Ireland
Sehr aktives Mitglied
Hmm... also das Tanzen bezog sich eher darauf, das Leben zu leben und nicht auf spirituelle Inhalte. Also "voll im hier und jetzt sein", intensiv leben oder wie man das noch so bezeichnet. Das Gegenteil von depressiv vielleicht.
hmm... Vielleicht kann man schlecht tanzen, wenn so existenzielle Fragen nicht oder zur eigenen Unzufriedenheit geklärt sind?
Warum die Menschen früher mehr geglaubt haben, ist eine gute Frage. Brainstorming:
1. Das stimmt gar nicht - wir denken das nur, weil die Kirche eine größere Rolle gespielt hat. Am heimischen Herd hat man auch alles angezweifelt. Dafür geben sich heute alle aufgeklärt und berichten am heimischen PC von ihren letzten Geisterlebnissen...
2. Die Kirche hatte eine dominante Rolle in der Gesellschaft. Sie konditionierte. Es gab auch kaum Medien, die anderes propagierten. Heute gibt es sehr viele dominante Meinungen und viele Wege, diese wirksam zu propagieren.
3. Der Gegenspieler zur Religion ist unter anderem die Biologie. Die Erkenntnisse über die Evolution und die Funktionsweise des Gehirns werden häufig als Beweis verwand, dass es Gott & Co nicht geben könne. Diese Sichtweise wird (als eine von vielen) autoritär vertreten - das konditioniert.
4. Angreifbar ist auch das monotheistische Gottesbild. Schaut man sich die Welt an, dann muss dieser Gott ein echter Zyniker sein. Da nicht zwischen Gott und Gottesbild differenziert wird, hören viele auf zu glauben.
Mehr fällt mir jetzt nicht ein. Aber irgendwie müsste sich eine Gesellschaft doch neu erfinden, wenn einer der wichtigsten Konditionierungspfeiler wegfällt. Andererseits ist "die Gesellschaft" auch so komplex. Da gibt es vereinzelt Menschen, die leben wie in der Steinzeit (versteckt in den letzten Urwäldern der Erde), andere Kulturen erinnern an das Mittelalter und wir versuchen uns hier abgeklärt in der so genannten "Postmoderne". Und was heißt das? Verwirrung. Beziehungen halten nicht mehr ein Leben lang, Berufe werden gewechselt, psychische Krankheiten werden zum Massenphänomen, der Esoterikmarkt boomt. Irgendwie ist diese Freiheit schwierig.
Vielleicht rührt der Jugendwahn auch daher, dass keiner richtig erwachsen werden will, weil auch keiner so richtig weiß, was das heißt... Keine Ahnung. Wäre aber interessant, wenn so eine Neurose (ich weiß, du meintest, die Bezeichnung sei veraltert...) wie der Jugendwahn durch fehlende Konditionierung ausgelöst wird. Können wir etwa mit Freiheit nichts anfangen???
Ich schick das mal so ab. Ich find meine Gedanken dazu ganz interessant (nicht, dass ich mich so toll finde, aber ich mag gerne andere/ergänzende Sichtweisen dazulesen), aber das ist alles anderes als ein gemeinsames Gespräch mit rotem Faden... Obwohl so ein komplexes Thema wie "Welche Funktionen erfüllt ein Glaube an das Jenseits?" sicher nicht ganz stringent angegangen werden kann.
Herzlich grüßt der Zugvogel
Das sind interessante Gedanken!!!
Ein wichtiger Punkt fehlt noch (sonst kann ich Dein brainstorming gut nachvollziehen!).
Vielleicht geht auch alles viel zu schnell (schau Dir mal die Entwicklungen im letzten Jahrhundert an!) - z.T. gab es während dieser ganzen Zeit nur 3 Generationswechsel - will sagen, die Werte, die Normen, die (noch) vermittelt wurden, passen nicht mehr so recht.
Auch das Bildungsproblem (Du sprachst auf den Begriff "Neurose" an ... ): es grassiert hier, wie überall, und auch noch in den Berufsausbildungen das Wissen, das bereits 20 Jahre und älter ist (in der Psychologie, in der Medizin, wie wahrscheinlich in vielen anderen Bereichen auch).
Wie lange lehrt ein Lehrer ("veraltetes" Wissen, da kaum Gelder für Fortbildungen locker gemacht werden), wie lange praktiziert ein Arzt im Schnitt (und kein Arzt kann es sich leisten, immer neue Fortbildungen zu besuchen) usw. - kaum einer kommt noch hinterher ... wie auch, außer er hat ensprechende Möglichkeiten dazu.
Diese von Dir angesprochene Freiheit bringt sehr viele "Forderungen" mit sich (der Unterschied zwischen "Freiheit von ... " und Freiheit für ... ").