Ich und Jehova

  • Ersteller Ersteller johsea
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Eine der grusligen Vorstellungen der Geister war in den ersten Tagen, als sie gekommen sind.
Ein Geräusch, als würde eine Hand mit den Fingern auf einen Tisch trommeln, so als wenn der Besitzer der Hand andeuten möchte, daß er auf etwas wartet.
Und zwar von oben her über mir im Dachboden, wo niemand wohnt.
Und bevor ich mich gruseln konnte, hatte ich das schon wieder vergessen. Genauso wie man morgens beim Aufwachen noch weiß, daß man einen schrecklichen Alptraum hatte und in den nächsten Sekunden weiß man nicht mehr, worum es im Traum ging.
Diese Art Träume hab ich jetzt öfter in den letzten Monaten.

Gerade fällt mir ein, daß ich auch noch ein anderes Erlebnis mit Geräuschen im Dachboden in meiner alten Wohnung hatte.
Und zwar liefen dort Tiere mit ganz schnellen harten Trippelschritten von einer Seite der Zimmerdecke über die andere. Ich hatte den Eindruck, es waren Ratten. Einige male schienen sie miteinander zu kämpfen und gemeinsam über den Dachboden zu schlittern oder zu rollen. Das ging minutenlang und machte mir schon etwas Angst.
Es hörte sich an, als wäre meine Decke aus Pappkarton und als könnten die Viecher hindurchbrechen und in mein Zimmer fallen.
Das hab ich an drei Abenden kurz hintereinander gehört, dann war nie wieder was zu hören.
 
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Hallo Johsea
Ich erzähle dir mal eine Geschichte von mir. Ich habe noch drei Geschwister, und bei uns zu Hause ging
es rauh zu. Wenn mein Vater einen Cholerischen Anfall hatte, schlug er immer auf meine Schwester ein,
dass hat mir selbst so weh getan, wenn ich sie trösten wolle, hat sie mich weg geschubst, weil mein Vater
nie an mich gegangen ist. Ich war ein ruhiges in mich gekehrtes Kind. Und all den Schmerz den meine
Schwester abbekommen hat, hat sie an mir ausgelassen.

Sie ist 7 Jahre älter als ich, und hat mich von
Anfang an, als Konkurrentin gesehen. Das weiß ich heute. Sie hat in ihrem Hass, schlimme Dinge mit mir gemacht, ein Beispiel, das sie mir die Haare vom Kopf gebrannt hat. Dann wurde sie bestraft, was ihren
Hass gegen mich nur steigerte. Und ich, unfähig mich zu wehren, ich hatte die ganze Kindheit hin durch
Angst vor ihr. Selbst in der Pubertät, als ich inzwischen wesentlich größer war als sie, war ich ihr gegen-
über wie gelähmt. Und ich hatte im Laufe der Jahre so viel Aggressionen in mir angesammelt, die ich
unterdrückt habe, weil ich nicht so sein wollte wie sie. Mit 18 Jahren ist mir wirklich die Galle geplatzt,
ich hatte 49 Gallensteine, für jeden innerlichen Schrei warscheinlich einen.

Danach hab ich diesen, für mich unheilvollen Ort verlassen und bin nach Berlin gezogen, weit weg.

Dort ist mir bewusst geworden, das ich weder ein Selbstbewusstsein habe, noch weiß was Leben überhaupt
bedeutet. Und ich hab mich ins volle Leben gestürzt. Und doch hat mich die alte Angst nicht verlassen,
so unverdaut, hauste es in mir. Hin und wieder hat mich eine Panik überwältig, hilflos ausgeliefert den
Gefühlen der alles verschlingenden Angst, auch wenn alles gut war, ich war verheiratet mit einem guten
Mann, hatte ein wunderschönes Kind, außen war alles gut, in mir nur temporär.

In dieser Zeit hatte ich viele Masken auf, weil ich nicht wollte, das jemand dieses verrückte, diffuse,
in Wahrheit völlig verängstes Ich, von mir sieht. Einmal hat jemand zu mir gesagt, dass ich wie ein
Wattewölkchen bin. Das fand ich seltsam, weil in mir hat es gekocht, da hab ich erkannt, dass man
mich so wahrnimmt. Erschreckend, meine zwei Seiten so in aller Klarheit zu sehen.

Ich wurde in Berlin geliebt und so akzeptiert wie ich war. Es war neu für mich, und hat mir Kraft gegeben.
Und dann kam der Tag, an dem der Tiger in mir erwachte.

Es war ein schöner Samstag, meine kleine Familie und ein Pärchen mit Kind, unsere Freunde,
unterwegs in den Treptower Park zum spielen. Uns kamen drei Polizisten entgegen, DDR Polizisten.
Wir langhaarig und als Hippies zu erkennen, waren ein gefundenes Fressen für die drei.
Ich hatte an meiner Jeans Jacke einen Aufnäher "Schwerter zu Pflugscharen", dass stille Protest Zeichen,
der Anders denkenden. Einer meinte dann zu mir, ich solle das von meiner Jacke entfernen, ich
habe intellektuell argurmentiert, was ihn überforderte und in Rage brachte. Da stand sie wieder vor
mir, diese Wut und der Hass, den ich in meiner Kindheit zur genüge gespürt habe. Mein Mann hat sich
vor mich gestellt, als der eine mir den Aufnäher von der Jacke reissen wollte, die anderen zwei
Polizisten haben ihn weg gezogen und der andere fasste mich ziemlich fest am Arm um den Aufnäher
weg zu reissen.

Da stiegt all der unterdrückte Zorn in mir auf, etwas was ich nie zugelassen habe, WIDERSTAND !!!
überflutete mich und ich hab ihn mit all meiner Kraft, von mir gestoßen, das er umfiel. Ich war zu
tiefst erschrocken, was eine Wucht da kam. Das wars für mich. 6 Monate Stasi-Knast, wegen
Widerstand gegen die Staats(gewalt), so heisst das wirklich.

Widerstand, gegen alles was mir nicht gut tut, dass auch zu dürfen, war zwar noch ein langer Weg
und brauchte viele Jahre Therapie und REHAS, ohne den Moment des Impulses, dem ich nachgegebe habe,
in WIDERSTAND zu gehen, die Kraft die wirklich in mir schlummert, habe ich mich selbst befreit.
Oft wacht man erst wieder auf, wenn man Re-Traumatisiert wird. Dann war ich so voller Kraft,
dass mir keiner mehr dumm kam, jeder der ein Nein nicht respektiert hat, kam die Kraft über mich,
und völlige Klarheit, mir selbst nun treu. Diese Kraft, es fühlt sich als unbesiegbare Stärke an, und ist ein unglaublich schönes Gefühl. So wie Helden sich fühlen müssen. Und wieder auf die Harte Tour musste,
ich nun lernen, dass man damit nicht spielen darf.

Ich führe auch seit dieser Kindheit einen Dialog, für mich ist es meine Seele, die mit mir spricht,
mich begleitet, vor "Dummheiten" versucht zu bewahren, wenn ich ungerecht bin, oder zu sehr
Ich-Bezogen, sagt sie mir das, und dann kann ich damit arbeiten, wenn ich es weiß. Und da bin
ich, glaube ich, sehr fleißig. Die Seele sorgt für den Ausgleich, wenn ich dabei bin mich selbst zu
überschätzen. Die Wege sind so viele, für jeden so, wie er-sie es braucht.

Viel Wandlung ist in mir geschehen, wenn ich den Ausgangspunkt heute
betrachte, ich bin eine völlig Andere, als das gelähmte, verängstigte Kind. Ich wollte aber nichts
sehnlicher als, aus diesem "Sumpf" heraus zu kommen, dem ich entsprungen. Auf der Suche nach
Gott. Nach dem Schönen, versöhnlichen, Weisheit. Ich musste durch die Hölle laufen, und diese
Kraft hat mich nie verlassen, doch manchmal schon, dann hab ich mich gefühlt, wie der einzige
Mensch auf Erden. Leer und müde. Ich habe all das ausgehalten, und noch viel mehr.

Aber
Selbstmitleid verspüre ich heute nicht mehr, wenn ich meinen Weg sehe, macht vieles, NUN,
einen Sinn für mich. All dieser unendliche Schmerz, bei dem ich mehrmals gestorben bin, völlig
verzweifelt, tief verstrickt im Labyrinth, schwer depressiv 12 Jahre. Und jedesmal tauche ich
wieder auf, nach jeder Krise, und bin reicher dadurch, so empfinde ich das. Wie leidensfähig ich
bin und wie es mich wach gemacht hat. Meine wahre Schule.
Kenne auch die Höchsten Höhen der Freude und des Glücklichs Seins, im Nachhinein hat mir das
Bi-Polare sogar geholfen, denn die Welt aus trüben Augen wahrzunehmen, ist nicht meines, ich
brauche Schönheit. Und auch die Dunkelheit hat ihre Schönheit, dass weiß ich jetzt.

Tief in mir ist da so ein fernes Wissen, das ich hier eine Erfahrung als Mensch mache, schon
viele Male. Und immer kommt ein neuer Aspekt, um" das Tier" in uns zu überwinden und MENSCH
zu werden. So wie es einst gedacht wurde. Der Ausgang.

Heute kann ich sagen, nach unendliche Mühen, die Geister der Vergangenheit haben sich komplett
zurück gezogen. Ich habe ihnen die Macht über mich entzogen. So verstehe ich auch die Jesus Geschichte,
der Mensch muss ein Neues Bewusstsein entwickeln, das Alte muss sterben, damit der Mensch, LEBEN kann.
Ohne das Rad, an das man geknechtet ist, egal wie das Rad aussieht. Wir sind alle FREI geboren,
und nur ein Gedanke weiter, wartet die Unendlichkeit, und die Möglichkeit der Verwandlung.
Da bin ich wie ein Fels, weil ich das weiß, ich erlebe es. Ich bin Dankbar für diese Kraft die mich
still begleitet, mir scheint seit Äonen von Jahren, selbst bei jeder neuen Erkenntnis, bin ich dann immer
wie ein Kind, nur Jetzt kann das alles frei fließen, in Freude, ohne den Schatten der Vergangenheit.

Wir tragen ALLE unsere Geschichten in uns, die wenigsten sind von Liebe geprägt, vor dieser Welt muss
man sich auf irgend eine Art und Weise schützen, sonst ist man verloren. Das schaffst du doch auch.:)

Früher dachte ich auch öfters, ach wenn ich doch tot wäre, und das alles nicht mehr ertragen müsste.
Heute weiß ich, wir müssen eh alle sterben, und nun sehe ich mein Leben als Erfahrung an, und entdeckte
täglich was neues an mir.

Glaube und WILLE sind stärker als man selbst zu glauben vermag.

Hinter dem Lied ist nur das Schöne verborgen sonst nichts.:kiss4:

 
Ich erlebe ständig unwirkliche Sachen. Von der Art, daß ich meinen Augen nicht mehr trauen kann.
Zum Beispiel vor ein paar Tagen:
Ich bezahle im Supermarkt mit einem 50er. Ich denke noch bei mir, daß ich jetzt einen 50er einwechsle, aber die Kassiererein gibt mir nur auf 10,-€ raus.
Dann sage ich zu ihr, das war aber ein 50er. Sie sagt schnell und sicher und barsch: Nein, das war ein 10er.
Ich war nun erst mal sehr verblüfft und horchte kurz in mich hinein. Dann sagte ich sehr ernst: Ich bin aber sicher, daß ich Ihnen einen 50er gegeben habe.
Und sie blieb kurz angebunden und nun schon etwas unfreundlich: Nein, das war ein 10er.
Der Supermarkt war voller Leute, alle standen mit den Gesichtern zu mir gewendet und warteten und ich wurde unsicher und ging dann kleinlaut hinaus.
Ich war mir sicher, daß sie log oder daß die Geister mich reingelegt hatten oder beides.

Eine andere Geschichte:
Über meiner Wohnungstür steht eine Nummer, jede Wohnung hier im Haus hat eine individuelle Nummer. xx/yy
Ich weiß noch, daß ich mich anfangs wunderte, daß die ersten beiden Ziffern nicht meine Etage anzeigten, ich dachte, daß es sehr unlogisch ist, die Wohnungen mit Zahlen zu markieren, die keinen Bezug hatten und mit denen kein Fremder was anfangen kann.
Heute komm ich nach Hause und bemerke plötzlich, daß die ersten beiden Ziffern sehr wohl meine Etage anzeigten.
Aber ich bin 100%ig sicher, daß dies bei meinem Einzug nicht so war.

Ich bin sicher, das war wieder eine Lektion der Geister.
Aber ich weiß nicht, was ich daraus lernen soll.
Gerade fällt mir ein Spruch meiner Mutter: Sei dir niemals zu sicher. oder : Du kannst nie sicher sein.
Was soll das heißen?

Ich werde meine Mutter nicht fragen, ich will meine Familie niemals mehr wiedersehen.
Mich gruselt es, wenn ich an sie denke.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Geister sagten vor einigen Minuten mit der Stimme meiner Mutter:
Du wirst uns fehlen.
Komm nicht wieder zu uns nach Hause.

Gleich anschließend lese ich auf dem Bildschirm von meinem Laptop auf der LIDL-Connect Seite:
'Abschied nehmen macht jetzt Spass!'
 
Ein schockierendes Erlebnis aus meiner Kindheit:

Meine Eltern und ich aßen nachmittags Kuchen. Es war nun noch ein Stück übrig und meine Mutter sagte fröhlich und gutgelaunt (was sehr selten vorkam) : Wer zuerst aufgegessen hat, kann sich auch noch das letzte Stück nehmen.
Das spornte mich an und ich beeilte mich, um das Stück zu 'gewinnen'.
In der Regel war es so, daß sie mich nur 'dickes Ding' nannte, oder 'Iß nicht so viel, du wirst zu dick.' oder Ähnliches.
Durch die ungewöhnliche gute Laune meine Mutter fühlte ich mich anscheinend beflügelt und verkündete dann erfreut und triumphierend : 'Ich hab es.' als ich mir das Stück Kuchen griff.
Darauf sagte meine Mutter ernst und abweisend: 'Erstick dran.'
Ich weiß nicht mehr, wie es dann weiterging.
 
Die Geister erzählen mir immer wieder neue gruslige Geschichten, die mir erklären sollen, wer ich bin.

Heute diese:

Ich habe für meine Familie eine ähnliche Rolle wie das 5. Rad am Wagen.
Niemand will, daß man mich mal brauchen wird.
Vor meinem inneren Auge sah ich jemanden sagen : Wollen wir hoffen, daß wir es niemals hervorholen müssen.
Und ich denke bei mir: sie brauchen mich nur zur Sicherheit und wenn mal was schiefgehen sollte.
Meine Mutter sagte diesen Vergleich oft: 5. Rad am Wagen

Gleich darauf die nächste Geschichte:
Ich bin der Teufel. Und ich muß wohl vor langer Zeit (vor meiner Geburt) den Wunsch geäußert haben, mal bei den Menschen zu wohnen. Und darum haben sie mich in einen Schafspelz gesteckt und meinen Mund verschlossen und mein Gedächtnis gelöscht und mich vergessen lassen, wer ich bin und woher ich komme.

Die Geister erinnern mich daran, wie ich als Kind meistens nur herumschrie und andere Kinder als A...loch und Sau und ähnliches bezeichnete und wie ich nun - seit einigen Wochen hier in der neuen Stadt - wieder genau die gleichen Worte in mir höre und ausspucken möchte aber nicht kann.
Die Geister legen mir diese Worte auf die Zunge.
Zuerst haben sie mir gezeigt, daß jeder Mensch - auch jedes Kind und sogar Hunde - INDIREKT zu mir reden.
Überall, in der Straßenbahn, im Zug, im Vorbeigehen, im Supermarkt, ÜBERALL sticheln sie indirekt.
Ich fühle mich zutiefst getroffen und kann nichts erwidern, da sie alle so tun, als würden sie gar nicht mit mir reden.
Das macht mir große Angst und erzeugt gleichzeitig große Wut.
Zuerst war nur die Angst da. Dann lästerte ich, ich wollte diese Erscheinung kleinreden. Ich nannte die Geister böse Zauberer.
Und etwas später kam die Wut.

Wenn die Wut kommt, fallen mir nur derbe ordinäre Worte ein.
Ich möchte immer nur ' Halts Maul!' schreien und 'Verpißt euch!'
Und so werde ich jeden Tag gequält, wenn ich nach draußen gehe.
Wenn ich zu Hause bleibe, dann bleibt mir dieser Spießrutenlauf erspart.
Dann kommen nur von einem Nachbar über mir gelegentlich eklige Räuspergeräusche und sein idiotischer Pfeiff-Handy-Klingelton, der erste bereits halb 5 oder auch etwas später.
So werde ich nun meistens aus meinen Alpträumen geweckt, die mir die Geister reindrücken.
Fast jede Nacht muß ich in grusligen Traum-Geschichten herumwandern und bin ganz starr vor Schreck, wenn ich aufwache. Und dann noch Poltern und Klappern über mir, Knacken vom Metall-Geländer des Balkon bei Regenwetter und der Trottel-Nachbar und sein dummes Handy über mir.

Ich möchte weg und weiß nicht wohin.

Ich weiß, daß das, was ich höre, auch Lüge sein kann.
Die Geister haben es mir schon oft gezeigt.
Zum Beispiel in der alten Wohnung:
Ich lag bereits im Bett, es war etwa halb eins nachts. Da hörte ich die Tür-Klingel der Wohnung eines Ehepaares unter mir. Nach einer Weile öffnete sich die Tür, der Mann ging herunter zum Hauseingang und kuckte, wer da ist. Dann gab es eine Begrüßung und leicht aufgeregte Stimmen.
Es hörte sich an, als hätte das Ehepaar in der ersten Etage den Schlüssel verlegt und deshalb die Nachbarn über ihnen herausgeklingelt.
Die Zeit schien hier gar keine Rolle zu spielen, das war die eine Sache, die mich wunderte.
Die nächste wunderliche Sache dabei war: Die beiden Ehepaare standen nun über eine Stunde zusammen im Hausflur und redeten ganz ruhig mit vielen Pausen miteinander, so als würden sie vor dem Fernseher sitzen und ab und zu mal einen Kommentar abgeben.
Ich bin dann irgendwann eingeschlafen. Ich war mir sicher, daß mir die Geister Theater vorgespielt hatten.
Das Ehepaar unter mir hatte in den sieben Jahren, die ich dort wohnte, noch nie nachts irgendetwas unternommen, sie standen immer sehr früh auf und fuhren in die Arbeit, sie hätten sich ganz sicher nicht nachts auf die Treppe gestellt, um mit den anderen Nachbarn ein paar Worte zu wechseln.

Gerade eben, als ich das schreibe, geben mir die Geister den Gedanken, daß ich gestorben sein könnte - für meine Nachbarn.
Die Geister sagen mir eben: Ich hätte mich aufgehängt in der Wohnstube an dem Haken der Deckenlampe, von wo mich die Leute im Nachbarhaus hätten sehen müssen.
Und dieses Ereignis hätte ein Grund sein können für das lange Treffen der Nachbarn im Hausflur.
Jetzt fällt mir auch wieder ein, wie die Geister schon anfangs zu mir sagten als ich im Schlafzimmer im Bett lag, ich sei tot, ich wäre gestorben und zwar in der Wohnstube. Und wie ich mit Schrecken daran dachte, daß ich nun meine eigene Leiche sehen werde wenn ich wieder in die Wohnstube kommen würde.
Ich hatte so schreckliche Angst.

Sie sagen immer wieder zu mir: Du bist tot. Du bist nun ein Geist.
 
Die Geister sagen mir, ich bin ein teuflischer Geist und halte einen Menschen besetzt.
Der Mensch, den ich besetzt haben soll, lebt nun nicht mehr. Der Mensch heißt so wie ich glaubte, daß ich heiße.
Ich wäre ein Parasit, der seinen Wirt umgebracht hat.
Sagen die Geister.

Dann ergibt es für mich einen Sinn, warum meine Eltern nichts mit mir zu tun haben wollten, immer an mir vorbeisahen und -sprachen und mich nur ansahen, wenn sie zornig mit mir redeten.
Und das würde auch erklären, warum die anderen sich so seltsam benahmen und benehmen.

Ich soll einfach so gekommen sein und mich bei den Menschen - meinen Eltern - eingenistet haben.

Was soll ich nun tun?
Die Geister lassen mich daran denken, wie sie ganz am Anfang als sie zu mir kamen, sagten: Du bleibst wie du bist.

Die Geister fragen mich: Na, wie fühlt sich das an?
Ich sehe aus dem Fenster auf ein sich drehendes Windrad und überlege, was ich fühle.
Ich weiß es nicht.
 
Ich denke bei mir, daß die Geister mir schon so viele Geschichten erzählt haben.
Darauf höre ich meine Mutter sagen: Wir kommen der Wahrheit immer näher.

Ich erinnere mich, wie meine Mutter oft lachend sagte: 'STERBEN muß ich.' Betonung auf das Wort 'sterben'. Wenn mein Vater zu ihr sagte: 'Du mußt …' (dies oder jenes tun)
Für mich bedeutete das, sie will damit sagen, daß niemand sie zwingen könne zu irgendwas.
Und daß nur das Sterben unausweichlich ist. Das MUSS wirklich jeder. Glaubte ich.

Nun erinnere ich mich an den Spruch: Jeder stirbt für sich allein.
Und ich denke daran, daß ich mich noch nie in meinem Leben so allein gefühlt habe wie zur Zeit.
Das Gefühl deutet darauf hin, daß ich gerade sterbe.

Die Geister haben mich schon seit längerem erkennen lassen, daß die Betonung und die Satzzeichen keine eindeutige Bedeutung haben. Und daß ein Satz mit einer Betonung auf ein anderes Wort und versetztem Satzzeichen eine ganz neue Bedeutung ergeben kann.
Dazu kommt noch, daß ein Wort für sich allein genommen schon viele verschiedene Bedeutungen haben kann.
Und in Verbindung mit mehreren Worten können daraus Sätze mit unzähligen Bedeutungen geformt werden.
Nun glaube ich, daß ich gewollt in die Irre geführt wurde.
Ich habe mich schon immer - seit ich denken kann - gewundert, warum Menschen dieses oder jenes sagen oder tun. Ich konnte es nie nachvollziehen, ich wunderte mich so oft, war so oft verblüfft.
Irgendwann in ganz jungen Jahren, kam ich zu der Erkenntnis, die anderen sind blöd.
Und das, weil sie in meinen Augen blöde Sätze sagten und weil wie häßliche Grimassen schnitten, hysterisch schrien, alberne Dinge taten usw.

Aus heutiger Sicht erscheint es mir, daß die ganze Welt sich gegen mich verschworen hat, mich ganz gewollt dumm gemacht hat und in dem Glauben belassen hat. Heute sieht es so aus, als wäre nur ich allein die Blöde und als hätte nur ich allein blöde Dinge getan. Und zwar wie ein Roboter, der so programmiert wurde.
So erscheint es mir.
Ich begreife nur nicht, wie alle Menschen sich gegen mich verschwören können und warum sie das tun sollten.
Und darauf fallen mir die Worte meiner Mutter ein: 'Versuch es erst gar nicht. Da kommst du sowieso nie drauf.'
Welche Worte sie oft zu mir sagte mit abweisendem abgewendetem Gesicht.

Ich kann nicht glauben, daß sich die ganze Welt gegen mich verschworen hat.
Aber es fühlt sich so an.
Nun fallen mir die Worte meiner Mutter ein: 'Wer nicht hören will, muß fühlen.'
 
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'An der Form liegt nichts.'
hat der Geist gesagt, als ich ihn vor vielen Monaten fragte: Wie siehst du aus?

Ich muß öfter dran denken, daß es überhaupt keine Menschen gibt, daß sie alle erfunden sind und mit ihnen die ganze Welt.
Zu seltsam sind ihre Worte, ihr Tun. Schon seit ich denken kann, seit meiner Kindheit.
Nicht nur zweideutig sind ihre Worte sondern sogar mehrdeutig. Ihre Gestik ist wie wenn sie etwas wissen, was ich nicht weiß. Sie alle. Alle Menschen sind gegen mich gestellt.
Entweder ist es ein Spiel, von dem ich nichts weiß. Oder es ist todernst.
Entweder sind sie meine Freunde oder meine Feinde.
Oder ganz was anderes.

Immerhin haben sie meinen Kopf in der Hand, sie lenken mich, alle meine Bewegungen und auch das, was ich sage. Ebenso sprechen sie mit mir durch alle Gegenstände, Menschen, Autos. Höre ich Musik, dann singen nicht irgendwelche Leute, sondern die Geister sprechen zu mir. Gehe ich in die Küche, dann spricht der Kühlschrank weiter mit mir (falls grad die Kühlung läuft.
Einmal wickelte ich eine Süßigkeit aus dem Papier, da sprach das knisternde Papier so etwas wie: 'Na endlich. Ich hab schon so lange auf dich gewartet. Wo wast du denn so lange?' Darüber konnte ich lachen.
Meistens ist es so, daß die Geister mich bald nachdem sie mich zum Lachen gebracht haben, zum Weinen bringen. Das scheint Methode zu sein.

In meiner Wohnung poltern sie zur Zeit sehr heftig. Von der Wohnung über mir kommt tag und nachts ein Poltern, als wenn ein Metallgewicht hart auf den Boden gelegt wird. In der letzten Minute etwa 4 bis 5 mal. Ich muß ständig Musik anmachen, obwohl ich keine Musik höre will und lieber ganz in Ruhe an meinen Fotos arbeiten würde.
Dazu plärrt eine tuntige Stimme von der Wohnung über mir sehr oft irgendwelche Worte, was ich über mich ergehen lassen muß, trotz geschlossener Fenster.
Wenn ich mal das Fenster öffne, dann passiert es oft, dass sofort ein Schwall ekliger Zigarettengestank zu mir herein kommt, von einem Raucher schräg unter mir.
Wenn es regnet, dann schlägt irgendwo an der Hausfassade das Regenwasser so laut auf, dass es im 10-Sekunden-Takt laut knallend tropft und ein Schlafen bei offenem Fenster unmöglich ist.
Gelegentlich dringt muffliger Gestank vom Hausflur durch die Ritzen meiner Wohnungstür zu mir herein.
Und gelegentlich dringt fremder Essensgeruch durch den Abluftschacht im Bad in meine Wohnung.
Ich werde also ständig mit Gestank, Poltern und Stimmengeplärr konfrontiert. Als wollten sie sagen: Verpiß dich. Wir wollen dich nicht hier haben.

Nicht nur in meiner Wohnung tyrannisieren sie mich.
Auch draußen. Auf den Gehwegen gibt es immer irgendwas ekliges, Geschrei der Kids, die sich anscheinend nicht normal unterhalten können, die brüllen hier nur, so daß ich sie 2 Querstrassen weiter noch höre, blödes Gequatsche von Leuten, die alle irgendwie geistig behindert zu sein scheinen ihrer Sprache nach. Manche Menschen muffeln nach altem Haus. Manche Menschen rauchen und verpesten die ganze Luft im Umkreis. Sogar bei Regen laufen die Menschen rauchend durch die Gegend und verpesten die Luft. Aus früherer Erfahrung weiß ich, daß nur ein Wassertropfen auf der Zigarette genügt, um die Zigarette geschmacklos werden zu lassen. Viele Szenarien sind unwirklich, ich glaube , ich werde mit falschen Bildern getäuscht. Auch mit falschen Gerüchen und falschen Tönen.
Hysterisch schreiende Frauen, Männer mit vertrottelten blöden Säuferstimmen. Häßliche Wohnhaus-Klötze, viele häßliche mit Grafitty beschmierte Mauern, die offenbar als Lärmschutz fungieren sollen, die aber das Auge vergewaltigen. Die Supermärkte in meiner Nähe sind alle schmuddelig, es gibt nicht mal Gelegenheit, um die Einkaufs-Tasche irgendwo abzustellen. Wegen Ekel nehme ich keinen Einkaufs-Wagen. Früher hatte mich das nicht gestört, ich hatte damals nicht dran gedacht, daß hunderte von Händen so einen Wagengriff anfassen.

Mich ekelt es so sehr in dieser Stadt. Wenn ich durch die Straßen hier gehe, dann gehe ich ständig an Mülltonnen vorbei. Die stehen hier im Hochhausgetto direkt an den Wegen. Abgesehen davon sind die Wege alle kaputt, die Platten sind schief und krumm und gebrochen und ich kann hier nicht normal geradeaus gehen, ich gehe wankend wie auf einem Schiff bei Wellengang und ich muß meinen Blick ständig auf den Boden richten.

Es gibt also viele Gründe für mich, wieder mal umzuziehen. Jedoch weiß ich nun, daß die Geister das böse Spiel an einem anderen Ort fortführen werden. Sie haben mich ja auch aus meiner 900km von hier entfernten früheren Wohnung vertrieben.
Dort krochen immer Zecken in meine Wohnung, im Dachgeschoß. Sie sagten: Du willst das.
Das sagen sie immer, wenn ich nach der Ursache von irgendetwas frage.
Ich bin am Ende meiner Kräfte.
Ich möchte irgendwo hin, wo es keine Menschen gibt.
 
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