Mauerbau und Mauerfall

Es war ca. 1980 (+/-) als ich ein einziges Mal Berlin besuchte, per PKW. Eine wunderbare Stadt mit einer SEHR geschundenen Geschichte. Kaum eine Stadt, die "mehr" zu erzählen hat! Ich habe mir viel angeschaut und viel mit Menschen von dort gesprochen, ich durfte meine Aussprache halt ein bisschen auf Berlin-(Hoch-)Deutsch anpassen, und es ging SEHR gut! Ich "besuchte" GANZ ALLEINE auch den Chekpoint Charlie und ließ mich auf ein Unterfangen ein, das mir nie gelingen würde, da war ich mir sicher: Nämlich, ich ging auf einen sehr jungen, schwerst bewaffneten Wachposten zu, sagte ihm, daß ich von einem Bauerndorf in Österreich komme, daß ich viel gelesen habe über D + DDR usw.... und ersuchte ihn, mich völlig formlos ein paar -zig Meter oder ein paar Hundertmeter nach "Berlin-Ost" hineingehen zu lassen...! Ich habe ihm versprochen, daß ich nix Böses im Schilde führe und ich es einfach "fühlen" möchte, wie das ist, auf Ostzonen-Boden zu stehen/gehen...!

Er war ein sehr lieber, korrekter, junger "Kerl" mit glatter Haut, als ob er noch keinen Bartwuchs hätte, ...ein kindliches Gesicht, ...ein Idealist, denke ich. Er redete mit mir, seine Körperhaltung war steifffff - wie es ihm seine Meister halt gelehrt hatten ...und er davon nicht abweichen durfte.

Er verstand mein Ansinnen, er durfte es aber NICHT zulassen! Worauf ich halt unverrichteter Dinge wieder von dannen gezogen bin. Beeindruckend war es aber allemal für mich, denn es passte sehr gut in meine Deutschland-geschichlichtliche Puzzlesammlung. Unvergesslich! Was dieser (damalige JUNGE) Mann wohl heute macht?

Ich habe sehr viel (ALLES!) Verständnis für die Menschen des damaligen Ostens, für ihre verbogene, kaputt gemachte Kindheit im Umfeld von Willkür und Gewalt aufzuwachsen, ...mit all den Ausblühtungen von Bespitzelung und Verrat unter Ihresgleichen, auch innerfamiliär, ...denn ich habe auch sehr viel "Kindheit" und die Unumkehrbarkeit menschlicher Existenz studiert. Das Leben, die Kindheit, hüben wie drüben, kommt KEIN zweites Mal! Ich habe nicht nur die Bücher und die Geschichte studiert, ...ich suchte immer auch den Menschen aus "Fleisch & Blut" und mit seinen Emotionen!

Im sog. Westen natürlich auch, aber im Osten GANZ BESONDERS ...die Menschen haben NICHT in Frieden gelebt ...sondern lediglich im (relativen) "Waffenstillstand". Der Schußbefehl an der innerdeutschen Grenze fällt ja NICHT unter "Waffenstillstand" - sondern unter "Krieg"! Auf Menschen zu schießen, der dir nix getan hat - also DAS kann ich emotional NICHT beschreiben. Wegen ein paar Vorteilchen und hierarchischen Vorrückungen aus der Not der Verstrickungen heraus...!

...unfertig, aber! Gruß Vagabondo
 
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Lieber Vagabondo,

ich war öfter mal drüben. Und jedesmal hatte ich Beklemmungen in der Herzgegend. Angst, irgendetwas falsch zu machen, Angst, dass ich nicht wieder rauskomme, Angst und Anspannung.
Wenn ich in die Gesichter der Menschen geschaut habe, sah ich die Anspannung. Auch heute sieht man einigen Menschen, die dort einige Jahrzehnte gelebt haben, die Anspannung noch an. Meine Mutter ist dort aufgewachsen (mit 16 geflohen), sie kann sich noch heute nicht wirklich entspannen aus Angst, zuviel über sich selbst zu verraten.
Die Kinder hatten es noch am besten drüben, es gab ein vernünftiges Kinderprogramm im Osten (habe auch ich geschaut). Es gab viel Gemeinschaftsaktionen für diese - klar war das auch mit Indoktrination verbunden... aber der DDR war klar, dass sie Kinder brauchen und entsprechend wurde sich darum gekümmert - im Westen hat man das vergessen...

LG
Ahorn
 
:lachen: Du weißt echt noch, daß Miami Vice deswegen ausfiel??? Ist ja der Brüller!!!

Mit dem Anderen muß ich dir recht geben...nach der Euphorie kam die langsame Ernüchterung...is wohl nicht so einfach zusammenzukitten, was so lange sich getrennt entwickelte...wie einige erst glaubten...

Luckysun

Was glaubst Du, warum ich die Kiste eingeschaltet hatte?

Ich kann mich auch daran erinnern, daß es einigen EX-DDR-lern zu lästig war, wegen den 100 DM anzustehen und daß einer von ihnen die Kohle für die Peep-Show ausgeben wollte.
Ich hab nun mal ein ziemlich gutes Gedächtnis, zum Leidwesen einiger Leute...



Sage
 
Was glaubst Du, warum ich die Kiste eingeschaltet hatte?

Ich kann mich auch daran erinnern, daß es einigen EX-DDR-lern zu lästig war, wegen den 100 DM anzustehen und daß einer von ihnen die Kohle für die Peep-Show ausgeben wollte.
Ich hab nun mal ein ziemlich gutes Gedächtnis, zum Leidwesen einiger Leute...



Sage

Oh Sage! Erzähl doch mal.:weihna1 Was war den auf den anderen Sendern so los.:foto:
 
Lieber Vagabondo,

ich war öfter mal drüben. Und jedesmal hatte ich Beklemmungen in der Herzgegend. Angst, irgendetwas falsch zu machen, Angst, dass ich nicht wieder rauskomme, Angst und Anspannung.
Wenn ich in die Gesichter der Menschen geschaut habe, sah ich die Anspannung. Auch heute sieht man einigen Menschen, die dort einige Jahrzehnte gelebt haben, die Anspannung noch an. Meine Mutter ist dort aufgewachsen (mit 16 geflohen), sie kann sich noch heute nicht wirklich entspannen aus Angst, zuviel über sich selbst zu verraten.
Die Kinder hatten es noch am besten drüben, es gab ein vernünftiges Kinderprogramm im Osten (habe auch ich geschaut). Es gab viel Gemeinschaftsaktionen für diese - klar war das auch mit Indoktrination verbunden... aber der DDR war klar, dass sie Kinder brauchen und entsprechend wurde sich darum gekümmert - im Westen hat man das vergessen...
LG
Ahorn

Ja, das stimmt allerdings, das wird mir immer wieder bestätigt von Leuten, die Kinder haben, daß das Betreuungsangebot "drüben" wesentlich besser war... die hatten auch mehr Kindergärtnerinnen pro Gruppe als hier und konnten besser auf einzelne eingehen. Keinen Platz zu finden? War "drüben" undenkbar

...so ganz nebenbei...evtl. hätte man sich auch das Verpackungssystem für viele Sachen übernehmen sollen, nicht 4 verschiedene Schichten von Verpackung...ist aber nur so ein Gedanke und eh Schnee von gestern, stattdessen haben die jetzt unsere "tollen" Verpackungen: Sie müssen erst den Nippel durch die Lasche ziehen...und dann haben sie zig Tonnen von unnötigem Müll...

Naja, so ist das halt...

Luckysun
 
vielleicht sollte man in Deutshcland die niedrigen Preise aus der DDR für Grundnahrungsmittel einführen/ übernehmen. und die niedrigen Mieten.
was jetzt alles so läuft das ist der Wahnsinn und alles kaum noch zu bezahlen.
gruß puenktchen
 
vielleicht sollte man in Deutshcland die niedrigen Preise aus der DDR für Grundnahrungsmittel einführen/ übernehmen. und die niedrigen Mieten.
was jetzt alles so läuft das ist der Wahnsinn und alles kaum noch zu bezahlen.
gruß puenktchen

Dann gibt es aber auch Ost-Löhne von wenigen Hundert Euro... - fänd ich nicht so gut - und die Häuser würden zerfallen (war zumindest in der DDR so). Aber Du hast Recht, die Mieten sind bei uns überteuert!
 
Liebe Ahorn,

...wie geht sich das denn rechnerisch aus?:
Meine Mutter ist dort aufgewachsen (mit 16 geflohen), sie kann sich noch heute nicht wirklich entspannen aus Angst, zuviel über sich selbst zu verraten. Die Kinder hatten es noch am besten drüben, es gab ein vernünftiges Kinderprogramm im Osten (habe auch ich geschaut).
Deine Mutter mit 16 geflohen ...und Du hast "auch" Kinderprogramm geschaut? Demnach müßte Deine Mutter noch Kind gwesen sein, als Du zur Welt kamst...???

Ja, klar, ..."Kinderprogramm" funktioniert(e) in ALLEN diktatorischen Staatengebilden. Ein "....programm" ist halt nur ein Ersatz, ein kostengünstiger Ersatz für "Mutterliebe" und ein "sich gewogen fühlen" im Verbund seiner eigenen Eltern. Sowas kann durch KEIN Staatsprogramm "ausgeglichen" werden. Genau, ja genau das meinte ich oben, daß die Kinder RECHT BALD von ihren Urvertrauenspersonen wegerzogen wurden/werden in den Ex-Korruptionsstaaten - anstatt gedeuhender Mutterliebe gibt's "...programm", "....programm", "....programm", die Mutterliebe ist aber KEIN Programm, ...sondern tiefe Seelenvertrautheit und durch NIX zu ersetzen. GENAU DADURCH, durch diese "....Totalitaritätsprogramme" wird das emotionelle unreparierbar abgeschnitten, wie der Stengel einer Blume. Damit ist Angst auf Lebenszeit fix programmiert - und damit Abhängigkeit, Mißtrauen, Hörigkeit, Diktierbarkeit und alles das aus dieser Begriffsfamilie! GENAU DAS verursacht das emotionale Erkalten des menschlichen Wesenskernes - das NIEMEHR rückgängig gemacht werden kann.

...das geschieht/geschah NICHT NUR im ehemaligen diktatorischen Osten, nur dort halt in der MASSIVSTEN Form überhaupt, da fährt ein Panzer über die Seele.

Vielleicht liest sich das ein bisschen (sehr) emotional, ...aber ich habe unzählige persönliche Erfahrungen mit Menschen von "dort" (aber nicht nur von dort!) und habe einen durchaus berechtigten Vergleich, wenn ich sage, Menschen "in meiner Nähe", die in einem Heim/Kinderdorf "hier" aufwachsen mußten, ...haben praktisch das selbe und unumkehrbare Psychogramm.

Deshalb kann ich alle diese Kinderprogramme NICHT gutheißen, ganz im Gegenteil, die vermeintlichen "Vorteile" und ev. "Freuden" tragen lediglich ein irreführendes Etikett, ..."drinnen" im Menschen, ...im Menschen DRINNEN sieht es GANZ ANDERS aus! Eine gebrochene Sehnsucht - durch legitimierte Staatsgewalt - einfach WAHNSINN! WAHNSINN! Man kann den Menschen NICHT reduzieren auf seine organischen Funktionen! Was bleibt denn übrig vom Menschen, wenn man Psyche/Seele vom Menschen trennt und NUR die "Funktionen" übrigbleibt? NICHTS bleibt übrig - ein Mensch OHNE Psyche/Seele ist NICHT lebensfähig...!

...unfertig, liebe Grüße, Vagabondo
 
Huhu ich bin so ein armes gebeuteltes Wesen aus der ehemaligen DDR.Ich habe das alles aber ganz anders in Erinnerung . Ich habe in der DDR nicht leiden müssen , genausowenig wie meine Bekannten und Freunde , im Gegeteil . Die meisten würden am liebsten die Mauer wieder hoch ziehen , aber dann 3 Mal so hoch . Die Deppen die damals an der Nikolaikirche demonstriert haben ,,Wir sind das Volk" stehen heute am Arbeitsamt Schlange . Ich habe die Situation heute allen vorrausgesagt , es wollte mir keiner glauben . Es gab in der DDR keine Arbeitslosigkeit ,eine Lehre zu machen war Pflicht , und niemand lebte auf der Strasse . Ich war nicht in der Partei , oder bei der Stasi , habe aber meinen Job gemacht und brauchte keine Angst zu haben diesen zu verlieren , ich bin 2 mal im Jahr in den Urlaub gefahren mit meinem Wartburg , jawoll . Es war damals nicht einer der Teufel des anderen . Es gab Hausgemeinschaften die zusammenhielten . Wenn wir tagsüber arbeiten waren dann hatten wir 2 alte Muttchen im Haus die solche Sachen die schwer zu kriegen waren eingekauft haben fürs ganze Haus , so waren die alten Leute nicht ausgegrenzt und gehörten praktisch dazu ,denn sie wollten das so , und im Gegenzug haben wir uns um sie gekümmert . An den Wochenenden gabs meistens Partys im Vorgarten oder im Partykeller . Es ist richtig das wir nicht im Überfluß lebten , aber das hat die Menschen zusammengeschweißt , und einer war für den anderen da . Es hätte sich sicherlich was ändern müssen , denn das Modell Sozialismus-Kommunismus war überholt . Doch nicht auf diese überstürzte Art und Weise , nicht so das wir beim Westen der Bittsteller waren , was dann passierte ist nur allzu bekannt . Als erstes kamen die Versicherungshaie , die alten Leutchen von 80 Jahren,,Lebensversicherungen "verkauften , oder ganz neue,, Rentenmodelle ", dann kamen die Gebrauchtwagenhändler und haben den dummen Ossis ihre Schrottkarren verkauft , ja genau dieselben die sie heute in die dritte Welt verscherbeln , dann wurden die Großbetriebe aufgelöst und die ersten flogen , mit riesigen Arbeitsversprechungen , auf die Strasse usw . Und so haben wir unser Land Stück für Stück zu Dumpingpreisen an den Westen verramscht . Nein ich will díe DDR nicht wieder haben , aber manchmal vermisse ich sie doch die gute alte Zeit , denn es war nicht alles schlecht . Ein 2 Pfundbrot für 97 Pfennige , 1 Liter Milch für 66 Pfennige ,also alle Grundnahrungmittel auf Jahre hinaus stabil . Ich hatte eine Doppelhaushälfte mit Garten ,im Monat 21,75 Mark Miete ,kaltes Wasser u wie umsonst,scheene alte Zeit . Und meine Kindheit war wunderschön . Wer kennt es noch Minikino und Baden mit Badusan ?
 
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@Ravenna,
ein schöne, reale, berührende Geschichte von Dir!

"Wir" (ich als Kind) hatten ja auch KEINEN Überfluß, ich darf meine längst verstorbenen Eltern nachträglich bewundern, wie sie das alles geschafft haben! Was sie alles für ihr Kind (für mich) getan hatten, was das für sie für ein Verzichten war!

Bratwurst, Stangenkäse, usw. waren LUXUS und gab's nur zu allen Heiligen Zeiten. Gab's einmal wieder Neues Gwand zum anziehen, wurde das per Foto fest gehalten, ich hab' die Bilder noch heute!

...noch heute trage ich das Verhaltensmuster in mir, daß ich mir öfters "etwas" erst leiste, nachdem ich es 20 Jahre (und länger) auf meiner Wunschliste hatte! Mit 4 Kindern laß' ich einen schon schlau sein, wie großspurig man da unterwegs sein kann! ....!

LG, Vagabondo
 
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