Hallo
@Joey,
Ich möchte hierbei nochmal auf die Messlatte eingehen, die bei solchen Tests bzw. bei fast allen statistischen Auiswertungen in der Wissenschaft verwendung findet. Hier wird meist der sog. p-Wert verwendet: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis unter Annahme der Nullhypothese eintritt. Es wird vorher festgelegt, welcher p-Wert unterschritten werden soll, und, wenn das geschieht, nennt man das dann "statistisch signifikant". In medizinischen Studien wird oft die Messlatte auf 5% gesetzt. Das heißt allerdings auch, dass 5% aller derartigen Studien zu einem Nicht-Effekt ein falsch-positives Ergebnis liefern. In der Physik wird meist die sog. "5-Sigma"-Grenze angenommen. Die ist wesentlich strenger als in der Medizin. Die Wahrscheinlichkeit diese Grenze durch Zufall zu knacken ist in etwa 1 zu 3.5 Millionen. Durch die größeren Datenmengen, die in der Physik genommen werden können, ist das allerdings eine realistische grenze für echte Effekte. Die Messlatte der GWUP liegt irgendwo dazwischen, glaube ich... ich müsste es mal ausrecchnen.
Ich habe mal geschaut, was für eine Messlatte die GWUP generell bei den PSI-Tests anlegt:
GWUP schrieb:
Für die GWUP-Tests wurden Alpha-Werte von etwa 10^-10 angesetzt; die 1/Alpha-Werte liegen dementsprechend etwa bei etwa 10 Milliarden. Die Chance, dass ein Kandidat, der über keine besondere PSI-Fähigkeit verfügt, allein durch bloßes Raten (und ohne Schummeln) den Test erfolgreich meistert und die GWUP den Preis irrtümlich zahlen muss, ist damit etwa gleich der Chance, zwei Mal hintereinander einen „Fünfer“ im Lotto „6 aus 49“ zu gewinnen (ca. 10^-10). In der normalen Wissenschaft sind solche kleinen Werte für Alpha nicht üblich. Man beachte aber, dass es hier nicht nur um wissenschaftliche Aussagen geht, sondern auch um das Zahlen einer sehr hohen Prämie. Außerdem ist zu bedenken, dass eventuell im Laufe der Zeit recht viele Kandidaten getestet werden möchten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die GWUP irgendwann irrtümlich den Preis zahlen muss, vervielfacht sich um die Anzahl dieser Kandidaten.
Quelle:
http://www.gwup.org/images/stories/pdf/themen/gwup-teststatistik.pdf
Der Alpha-Wert ist das Signifikanzniveau, das vorher immer festgelegt wird. Nach der Datenerhebung wird der p-Wert berechnet und zum Alpha-Wert in eine Beziehung gesetzt.
Die Nullhypothese wird verworfen, wenn p<α.
Die Nullhypothese wird beibehalten, wenn p>α.
Der Alpha-Wert wird von der GWUP mit 10^-10 angesetzt. Üblich sind für Alpha aber Werte wie z. B. 0.05 (= 5%).
Damit müsste der p-Wert wirklich extrem niedrig sein. Also auf keinen Fall 5%!
Da im Thread Fragen zu den Begrifflichkeiten aufgetaucht sind, gebe ich noch mal eine kurze Erklärung bezogen auf den vorliegenden Fall. Falls ich dabei etwas falsches schreiben sollte, darfst du mich gerne korrigieren.
(Power-Wert und Prüfgröße lasse ich jetzt mal außen vor.)
Nullhypothese: "Herr Textor verfügt über keine paranormalen Fähigkeiten."
--> Damit geht die Nullhypothese davon aus, dass die von Textor erzielten Ergebnisse auf reinen Zufall zurückzuführen sind.
Alternativhypothese: "Herr Textor verfügt über paranormale Fähigkeiten."
--> Damit geht die Alternativhypothese davon aus, dass die von Textor erzielten Ergebnisse auf seine paranormalen Fähigkeiten zurückzuführen sind.
Alpha-Wert (= Signifikanzniveau): Im vorliegenden Test vermutlich 10^-10.
--> Der Alpha-Wert wird
vor dem Test festgelegt. Er ist die Schwellenhöhe für die maximal zulässige Irrtumswahrscheinlichkeit. Damit soll die Wahrscheinlichkeit, dass Herr Textor den Test besteht, obwohl er die paranormalen Fähigkeiten nicht besitzt, möglichst gering gehalten werden. Aber auch wenn bei den Tests der GWUP die Irrtumswahrscheinlichkeit wirklich verschwindend gering ist, kann ein Irrtum nicht zu 100% ausgeschlossen werden.
p-Wert: Wenn die Ergebnisse der 50 Durchgänge vorliegen, wird der p-Wert errechnet. Im vorliegenden Fall müsste der errechnete p-Wert knapp über dem Alpha-Wert liegen, da Herr Textor knapp unter der Grenze von 40 Treffern blieb. Damit ist sein Ergebnis statistisch nicht signifikant, auch wenn es außerordentlich gut ist.
--> Der p-Wert soll
nach der Auswertung der Ergebnisse helfen zu entscheiden, ob das
erzielte Ergebnis auf reinen Zufall zurückzuführen ist.
Wenn der p-Wert größer als der Alpha-Wert ist, dann wird die Nullhypothese beibehalten und das erzielte Ergebnis auf reinen Zufall zurückgeführt.
Wenn der p-Wert aber kleiner als der Alpha-Wert ist, dann wird die Nullhypothese verworfen und die Alternativhypothese angenommen. Es muss also davon ausgegangen werden, dass das erzielte Ergebnis nicht auf reinen Zufall zurückgeführt werden kann.
Ich bin wirklich sehr gespannt auf den zweiten Test. Wenn Textor diesen Test dann besteht, glaube ich nicht, dass die GWUP das Ergebnis schlecht machen würde. Zum einen haben sie ja die Messlatte mit einem extrem niedrigen Alpha-Wert sehr hoch angelegt, und zum anderen arbeiten sie die Verlaufspläne ihrer Test selbst mit aus.
Ich würde mir wünschen, dass Textor den Test besteht, denn dann hätte man wirklich einen guten Grund solche "Fähigkeiten" ernstzunehmen und genauer zu untersuchen.
Da ich im Rahmen der Philosophie des Geistes, von meinem momentanen Wissensstand aus gesehen, die Identitätstheorie für recht plausibel halte, würde ich persönlich damit anfangen, den Gehirnzustand während des Wünschelrutengehens zu untersuchen. Laut der Identitätstheorie sind mentale Zustände nichts anderes als Gehirnzustände. Die Fähigkeit Wasser mittels einer Wünschelrute "wahrzunehmen" bzw. "zu erspüren" wäre demnach ein Gehirnzustand...... Ich lasse den Gedanken jetzt aber mal unausgereift da stehen, weil das zu weit vom Thema wegführen würde.
Viele Grüße