Und damit sind wir bei der Verantwortungsübernahme. Verantwortung wird zwar in der Regel positiv besetzt, ist aber ja dennoch dasselbe wie Schuld, oder?
Verantwortung und Schuld sind vollkommen verschieden.
Spüre mal in deinen Körper nach, spüre mal in dein Herz und in deinen Bauch und dann sage einmal die Sätze:
"Ich bin verantwortlich für mein Leben." bzw. "Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben."
"Ich bin schuldig für mein Leben." "Ich habe Schuld daran, was in meinem Leben passiert."
Wie fühlt sich das an, was geht das in dir vor?
Wenn ich die VErantwortung für mein Leben übernehme, dann richtet sich mein Körper auf, es ist so, als würde ich einen Berg besteigen, ich fühle einen gewissen ernst, aber ich fühle auch eine gewisse Reife.
Wenn ich mir die Schuld für mein Leben zuschreibe, dann löst das ganz andere Gefühle und Prozesse in mir aus.
"Schuld"-Zuschreibung löst zumeist Scham- und Schuldgefühle aus, eine Haltung der Verurteilung, Bewertung, führt zur Passivität und in die Depression. "Schuld" ist in diesem Sinne Aggression gegen sich selbst: Autoaggression.
Ich meinte ursprünglich, dass wir unsere aus Naivität, auch aus naivem Vertrauen geborenen Erfahrungen und unsere Dummheiten, damit auch unsere Schmerzen benötigen, um klug, bzw. irgendwann vollbewusst zu werden.
ich sehe nicht, dass das für alle Menschen gilt.
WEnn wir in uns selbst einen Konflikt der (Selbst- und Fremd-)Anerkennung habe, wenn wir einen "Rebellen" gegen andere und gegen uns selbst leben, wenn wir größtenteils in uns zerspaltet sind, Bereiche abtrennen, Schatten unerbitterlich projizieren, dann benötigen wir oftmals schmerzhafte ERfahrungen, in welchen uns dies bewusst wird.
SCHULD sei deswegen irrsinnig und mache überhaupt keinen Sinn und das trat dann irgendwie die Diskussion um Schuld und besoffene Autofahrer los.
Wenn es aber - und so sehe ich es ja auch - die Verantwortungsübernahme ist, die dieses naive kindliche Vertrauen irgendwann transformiert, dann benötige ich ja genau diesen Irrsinn der Schuldzuweisung, um zu wachsen und zu reifen.
wenn du nur dadurch wächst, dass du dir Schuld zuschreibst, dann wiederholst du genau den Antriebs- und Dressur-Motor, den deine Eltern ständig am Laufen gehalten haben.
"Verantwortung für das eigene Leben übernehmen" bedeutet jedoch auch, genau aus derartigen Muster auszusteigen.
Die Stimme der Schuld in dir hat eine Kraft. Deshalb ist es auch vollkommen in Ordnung, wenn sie aussprechen darf. Höre dir ruhig die Anklagen, die Schuldzuweisungen und all das an. Du kannst darin verstehen, warum deine Eltern dich so behandelt haben. Hinter dieser Aggression steht oftmals ein "guter Wille", der es "gut meint". Und das kannst du auch ruhig anerkennen. Es bringt nichts, gegen diesen Schatten zu kämpfen.
Aber den "guten Willen" anerkennen, ihn zu integrieren, bedeutet nicht, ihm folgen zu müssen. Genau hier kannst du einsteigen:
"Ja, ich verstehe, dass ich mir Schuld zuschreibe. Und dahinter steht auch ein bestimmter Sinn, z.B. dass ich mich besser organisiere, dass ich effektier arbeitet, etc. . Das wollten ja auch meine Eltern von mir, sie wollten durchaus Gutes. ABER ich kann mir all diese Gute tun und all diese Intentionen verstehen, ohne dass ich diese Aggression an mir ausübe. Ich kann die Inhalte, Wünsche, Gründe die dahinter stehen anerkennen, ohne das "WIE" der Mitteilung: die Aggression gegen mich.
Ich kann das alles auch in Liebe für mich verstehen und liebevoll mir gegenüber ausführen, die Kraft in die Liebe transformieren."
Ich glaube, ich ahne, all meine schönen Gedanken zu diesem Thema dienen einem Zweck: sie sollen den freien Fall verhindern

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Wie übernimmt man Verantwortung ohne Schuld?
indem du lernst, dich selbst zu lieben

Denn indem du lernst, dich zu lieben, übernimmst du eine sehr zentrale Verantwortung für dein Leben, die z.B. auch die Schuldzuschreibungen annimmt und loslässt.
