Meine große Liebe ist gestorben...

Entschuldigt, dass ich erst so spät schreibe...

Heute ist es wieder total schrecklich... alles erinnert mich an ihn und bei jeder Kleinigkeit muss ich anfangen zu weinen...
Ich war gestern mit Freunden unterwegs und konnte mich dabei auch eigentlich sehr gut ablenken, besser als ich dachte, aber als ich dann wieder zu Hause war, hab´ ich gemerkt, dass einfach etwas fehlt... und zwar er...
hinzu kommt, dass wir uns nach dem Weggehen immer noch getroffen haben und beieinander übernachtet haben... fühl´ mich nicht nur allein sondern auch noch total unselbstständig ohne ihn, haben ja wirklich alles zusammen gemacht...

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich eines Tages einen neuen Freund haben, den ich dann genauso sehr liebe wie meinen Kleinen:(
Schon allein wegen meinem schlechten Gewissen....

Kanon
Ich hab´ deine Geschichte gelesen und es tut mir sehr leid!
Sie ähnelt meiner schon sehr, finde ich... Wie geht es dir denn mittlerweile?
Ist deine Trauer immer noch so stark wie anfangs?

Das mit meiner Freundin hab´ ich jetzt "auf Eis gelegt", d.h. das ich mir momentan erst mal keine Gedanken darüber mache, wie unsere Freundschaft weiter geht, ich denke, die Zeit wird das irgendwann zeigen...
Aber was ich mitbekommen habe ist, dass sie unsere Freundschaft bereits als beendet ansieht...

Im Moment mache ich mir Gedanken, ob ich es für mich sinnvoll sein würde, wenn ich zu einem Therapeuten gehen würde.... aber irgendwie denke ich, dass ich das mit mir selber ausmachen sollte, das Ganze zu verarbeiten... was meint ihr dazu?

Liebste Grüße

linda
 
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Hi!

Für mich waren die ersten Monate sehr schwer und jeder der nicht wusste was passiert ist, hat mir angesehen, das etwas nicht stimmt. Ich würde sagen, dass ich mich nach etwa drei Monaten etwas gefangen habe. Also nicht in dem Sinne, das ich nicht mehr traurig war, sondern eher irgendwo wieder am Leben teilgenommen habe.

Am Anfang konnte ich eigentlich nur an ihn denken, weil ich auch, so wie du, viel mit ihm unternommen habe und mein kompletter Alltag (so nenn ich ihn jetzt mal) weggefallen ist. Es gab für mich in den ersten Wochen kein anderes Thema mehr, nur seinen Tod. Ich war zwar nicht beim Therapeuten, aber ich hatte oder besser: ich habe eine Bekannte, mit der ich viel über das Thema sprechen konnte.... was mir sehr geholfen hat und auch jetzt treff ich mich noch regelmäßig mit ihr.

Heute würde ich sagen, dass ich seinen Tod zwar respektiere aber auf keinen Fall akzeptiere. Mein Leben hat sich wieder etwas normalisiert. In der Schule waren meine Noten am Anfang ziemlich im Keller, die letzten vier Monate hab ich mich zum Teil wieder gefangen.
Auch geh ich wieder viel unter Leute, hab Spaß und versuche mein Leben zu leben. Ich lebe zwar anders, als vor seinem Tod, aber ich würde sagen, ich lebe bewusster, was für mich sehr wichtig ist.
Mit jedem Tag der verstreicht, geht es mir besser. Es gibt zwar immer noch Tage an denen es mir schlecht geht, an denen ich nur an ihn denken kann, aber auch die werden weniger....

Es häufen sich die Tage, an denen ich über ihn und mich nachdenken kann und einfach nur froh bin, dass ich ihn kennen lernen durfte. Niemand kann mir die schönen Erinnerungen mit ihm nehmen. Niemand.

Das du dir nicht vorstellen kannst, wieder einen neuen Freund zu haben, kenn ich auch von mir. Gut finde ich, dass du ein bisschen was unternimmst mit deinen Freunden, weil das hat mir damals immer geholfen, um mal "raus" zu kommen, abzuschalten.

Für mich ist das Wundermittel, die Zeit. Zeit hilft einem zu realisieren und zu überwinden. Auch wird die Zeit dir helfen. Hier im Forum wirst du nie alleine sein, es gibt immer jemanden der einem einfach nur zuhört oder auch den einen oder anderen Rat hat.

Lass dich noch mal drücken!:umarmen:

Alles Liebe
Kanon
 
Liebe Linda,
entschuldige - ich habe erst heute diesen Thread gelesen.
Möchte mich den vielen Umarmungen anschließen und kann Dir nur sagen:
Es hilft in dieser Zeit nicht viel! Aber Du siehst, hier sind viele Menschen, die Dir zuhören. Auch ich!
Mein tiefes Mitgefühl wird Dich in der nächsten Zeit begleiten.
Ich wünsche Dir alle Kraft, die Du jetzt brauchst.
Liebe Grüße
Angela
 
Liebe Linda,
keiner kann dein Leid nachempfinden, dem solches nicht selbst wiederfahren ist. Daher möchte ich dir etwas schenken:

Ich bin nur ganz leise in das Zimmer nebenan gegangen.
Alles bleibt genau wie es war.
Was wir füreinander waren, das sind wir noch.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.
Gebraucht nie eine andere Redeweise.
Lacht weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich, damit mein Name im Hause ausgesprochen wird, so wie es immer war.
Alles, was das Leben für uns gemeinsam bedeutet hat, das bedeutet es noch immer.
Es besteht weiter.
Der Faden ist nicht durchgeschnitten.
Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein, nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg.
Ich bin nur auf der anderen Seite des Weges.
Alles ist gut.

Aus dem Folder Hospiz Horn Stefansheim.( die Menschen om Hospitz beschäftig sich mit Sterbebegleitung und Trauerarbeit)

Freunde werden zu Fremden und Fremde zu Freunden.


Wenn es wirklich deine beste Freundin war (ist) kann sie sicher mit dieser Erfahrung nicht umgehen. Jemand sagte mir einmal es ist leichter mit Fremden über sein Unglück zu reden als mit Freunden. als Freund kann man mit diesem tiefen Schmerz manchesmal gar nicht umgehen udn muss sich zurückziehen um selbst mit dieser Situation fertig zu werden.

ein dich fest drückender mitfühlender Gotti
 
Hallo!

Danke Kanon, für deine liebe Antwort! In deiner Geschichte kann ich mich teilweise wieder finden.... nur, dass ich damit noch ganz am Anfang stehe:(
Für mich gibt es momentan auch noch kein anderes Thema und ich kann mich leider sehr schlecht ablenken...
Ich gehe zwar in die Schule, aber lernen kann ich noch gar nicht... meine Gedanken schweifen immer wieder ab...
Nicht mal über diesen Streit mit der Freundin mache ich mir Gedanken... so kenne ich mich gar nicht... aber Veit nimmt wirklich all meine Gedanken ein...

Gestern war ich das erste Mal seitdem bei ihm zu Hause. Seine Eltern haben einen Grillabend für seine ganzen Freunde und Bekannten organisiert...
Essen konnte ich nichts und zu Anfang hab´ ich es nicht mal geschafft mit den anderen zu reden... musste erstmal alles auf mich wirken lassen: bei ihm zu Hause zu sein - ohne ihn...
Dann kam die schon im Vorraus angekündigte "Überraschung"...
Seine Eltern wollten, dass jeder in sein/unser Zimmer geht und nimmt was er will und so viel er will...
Für mich war das wie ein Schlag ins Gesicht... es war doch schon beinahe "unser" Zimmer, das wir beide gemeinsam eingerichtet haben, gestrichen und so viel Mühe ´reingesteckt haben... und mit jedem Teil was darin lag, kann ich eine persönliche Erinnerung mit ihm verbinden..

Naja, bin dann zuerst nicht mit in das Zimmer, in dem an die 30 Menschen waren und seine Sachen auseinander nahmen... erst als alle draußen waren und ich einen seiner Freunde mit meinem Lieblingst-shirt gesehen habe, bin ich mit zwei Freunden von ihm in sein Zimmer... es war so komisch, als wäre er nur mal eben ins Bad...
Und doch, seine Eltern haben es schon völlig verändert; seine Couch (auf die er sich so sehr gefreut hatte) stand zwar noch darin aber ist schon verkauft, in seinem Schrank lagen irgendwelche Dinge die ihm nicht mal gehört haben, die Puzzles, die wir gemeinsam gemacht haben, hingen nicht mehr an der Wand und seine Klamotten lagen wie bei einem Flohmarkt auf seinem Bett... habe dann doch noch ein paar Dinge mitgenommen, wie das T-Shirt, das er bei unserem Kennenlernen getragen hatte....
Konnte danach nicht mehr lange bleiben, hab´ es einfach nicht mehr ausgehalten; musste die ganze Zeit daran denken, wie wir damals das erste Mal zu seinem Haus gefahren sind und ich seine Familie und Tiere kennen gelernt habe und was ich damals für Eindrücke hatte...
Seinem Hund, Sina, geht es auch sehr, sehr schlecht; sie vermisst ihr Herrchen und mir ist sie mit der Zeit so sehr ans Herz gewachsen...

Catman: "Freunde werden zu Fremden und Fremde zu Freunden"
das ist wohl wahr und irgendwo auch eine schöne und überraschende Erfahrung...

Ich will euch allen nochmal danken für eure lieben und ermunternden Anworten;)

Wünsch´ euch noch einen wundervollen 1.Mai

linda
 
Hallo Linda,

ich bin nicht sicher, ob du noch mal hier hereinschaust, aber ich möchte dir trotzdem sagen,
dass ich mir das schrecklich vorstelle, was du da an diesem Tag bei seinen Eltern durchleben und mit ansehen musstest.
Es ist wohl einfach ihre Art damit zurecht zu kommen. Manche Menschen lassen das Zimmer des Menschen, den sie verloren haben, jahrelang unangetastet, weil es der beste Weg für sie ist mit ihrer Trauer umzugehen. Andere verändern es so schnell wie möglich - aus demselben Grund. Die Trauer ist dieselbe, sie zeigt sich nur anders.

Es ist schwer einzuschätzen, weshalb seine Eltern dich so übergangen haben. Vielleicht hatten sie auch einfach gedacht, dass du dich früher gerührt hättest, wenn du etwas spezielles von seinen Dingen wolltest. Wahrscheinlich ist es aber auch einfach schlicht unmöglich in solch einer Situation überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen.
Jeder trauert auf seine Art und die Geste, einen Teil seiner Sachen seinen Freunden zu überlassen, finde ich, von außen betrachtet, sehr schön.
Wäre ich an deiner Stelle gewesen, hätte es mir wohl das Herz aus dem Leib gerissen. Es hätte sich angefühlt, als ob ich in all diesen letzten Monaten gar nicht existiert hätte und nicht diesen großen Teil im Leben ihres Sohnes eingenommen hätte.
Aber das hast du ja und das weißt du – in deinem Herzen – weißt du es. Da ist er. Das Zimmer war nur die Hülle in der ihr euch aufgehalten habt. Vielleicht würde es dir auch gut tun noch einmal mit seiner Mutter zu reden, irgendwann. Vielleicht würde es auch ihr gut tun.

Ich drück dich noch mal fest und wünsch dir ganz viel Kraft.

Alles Liebe
Maili
 
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Hallo Linda,

Für mich gibt es momentan auch noch kein anderes Thema und ich kann mich leider sehr schlecht ablenken...
Ich gehe zwar in die Schule, aber lernen kann ich noch gar nicht... meine Gedanken schweifen immer wieder ab...

alles braucht seine Zeit. Der Unfall von deinem Freund ist auch noch nicht lange her und wie soll es auch funktionieren sich wieder auf Schule zu konzentrieren? Nehm dir soviel Zeit, wie du brauchst um das Geschehene erstmal zu realisieren.


Seine Eltern wollten, dass jeder in sein/unser Zimmer geht und nimmt was er will und so viel er will...
Für mich war das wie ein Schlag ins Gesicht... es war doch schon beinahe "unser" Zimmer, das wir beide gemeinsam eingerichtet haben, gestrichen und so viel Mühe ´reingesteckt haben... und mit jedem Teil was darin lag, kann ich eine persönliche Erinnerung mit ihm verbinden..

Jeder verarbeitet Trauer anders. Manche lassen alles so wie es war und andere, sowie die Eltern deines Freundes, verändern alles. Man muss jeden Menschen so trauern lassen, wie es für ihn richtig ist. Wenn für seine Eltern es hilft, das Zimmer anders zugestalten, dann ist es für sie das beste. Auch für sie ist so ein Abschied das schlimmste was passieren kann.

Allerdings versteh ich dich, es ist als ob die letzten Erinnerungen zerstört werden. Das Zimmer war ja so eingerichtet, wie er es sicherlich wollte, und nun wird das einfach auseinander gerissen...
Aber ich glaube, dass seine Eltern dich bestimmt nicht enttäuschen wollten.

Wenn du einen wichtigen Part in dem Leben von deinem Freund hattest, dann werden sich die Eltern bestimmt freuen, wenn du mit ihnen sprichst. Ich telefoniere regelmäßig mit den Eltern von meinem Freund, weil ich weiß, das es ihnen hilft und sie sich ziemlich freuen.

Alles Liebe
Kanon
 
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