Genau das sprach ich in
meinem letzten Beitrag an, und gebe dir in der Hinsicht recht - wenn man daraus glücklich wird, kann es durchaus eine gute Entscheidung sein.
Aber zwei Probleme bleiben dabei:
a) Diese Lügen werden auf einer Basis aus negativen menschlichen Eigenschaften aufgebaut. Manipulation, Abergläubigkeit, "Intuition", manichäistisches Denken, etc. Das sind Denkweisen, die nicht gut für die Menschheit an sich sind, die die Menschheit zurückhalten. Die letzten beiden Male, als solche Denkweisen sich weithin durch gesetzt haben ist das ganze schrecklich schiefgelaufen - nämlich der inquisitorische Katholizismus im Mittelalter und das Dritte Reich im 20. Jahrhundert. Beide diese Phasen haben unsere kulturelle und philosophische Entwicklung als Gesellschaft extrem behindert, nebenbei sind noch viele Menschen gestorben. Für mich als Einzelnen ist das natürlich egal, da steht die Wirkung bei einem selbst erstmal im Vordergrund. Aber wenn man einen Schritt zurückgeht und das gesellschaftliche Gesamtbild betrachtet, sollte man sich das schon mal gut überlegen, wie toll es ist, wenn alle Menschen diese Form des sich-manipulieren-lassens so bereitwillig akzeptieren.
b) Diese Lügen können kurzfristig gut sein, aber langfristig vielleicht Schäden verursachen - bei sich selbst und anderen. Dir sind sicher (auch aus diesem Forum) Fälle bekannt, wo Leute völlig den Bezug zur Realität verloren haben. Erstens ist das für die Menschen selbst schlecht, weil sie oftmals in eine tiefe Abhängigkeit verfallen, und weil sich viele ihrer "normalen" Freunde u.U. von ihnen abwenden, wenn sie zu sehr irre werden. Zweitens ist das schlimm, wenn diese Leute verantwortlich für andere Leute sind - sie z.B. Kinder haben. Ich möchte jetzt nicht konkret mit dem Finger zeigen, aber vor anderthalb Jahren gab es in diesem Forum eine Userin, die krasse Esoterikerin war (ist jetzt gesperrt), und es stellte sich dann durch ein extremes Forendrama heraus, dass sie ihre gesamte Familie schwer vernachlässigt hat und durch ihre irre Art auch ihre Kinder in ihrer sozialen Entwicklung leiden mussten. Mal von gesundheitlichen Fällen abgesehen (z.B. Verzicht auf Impfungen, Verzicht auf Therapie bei schweren Krankheiten).
Aber hier beschreibe ich natürlich
Extremfälle und nicht die Norm. Punkt ist aber: Um die Prämisse von esoterischen Lehren anzunehmen, muss man sich ein wenig von der Realität distanzieren und Kritikfähigkeit ablegen, und wenn auf diesen ersten Schritt ein zweiter und ein dritter folgt geht einem irgendwann der gesunde Menschenverstand verloren. Diese Entwicklung ist also der Esoterik inhärent. Die meisten Leute denken aber (zum Glück) nicht konsequent zu Ende und ziehen diese Esoterik nicht zu 100% durch, weil sie eben doch noch einen starken Bezug zur Realität haben (durch Familie, Freunde, Beruf, etc). Wenn dieser Bezug aber gefährdet wird (Todesfälle, Entlassung, tragische Schicksalsschläge), kann sich die Spirale nach unten drehen.
Bitteschön! Und Dankeschön
Also: Meditation ist für mich im Prinzip einfach angewandte Psychologie, wenn ich es so kategorisieren müsste.
Ich versuch dir mal aus dem Bauch heraus eine Definition für Esoterik zu geben: Willkürliche Lehren (objektiver Teil), die versuchen, konkrete Vorgänge in der Welt zu erklären und sich dabei einer objektiven Überprüfung entziehen bzw. zu entziehen versuchen. (subjektiver Teil)
Dabei möchte ich betonen, dass es maßgeblich davon abhängt, wie die Menschen eine Theorie in der Praxis vertreten.
Konkretes Beispiel: Homöopathie fällt für mich unter Alternativwissenschaften und Alternativwissenschaften fallen für mich (zumeist) unter Esoterik. Das hat zwei Gründe:
1. Die Grundannahmen der Homöopathie sind völlig willkürlich und basieren nicht auf konkreten logischen Schlüssen basierend auf Beobachtungen, sondern einfach auf Erfindungen, wie halt ein Zauberritual.
2. Der erste Punkt macht Homöopathie noch nicht sofort esoterisch, sondern ist nur ein Indiz. Wenn Studien ergeben hätten, dass Homöopathie wirklich wirkt, und dass sie nicht mehr wirkt, sobald man etwas daran anders macht, dann kann die Homöopathie nicht als Esoterik gelten. Der Punkt ist aber: Das ist nicht der Fall. Und Homöopathie-Anhänger auf der ganzen Welt wollen das nicht wahrhaben und versuchen alles, um das zu leugnen. Dann kommen Sprüche wie: "
Wer heilt hat recht". Aber das stimmt nicht. Richtigerweise muss es lauten: "
Was heilt hat recht" - und es ist offensichtlich nicht die Homöopathie, die den Menschen hilft, sondern etwas anderes. Denn man kann den Leuten auch einfach Zuckerkugeln (ohne Potenzierung) geben und die werden genauso "gesund" wie bei Homöopathika. Deswegen hat die Wissenschaft ja viel aus der Homöopathie gelernt, nämlich über den Placeboeffekt und wann und wie gut er funktioniert. Aber: Wer trotz der entgegenstehenden Fakten immer noch fanatisch daran festhält, dass das Prinzip funktioniert, der handelt nach den von mir vorhin vorgestellten Grundzügen der Esoterik. Er schiebt eine Lüge vor, aufgrund derer er sich besser fühlt. Wie gesagt, das kann ja durchaus funktionieren, und vielen Leuten "hilft" ja die Homöopathie (bzw. der Glaube daran) auch. Das ändert aber nix daran, dass das ganze Drumherum - ganz nüchtern gesehen - völliger Humbug ist und die Leute sich einfach was einreden.
Als Gegenbeispiel wieder die Meditation:
1. Der objektive Teil fehlt schon mal. Denn überlegen wir mal, was Meditation bewirken soll - sie soll unseren Geist zur Ruhe führen und uns dazu zu neuen Erkenntnissen/Gefühlszuständen bringen. Und was könnte besser dazu geeignet sein, mal "zur Ruhe zu kommen" als ganz konzentriert und gezielt
nichts zu tun? Und genau das ist Meditation ja - ganz konkret
nichts tun. Die Theorie und die Praxis stehen in einem logischen Verhältnis zueinander.
2. ist aber noch viel wichtiger: Meditation hilft. Nicht nur subjektiv, dass sich die Leute besser fühlen, sondern auch objektiv nachvollziehbar. Den Leuten geht's besser, man kann das ganz leicht nachweisen. Der Unterschied zur Homöopathie (wo es den Leuten ja auch "besser" geht) besteht darin, dass man von der Meditation nix wegnehmen kann, ohne dass sie noch immer funktioniert, weil sie so fundamental ist. Bei Homöopathie kann man den ganzen Kram mit Potenzierung und gleiches mit gleichem und so weiter weglassen und den Leuten einfach Zuckerkugeln geben, und der Effekt ist der gleiche. Das macht den Unterschied.
Das war jetzt recht lang, aber ohne eine nachvollziehbare Definition - da möcht ich dir rechtgeben - macht eine Diskussion über Esoterik wenig Sinn.
Auf deine Fragen: Gemäß meiner Definition gehört die Wirkung von Farben auf die Psyche nicht zur Esoterik (weil sie ja nachvollziehbar ist und gemessen werden kann), und das "Unbewusste" als Teil der Psychologie genausowenig (dessen Existenz kann ebenso "beobachtet" werden)