today again: the Angst before Manipula. Ich muß meine Wohnung aufräumen und säubern.
Jedes Mal leide ich dann - nicht nur wegen des Staubes, den ich dann unweigerlich aufwirbele. Denn ich weiß: danach ist es sauber. Und ordentlich. Eigentlich ist das schön, ich mag es, wenn es ordentlich und sauber ist. Aber auf der anderen Seite muß ich meine Wohnung fürchterlich manipulieren, damit es so wird.
Und ich merke jedes Mal, daß ich mich auch selber "manipuliere", wenn ich aufräume und putze. Ich putze meinen Dreck weg und krame in mir rum. Mein Schreibtisch ist das, was sich unter dem da verbirgt, was obendrauf liegt. Räume ich das weg, was obendrauf liegt, dann entdecke ich das, was ich vergessen habe. Das ist jedes Mal ein Angang... Die Ecke da hinten schimmelt gerne. Ich hab sie zwar im Blick und kontrolliere, ob sie es tut. Aber ich habe trotzdem Horror davor, den Autoreifenstapel davor weg zu räumen, weil dann Licht in die Ecke kommt und ich es anders sehen werde, wie die Ecke ausschaut. Obwohl ich sie mir ja jeden Tag angucke - bloß liegen da dann Autoreifen davor und es ist weniger Licht.
Oder der Ofen: er ist schwarz, von außen. Innen aber auch, ich müßte ihn nach dem Winter säubern. Säubere ich ihn, dann bemerke ich wieder, daß ich den Schornsteinfeger anrufen sollte. Tue ich das, benötige ich Geld. Hab ich Geld? Kann ich mir das leisten? Also lasse ich meinen Ofen dreckig, dieses Mal. Manipuliere mich so, damit ich den Schornsteinfegergedanken weiterhin verdrängen kann.
Und dann erst dieser ganze Schriftkram hier. Ich habe ein mobiles Büro: eine Gemüsekiste mit 6 Ordnern drin. Mit denen reise ich bis zu 5 Tage die Woche und freitags ist das Gemüse leicht durcheinander geraten. Kartoffeln liegen beim Fleisch, die Dosen stehen beim Schweineeimer und so weiter. Das ganze Lager meines Wissens ist durcheinander geraten. Und daher müßte ich's jedes Wochenende ordnen. Manchmal tue ich es auch, manchmal wirtschafte ich aber in der Ordnung noch eine weitere Woche. Eigentlich müßte ich es also manipulieren, um eine bessere Ordnung zu empfinden und die Frage zu eliminieren, ob ich überhaupt alles bei habe - schließlich finde ich "es" manchmal nicht. Ich manipuliere aber mich dann lieber selber, indem ich am Wochenende "nichts" mache und auch nicht meine Unterlagen sortiere. Wenn ich die Woche über dazu nicht komme, habe ich dann eben in der Folgewoche Pech. Meinem Wochenende darf das aber nicht schaden. (Ein Glaubenssatz, aus Pragmatismus heraus geboren.)
Ich manipuliere mich also - ja, nun gut, ich könnte das als Manipulation sehen. Aber ich denke tatsächlich wähle ich nur aus, entscheide - mal bewußt und mal unbewußt. Und ich glaube jetzt nicht, daß ich irgendwie "besetzt" wäre - weder durch jemanden in meiner Familie noch durch sonst jemanden in meiner Umgebung - daher schreibe ich alles was ich tue und erlebe auch mir selber zu. Ich muß daher, da ich das annehme, daß ich das bin, der das so tut und nicht irgendein anderes beeinflusstes Wesen, auch nicht zwingend den Begriff der "Manipulation" für diesen inneren Antrieb, den ich erlebe, wählen. Ich halte das vielmehr für einen Ausdruck meiner Seelentätigkeit, daß ich so wählen muß und darf und zwar aus freien Stücken. Immer nur natürlich aus denjenigen Stücken des großen Ganzen, die mir schon bewußt sind. Insofern sind meine Wahlmöglichkeiten in Abhängigkeit vom Grad meiner Bewußtheit über die Entscheidungsvielfalt eingeschränkt.

lg