Nachtgedanken

Die wahre Trennung ist noch nicht vollzogen. Wir sind noch immer ein klein wenig mit dem Göttlichen verbunden. Vielleicht so, wie man ein klein wenig schwanger sein kann. Aber es stimmt, dass das Gehirn Bewusstsein schafft. Bewusstsein sind Gedanken und Wahrnehmung. Wage ich mal zu sagen. Der Geist liegt in weiter Ferne, obwohl er schluchzend nach uns ruft. Er hat erkannt, dass es uns möglich sein könnte, wieder geistig zu werden, uns aber eine andere Geistigkeit möglich wäre, indem wir den Körper aufgeben und ganz Bewusstsein werden. Das wäre dann die vollkommen Abkapselung vom Geist, von der Quelle, vom Göttlichen, von Gott, vom Nichts in dem alles enthalten ist, oder wie immer man das, woraus alles entstand, nennen mag. Dann hätte Luzifer, der abtrünnige schönste Engel, wirklich sein eigenes Reich erschaffen.

Wir glauben an unsere Schöpferkraft, sonst hätten wir uns kaum ein so mächtiges menschliches Imperium erschaffen. Wir glauben an unsere Überlegenheit, sonst hätten wir die Natur nicht dermaßen zerstört. Wir brauchen die Natur nicht, wenn wir uns vergeistigen. Geist braucht nichts und nebenbei behalten wir unsere Wahrnehmungssinne, die immer im menschlichen Bewusstsein enthalten sind. Das menschliche Bewusstsein macht sich selbständig. Kapselt sich von allem anderen ab und schwebt einsam und verlassen durch Raum und Zeit. Für immer? Ja, auch für immer.

Und was, wenn das nächste Universum wirklich ein Baum wird? Wie ein Baum aussieht, da man ja nicht weiß, was ein Baum ist und man das Universum sicher nicht überblicken kann. Oder wissen wir, welche Form unser Universum hat? Man sagt, es sei rund, weil alles rund ist. Bäume können auch rund sein. Vielleicht hat sogar unser Universum die Form eines Baumes?

Ein gigantischer Baum von unendlicher Größe trifft auf eine menschliche Bewusstseinsblase. Mehr braucht er nicht. Da ist die Zerstörung bereits vorprogrammiert. Natürlich ist sie (die Bewusstseinsblase) nicht sichtbar, weil sie geistig ist. Aber man spürt sie. Man spürt diesen Kampfgeist, diesen Eroberungsgeist, der alles niederzwingt, das nicht so ist wie er oder ihn nicht anbetet.

Es könnte sich aber auch anders entwickeln. Aus dem Menschengeist ist wahre Kreativität geworden. Wie Leuchtende Wesen lieben sie die Liebe und alle Arten der Kunst. Geistig ist alles möglich. Geistig sind der Phantasie keinen Grenzen gesetzt.

Ihr habt es in der Hand, alter Mann und kleiner Michel. Aber sucht nicht nach dem Nadelöhr. Noch ist alles so wunderbar friedlich und ruhig hier auf dem Meer in eurem wunderschönen Segelschiff und dem Sternenhimmel über uns.

***

Es gibt kein Bewusstsein. Es gibt nur Gott, den großen Geist, die Quelle der Kraft. Aber man muss alles in Betracht ziehen und noch viel mehr. Die Worte „was-wäre-wenn“ haben noch immer enorme Bedeutung. Solange sie nicht ausgelöscht sind aus unserem Gedächtnis, aus unserem Bewusstsein, solange glauben wir nicht an das, was wahr sein könnte.

Was wäre wenn es uns doch gelingt, geistig zu werden. Mit aller Kraft. Was, wenn es bereits so ist? Der Tod ein Übergang zur Geistigkeit? Mit dem Körper identifizieren wir uns ohnehin nicht. Hat da jetzt jemand gelacht? Oh, der Körperkult und der Glaube, man könne den Körper ewig jung halten. Wenn, dann war das Lachen berechtigt, denn fast jeder scheint sich (auch) mit dem Körper zu identifizieren. Körper, Seele und Geist – die heilige Dreieinigkeit.

Keine Angst, ich frage nicht mehr nach dem wahren Ich. Das gibt es ja nicht mehr. Das haben wir abgelegt. Für immer. Deshalb streifen wir ziellos und gedankenlos durch das Meer. Da schwimmen Delphine neben dem Segelschiff. Die einzigen Tiere (neben dem Menschen!), die aus Spaß Sex haben. Sollen angeblich Wissenschaftler erkannt haben. Ich könnte es glauben, wenn man in die lustigen Gesichter dieser netten Gesellen blickt. Sie retten auch Leben. Menschenleben. Irgendwie unverständlich, aber wahrscheinlich sind sie Meister in der Vergebenslehre.

„Ich vergebe dir“, bedeutet aber nicht, dass hochnäsig behauptet wird, du hast einen Fehler gemacht, aber ich vergebe dir trotzdem. Es bedeutet, dass ich mir selbst vergebe, weil ich du bin und weil es nichts außerhalb der Quelle gibt. Es ist das Vergeben der Sühne. Wir sind nicht sündig und wenn wir das glauben, sind wir es erst recht. Und genau diesen verkappten Gedanken müssen wir uns vergeben. So sagt es (nicht schon wieder!) der Kurs. Gar nicht so leicht zu verstehen. Ohne Ich klappt es aber hervorragend. Im Wir verschwindet die Sünde, wie auch die Sühne, denn ohne Sünde keine Sühne.

Der alte Mann lächelt wissend. Sein Lächeln gilt den Delphinen. Sie haben ihm eben dasselbe gesagt. Woher, zum Teufel, wissen sie vom Kurs? Und woher kommen sie überhaupt? Diesmal lächelt der kleine Michel. Es sind auch seine Phantasien. Noch ist ja alles geistig und im Geist ist alles erlaubt und möglich. Wir können uns alles vorstellen, weil eh nichts da ist.

Und wenn wir uns tatsächlich vergeistigen, dann steht endlich mal ein Nichts dem anderen Nichts gegenüber. In diesem Moment wird es aber nicht darum gehen, ob einer von ihnen die Fäuste ballt oder seine Arme ausbreitet. In diesem Moment wird es nur das große Staunen geben und hoffentlich viel Applaus von den Delphinen.


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Angstmache. Angst und Macht. Ansteckende Krankheiten verbreiten. Rauchen ist ungesund. Fettsucht die Folge von Abstinenz. Angst und Macht hält das Volk unter Kontrolle. Die Mächtigsten der Mächtigen wissen das und handeln danach oder lassen danach handeln. Nicht, dass Giftstoffe bewusst frei gesetzt werden. Das passiert, auch wenn nichts passiert. Der Gedanke alleine macht krank. Auch das wissen die Mächtigsten der Mächtigen.

Wenn Menschen nur wüssten, wie mächtig ihre eigenen Gedanken sind. Wenn sie nur an sie glauben würden. Glauben! Auch die Delphine wissen das, aber die Menschheit hört nicht auf sie. Man müsste delphinisch können. Und vor allem das Plastik im Meer richtig deuten. Natürlich kommt es von den Menschen, denn nur Menschen machen Müll. Aber diese gezielten Ansammlungen und all die Tiere, die sich dafür opfern.

Immer diese Verschwörungstheorien! Wie soll sich da Glaube etablieren können? Da kann ja niemand glauben, dass man selbst alles in der Hand hätte, wenn man nur richtig denken würde. Richtig denken? Gibt es, nur müssten wir es erst lernen. Das falsche Denken kennen wir schon Jahrtausende.

Die Delphine lockern das Meer auf. Die Wellen werden höher und Wind kommt auf. Die Segel blasen sich auf und das Tempo wird schneller. Zeit setzt ein. Was war zuerst? Zeit oder Raum? Egal, es wird eh alles vergeistigt. Diesmal machen wir es richtig. Diesmal pfeifen wir auf die Materie. Durch Gedankenkraft. Ganz allein durch Gedankenkraft und die Mächtigsten der Mächtigen können brausen gehen.

***

Manch einer hat einen Morgenmantel, der so teuer ist, dass er eine an Hunger leidende Großfamilie einige Monate lang ernähren könnte. Aber warum sollte er das tun? Der Reichtum ist einfach zu ihm gekommen und den kostet er nun ohne wenn und aber aus. Recht hat er! Heute kann jeder reich werden, wenn er nur die Chance im rechten Moment und am rechten Ort ergreift. Jeder! Wirklich jeder! Und außerdem, in diesem beschissenen Leben sollte man alles auskosten, was es auszukosten gibt. Wenn man die Möglichkeit hat, sich an einen Tisch zu setzen, der vorab mit einigen hundert Euros bezahlt werden muss, und ein Zwölfgängemenü, mit dementsprechender Weinbegleitung, zu sich nimmt, sollte man das ohne schlechtes Gewissen tun. Auch dann, wenn draußen auf der Straße Menschen sitzen und bittend die Hände aufhalten.

Jetzt sind wir wieder bei jenen Menschen, die einfach nicht glücklich sein können, solange nur ein einziges Lebewesen nicht auch glücklich ist. Es liegt an der Verteilung, die einfach nicht gerecht ist. „Gerechtigkeit gibt es nicht“, sagt einer der Delphine zum alten Mann, der eben an einen Mann dachte, den er einst in einem seiner vielen Leben gekannt hatte und der jeden Morgen, nach dem Duschen oder dem Schwimmen im eigenen Pool, einen Morgenmantel überstreifte, der tatsächlich so teuer war, dass man mit dem Geld eine an Hunger leidende Großfamilie sehr großzügig einige Monate lang ernähren könnte. Und das mit allem drum und dran und nicht nur das Nötigste, damit ihnen die Vitamine nicht ausgehen. Da wäre alles dabei, wie etwa auch eine dementsprechende Weinbegleitung zu den Zwölfgängemenüs.

„Schenk ihnen doch deinen Morgenmantel“, hatte der alte Mann damals gesagt und sein so genannter Freund tippte sich nur kopfschüttelnd an die Stirn, was so viel bedeutet hatte, wie: „Ich bin doch nicht blöd.“ „Wie kannst du nur dein Leben so genießen, wenn du siehst, dass direkt neben dir kleine Kinder hungern, weil der Vater arbeitslos und die Mutter schwerkrank ist?“ fragte der alte Mann damals und ging weinend davon. Schließlich ließ er sein eigenes Hab und Gut notariell der Familie überschreiben, ging in die Berge und wurde Eremit.

Damals wurde er erleuchtet. Es war ein Leben von vielen und nicht unbedingt das letzte, bevor er eins mit der Quelle wurde und schließlich erkannte, dass er das (eins mit der Quelle) schon immer war. Damals brach es ihm das Herz, als er erkannte, dass er nie und nimmer in dieser Welt glücklich sein kann, solange nicht alle, wirklich alle Lebewesen glücklich sind. Es betraf also nicht nur Menschen. Er litt auch mit den Tieren und aß nie mehr Fleisch oder Wurst oder tierische Produkte. Er brachte es einfach nicht übers Herz.

„Gerechtigkeit gibt es nicht“, sagte einer der Delphine. „Darf es auch nicht geben, denn sonst hättest du nie wieder zur Quelle zurück gefunden. Natürlich warst du schon immer dort, wirst immer dort sein und bist auch immer dort, aber es geht ja ums bewusste Erkennen. Und nun vergiss, bitte, die Idee, abermals ein Körper zu werden, um ihn abzustreifen und geistig zu werden, um der Quelle als Nichts dem Nichts gegenüber zu stehen. Damit katapultierst du dich in einen noch größeren Irrgarten wie damals.“

Der alte Mann nickte und setzte die Segel.


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Liebe @Serenade ,

immer wenn ich Dich lese gibt es Worte, Sätze, Abschnitte, die "rein gehen", mich nachdenklich machen und ein Stück weit irgendwo hin bewegen.

Ich finde es sehr schön, dass Du hier schreibst!:)

Lieben Gruß und ein schönes Wochenende für Dich!
 
Liebe @Serenade ,

immer wenn ich Dich lese gibt es Worte, Sätze, Abschnitte, die "rein gehen", mich nachdenklich machen und ein Stück weit irgendwo hin bewegen.

Ich finde es sehr schön, dass Du hier schreibst!:)

Lieben Gruß und ein schönes Wochenende für Dich!

Danke, dir auch auch ein schönes Wochende, Tolkien!
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Es ist schon recht, seine Gedanken (Geist) richtig zu gebrauchen und dass es bis jetzt ganz schön in die Hose gegangen ist, aber die Richtung ist die falsche. Weder zurück noch nach vorne, sondern strahlenförmig in alle Richtungen. Geht das? Im Geist ist alles möglich. Die Quelle strahlt nach alle Richtungen.

Aber was war das, was Arima und Sila (wahrscheinlich sind sie „jetzt“ zusammen mit Pama Delphine, die um das Segelschiff des alten Mannes und des kleinen Michels schwimmen) im Sinn hatten? Individualität in totaler Vereinigung? Ein Widerspruch in sich. Aber es geht. Es funktioniert durchaus, wenn wir nur endlich diese dämlich menschliche Bewusstseinsblase aufgeben würden. Natürlich nur im Denken, denn alles passiert nur im Denken. Dann ist es ja klar, dass nie jemals etwas passiert ist.

Engel (?) und Götter (?) haben sich herab gelassen und sind zu Delphinen geworden. Was ist das hier? Wenn es doch das Nichts ist, das Geistige, wie kann man da nur von Meer, Himmel, Schiff und vielem mehr reden (schreiben)? Wie gesagt, man muss sich stets daran erinnern, dass nichts Greifbares, kurz gesagt, nichts Wahrnehmbares DA ist. Es ist vorstellbar, denkbar, kurz gesagt geistig.

Ich erinnere mich, als Kim mit den Haien schwamm. Riesige weiße Haie kamen an das kleine Fischerboot, nachdem sich Kim sich entschlossen hatte, keinen Fisch zu fangen und zu töten. Und einer davon hatte einen Haken im Maul, den Kim vorsichtig löste. Er fasste tatsächlich in das riesige, doppel bezahnte Maul eines Monsters! Haie sind keine Monster. Tiere tun nichts vorsätzlich. Derartige Begriffe passen nur zu Menschen, die ihr Bewusstsein auf die falsche Art gebrauchen. Schade drum.

Maria war entsetzt und hatte Angst um ihre Liebling, aber die Haie verhielten sich wie Delphine und ließen Kim sogar auf einen von ihnen reiten. Die Gefahr schreiende Rückenflosse, an der er sich fest hielt. Gefahr für die Haie. Der Mensch sieht nun mal überall Profit und wenn er sich dabei auf die Gesundheit ausreden muss.

Lasst nicht zu, dass so etwas noch einmal passiert. Haltet euch nicht zu weit weg von eurer wahren Heimat auf. Es ist ein wunderschönes Bild, das man sich gut vorstellen kann. Von irgendwoher strömt klares Licht über dem Himmel und dem endlos scheinenden Meer. Sanft gleitet das Schiff mit aufgeblähten Segeln durch das sanft aufwallende Wasser und daneben die Delphine, die sehr vorsichtig sind, um keine zu großen Wellen zu schlagen.

***

Angeblich ist die Erde (auch laut Wikipedia) etwa 4,5 Millionen Jahre alt. Man sagt, der Mensch sei die letzte Entwicklungsstufe gewesen und es gebe nichts, das ihm an Intelligenz und Bewusstseins das Wasser reichen könnte. Der Letzte und somit auch der (wie schon so oft erwähnt!), der eigentlich am wenigsten was zu sagen hätte, weil andere bereits vor ihm da waren.

Anderer Blickwinkel: Der Mensch hat die Entwicklung von 4,5 Millionen Jahre in sich! Er hat all das und noch viel mehr an Gene und Chromosomen in sich, was alle anderen in sich haben, auch wenn der Affe mehr Chromosomen aufweist als der Mensch. Er ist der König der Welt. Der Mensch aller Menschen. Der Übermensch.

Der alte Mann wirkt nachdenklich. Nur der kleine Michel vergnügt sich lachend mit den neben dem Schiff her schwimmenden Delphinen. Es werden immer mehr. Es ist bereits eine ganze Herde, etwa 20 Tiere, die das herrliche Segelschiff begleiten. Deshalb wirkt der alte Mann nicht nachdenklich. Er denkt viel mehr an das zurück, was hinter ihm liegt. Er kann sich erinnern. Und das erscheint ihm seltsam. Damals, als er tausende Male wiedergeboren wurde, konnte er sich an kein einziges vergangenes Leben erinnern. In den Zwischenreichen, der so genannten Vorbereitungszeit (auf das nächste Leben), erinnerte er sich alles. Auch „jetzt“ erinnert er sich an all seine Leben des letzten Universums.

Warum ich „jetzt“ unter Anführungszeichen setze? Weil es noch keine Zeit und keinen Raum gibt, auch wenn ich vom Segelboot, dem Meer, den Delphinen usw. schreibe. Alles nur Vorstellungen des Geistes und zwar des EINEN Geistes, weil Geist nicht trennbar ist. Bewusstsein, Gedanken, - das lässt sich jederzeit teilen. Aber Geist ist untrennbar. Geist ist die Quelle oder wenn man es so sagen will: Geist ist Gott. Das nur so zwischendurch, denn es kann sich jederzeit wieder ändern. Widersprüche sind bei derartigen Themen vorprogrammiert.

„Was nun?“ fragt sich der alte Mann. „War der Mensch der König der Welt oder hätte er vor all den anderen, die vor ihm da waren, kuschen müssen?“

„Keines von beiden“, gluckst einer der Delphine (ich wette, dass es sich um Arima handelt!).

„Weil nie etwas passiert ist?“

„Daran liegt es nicht. Zusammenarbeit wäre gefragt gewesen, weil alle etwas beisteuern hätten können. Denk nur, was aus der Erde gemacht werden hätte können, wenn alle Lebewesen ihr Bestes gegeben hätten und das ohne Profit- und Machtgier.“ (Das klingt wieder gar nicht nach Arima, der was-wäre-wenn stets vermeidet.)

„Wir haben es anständig verbockt“, jammert der alte Mann.

„Ganz und gar nicht. Es musste genauso sein“, gluckst der Delphin (aber jetzt bin ich ganz sicher, dass es sich um Arima handelt).

„Warum?“

„Weil sonst dieses Gespräch nie stattgefunden hätte!“

Hat es ja auch nicht, du dämlicher Delphin!

„Das habe ich nicht gesagt!“ ruft der alte Mann schnell.

„Schon klar. Ich wollte das eben auch nicht sagen. Aber es müsste dir klar sein, dass man aus Fehlern jederzeit lernen kann und es demnach gar keine Fehler gibt. Also habt ihr nichts verbockt. Ihr habt einfach nur eine von vielen Variationen des Lebens des Universums gelebt. Es mag sein, dass es schlimmere Variationen gegeben hat. Wer will das wissen?“

„Genau“, sinniert der alte Mann. „Wer will das wissen?“


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Verschwörungstheorie, die Zweite. Oder Dritte, Vierte? Uns wurde nichts injiziert. Weder körperlich noch geistig. Oh, die geistige Berieselung. Weihnachtsmusik bereits im Oktober und dazwischen in ganz, ganz kurzen Sequenzen (Nanosekunden?) die Aufforderung viel zu kaufen. Oder eben andere Aufforderungen, die uns nicht bewusst sind und die wir dennoch aufgefordert tun. Von wegen freier Wille. Den gibt es schon lange nicht mehr. Hat es nie gegeben.

Der Wurm, der sich zum Drachen entwickelte, steckt ganz wo anders. Es begann so: „Am Anfang war der Baum. Und der Baum trug Früchte. Und die Früchte waren Halluzinogene. Sozusagen psychedelische Drogen. 'Esst nicht von diesem Baum', haben wir gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Niemand hat euch aus dem Paradies vertrieben. Hört ihr? Niemand! Aber seit ihr von diesen Früchten gegessen habt, steht ihr unter Drogen, deren Wirkung erst endet, wenn sich die Quelle der Kraft wieder schließt und sie vielleicht irgendwann einmal wieder ein neues Universum entstehen lässt.“

„Warum gab es diesen Baum?“ fragte der alte Mann den einen Delphin, der Arima sein könnte.

„Das weiß keiner. Es gab ihn einfach und es heißt ja nicht, dass man euch nicht gewarnt hätte. Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Achterbahnfahrten als Lebenselixier. Das ständige Auf und Ab. Hat man sich endlich an etwas gewöhnt, kommt es auf einmal ganz dick. Dualität. Das Gefühl ständiger Trennung. Man hat euch gewarnt, aber ihr wolltet nicht hören und habt von den Früchten genascht.“

„Das hätte man wissen sollen. Menschen sind nun mal so, dass Verbotenes sie anzieht.“

„Sie wurden erst so, nachdem sie von den Früchten gegessen haben. Vorher gab es keine Trennung. Da gab es nur den einen Geist, der ein wenig herum spielte. Eigentlich gab es den Baum ja gar nicht, aber euer Eifer zu erschaffen, war so groß und dann kamen wohl wir alle auf einen derartigen Schwachsinn, wie etwa auf einen Baum mit halluzinogenen Früchten. So wie wir jetzt herum spielen und uns nicht sicher sind, ob wir das Nadelöhr finden sollten“, sagte der Delphin und machte einen Hechtsprung, der das Wasser aufwallen ließ.

„Tu das nicht. Das Meer muss glatt sein“, warnte der alte Mann und holte seinen Fächer aus der Tasche, die an seinem Hosengürtel hing, in der einiges an Werkzeug bei sich trug. Vorsichtig strich er über das Meer und es war wieder glatt wie ein Spiegel, obwohl das Segelschiff sanft dahin glitt.

Das glatte Meer. Der ruhige Geist. Nur keine Unruhe. Nur keine Störungen nach innen. Außen kann es donnern und blitzen, denn ein Außen gibt es nicht.

Das Gift, das das Leben brachte. Nicht das Leben, sondern den Tod. Sagte schon Kim damals, als er seine eigene Biografie mit seinen eigenen Worten schrieb. „Manche nennen es Leben – ich nenne es Tod.“ Und sprecht nicht davon, dass das Gegenteil vom Tod die Geburt ist. Nichts als leere Worte, denn das (wahre) Leben kennt keiner von euch. Nicht mal ansatzweise.

„Lasset die Kinderlein zu mir kommen“, ließ mich Mescalito einst sagen und ich fühlte mich wie Jesus. Die Umkehrdroge. Nehmt Drogen, Kinder! Sie bringen euch wieder dorthin zurück, woher ihr gekommen seid. Im wahrsten Sinne der Worte.

Ganz im Gegenteil. Sie machen einen nur krank im Kopf und dann passieren Dinge, wie dieses Geschreibe, was ja noch das Mindeste wäre. Aber es könnte doch sein. Oder? Es könnte sein, dass wir auf einem Trip sind, der Millionen von Jahren dauert, dass wir bloß halluzinieren und in Wirklichkeit mitten in der Quelle glückselig, rein und unverwundbar schweben. Wo ist nur das Gegenmittel zu dieser verdammten Droge? Und woher kam der Baum wirklich? Erst wenn das geklärt ist, lass ich euch das Nadelöhr finden. Oder auch nicht.

***
Moment, wie war das noch mal mit dem Baum, den es eigentlich gar nicht gibt? „Eigentlich gab es den Baum ja gar nicht, aber euer Eifer zu erschaffen, war so groß und dann kamen wohl wir alle auf einen derartigen Schwachsinn, wie etwa auf einen Baum mit halluzinogenen Früchten.“ Sagte Arima, bzw. der Delphin.

Wir sollten alle mal unsere Rollenspiele aufgeben und uns ganz einfach nur manifestieren. Mehr muss nicht sein. Ist doch lächerlich, sich als Delphin ausgeben. Und wir? Wir spielen Politiker, Banker, Wissenschaftler, Hungerleider, Todkranker und merken es nicht einmal, weil wir es für wirklich halten. Der Eifer ist es. Er hat Schuld. Weil wir immer so eifrig sein wollen.

Sich als Delphin auszugeben, ist gar nicht so schlecht. Welches Tier wären Sie denn gerne? Früher mal wollte ich ein Eisbär sein, da es dort, wo sie leben, die wenigsten Menschen gibt. Heutzutage haben sie es schwer, die Eisbären. Wenig Eis. Wenig Möglichkeit auf Nahrung. Jetzt kommen sie sogar in die Stadt zu den Menschen, die das angeblich verschuldet haben, dass es nur mehr wenig Eis und wenig Möglichkeit auf Nahrung gibt. Angeblich? Nix da! Sie haben es verschuldet, weil sie alle möglichen Giftstoffe in die Atmosphäre hinaus puffen. Weil sie jede Menge Müll produzieren.

Und weil sie das Geld erfunden haben. Was? Ja klar hat das Geld Schuld. Irgendetwas oder irgendwer muss Schuld haben. Und wer hat's erfunden? Wir! Na also. Also doch sind wir es, die Schuld haben. Wir Menschen. Ohne Geld wäre es viel einfacher. Warum konnten wir nicht in den Höhlen bleiben? Warum nicht? Ich könnte heulen darüber. Heulen wie ein Wolf, der unbedingt wieder in seine Höhle zurück will und die Natur Natur sein lässt. Lasst uns alle Wölfe werden. Wölfe, die keine Schafe reißen. Wölfe mit Schafspelz. Außen wie innen.

Und was ist nun mit dem Baum, den es eigentlich gar nicht gibt? Darüber lass ich andere nachsinnen, denn alles sollte doch nicht zerredet (zerschrieben) werden.


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Verschwörungstheorie, die nächste: „Wir werden von Außerirdischen gesteuert.“ Jene, die vom Himmel kamen, waren keine Götter oder Engel, sondern Dämonen. Erinnerungen an die Zukunft waren die Vergangenheit.

Auch Freund Carlos hatte eine Ahnung von jenen Wesenheiten, die uns im Griff haben. Die alten mexikanischen Schamanen nannten sie „Archons“. Don Juan nannte diese Wesen „Flieger“, „Räuber“ oder „Schlammschatten“. Er meinte, es sei kein schöner Anblick. Der „Flieger“ ist ein undurchdringlicher Schatten, der durch die Luft hüpft. Danach landet er flach auf der Erde. Don Juan sagt weiter, dass sie uns das System unserer Überzeugungen, unsere Vorstellung von Gut und Böse gegeben haben. Von ihnen stammen unsere Profitgier, aber auch unsere Feigheit. Die Raubwesen sind es, die uns zufrieden und egoistisch und zu Gewohnheitstieren machen. Nur leider können Durchschnittsmenschen sie nicht sehen, da diese nur „schauen“, statt wirklich zu „sehen“, wie Schamanen es tun.

Wie aber können wir vor ihnen schützen? „Disziplin und innere Stille machen die leuchtende Hülle des Bewusstseins für den Flieger ungenießbar“, sagt Don Juan.

Das sind aber nicht die einzigen so genannten Außerirdischen. Es gibt noch schlimmere und zwar jene, die unsere Seele fressen. Wir gehören diesen Wesen, wie uns die Schweine und Kühe und andere so genannte „Nutztiere“ gehören, deren Leben wir in Ställe verbannen und die erst bei ihrer letzten Fahrt zu den Schlachthöfen ein bisschen blauen Himmel sehen dürfen.

Uns geht es angeblich genauso, da die Außerirdischen unser Bewusstsein kontrollieren und nur ein wenig Bewusstheit (die Spitze des Eisbergs) zulassen. Der Rest bleibt uns für immer verborgen, aber manchmal erahnen wir unsere wirklichen Fähigkeiten. Aber da uns der Glaube fehlt, halten wir diese Fähigkeiten für Humbug.

Auch diese Wesen lassen sich nicht vor uns nicht blicken, da sie für uns unsichtbar sind, aber sie hinterlassen manchmal Spuren. Das Unsichtbare zeigt sich im Sichtbaren, so wie Wind in den Wüsten Berge entstehen lässt oder sogar Steine bewegt, die dann aussehen, als würden sie ganz von selbst wandern.

Und wie können wir uns vor diesen Ungeheuern retten? Die alte Leier, die auch Don Juan uns rät. Oder unsere Rollenspiele bewusst ablegen und uns einfach nur manifestieren. Wir haben nichts zu verlieren, denn am Ende erwartet uns nur der Tod. In der Todesangst, oder viel mehr in dem Moment, wo wir erkennen, dass wir nun tatsächlich am (im?) Arsch sind, lassen wir endlich allen Ballast los, wie wir es im gesamten Leben hätten tun sollen. Und vielleicht stellt sich erst dann der bedingungslose Glaube ein, der zum Wissen wird, dass wir stets Eins mit der Quelle sind und auch nie getrennt waren, weshalb wir IHR ebenbürtig sind.


Habt ihr gehört, alter Mann und kleiner Michel, ihr, die ihr das herrliche Segelschiff übers stille Meer steuert. Sobald ihr durchs Nadelöhr schippert, seid ihr der Dualität oder gar Trinität (?) ausgeliefert und da es dann nicht nur Gutes gibt, schlüpft auch das Böse mit. Und das hat gar nichts mit unseren Überzeugungen und Vorstellungen von Gut und Böse zu tun, denn versklaven lässt sich kein Lebewesen gerne. Das sollten wir vielleicht auch mal überdenken...

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Nach diesen Gedanken fragt man (ich mich) sich, wie der Mensch jemals drauf kommen konnte, er habe einen freien Willen. Hat er nicht. Er hat vielleicht eine freie Entscheidung. Es ist wie mit der wahren Kreativität, wie sie Don Juan Freund Carlos demonstrierte, als er in seiner Handfläche ein seltsames Nagetier mit Brille erscheinen ließ. Aber Menschen kupfern nur ab. Sie kreieren nichts Neues. Nicht mal wissenschaftliche Erfindungen sind neu, weil sie stets von der Natur abgeschaut oder gestohlen wurden. Der Mensch kann vielleicht gut kombinieren. Aber das ist auch schon alles.

Wir sind nichts, wenn wir uns nur als Menschen betrachten. Wir sind weniger als nichts. Wir sind ein Furz, der nicht einmal mehr einen Geruch hinterlässt, wenn... Ja, wenn wir nicht zu unserem wahren Selbst zurück finden. Immer wieder die alte Leier. Aber fragen wir mal den alten Mann, der sich so gerne während der Fahrt mit einem ganz bestimmten Delphin unterhält. Wie sieht er rückblickend das Ganze und was hält er über mein ewiges Geschimpfe über die Menschheit.

Er lächelt milde. Ist auch das Beste, was er tun kann. Das Meer ist noch immer sehr ruhig. Ein ruhiger Geist ist sehr viel wert. Auch der Delphin lächelt. Ob er milde lächelt, weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall ein sehr offenes Delphinlächeln.

Es sollte nicht zu viel gedacht und geforscht werden. Ist doch schön hier auf dem offenen Meer und dem herrlich blauen Himmel über uns. Das Segelschiff ist sicher und kann nicht untergehen, weil es aus reinem Geist ist wie wir und wie das Meer und der Himmel. So sollte es bleiben, deshalb sollten wir jegliche Gedanken und Fragen unterlassen. Sie sind dem Baum ähnlich, von dem wir damals naschten und uns Milliarden von Jahren Halluzinationen plagten. Auch Gedanken und Fragen können Halluzinationen auslösen.

Natürlich sind die Oberen glücklich über ein Volk, das nicht denkt und nicht fragt, weil sie dann tun und lassen können, was sie wollen. Aber das hier ist etwas anderes. Hier wissen wir, dass wir nicht hier sind, dass dies nur ein kleiner, kurzer Wachtraum von einem Meer, einem Himmel, einem Segelschiff, mehreren Delphinen und dem alten Mann und dem kleinen Michel ist.

Und auch wenn das Volk nicht mehr denken und fragen mag, wäre das okay, solange es nicht mehr mit tut mit all dem Schwachsinn, den sie uns anbieten und wo wir uns höchstens entscheiden können, welchen Dreck wir nehmen. „Fuck the establishment“, sollte die Parole sein. Aber es geht auch anders. Still. Leise. Nicht von dieser Welt und nur teilweise, ein kleines bisschen, noch in dieser Welt. Die Weisen machen es so. Jene, die wie Buddha unter einem Bodhi-Baum saßen und eins mit allem waren. Jene, die nicht trennten, weil es nichts zu trennen gab. Jene, die...

Der Delphin mahnt mich zur Ruhe. Zu viel Eifer tut auch nicht gut. Einfach nur sein. Nur sein. Sein. Still sein.
 
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