Memoiren.Misch-Masch

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Fräulein Oppenheim trat hinaus und verschaffte sich einen Überblick. Sie atmete tief die frische Luft ein. Mit einem langen, prüfenden Blick erkannte sie, dass alle Kinder ihren Platz gefunden hatten. Vom Buschkeller her vernahm sie interessante Diskussionen. Irgend etwas Wichtiges wurde dort lautstark delegiert und ausgehandelt.

Der Buschkeller hatte seinen Namen noch nicht so lange. Man war sich aber darin einig geworden, dass er so heissen sollte, weil er in einer zarten Grube lag und von sieben herrlich abschirmenden Büschen umzäunt war. In der Mitte des kurvigen Kellers lag ein fantastisch flacher, und fast ebenso runder Fels in der Wiese. Wenn Fräulein Oppenheim sich ein genaues Bild verschaffen wollte, was dort geschah, musste sie näher heran treten und vorsichtig zwischen den Büschen hindurch spähen. Wenn sie um die zarte Grube herum ging, fand sie allerdings einen offiziellen Eingang, in welchem sie sich gegebenenfalls hinsetzen und sich in die wichtigen Gespräche einschalten konnte.

"Sie können sich setzen, Fräulein Oppenheim", rief Tim, der sie durch das Geäst hindurch erspäht hatte, zu. Fräulein Oppenheim folgte dem Aufruf und hielt schon bald darauf eines der neun von ihr verteilten Marmeladen-Gläser in der Hand. Im Glas befand sich mit der Schere geschnippeltes Gras. Tim ist grossartig, dachte Fräulein Oppenheim, und sie wünschte sich sein Selbstbewusstsein auch dem stets etwas bleichen und jammertonigen Fabian. Alles an Tim erinnerte sie an John Irvings Curly Day und natürlich wusste sie, wie verletzlich der Junge doch war.
Ich habe doch noch gar nicht bestellt, meinte jetzt Fräulein Oppenheim, indem sie zuerst etwas skeptisch ihr Glas betrachtete und dann zu den restlichen, erst zur Hälfte gefüllten Gläsern schielte, welche alle in Reih und Glied auf dem runden Stein standen.
"Das macht nichts!" meinte Tim entschieden. Es ist doch erst eine Übung!
 
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