegenaktionen anfing. Ich war damals 22 und hatte durch meine Vergangenheit selbst nicht die Erfahrung oder Kentnisse, wie es im Leben läuft. Meine Eltern waren da ja selbst keine brauchbaren Vorbilder und hatten mich auch nicht zu einem Erwachsenen gemacht, der gut darauf vorbereitet wäre alleine im Leben klar zu kommen. Ich hatte kein Plan, wie ich mich aus der Kombination dieser Beziehung + dem krankhaften Verhalten seiner Mutter hätte heraus manövrieren können. Als wir dann erst den Hund hatten und ich dann 3 Jahre später noch in der Rente (erwerbsunfähig) steckte, war es noch schwieriger aus der Situation wieder raus zu kommen.
Wer nimmt denn schon als Vermiter eine arbeitsunfähige junge Frau, mit minimaler Rente (geringer als ALG2) als einziges Einkommen und dann auch noch mit Hund. Auf den Hund war ich aufgrund meiner psychischen Situation dann sogar als Anker im Alltag angewiesen. Weil er der einzige war, der in meinem Leben eine zuverlässige und verlässliche Konstante war.
Dann kamen ja auch zwischendurch noch die mehreren Therapieversuche, ambulant wie Stationär, von meinem Partner. Wo ich mir mittlerweile auch nicht mehr sicher bin, ob er die selbst wollte oder das nur war um mich zufrieden zu stellen. Es gab mehrere solcher Aktionen, der Umzug, oder auch beim Hund bin ich mir nicht sicher, ob das von ihm nur für mein Wohlwollen war. Aber in der Beziehung ist es auch nicht anders, wie ich es früher als Kind hatte: Nichts kann die emotionalen Bedürfnisse ersetzen. Wenn das fehlt, dann fehlt es. Egal wie viel der Partner zum Wohlwollen macht. Das ändert nichts daran, das ich unter der Situation leide.
Auch bei der Heirat hatte ich im Nachhinein den Eindruck, das es eher in die Richtung ging mich an ihn zu binden, bzw. es mir noch schwerer zu machen zu gehen. Die ganzen Beteuerungen und Änderungsversprechen sind bis heute nicht eingetreten (übrigens 1:1 wie bei seiner Mutter) und wenn er es mal schaffte sich zu bessern, hielt das immer nur so lange bis das Schiff wieder aus der Gefahrenzone heraus war. Mittlerweile stecke ich nun so tief im Sumpf, das wir 2 Hunde haben, ich weiterhin erwerbsunfähig bin und es schon daran hapert das ich mit der Konstellation nicht Mal eine Wohnung finden würde um ausziehen zu Können. Was meine Vergangenheit angeht habe ich da über die Jahre zwar vieles in mir drin nachgeholt, mir wäre es mittlerweile egal was sie meinen (als ich meinen Partner kennen lernte wohnte ich noch zu Hause, da war es eine andere Situation für mich mit meinen Eltern) aber in der Situation mit der Beziehung sehe ich aktuell (zumindest so lange die Hunde noch leben) keine Möglichkeit da raus zu kommen.
Hinterher rückblickend oder von außen betrachtet würde man sagen "wie kann man nur..." aber ich habe alle vorherigen Warnungen nicht hören wollen. Sogar bei meinem Thread hier 2018 hielt ich noch an der Beziehung fest und hatte diese Worte "Du bist nichts, du kannst nichts, du hälst das eh nicht durch..." im Hinterkopf. Die eigene Erwartung, das unsere Beziehung bis ans Ende unserer Tage halten muss, wegen den Worten und dem Verhalten meines Vaters. Ein gesundes Selbstvertrauen und ein ausreichendes Selbstwertgefühl habe ich durch meine "Erziehung" natürlich auch nicht mitbekommen. Am Anfang der Beziehung dachte ich, das es gar nicht besser sein könnte als es ist.
Die Pointe des Ganzen kommt jetzt auch noch, meine Eltern schrieben mir mal ich wäre ein Wunschkind und ich würde aber durch mein undankbares Verhalten die Familie kaputt machen. Da freut sich doch jedes Kind, wenn man dann so was noch zum Geburtstag geschenkt bekommt...Die Erlebnisse meiner Kindheit bzw. die Auswirkungen davon werden mich (das sage ich jetzt nicht weil ich aufgegeben hätte, ich habe bisher erfolglos 10 Therapien versucht, davon 1 stationär) voraussichtlich irreparabel den Rest meines Lebens begleiten. Die Hunde sind beide schon alt (11+13) und krank, eine Abgabe ist für mich keine Option das werde ich beiden nicht antun. (Sie haben beide ihre Vorgeschichten hinter sich). Wenn sie nicht mehr da sind, werde ich vermutlich mit einem Wohnberechtigungs-Schein in einer Sozialwohnung unterkommen und dann den Rest meines Lebens damit beschäftigt sein, mit den Symptomen meiner psychischen Probleme den Alltag zu meistern.