Ein Symbol für Unversöhnlichkeit
Die Bücherverbrennung durch den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund auf den Plätzen der Haupt- und Universitätsstädte war spektakulärer Höhepunkt der nationalsozialistischen Verfolgung und Gleichschaltung von Kultur und Wissenschaft.
Umrahmt von studentischen Fackelzügen und unter Verspottung der gebrandmarkten Literatur, teilweise begleitet von Feuersprüchen einiger Professoren, wurden in einem altertümlichen Ritual Autoren symbolisch verfolgt, die vor allem für Aufklärung, Humanismus und Demokratie standen.
Autoren wie Heinrich Heine und Karl Marx, Heinrich Mann und Ernst Glaeser, Siegmund Freud und Friedrich Wilhelm Foerster, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky, Theodor ***** und Alfred Kerr, die überall zu den Opfern der Bücherverbrennung wurden, galten unter den Nationalsozialisten in ihrem traditionalistischen Kunstverständnis als Ausdruck der Krise und des Verfalls der bürgerlichen Gesellschaft.
Tatsächlich waren die Bücherverbrennungen ein spektakuläres Symbol für eine traditionelle Unversöhnlichkeit von Geist und Macht in Deutschland, die nun auf gewaltsame Weise aufgelöst werden sollte. Vorangegangen war der Aktion vom 10. Mai 1933 eine etwa vierwöchige Propagandakampagne mit „Thesenanschlägen“ und „Schand-pfählen“ in vielen deutschen Universitätsstädten, die vor allem vom NS-Studentenbund betrieben wurde. Damit wollte sich die studentische NS-Organisation unter den mit-einander rivalisierenden NS-Organisationen profilieren und in dem ungesteuerten Vorgang der nationalsozialistischen Machtergreifung behaupten.
Die Hauptrede bei der Bücherverbrennung auf dem Opernplatz in Berlin, bei der Erich Kästner unbemerkt Zeuge der Verbrennung seiner eigenen Bücher wurde, hielt der frisch ernannte Minister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, der zur selben Zeit die Gleichschaltung von Presse und Rundfunk betrieb.