hi phil!
super... bin völlig bei dir, was das betrifft, sich sozusagen selbst die erlaubnis bzw. ermutigung zu geben, sich an träume zu erinnern. es funktioniert.
ich erinnere mich an ein seminar mit marie louise von franz, einer schülerin und engen mitarbeiterin von C.G. Jung, in dem sie von klienten berichtete, die sagten, eine traumanalyse hätte bei ihnen wenig sinn, weil sie ja nie träumen würden... darauf jung: keine sorge, sie werden schon träumen...
es ist ja eh so, dass unser inneres (um mal dieses hierarchisch klingende unten und oben ein wenig wegzulassen) sich verständlich machen MÖCHTE - und es ist erwiesen, dass die träume von menschen, die mit jungianern arbeiten, "archetypischer" ausfallen als etwa träume im kontext einer transaktionsanalyse oder gar träume eines aborigine-schamanen. und ganz besonders äußern sich im traum unsere verdrängten anteile, klar... wer lässt sich schon gern ins eck stellen? und je mehr sich jemand weigert, seine dunkelheiten zu nehmen, desto drastischer melden die sich... und so wird es bei den luziden träumen wohl so sein, dass man in rollen träumt, die als dialogpartner in frage kommen.
ich will auch gar nicht in abrede stellen, dass es möglich und hilfreich ist, sich in den dialog mit dem traumgeschehen zu begeben - ungleich sympathsicher ist mir aber die idee, dass ich mich wirklich erinnern lerne und dann den traum als ganzen so nehme, wie er ist, und dann damit arbeite. ich hätte einfach die befürchtung, dass sich mein wachbewusstsein zu sehr in die "dramaturgie" des traumes einmischen würde.
ich schätze träume als vielschichtige bilderwelt, in der weit mehr steckt als das, was ich durch bloßes hinterfragen ergründen könnte. so erschließt sich für mich die kraft der traumbilder auch nicht so sehr durch befragende analyse, sondern durch betrachtung und meditation.
noch ein nachsatz zu alpträumen: es muss nicht immer das eigene verdrängte sein, das zu solchen träumen führt. was die einen als "besetzungen" bezeichnen, sehen andere, systemiker zum beispiel, als verstrickungen mit schicksalen aus dem engeren oder weiteren beziehungssystem. es mag dann auch hilfreich sein, die reihe der alpträume oder einfach nur das faktum der alpträume, ohne sie inhaltlich zu kennen, zum thema einer systemischen aufstellung zu machen. wenn dort die verstrickung gelöst wird, sind die alpträume "über nacht" weg und es mag sich noch einiges mehr zum guten wenden.
übrigens, redhexi, sind systemische aufstellungen keineswegs ein esoterisches spezialgebiet, sondern psychotherapeutisch "state of the art" und weltweit anerkannt. womöglich ließe sich dein freund dazu gewinnen, einfach mal eine aufstellung als zuschauer bzw. stellvertreter kennenzulernen, bevor er sich entschließt, sein eigenes thema zu bearbeiten oder nicht!?
wie schön, dass es eine weite welt jenseits der patentrezepte gibt
jake