Esoterik als Bewusstwerdungsprozess zu beschreiben, finde ich sehr trefflich. Es beinhaltet die Innenschau, um zur Selbsterkenntnis zu finden. Das Selbst zu erkennen ist wichtig, um das andere Selbst (Mitmenschen etc.) zu verstehen. Psychologie z.B. würde ich der Esoterik damit zuordnen; Esoterik ist eine Wissenschaft, nicht hingegen das, was aus der Verteufelung selbiger geworden ist.
Jeder mag subjektiv mit seiner wissenschaftlichen Arbeit im Leben beginnen und womöglich sich lieber entscheiden, statt tiefschürfender Forschung auf der Seite der Oberflächlichkeit zu bleiben. Je tiefer man jedoch gräbt, desto mehr nähert man sich dem Mittelpunkt, der für alle derselbe ist. Die Objektivität ergibt sich aus der (in der Praxis angewandten) subjektiven Erfahrung.
Spiritualität wird zumeist den Religionen oder religiösen Bewusstwerdungsprozessen zugeordnet. Wie das Wort "Spirit" schon aussagt, beschäftigt man sich hier mit dem Geist, ob nun mit dem eigenen oder einer nach außen projizierten, personifizierten Gottheit.
Ich rede natürlich nicht von dem hirnlosen (man verzeihe mir bitte meine Worte) Rumgeeiere der Esoterikszene (die nicht wirklich esoterisch ist, sondern mehr sowas wie eine Anhäufung von Selbsthilfegruppen bestehend aus Ausreden). Ich rede von ernsthafter Spiritualität, wie sie auch nicht in dogmatischen Glaubenssätzen zu finden ist, sondern in einem flexiblem, freien Geist.
Religionen können sowohl einengend als auch erleuchtend wirken.
Spiritualität ist mehr ein Weg, der irgendwann den der Esoterik schneidet, ein unabdingbarer Prozess, denn Wissenschaft und Persönlichkeit können sich nur miteinander entwickeln. Dabei liegt die Relevanz auf diesem ganz individuellen, subjektiven Pfad, den man sich hin zum objektiven Mittelpunkt gräbt.
Das kann man so sehen, doch beschäftigt sich, wie schon erwähnt, Esoterik zunächst auf subjektiver Basis; jeder Mensch hat sein eigenes, individuell geartetes Kulturgut, das er entweder anpassen oder weiter der Freizügigkeit folgen will.
Es ist ja auch so, dass es nicht wirklich wichtig ist, was dies der Allgemeinheit bedeutet - sofern man nicht bloß die Oberfläche bewundern mag. Wichtig ist, was es für dich selbst bedeutet.
Interessant, dass du diese zwei Ebenen des Wissens ansprichst.
Anhand der Waage zwischen diesen Ebenen kann ich die Authentizität von Persönlichkeiten feststellen.
Es gibt jene, die Schwerpunkt auf das äußere Wissen nehmen, das vermeintlich Objektive, das einem durch religiöse Glaubenssätze oder wissenschaftliche "Fakten" gelehrt wird.
Es gibt ebenfalls jene, die Schwerpunkt auf das innere Wissen nehmen, ebenso vermeintlich objektiv, weil ja die gängige Annahme ist "mein Inneres wird schon recht haben".
Tatsächlich kann sich aber sowohl die Wissenschaft des äußeren Wissens als auch die innere Stimme irren. Die innere Stimme, die des Bauches oder Herzens, gibt die Antwort des Selbstes, die äußeren Lehren dagegen verbreiten das Kollektiv. Erst im Zusammenspiel ergibt sich der Lehr/Lerngrund, der fruchtbar genug ist, um Erkenntnis darauf anzupflanzen.
Die innere Stimme des Bauches ist die der Kommunikation, doch was wäre sie ohne die Stimme des Herzens, die die Liebe miteinbringt?
Ein Mensch, der nach dem Sinn strebt, wird vermutlich direkt oder indirekt nach Weisheit streben, der ruhigen Erkenntnis, doch auch Liebe allein besitzt noch nicht die notwendige Klugheit, um Wissen und Nichtwissen auszuloten. Es braucht daher stets noch den Einfluss aus dem Außen, das mit dem Inneren korrespondiert, Input und Output, um auf ein gerechtes Maß zu kommen.