Hi Maria,
Langeweile ist in meinen Augen wenns hochkommt der Vorläufer einer Depression, bzw. kann sie sein. Es wäre wohl auch zu unterscheiden zwischen einer chronischen, allgemeinen, diffusen Langeweile und ihrer als aktueller Gemütszustand oder augenblickliche, launenhafte konkret objektbezogene Befindlichkeit .
Ich weiss jetzt nicht genau, wie du die Einheit zwischen Depression und Langeweile verstanden haben willst bzw. zur Anwendung gebracht ...
Kona schrieb:
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Meinst du in tieferen Sinne, dass man Depression und Langeweile synonym verwenden könnte?
So dass Konas Satz auch lauten könnte:
"Ein klarer Geist allein ist deprimierend/ deprimiert mich"
Und Kona, kannst du dich mit solch einer Aussage auch noch identifizieren?
(übrigens, fällt mir gerade eine Frau ein, die an Depression leidet, auch Antidepressiva nimmt.... und oft angibt: Die langweilen mich alle. oder auch für mich ist alles langweilig.*g)
Sehe ich definitiv anders, und ist denke ich auch der Kern, in dem ich in meinem ersten Statement aufmerksam machen wollte.
Eine Frau rief mich vor Jahren an und erzählte mir, dass sie eines Nachmittags völlig gelangweilt in ihrem Wohnzimmer sass und quasi nichts mit sich anzufangen wusste. Also hin und her in ihrer Whg... irgendwann hat ihr Kronleuchter ihre Aufmerksamkeit. Ihr fällt auf, dass ihre Putzfrau diesen noch nie sauber gemacht hat, sie holt sich eine Leiter und fängt an diesen zu reinigen... Kristall für Kristall... und gerät dabei in einen sehr "liebevollen", meditativen Zustand mit völlig neuen Einsichten und auch Konsequenzen... Und es hat sie so beeindruckt, dass sie mich anrief und davon erzählte.
Ist jetzt natürlich spekulativ,... aber es wäre gut möglich, dass so eine Situation, wenn sie geschwängert ist mit Vorveruteilungen wie: Oh, das wäre ja "unspirituell/depressiv/"krankhaft" wenn mir langweilig ist... eher dazu einlädt gar nicht erst in die Langeweile zu gehen, sich diese und die damit einhergehenden Impulse/Antiimpulse bewusst zu machen, sondern diese "neurotisch" zu verdrängen durch Aktionismus bzw. Ablenkung, eben tatsächlich ein Ausweichmanöver nach sich ziehen würde oder könnte. Oder au contraire zu Trotzreaktion und Ablehnung führt: Zb. Mir doch wurscht... was du/Spiritualität von Langeweile hälst..., interessiert mich eh nicht... usw. *klappezu...
Du wirst jetzt vielleicht anmerken, dass ihre Reinigung des Leuchters bereits das Ablenkungsmanöver wäre. M.E. definitiv nein... siehe ff.. Und wenn wir jetzt bei Langeweile und Depression bilden eine Einheit blieben, so wäre eben genau ersichtlich, dass ihre Aktion weder die vorangehende Langeweile verdrängt hatte, noch, dass sich die "depressive" Verstimmung unbewusst ausgeprägt hätte. Ganz im Gegenteil.
So verstehe ich dich/deinen Hinweis auch.
Und doch wie gesagt kann Langeweile auch zB. einfach ein Indiz dafür sein, über etwas hinausgewachsen zu sein und tausend andere Standpunktdefinitionen, ist, wie gesagt auch oft bei Kindern zu beobachten. Es ist gar nicht lange her, da habe ich einen Bericht gesehen bzgl. der Reizüberflutung von Kindern durch Schule/TV/Internet/Computerspiele/Gespräche. Er führte ganz besonders die
natürliche "Langeweile" als viel zu sehr vernachlässigtes, fast schon tabuisiertes Phänomen unserer Zeit, die Kinder auch zur Kreativität und zur Selbst-Entdeckung der Welt, sowohl der inneren, wie auch der äusseren animieren kann. Und wie dies eben über kurz oder lang (sofern es sehr lange weilt *g) Depressionen oder andere Störungen und Krankheitsbilder nach sich zieht.
Nee, nicht die Marotte Nasepopeln (hier sinnbildlich für sich "langweilen" und Langeweile=unspirituell) führt zu einer ausgewachsenen Depression, sondern das nicht mehr wahrnehmen, realisieren wollen/können, dass man halt gerade Nasepopelt, weil Nasepopeln=Bahpfui, sowasmach
ichdochnicht, also die Einladung zur Verdrängung/oderTrotzdagegen des Gefühls von Langeweile, das in sich schon als "falsch/unterentwickelt/krankhaft/depressiv/ abgestempelt gar nicht erst zur Anschauung gelangt, sich unbewusst chronifiziert und zur ausgewachsenen Depression führt. So kann der gut gemeinte Tritt in den Hintern eines spirituellen Egos auch erst in diesen eitlen Wahn führen/verleiten.
So, jetzt aber genug Korinthen gekackt.
Was ich auf jeden Fall machen werde: Der eingangs erwähnten, depressiven Frau, die eine ausgewachsene "christliche" Allergie gegen Esoterik und was sie nicht alles damit assoziiert hat, sich aber durchaus für einen sehr spirituellen Menschen hält und die wirklich fast schon stereotyp angibt, dass sie alles und jeder langweile, durchaus im Bewusstsein, dass genau dies ihre Krankheit/Depression sei- gegenüber einfach mal kurz erwähnen, dass Langeweile unspirituell ist.
Insofern, so oder so, danke fürs Gespräch