Katapult in's All

Trixi Maus

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23. Oktober 2005
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Neulich habe ich doch tatsächlich mein Katapult nochmal ausgepackt.

Es war schon alt und rostig. Ich mußte es erst mal schmirgeln und putzen. Dann aber funktionierte der Mechanismus wieder, den ich vor einigen Jahren zusammengebaut habe.

Damals war ich in einer schwierigen Lage. Meine Schwiegermutter war krank. Und wie das so ist: die Behandlung und Pflege brauchte mehr Geld, als vorhanden war. Und also suchte ich eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.

Ich setzte mich in's Internet und suchte nach einer Möglichkeit. In einem Forum stieß ich auf einen Herrn H., das war sein Nickname. Er war auf der Suche nach einem Erfinder, der ein Katapult bauen könnte, das ihn in das All befördern könne.

Ich fand das interessant. Ich bin Erfinder. Ich baue Katapulte - wenn auch in Form von Nachbauten mittelalterlicher Waffen zu Hobbyzwecken. Und ich beschäftige mich mit Antriebsmechanik, Steuerungs- und Regeltechnik und der "Anatomie des Alls", also dem Gleichklang aller Wissenschaften, welche die Musik und die Mathematik gebiert und aus ihnen unser Wissen sich entschlüsseln läßt: in der Hinwendung zum Forschen wie zur Musik und in dem Wunsch, Regelmässigkeiten zu erkennen.

Ganz unregelmässig dagegen erschien mir zunächst der Wunsch von Herrn H.. Er wollte ein Katapult, schrieb er im öffentlichen Teil des Forums, welches ihn und seinen Hund in das All zu einer Reise in den Sternen befähige. Ihm sei egal, was es koste, und es sei egal, was er tun müsse, damit er und sein Hund das erleben könnten. Auch beider Tod schloß er ausdrücklich nicht aus.
 
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Ich nahm mich der Sache eher spaßeshalber an, weil mir die Idee gefiel. Gut: vielleicht habe ich mich auch etwas vom Internet blenden lassen und seinen vielen phantastischen Möglicheiten, die es eröffnete. Auch in mir. Ein Katapult in's All. Wow.

Es waren diverse Probleme bei der Konstruktion zu überwinden. Die Frage der Steuerung im luftleeren Raum und die Beschleunigung und das Bremsen in ihm. Die Frage des Abhebens und der Gefahr, daß die vitale Masse in der Kabine, die Passagiere also, beim Abschuß ihr Leben verlieren könnten. Die Frage der Landung und ihrer Sicherheit. Die Frage der Versorgung mit Sauerstoff und Nahrung unterwegs, die Möglicheit einer Schlafinduktion für Langzeitreisen und so weiter. Ich brauchte über 4 Wochen dafür, diese Probleme zu lösen. Es erschien mir aber wie Jahrzehnte - so komplex war das Unterfangen. Manchmal meinte ich, verrückt zu werden darüber.

Unterdessen jedoch war meine finanzielle Problematik wegen der Schwiegermutter gelöst. Denn Herr H. unterstützte mich mit 20.000 Dinar monatlich und stellte mir darüberhinaus eine umfangreiche Basis zur Verfügung. Er kaufte ein Grundstück in einem Industriegebiet in der Nähe und dort stellten wir in Versuchsreihen sicher, daß sein Plan gelingen sollte. Es gelang uns sogar, Geld zu transportieren - soweit wir es mit den Sonden, die sich im All befanden, messen konnten kam es unversehrt auf anderen Sternen an. So konnten wir sicherstellen, daß Herr H. stets Geld bei sich haben würde, worauf er Wert legte. Ich verstand damals nicht, warum.

Heute weiß ich es. Weil ich es heute weiß, packe ich mein Katapult mal wieder aus. Es ist mittlerweile glücklicherweise gelungen, es in Taschenformat zu schrumpfen. Man benötigt nur eine 2 mal 4 Meter grosse Fläche, um es aufzubauen und es faltet sich von selber zusammen. Man hinterläßt also nichts als einen leer erscheinenden Koffer, wenn man das Katapult verwendet hat und der Abschuß bereits hinter einem liegt. Niemand wird je erahnen, daß der Koffer eine Abschußrampe ist. Keiner wird wissen, daß man gegangen ist und keiner wird es je beweisen können.
 
Ich nahm mich der Sache eher spaßeshalber an, weil mir die Idee gefiel. Gut: vielleicht habe ich mich auch etwas vom Internet blenden lassen und seinen vielen phantastischen Möglicheiten, die es eröffnete. Auch in mir. Ein Katapult in's All. Wow.

Es waren diverse Probleme bei der Konstruktion zu überwinden. Die Frage der Steuerung im luftleeren Raum und die Beschleunigung und das Bremsen in ihm. Die Frage des Abhebens und der Gefahr, daß die vitale Masse in der Kabine, die Passagiere also, beim Abschuß ihr Leben verlieren könnten. Die Frage der Landung und ihrer Sicherheit. Die Frage der Versorgung mit Sauerstoff und Nahrung unterwegs, die Möglicheit einer Schlafinduktion für Langzeitreisen und so weiter. Ich brauchte über 4 Wochen dafür, diese Probleme zu lösen. Es erschien mir aber wie Jahrzehnte - so komplex war das Unterfangen. Manchmal meinte ich, verrückt zu werden darüber.

Unterdessen jedoch war meine finanzielle Problematik wegen der Schwiegermutter gelöst. Denn Herr H. unterstützte mich mit 20.000 Dinar monatlich und stellte mir darüberhinaus eine umfangreiche Basis zur Verfügung. Er kaufte ein Grundstück in einem Industriegebiet in der Nähe und dort stellten wir in Versuchsreihen sicher, daß sein Plan gelingen sollte. Es gelang uns sogar, Geld zu transportieren - soweit wir es mit den Sonden, die sich im All befanden, messen konnten kam es unversehrt auf anderen Sternen an. So konnten wir sicherstellen, daß Herr H. stets Geld bei sich haben würde, worauf er Wert legte. Ich verstand damals nicht, warum.

Heute weiß ich es. Weil ich es heute weiß, packe ich mein Katapult mal wieder aus. Es ist mittlerweile glücklicherweise gelungen, es in Taschenformat zu schrumpfen. Man benötigt nur eine 2 mal 4 Meter grosse Fläche, um es aufzubauen und es faltet sich von selber zusammen. Man hinterläßt also nichts als einen leer erscheinenden Koffer, wenn man das Katapult verwendet hat und der Abschuß bereits hinter einem liegt. Niemand wird je erahnen, daß der Koffer eine Abschußrampe ist. Keiner wird wissen, daß man gegangen ist und keiner wird es je beweisen können.



:danke:

genial

:)
 
Heute bin ich in genau dieser Situation, in der ich mir wünsche, auf diese Weise von der Erde verschwinden zu können. Der Grund ist das Geld. Und "sie". Sie haben es vermutet.

Es ist natürlich so, daß mich die Konstruktion des Katapults damals finanziell unabhängig gemacht hat. Nur deshalb habe ich wahrscheinlich auch noch eines hier stehen.

Und meine Frau? Tja, was soll ich sagen? Sie will mich nicht mehr. Sie will stattdessen die Scheidung und einen viel zu grossen Teil meines Geldes. Obwohl sie ja nun schon lange genug davon profitiert hat, daß ich "reich" bin. Ich wurde schon so geboren, wofür ich nichts kann. Aber: soll ich jetzt, wo sie als selbständig denkender und handelnder, gut ausgebildeter und berufstätiger Mensch Geld bei ihr lassen, weil sie meint, mich verlassen zu müssen? Bloß, weil wir eine Weile zusammengelebt haben ist aus unseren Gütern noch lange nicht automatisch ein gemeinsames Gut geworden. Wenigstens empfinde ich das nicht so. Das ist ja auch die Grundlage dafür, daß ich ihr in Ruhe das überlassen habe, was sie benötigte: daß ich eben nicht denke, daß sie es über mich besitzt, das Geld.

Klar. Ich hätte es in einem Ehevertrag regeln sollen. Aber ich habe es versäumt. Das kann ich nicht ändern.



Es ist seit drei Tagen, daß ich darüber nachdenke, dem Ganzen ein Ende zu setzen und abzuhauen.
 
Ich habe nicht mehr lange gezögert. Ich habe mich entschieden, einige notwendige Dinge einzupacken und dann das Katapult zu verwenden. Das Geld trage ich in einem Koffer bei mir in US-amerikanischen Dollarnoten. Alles. Ich habe ihr nichts da gelassen bis auf das Zeug und die Erde.

Ich war natürlich zu Versuchszwecken einige Male bereits gereist - von daher ist es für mich nichts Neues gewesen. Kein Konstrukteur probiert seine Maschine nicht aus. Es müßte der 136. oder 137. Austritt aus der Erdatmosphäre für mich gewesen sein - ich weiß es nicht genau. Es ist für mich heute noch immer erstaunlich zu wissen, daß die gesamte Mission der Herrn H. unentdeckt blieb und daß er die Anonymität seiner Angelegenheit durch große Summen sicherstellen konnte. Er schien gerade soviel Geld zu haben wie ansonsten die gesamte Welt zusammen.

Er hat sein Geld mitgenommen. Das weiß ich. Viel mehr eigentlich nicht ich habe ihn nie persönlich gesehen. Niemand hat das. Er hat den Koffer bekommen, hat das Gerät bedient, und man hat von dem Koffer niemals mehr etwas gehört. Keiner weiß, wo er ist und ich hatte den einzigen anderen Koffer, der existierte. Ein Prototyp zwar, aber vollkommen funktionsfähig wie der Koffer des Herrn H..

Nun habe ich also mein Geld und blicke aus dem Fenster. Die Erde ist schon weit weg. Sie müßte dahinten sein, wo leider kein Fenster ist - sonst könnte ich nochmal auf sie herunter blicken. Zurück zu ihr. Aber: das würde mich nur an "sie" erinnern. Und da bin ich nicht scharf drauf. Ich habe mein Geld - und jetzt geht es weiter. Mal sehen: vielleicht finde ich auf meiner Reise ja Herrn H.
 
Um Herrn H. das Reisen zu ermöglichen war es natürlich nötig, daß er mit seiner Kapsel auf einem Planeten landet, auf dem Koffer zur Verfügung stehen. Denn es wäre ja sonst nie zur Reise zu den Sternen gekommen. Er säße stattdessen auf einem Stern fest und käme nicht weiter.

Ich muß gestehen: diese Frage zu lösen hat mich Tage gekostet. Und Angstschweiß, denn ich dachte: "ich schaffe es nicht." Das Problem war, daß man die Abschußbasis, die für jede beliebige Art des Transports benötigt werden würde, nicht mit dem Reisegefährt mitschicken konnte. Wie sollte Herr H. also weiterkommen?

Geld war da sicher eine Lösung. Aber unabhängig von der Tatsache, daß vielleicht Herr H. auf Geld allein vertraut hätte, machte ich mir damals diese Gedanken. Heute bin ich mir komisch gewiß: mein Geld wird es mir ermöglichen, einen Koffer zu finden, um eine Abschußrampe zu erhalten. Dann werde ich mit meiner Kapsel weiterreisen können.

Es ist wirklich komisch. Ich frage mich, woher Herr H. diese Gewißheit hatte, daß Geld ihn auf jeden Fall weiterführen würde. Es ist noch komischer, daß ich jetzt, wo ich in der gleichen Situation bin, das exakt gleiche Gefühl in mir habe und mir des gleichen gewahr werde: ich hätte mir die Gedanken sparen können. Denn ich habe Geld!

Vormals jedoch vertraute ich dem Geld nicht. Also suchten wir die Sterne ab nach Anzeichen für eine menschliche Zivilisation. Wir mußten uns auf die tibetische Kultur und ihre Entschlüsselung der Allmathematik beziehen, um letztlich errechnen zu können, auf welchem Planeten des Alls wann welche Zivilisation geboren wurde. Anhand von Vorhersagen aus dem indogermanischen Raum konnten wir dann beinahe feststellend vermuten, daß die vorliegenden seit Jahrtausenden vorliegenden Daten eine Karte mit Zivilisationspunkten im All hergaben, wenn man sie mit der Allmathematik der Reinkarnationslehre iom Tibetischen synchronisiert.

Der Mechanismus, der mich beförderte, den ich konstruierte, dem ich daher vertraue, daß er mich an mein Ziel führen wird, katapultierte mich in meiner Kapsel in Richtung des ersten Planeten der benachbarten Zivilisationen. Ich habe mein Geld. Und ich hoffe, daß ich wie geplant um 02:33 Uhr ankomme. Centauri Prime ist das Ziel - dieses Mal. Ich war einige Male dort - ein uriges Völkchen mit großen Frauen und kleinen Männern, welche die Hosen anhaben.
 
Als ich zur Landung ansetzte, verbog sich beim Eintreten in die Atmosphäre die Linie des Horizonts zu einer Sichel. Nach 6 Stunden und 47 Minuten war ich (endlich) wieder aus dem Würfel herausgestiegen und befand mich wieder auf einer runden Welt mit Schwerkraft und Menschen. Nun gut: etwas andere Menschen, aber Menschen sind Menschen.

Es war ein Höllenaufwand gewesen, das muß man schon sagen. All diese Basisstationen einzurichten, über die wir zum Zeitpunkt der Abreise der Herrn H. verfügten, dauerte zwar nicht lange, aber die Kosten, die dabei entstanden, übersteigen das Bruttojahresprodukt der Erde (!) um das Elffache! Ich war froh, daß meine Kapsel ohne eine Basis landen konnte, denn niemals hätte ich mir gewiß sein können, daß die Basis noch existiert. Anderer Planet - andere Zeit. Wo bei uns Frieden ist, ist bei denen Krieg und schon hast Du keine Basis mehr. Die Nachhaltigkeit spielte bei der Einrichtung der Basen also eine große Rolle. Am Nachhaltigsten funktioniert eine Basis, die man zum Landen nicht braucht. Und daher kam ich irgendwo runter - das Land hieß Manchosterra, aber das ist jetzt wahrlich uninteressant. Entschuldigung.


Das Wetter war heute gut, der Himmel orange, die Wolken warfen rote Schatten. Die Sonnen des Sonnensystems Centauri strahltem im hellerlichtem blau, denn es war Nachtzeit. Die Farben entstanden durch den Dichtewechsel in den Ringen von Centauri Prime, dem ersten vitalen Planeten des Sonnensystems Centauri. Weitere drei Planeten wurden von Centauri Prime aus besiedelt, davon wurden zwei vitalisiert. Eine hochinteressante Genesis-Technik, die auf der Erde noch lange nicht zur Verfügung steht. Wir konnten ihr damals die Antwort für die Frage entnehmen, wie Fehler in Evolusionsprozessen vermieden werden können. Denn sowohl unser Katapult als auch unsere Kapsel sind organischer Natur. Um das Katapult zum Koffer zu falten und wieder zurück deevolutioniert das Organ und evolutioniert wieder. Anders konnten wir es nicht bewerkstelligen. Wir haben an dem Genesis-Projekt auf Centauri Prime erst gelernt, wie es ging. Man versteht daraus: der erste Mensch, der es wagte, von der Erde nach Centauri Prime zu "springen", wußte gar nicht, ob dort eine Zivilisation war und ob man dort überhaupt in der Lage war, ein Katapult für den Rücktransport aus den Zeichnungen heraus zu bauen. Daher war der erste Mensch ein Affe namens Prime.
 
So ähnlich wie prime kam ich mir heute vor. Er konnte damals jedoch noch nicht auf den Knopf an der Außenseite der Kapsel drücken, um die Kapsel so auf die Größe eines Reise-Necessaires zu falten. Nun war ich also auf der Suche nach meinem Koffer, um in diesen mein Necessaire zu legen und schon war mein Katapult wieder komplett. Der Koffer war in einem Schließfach in Orchiston am Hauptbahnhof gelagert und der Auslösezettel lag bei der zentralen Meldestelle für Außerirdische in der gleichen Stadt. Ich hatte also einen Plan, einen grundsätzlichen, also eher ein Konzept, dessen Meilensteine die Erlangung des Koffers nach der Erlangung des Auslösebillets waren.

Ich steckte das Reisenecessaire in meinen Hosenbund und ging in Richtung Süden. Ich war nahe am Städtchen Manchosterra gelandet, das ich von früheren Besuchen kannte. Dort gibt es eine wunderschöne Kathedrale der Mutter Gottes - übrigens unmittelbar auf einem christlichen Gotteshaus gebaut. Es ist so, daß die Zivilisation in Centauri Prime etwa 111 Millionen Jahre älter ist als die menschliche Zivilisation. Daran kann man vielleicht messen, daß die "Mutter Gottes" dort etwas ganz anderes ist als bei uns. Oder vielleicht kann man es erahnen. Es war also stets ein Besuch in der Fremde und nicht ein christliches Gefühl, was mich dort in dieser Kathedrale überfiel. Es war vielmehr die reine Präsenz der Mutter Gottes - auch mal ein Erlebnis, eine Erfahrung will ich beinahe sagen.

Orchiston lag im Süden. Es war eine von 5 Metropolen der Neuzeit. Durch das vierfache Vorhandensein von menschlichem Lebensraum auf 4 Planeten wurde im Sonnensystem Centauri 4 unterschiedliche Lebensräume für Menschen geschaffen. Die Zeiten wechseln dabei in einem regelmässigen, der Planetenrotation angepaßten Rhythmus nach einem Kalender. Die Besonderheit dieses Kalenders ist der, daß er auf alle 4 Planeten exakt zutrifft, ohne daß eine Abweichung der Zeiten entsteht. Objektiv gemessen ist jedoch die Zeit auf jedem Planeten natürlich verschieden. Man sieht: die Kultur ist soweit entwickelt, daß sie das Bewußtsein des Menschen für Zeit durchdrungen hat und durch Ein Bewußtsein lebt, das synchron empfindet.

Centrauri Prime, der erste und "älteste" Planet der menschlichen Planeten hier, lebt aber dennoch im Moment in der Neuzeit. Der Kalender legt nicht nur die exakte Zeit, sondern auch den Ablauf von Zeitaltern fest. In regelmässigen Abläufen wurden die Kulturen in den Zeitaltern der Wandlung Wandlungen unterzogen. Wer diese Wandlung nicht mitmachen wollte, konnte auf einen der anderen drei Planeten umziehen, welcher gerade in diejenige Phase gewandelt wurde, die der eigene Planet verließ. So konnte man stets bis zu gewissem Maße - meist als Familie - den Wandlungen der Zeit entfliehen, indem man den Planeten verließ und das Geld mitnahm. Dort konnte man das Alte weitermachen und dennoch "neu beginnen". So mehrte sich der Wohlstand der Bevölkerung aller vier Planeten bis zur heutigen Zeit, und daher auch das Wissen über den gutartigen Nutzen von Technik. Denn: es war seit "Menschengedenken" Frieden, nur einige alte Sagen erzählten von Krieg. Dies war der vordergründigste Grund für das Auswählen des Centauri-Systems für den erdnächsten Sprungs. Die Post war sicher, die Bahn war verläßlich, die Menschen waren friedlich, es gab kaum Kriminalität. Und den Umgang mit Außerirdischen war man gewohnt.
 
Die Reise nach Orchiston war beschwerlich. Natürlich hatte ich keine Binare mit, die centaurische Form der Geldwährung. Binäre sind keksähnliche Plättchen, einem Butterkeks ähnlich. Der gesamte Keks ist gestanzt, so daß man ein Würfelchen herausbrechen kann. Außen ist ein Knopf, den man etwas umständlich mit einem Stäbchen oder einer Nadel drücken muß, damit sich das Kekschen zu einem Krümel zusammenfaltet. Das Geld wird so inaktiv, das heißt es erscheint auf Deinem Konto. Die Centauris haben sich entschieden, auf Kommunikationsmittel im Äusseren zu verzichten, wegen der hohen Umweltverschmutzung. Daher haben sie innengelegene Implantate, welche ihnen Daten in ihr psychisches Bild einspielen. Sie lernen bereits in der Schule, ihr psychisches Bild zu bedienen wie einen Touch-Screen, damit sie auf das ccc., das centauri call center zugreifen können. Ähnlich wie bei uns das www.

Es würde Stunden - ach was Tage dauern, mich nun weiter über die binäre Technik auszulassen, die auf Centauri eine so hohe Verwirklichung erfährt, daß solche Pole wie Mensch und Technik verschmelzen. Das Technik ohne Technik, sondern nur mit Geist bedienbar wird. Das alles ist natürlich sehr faszinierend. Und ehrlich gesagt: wenn man sich als Erdenmensch gerade ankommend 140.000 Meilen gen Süden auf den Weg machen muß, sind das keine guten Aussichten. Aber: die Eigenschaft der Centauri ist, daß sie ihr Geld behalten und mit ihm wirtschaften. Das heißt: sie geben es nicht einfach so aus. Zum Beispiel nicht, um individuell von A nach B zu kommen. Sondern sie stellen lieber jedem eine kostenlose Reisemöglichkeit zur Verfügung und können so garantieren, daß jeder sein Geld auch wirklich behalten kann, nicht verplempern muß für etwas so Selbstverständliches wie Reisen und daher glücklich und zufrieden sein kann.

Ich legte also die Strecke in 2 Stunden auf einem Highspeed-Helikopter zurück. Ein älteres zweigeschossiges Modell, das mich an die Busse in London erinnerte und damit zum ersten Mal wieder an die Erde. Man... was hatte ich das verlassen. Neben mir saß gerade eine Frau, gegenüber ein Mann, das waren Menschen von einem anderen Planeten. Sie schauten mich interessiert an. Ich dagegen muß in diesem Moment eher ängstlich oder schüchtern zurück geschaut haben. Ich fühlte mich schon sehr in der Fremde.
 
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"Werter Herr, das holistische Prinzip kann ebenso wenig wie das holographische Prinzip greifen, wenn Sie annehmen, daß sich Variablen ändern."

Etwas verdutzt blickte ich drein, als der Herr in der Meldestelle in Orchiston mir diese Worte zudachte. Ich hatte ihm gerade meine Ausweispapiere vorgelegt mit der Bitte, mir das von der Erde hinterlegte Auslöseticket für den Koffer heraus zu geben.

"Ich verstehe nicht ganz", sagte ich, "wie darf ich das bitte verstehen?"

"Sie können sich nicht zusammenfalten und danach wieder anders entfalten. Und dann behaupten, daß sie der Gleiche sind. Das holistische und auch das holographische Prinzip kann so nicht greifen und also können sie sich in Centauri dann auch nicht halten. Wir sind ein synchrones Bewußtsein. Wie ich bemerke, dringt sogar nur ein Teil meiner Wort bis zu Ihnen durch. Wie war noch Ihr Name?" Er blickte auf meinen Reisepass.

"Sandra Stanford", sagte ich.

Nun lächelte der Herr mich an. "Ah. Jetzt verstehe ich Sie. Willkommen in Centauri Prime. Sie möchten also das Auslösebillet abholen, das für Erdlinge hinterlegt wurde? Einen Moment bitte."
 
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