Beim geschriebenen Wort können tatsächlich sehr viele Mißverständnisse entstehen, wobei es sehr angenehm ist, sich mit bodhi auszutauschen, da dieser sehr aufmerksam ist.
Auf das Klettern bezogen, ist die seelische/Geistige Selbstüberschätzung nicht menschlich, sondern genaugenommen eher männlich, wobei ein jeder Mann natürlich auch nur ein Mensch ist. Holztiger machte einfach zu oft die Erfahrung, dass Frauen ihr technisches Könnens sehr Bescheiden, oft weit unter ihren tatsächlichen Fähigkeiten
beschreiben, wohingegen Männer dahingehend tendieren, daß sie einen Schwierigkeitsgrad angeben, bei dem sie an den Grenzen ihres Könnens angelangt sind.
Beim Gipfelbesteigen ist es natürlich ganz wichtig, oben anzukommen, doch diese Ansicht teilt Holztiger nicht. Das Klettern ansich ist alles, was Holztiger beim Klettern braucht, mit allen Erfahrungen eingeschlossen, die ganze Palette von Frust bis Freude, Lust - Unlust, etc.
Wenn du in eine route 10mal eingestiegen bist und sie dich 10mal abwirft, kletterst du ein 11es mal. Wenn du die route dann durchsteigst, ist es so, als wäre es immer schon so gewesen, als hätte es beim ersten Mal schon geklappt. Das ist aber letztendlich nicht wichtig, das Tun selbst macht Freude.
Ein sehr gutes Klettervideo von einem Topprofi über die Leere nach dem Erreichen aller Ziele, wenn nichts mehr bleibt, Klettern als Suche...ein sehr gutes Video, nicht sportleistungsmässig, sondern eher künstlerisch... "our deepest fears are like dragons guarding our deepest treasures" (Rainber Maria Rilke)...was ist das für eine Leere?
Holztiger hatte diese Leere auch einmal, aber das ist viele Jahre her. Nach über 20 jahren Shaolin und anderer Kampfkunst, in der man sich auch messen kann, gabs schon die eine oder andere Medaille aber den besten aller Kämpfe hat Holztiger verloren und doch gewonnen, immerhin gegen den amtierenden Weltmeister, der als solcher dennoch weiterhin bei den Staatsmeisterschaften angetreten ist und dafür gesorgt hat, daß Holztiger 1998 nur Vizemeister wurde . Warum war das trotzdem der beste Kampf? Es ist mit Worten schwer beschreibbar, vielleicht weil es sehr knapp ausgegangen ist und es bei einem solchen Gegner durchaus eine Ehre ist, schon mal nicht k.o. zu gehen

Dann kam eine Phase, in der jeglicher Wettkampf mit Mühe und Langeweile einfach keinen Spass mehr machte. All die Medaillen, innerlich einmal so bedeutsam, auf einmal nichts mehr wert.
Des weiteren auch ein gewisses Gefühl des Abgeschnittenseins vom Leben.
Seine spirituellen Lehrer hat Holztiger in der Natur gefunden, ohne sie zu suchen, unter Tieren und Geistern des Waldes und der Felsen, keine Drogen. Sehr viel Schattenarbeit, Anleitung zur Meditation, zu Wandern, ohne zu Wandern (Sitzen) Die Allverbundenheit ist seither allgegenwärtig, das temporäre ist eher auf "über-alltags-sinnliches" bezogen...das hat sich zurückentwickelt, weil ich diesbezüglich auch keine Übungen praktiziere, so wie es mir gezeigt wurde.
Eine spirituelle Sinnfrage stellt sich mir seither nicht mehr, denn mir wurde alles, was ich wissen wollte und alles was ich wissen will gezeigt. Eine Reife der seelischen Entwicklung hätte mich noch nie interessiert, so wie ich einen guten Käse, der seine Zeit zum Reifen braucht, auch gerne einmal unreif, sprich topfig esse, so erfreue ich mich auch an der Unvollkommenheit in anderen Dingen und das mit Ruhe und Gelassenheit
Ich kenne meinen Platz im Universum. Ich schätze die Vielfalt und den Austausch. Den materiellen Spiritualismus hab ich längst durchschnitten, es gibt kein Ziel, nichtmal einen Weg, der das Ziel ist - ich bin und das reicht völlig aus. Mir ist es auch gleich, ob ich mich nun mit einem Bettler, einem König, einem Gott, Halbgott, Auserwählten oder Erleuchteten unterhalte, jedes Wesen erzählt seine eigene Geschichte.
Von daher ist die 100%ige Zufriedenheit beim Klettern immer vorhanden, selbst beim Scheitern oder wenn es nicht immer Freude, sondern auch mal Unlust präsent ist...die Freude am Tun, die Freude an der Selbsterfahrung, innerhalb und ausserhalb der eigenen Grenzen und dabei bin ich niemand der fleissig übt.
Einge Mönche, die ich besucht habe, sitzen so viele Stunden und meditieren über einen Zustand. Ich wiederum weiß genau, daß ich extra aus diesem Zustand gefallen bin, weil ich Leben, Leid, Liebe und menschliche Emotion erfahren wollte...das ist ein Geschenk.
Von daher wäre mir die Erleuchtung zu Lebzeiten einfach wertlos, die heb ich mir für später auf, wenn ich in die Formlosigkeit zurückkehre xD
Sehen tue ich trotzdem alles, auch bodhi
Der Spiegel des Herzens
Der höchste Mensch gebraucht sein Herz wie einen Spiegel. Er geht den Dingen nicht nach und geht ihnen nicht entgegen; er spiegelt sie wider, aber hält sie nicht fest. Darum kann er die Welt überwinden und wird nicht verwundet. Er ist nicht der Sklave seines Ruhms; er hegt nicht Pläne; er gibt sich nicht ab mit den Geschäften; er ist nicht Herr des Erkennens. Er beachtet das Kleinste und ist doch unerschöpflich und weilt jenseits des Ichs. Bis aufs letzte nimmt er entgegen, was der Himmel spendet, und hat doch, als hätte er nichts. Er bleibt demütig.
(aus dem Dschuang Dsi, das wahre Buch des südlichen Blütenlandes)