Ein Gedankenspiel: Man stelle sich vor, kein Mensch würde Substanzen austesten, für die es noch keine wissenschaftliche Evidenz anhand Labor- oder Tierversuche gibt. Erst wenn mehrere teure Studien im Labor bzw. am Tier Wirkung zeigen, würden sich manche Menschen bereit erklären, eine Substanz zu testen.
Was würde dies bedeuten? Die meisten Substanzen könnten nicht am Menschen getestet werden, weil die teuren Studien im Labor oder am Tier noch nicht stattfanden. Von wie vielen Substanzen wäre der Schulmedizin dann die Wirkung bekannt? Wäre die Schulmedizin schon auf die Idee gekommen, mal beispielsweise Kamille zu testen, wenn noch kein Mensch versucht hatte, mal ein Kamillebad zu nehmen zur Wundheilung?
Die vielen Selbstversuche mit ungeprüften Substanzen führen dazu, dass von einer so grossen Vielzahl von Substanzen die Wirkung bekannt ist. Die vielversprechendsten Substanzen, wie beispielsweise Myrtol, werden anschliessend von der Schulmedizin getestet und werden danach teilweise zu einem Bestandteil der evidenzbasierten Medizin.
hhhhmmmm, tolle Idee.
Testest du mal für mich den Knollenblätterpilz

Ich habe da so tolle Geschichten gehört
Mit Impfungen würde das jetzt aber echt brutal werden, so hinsichtlich aktuell Ebola. Wie soll man denn wissen ob eine Impfung funktioniert. Geh dich mal anstecken, um dann zu testen, wäre böse.
Also auch so etwas geschieht schon.
Wenn man die Substanz noch nicht allzu genau kennt, nimmt man vernünftigerweise zuerst eine kleine Dosierung. Falls man noch nie gehört hat, dass ein Mensch oder ein Tier eine bestimmte Substanz ass, testet man sie vielleicht sogar am besten zuerst am eigenen Haustier in einer sehr geringen Dosis aus. Letzteres Szenario dürfte allerdings ein seltener Fall sein, da man zunächst mal eine Substanz finden müsste, zu der man Zugang hat und von der man noch nicht weiss, dass sie je schon von einem Menschen oder Tier gegessen wurde.
Die Substanzen, die für einen in Frage kommen, wurden im Normalfall schon von Menschen gegessen und man weiss daher, in welcher Dosis sie noch nicht tödlich sind. Beim Knollenblätterpilz wüsste man übrigens, wie wenig es für eine tödliche Wirkung braucht, da andere Personen diesen versehentlich assen. Also nimmt man auch keine tödliche Portion dieses Pilzes, um zu schauen, ob er eine Krankheit heilt.
Selbstversuch bedeutet nicht, dass man sich absichtlich eine Krankheit zuzieht, nur um eine Substanz austesten zu können

Ich sagte ja nirgends, dass ALLE Medikamente zunächst im Selbstversuch ausprobiert und erst dann von der Medizin getestet wurden, oder dass diese Reihenfolge in jedem Fall sinnvoll wäre. Ich sagte, dass von denjenigen Substanzen, die im Selbstversuch getestet wurden, einige später von der Medizin geprüft werden. Dies bedeutet aber nicht, dass ALLE Substanzen zuerst im Selbstversuch getestet wurden, oder ich dies sinnvoll fände.
Meine Aussage war, dass ohne Selbstversuche heute insgesamt viel weniger Medikamente vorhanden wären. Es geht also darum, dass Selbstversuche (zusätzlich zur Wissenschaft) auch ihren Zweck haben, und nicht, dass ich die wissenschaftliche Forschung ablehnen würde und nur noch Selbstversuche sehen wollen würde. Dein Argument mit Impfung und Ebola geht deshalb ziemlich an meinem Beitrag vorbei.
Und ja, es könnte sein, dass ich den Knollenblätterpilz in geringer Dosis testen würde, wenn es Personen gibt, die halbwegs überzeugend darstellen können, dass ihre Krankheit zu dem Zeitpunkt geheilt wurde, als sie den Pilz in geringen Mengen sich nahmen. Beispielsweise würde ich das möglicherweise dann tun, wenn ich eigentlich austherapiert wäre, die Schulmediziner aber noch ein Versuch mit Arsenik vorschlagen, von dem sie aber kaum eine Wirkung erhoffen.
Was lohnt sich zu testen und was nicht?
Warum sollte sich MMS lohnen?
Ich glaube aber, wir sind uns einig, dass es absolut unhaltbar ist, einem ungetestetem Mittel solch eione Pluripotenz zuzuschreiben, wie es bei MMS passiert
Natürlich sind wir uns da einig.
Bei einer viralen Erkrankung, die langsam verläuft, aber tödlich ist und für welche die Schulmedizin keine Behandlungsmödlichkeit hat, würde ich MMS in Betracht ziehen, falls ich die Möglichkeit hätte, noch lange zu überlegen und im Internet zu recherchieren. Chlordioxid tötet offenbar Viren ab. Wenn dann auch noch ein paar halbwegs glaubwürdige Personen sagen, dass MMS bei einer meist tödlichen viralen Erkrankung genützt hätte, und sie offensichtlich noch am Leben sind, würde ich dies als einen kleinen Hinweis werten, dass Chlordioxid eventuell der Grund für ihr Überleben der Krankheit gewesen sein könnte. Ich bin mir allerdings auch bewusst, dass ich nicht weiss, wieviele Personen das Chlordioxid erfolglos probierten - von denen hätten die meisten entweder kein Interesse, im Internet zu berichten, bzw. wären bereits tot.
Allerdings würde ich nichts auf die Aussagen der Verkäufer legen, zumal ihr Betrug bereits einfach daran erkennbar ist, dass sie behaupten, das Mittel könnte ziemlich jede Krankheit heilen. Ich würde also davon ausgehen, dass MMS hauptsächlich wegen dieses Betrugs bekannt ist und ich ansonsten vermutlich nicht einmal auf diese Substanz gestossen wäre. Deshalb würde ich weiter danach suchen, ob es virenabtötende Mittel gibt, die nicht zur Medizin gehören, und die nicht durch einen offensichtlichen Betrüger bekannt geworden sind.
Ich würde mich parallel dazu auch informieren, ob es die Möglichkeit gibt, Substanzen zu testen, die sich erst im klinischen Versuchsstadium befinden und noch nicht als Medikament auf dem Markt sind. Ob die Wahl auf eine solche Substanz fällt, hängt aber noch davon ab, ob die bisherigen Tierversuche oder Computermodelle erfolgsversprechend wirken. Wenn die neue Substanz ähnlich ist wie ein Medikament, das ich erfolglos bereits bekam, und die neue Substanz im Tierversuch dem alten Medikament nicht überlegen war, würde ich sie möglicherweise nicht wählen, sondern eher etwas ganz anderes ausprobieren.
Vielleicht würde ich mich aber auch nicht an die Hoffnung klammern, noch eine heilende Substanz zu finden, sondern mich dem Tod ergeben und schauen, die letzte Zeit noch gut zu nutzen.
Und was würdest du tun, wenn du eine virale Erkrankung hättest, die langsam, aber tödlich verläuft, und es keine Medikamente dagegen gibt, die etwas nützen?