Als ich Zivildienst machte, hatte ich es auch eine Weile mit einem Jugendlichen zu tun, der die Diagnose ADHS hatte. Das äußerte sich folgendermaßen: Wenn wir draußen waren, konnte er Minuten-Stunden lang rumlaufen und laut schreien. Ich fragte mich, woher er die Kondition hatte. Nachbarn der Einrichtung,. in der ich da gearbeitet habe, haben sich über die Lautstärke und Ausdauer dieser beschwert und warfen und vor, die Kindern - genauer dieses eine Kind - nicht unter Kontrolle zu haben. Außerdem tat er wirklich alles denkbare, um die anwesenden zu provozieren. So fragte er penetrant, ob ich Sex mit meiner Vorgesetzten haben wolle und ähnliches. Auf einem Ausflug hat er seine Jacke in die Elbe geworfen und war dann extrem fünsch darüber, dass die niemand mehr rausgeholt hat, was er auch sehr lautstark zum Ausdruck brachte, die ganzen 4 Stunden meines restlichen Dienstes. Drinnen hat er auch einige Möbelstücke demuliert.
ADHS mag zum Teil eine Modediagnose sein, die von überforderten "verweichlichten" Eltern dem Arzt abgerungen wird... aber in diesem Fall war die Diagnose meiner Ansicht nach voll und ganz gerechtfertigt. Der Junge bekam damals (1995) kein Ritalin - ich weiß jetzt nicht, wann es in "Mode" kam, bzw. ab wann es überhaupt verschrieben wurde.
In diesem Verhalten kann man zwar durchaus "Rebellieren gegen Autoritäten" sehen, was a priori erst einmal nichts schlechtes ist... in dieser Form kann ich darin aber nichts positives erkennen noch irgendetwas, was den Weltfrieden irgendwie herstellen oder verfestigen könne.
Ob das jetzt ADHS ist, eine dissoziale Störung, nur eine Anpassungsstörung oder einfach "gut" gelernt, ist - auf der Basis Deiner Schilderung - dahingestellt.
In Heimen und vor langer Zeit auch in Kinder- und Jugendpsychiatrien war dieses Verhalten sogar "ansteckend" (genauso wie "Ritzen" und typisch depressive Verhaltensweisen) ...

, d.h. "Randale" war Alltag.
Dank guter Konzepte scheint sich das generell sehr verbessert zu haben.
Ich bin bzgl. Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen extrem vorsichtig - es kommt ganz schnell zu selbst-erfüllenden Prophezeihungen und die Zusammenhänge (Eltern, Lehrer, Umfeld usw.) sind dermaßen komplex, dass so etwas wie eine "Urasche" und "Wirkung" meist kaum ersichtlich ist.
Diagnosen können den Betroffenen regelrecht das Leben versauen (Stigmatisierung und halt besagte selbst-erfüllende).
Was ich besonders kritikwürdig an der Indigo-/ Kristall - usw. Geschichte finde, ist, dass das Leiden der Kinder (aus)genutzt wird, ja geradezu glorifiziert wird und solche Kinder mitunter keine Chance auf ein "normales" (ohne großen Leidensdruck) Leben haben.
Was alles in sie hineininterpretiert wird (direkt und indirekt), ist so krank und absurd, dass sie sich sehr wahrscheinlich nicht zu normalen Erwachsenen entwickeln können.
Es gibt einen ähnlichen Trend mit der Hochbegabungsgeschichte, ohne zu bedenken, dass die meisten Hochbegabten weitaus mehr Probleme haben als Kinder im "Normalbereich".
Warum Eltern so etwas für ihre Kinder erstrebenswert finden, liegt meiner Meinung nach auf der Hand: Unwissen und/ oder ggfs. Kompensation eigener (realer oder gefühlter) Defizite.