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12. März 2016, 21:28
Faymann: Merkel soll "Flüchtlingswettlauf" stoppen
Kanzler: Portugal würde 7.000 Flüchtlinge aus Idomeni nehmen, aber fast alle hoffen, einen Weg nach Deutschland zu finden
Wien – Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat seine deutsche Amtskollegin Angela Merkel aufgerufen, den "Flüchtlingswettlauf" mit der Festlegung von Aufnahmeobergrenzen zu stoppen. Die Verteilung von Flüchtlingen in der EU funktioniere nicht, weil sie hoffen, nach Deutschland zu kommen, sagte Faymann den Tageszeitungen "Österreich" und "Kronen Zeitung" (Sonntagsausgaben).
"Erst wenn Deutschland einen Richtwert nennt und Flüchtlinge nur noch direkt aus den Krisenregionen holt, durchbricht man die Logik der ungeordneten Migration", sagte Faymann im "Österreich"-Interview. Merkel müsse "das Modell durchbrechen, dass in einem Wettlauf jener der Sieger ist, der Deutschland erreicht", fügte er gegenüber der "Krone" hinzu. Derzeit würden andere EU-Staaten mit Aufnahmekontingenten nämlich nur auf "mageres Interesse" bei den Flüchtlingen stoßen.
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Alle wollen nach Deutschland -
Gegenüber "Österreich" präzisierte Faymann, dass Frankreich die Aufnahme von 30.000 Asylsuchende angeboten habe, aber nicht einmal 1.000 bekommen habe, "weil alle nach Deutschland und Österreich wollen. Dasselbe erlebt Portugal – die Portugiesen würden derzeit 7.000 Flüchtlinge, die in Idomeni verzweifelt warten, aufnehmen – aber es sind nur 200 bereit, nach Portugal zu gehen, weil alle hoffen, irgendwann doch einen Weg nach Deutschland zu finden." -
"Auch in Griechenland stehen entsprechende Quartiere, gerade auch für Familien und Kinder, zur Verfügung, aber viele Flüchtlinge nehmen sie nicht an, um Druck in Richtung Öffnung der Balkanroute zu erzeugen", sagte der ÖVP-Chef.