Ich dachte, dass der Ödipuskonflikt schon zu Lebzeiten seines "Entdeckers" recht stark relativiert wurde. Zum einen durch Soziologen wohl zunächst auf patriarchale Gesellschaften reduziert, aus biologischer Sicht scheint das ganze eh fraglich.
also, ich sehe es eher so, dass experimentelle Befunde zur Ontogenese den Ödipus-Konflikt teilweise stützen. Freud hat diese Phase auf ca. das 3. (bis 5.) Lebensjahr datiert. Aus der Kleinkindforschung weiß man mittlerweile, dass genau in diese Phase der Ontogenese die Entwicklung einer Theorie of Mind (ToM) fällt. Ein Kind kann sich etwa ab ca. 14-18 Monaten im Spiegel erkennen und etwas später entwickelt es dann Gefühle wie Stolz und Scham; es tritt dann in eine Sphäre ein, in der es nicht mehr dyadisch den anderen zugewandt ist, sondern via Perspektivenübernahme in einen triadischen Raum eintritt. Es entsteht in dieser Phase also genau die Möglichkeit, die Freud mit dem "ödipalen Dreieck" beschreibt - vorher wäre das ontogenetisch gar nicht möglich.
Das Kind wird mit diesem Übergang also aus de dyadischen Verschmelzungseinheit endgültig hinaus gestoßen und kann nun - so Freud - den Vater als Rivalen um die Liebe der Mutter erleben. Es kommt hier dann einerseits darauf an, wie feinfühlig, liebevoll (Bindungstyp) das Verhältnis zur Mutter war und wie symmetrisch das Verhältnis zum Vater aufgebaut werden kann bzw. wie sehr der Vater seine Macht-Rolle zum Kind manipulativ, narzisstisch ausagiert.
DArüber hinaus fällt in diese Phase auch ein wichtiger psychosexueller Schub, denn das Kind vermag, da es sich ja nun (im Spiegel) selbst erkennen kann, eine Art Selbst- und Identitätszuschreibung vorzunehmen sowie sich zu schämen, minderwertig zu fühlen, etc.. Es kann sich hier gegenüber dem Vater - gerade auch in sexueller Hinsicht - immer wieder minderwertig fühlen.
Ich kann mehr mit Rivalen-Dämon anfangen und finde man braucht keinen Ödipuskonflikt hier zur weiteren Erklärung, weil sich manche Menschen doch recht deutlich durch andere Meinungen angegriffen fühlen und dann entsprechend deutlich reagieren (können).
Insgesamt kann man deshalb mE sagen, dass in dieser Phase ab ca. 2-3 Jahren ontogenetisch zum ersten Mal überhaupt so etwas wie ein "Rivale" auftauchen kann, dass dieses aufgrund der geringen Dezentrierungs- und Selbstregulierungskompetenz des Kindes als recht intensiv bis traumatisch erfahren werden kann und dass dies aufgrund der Angewiesenheit des Kindes auf die Aufermksamkeit und Liebe der Eltern gerade in der Familie als prägend erlebt werden kann.
Diese Erfahrungen können dann sehr regressiv als Hintergrunderleben für jegliche Konkurrenz-Situationen und das Selbstwertgefühl im späteren Leben prägend sein.
Unabhängig von all dieser "Theorie" kann ich z.B. bei mir konkret sagen, dass ich schon öfters mit diesen Regressiven ERfahrungen bis in die frühe Kindheit gearbeitet und aktuelle Konflikte bis in diese alten Gefühle hinein nachgefühlt und erlebt habe.