man sagt, alles hat seine Zeit, doch wieviel Zeit hat der Schmerz?

Hallo Sinend,

ich bin sprachlos, denn auch ich war schwanger (obwohl ich laut Ärzten keine Kinder bekommen konnte) als meine Mutter nach jahrelangem kämpfen den Krebs siegen ließ. Auch konnte ich nicht von ihr Abschied nehmen!

„Einen Monat vor Ihrem Tod (sie kämpfte übrigens zwei Jahre lang gegen ihren Krebs an) sagte sie zu mir, ... sie müsse gehen, damit mein Kind leben kann.“
Diese Aussage liebe Sinend war die Unglücklichste die Deine Mutter je von sich gab, da Du Dir die Schuld an ihrem Tod gibst, weil Du schwanger wurdest... sie ging, damit dein Kind leben kann.

Du hast ihr alles vergeben, bei eurem letzten Telefonat und bist, warst ihr dankbar, dass sie ging, damit Dein Kind leben kann?!?

Wer bitte war bei Deiner Mom als sie starb? Wie wurde sie ärztlich versorgt? Opiade etc.? Wie ich es lese, mochte Deine Mom sterben, bereitete sich darauf vor und die Ärzte versuchten sie am Leben zu erhalten. Ein Mensch der mit sich im reinen ist, gehen mag, hat keinen Todeskampf, dies sind Erfahrungen aus der Hospizarbeit.

Sinend, Du hast mit ihr am Telefon gesprochen, Du hast ihr alles verziehen, was zwischen der Familie war, was konntest Du mehr tun, selbst wenn Du bei ihr gewesen wärest? Warum sollte sie traurig sein, dass Du nicht bei ihr warst? Es war, ist doch alles zwischen Euch geregelt, sie bedankte sich bei Dir!

Doch, ich möchte es sehr genau wissen, wenn Du magst schreibe mir gerne privat, bitte.

Deine Mom dankte Dir, dass Du ihr verziehen hast, was immer zwischen Euch war!!!

Darf ich fragen wie es Deinem Kind geht? Wie ist Euer Verhältnis zueinander? Kannst Du ihm Deine Liebe (richtig) zeigen? Ihm sagen „ich liebe dich über alles“?! Bist Du dankbar, dass es da ist?!

Liebe Grüße
spatz
 
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spatz schrieb:
... sie müsse gehen, damit mein Kind leben kann...

Diese Aussage liebe Sinend war die Unglücklichste die Deine Mutter je von sich gab, da Du Dir die Schuld an ihrem Tod gibst, weil Du schwanger wurdest... sie ging, damit dein Kind leben kann.

Meine Mom war unter anderem ein Grund, warum wir uns für ein Kind entschieden haben. Ich wollte vorher eigentlich nie welche obwohl ich Kinder grundsätzlich sehr mag. Ich hatte nur nie das Vertrauen in die Zukunft und in Beziehungen und da ich selbst ein Scheidungskind war, wollte ich dies nicht selbst einem Kind antun.
Als meine Mom an Krebs erkrankte, fing ich an, über mein bisheriges Leben nachzudenken und bemerkte u. a., dass da schon auch der Wunsch war, ein Kind zu haben. Als meine Mom dann plötzlich irgendwann sagte, jetzt wo sie weiss, dass sie gehen müsse, wünschte sie sich manchmal, dass sie doch Oma geworden wäre, beschlossen mein damaliger Freund und ich, es doch zu versuchen. Und obwohl ja die Ärzte gesagt haben, dass ich wohl keine Kinder kriegen könne, gelang es.

spatz schrieb:
Du hast ihr alles vergeben, bei eurem letzten Telefonat

Sie wollte damals die Scheidung von meinem Vater und zerriss damit unsere Familie. Meine beiden Brüder wurden zur Adoption freigegeben und ich blieb bei meinem Vater. Er kann ihr das, obwohl sie nun tod ist, heute noch nicht verzeihen.
Ich habe sie zu keiner Zeit dafür verurteilt, war nur einfach sehr traurig über den Verlauf. Wenn man die Kindheit meiner Mom und die Ehe mit meinem Vater betrachtet, versteht man, wieso sie es tat. Wir sind alle nur Menschen und keiner ist fehlerlos.

spatz schrieb:
...und bist, warst ihr dankbar, dass sie ging, damit Dein Kind leben kann?!?
Zum Zeitpunkt ihres Todes, hatte ich noch nicht den Blickwinkel / die Erkenntnis, wie ich sie heute habe.
Heute bin ich ihr dankbar und manchmal habe ich dass Gefühl, dass sie, wo sie ihr Schuldgefühl wegen uns Kindern so quälte, sie einem neuen Kind (meinem) etwas gutes tun wollte. Sie sagte zu Lebzeiten immer, dass man irgendwann Buße tun müsse; ... war das ihre Buße? Ich hätte es so gesehen nie von ihr verlangt oder gewollt und wenn ich vor meiner Schwangerschaft gewusst hätte, dass sie dieses Opfer bringen würde/müsse, wäre ich nicht schwanger geworden.
Heute jedoch, würde ich für nichts auf dieser Welt mein Kind aufgeben / hergeben. Ich liebe dieses kleine Mädchen, wie ich noch nie einen Menschen zuvor geliebt habe. Das misteriöse an ihr ist, und dass ist auch schon anderen aufgefallen, die eigentlich nicht an so etwas glauben, sie hat sehr viel Ähnlichkeit mit meiner Mom. Äußerlich wie auch in ihrer Mimik. Obwohl sie sie ja gar nicht kennengelernt hatte und sich somit auch nicht abgucken konnte.

spatz schrieb:
Wer bitte war bei Deiner Mom als sie starb? Wie wurde sie ärztlich versorgt? Opiade etc.? Wie ich es lese, mochte Deine Mom sterben, bereitete sich darauf vor und die Ärzte versuchten sie am Leben zu erhalten. Ein Mensch der mit sich im reinen ist, gehen mag, hat keinen Todeskampf, dies sind Erfahrungen aus der Hospizarbeit.

Ihre große Liebe, ihr Lebensgefährte, war bei ihr, als sie starb. Sie bekam zum Schluß nur noch hochdosiertes Morphium.
Ich denke einerseits wollte sie sterben, denn sie war müde geworden, dagegen anzukämpfen und andererseits wollte sie ihren Lebensgefährten nicht alleine lassen. Sie hat ihn so sehr geliebt und hat immer gesagt, dass sie Angst hat, dass wenn sie geht, dass er zusammen bricht.
Er hat mir später erzählt, wie schlimm ihr Todeskampf war. Die Ärzte haben nichts mehr getan und wollten, dass sie enschläft, denn man konnte auch nichts mehr tun. Doch ihr Herz fing immer wieder an zu schlagen und sie hielt dann die Hand von ihrem Geliebten ganz ganz fest, so als wolle sie sagen, ich lasse nicht los, ich will nicht gehen. :cry3:

... sinend
 
hallo sinend,
zunächst, danke schön für deine private nachricht.

langsam bitte, du mochtest durch die tatsache ein scheidungskind zu sein, zur adoption frei gegeben worden zu sein nie eigene kinder, um ihnen dieses schicksal zu ersparen?!
durch die krankheit deiner mom dachtest du über dich, dein leben, deine zukunft nach und der wunsch nach einem kind entstand in dir, den du mit deinem damaligen freund umsetztest.
ganz wichtig: dein wunsch, nicht der wunsch deiner mom, du begannst nur über dich, dein leben, was du magst, nachzudenken...
mir kommt gerade der gedanke, ob du nicht durch den gedanken, ich mag keine kinder, durch den gedanken, dies tue ich keinem „wesen“ an, was man mir antat! keine kinder bekommen konntest!?

es ist egal, ob dein vater deiner mom verzeihen kann oder nicht, es geht hier um dich, deine tochter und vor allem dem verhältnis zu deiner mom, damit du in ruhe weiterleben kannst und sie in frieden ruhen kann. beeinflusst dein vater dein leben in irgendeiner form sehr?

silend, keine mutter der welt hat ein einfluss darauf ob ihre tochter ein kind bekommt, oder nicht. sie hat sich nicht „geopfert“!!! tat damit keine buße.
buße tun... warum bitte buße tun? sie lebte ihr leben, entschied so, wie sie es in dem moment der entscheidung, richtig fand.
wer hat noch nie eine fehlentscheidung getroffen?

„Ich hätte es so gesehen nie von ihr verlangt oder gewollt und wenn ich vor meiner Schwangerschaft gewusst hätte, dass sie dieses Opfer bringen würde/müsse, wäre ich nicht schwanger geworden.“DANKE
genau darauf mochte ich hinaus... deine mom hatte krebs, war unheilbar daran erkrankt, wieso brachte sie für dein kind ein opfer? deine letzten worte „dann wäre ich nicht schwanger geworden“ sagen mir, du lehnst irgendwo dein kind ab... in der art, wegen dir starb meine mom... die will ich wieder haben.
warum sollte deine tochter deiner mom nicht ähnlich sehen, es ist deine tochter, du trägst die gene deiner mom in dir, gabst sie weiter. dies hat nichts damit zu tun, dass deine mom starb!!!

zu dem todeskampf, deine mom hatte abschied von dir genommen, hat dir gesagt sie sei unheilbar krank, müde und mag gehen.

„Doch ihr Herz fing immer wieder an zu schlagen und sie hielt dann die Hand von ihrem Geliebten ganz ganz fest, so als wolle sie sagen, ich lasse nicht los, ich will nicht gehen“
überlege mal bitte:
wer bitte ließ wen nicht los? wer ließ wen nicht gehen?

bitte halte deine mom als mensch in erinnerung der seine entscheidungen fällte, sicher für ihre kinder in dem moment das richtige zu tun, weil sie euch liebte.l
lasse du sie bitte los, lasse sie sterben und trauer um sie. schaue dir bilder an, trauer, weine, lasse deinen schmerz raus um sie in liebevoller erinnerung in deinem leben zu akzeptieren.

gebe deiner tochter, was du vermisst hast, dies wünschte sich deine mutter, oder?

liebe grüße
spatz
 
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spatz schrieb:
hallo sinend,
langsam bitte, du mochtest durch die tatsache ein scheidungskind zu sein, zur adoption frei gegeben worden zu sein nie eigene kinder, um ihnen dieses schicksal zu ersparen?!
Ja, unter anderem. Es gab noch ein paar andere Gründe / Sorgen, dass man dem Kind vielleicht nichts bieten könnte, die immer größer werdenden gesellschaftlichen Probleme wie Arbeitslosigkeit, Gewalt und und und
spatz schrieb:
deine letzten worte „dann wäre ich nicht schwanger geworden“ sagen mir, du lehnst irgendwo dein kind ab... in der art, wegen dir starb meine mom... die will ich wieder haben.
Nein, auf keinen Fall. Während der Schwangerschaft, also bis zum Tode meiner Mom, war ich schon manchmal hin und hergerissen, obwohl auch da schon die Tendenz zu meiner Tochter größer war. Ich wollte dieses Kind von ganzem Herzen und deshalb tat ich alles, was mein Arzt mir sagte. Ich wollte es nicht riskieren, mein Kind zu verlieren, auch wenn es bedeuten würde, meine Mom nicht mehr sehen zu können. Glaube mir, es war zwar einerseits eine schmerzliche Entscheidung, denn ich liebe meine Mom, aber dennoch habe ich diese Entscheidung nie bereut.
Ich lehne mein Kind in keinster Weise ab und ich gebe ihm auch nicht die Schuld an Moms Tod. Ich liebe mein Kind, wie man sein eigenes Kind nur lieben kann und gebe ihr alles, auch das, was ich selbst in meiner Kindheit vermisst habe!!!

Gruß sinend
 
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