Gleichheit von Menschen

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Mir geht es darum, dass auch in den Familien mal wieder ein bisschen Normalität einzieht; dass Kinder erfahren, wie es ist, dass ihre vorbildlichen Eltern einer Arbeitstätigkeit nachgehen, dass sie einen regulären und strukturierten Tagesrhythmus haben, dass sie Verantwortung übernehmen - wo immer das möglich ist, sollte dies so geschehen.
Hallo Alice,

ich erzähle Dir in diesem Zusammenhang mal eine Episode aus dem Erfahrungsschatz meiner Eltern (ich war leider noch zu jung, um das Beschriebene bewusst zu beobachten).
In der ehemaligen DDR gab es ja in diesem Sinne so gut wie keine Arbeitslosen. Auch die Menschen, die Du hier als Sozialschmarotzer bezeichnest waren dort in die Arbeitswelt eingebunden und hatten eine Tätigkeit, der sie regelmäßig nachgehen mussten. Kamen sie dieser Tätigkeit nicht nach, wurden sie von zu Hause abgeholt und auf Arbeit gebracht.
Deiner Theorie zufolge hätte sich diese "verordnete" Berufstätigkeit positiv auf die Familien der Betroffenen auswirken und besonders die Kinder stabilisieren müssen. Hat sie aber nicht. Denn ich kann Dir berichten, dass in meiner Schulzeit nicht weniger Kinder mit sozialen und psychischen Defiziten unterwegs waren wie heute.

Und damit möchte ich gerne den Gedanken zu etwas lenken, von dem mich wundert, dass Du es so wenig in Deiner Argumentation aufführst, da Du Dich ja gerne auf Dein Wissen um die psychischen Mechanismen des Menschen berufst.
Viele der Menschen, die gemeinhin als Sozialschmarotzer betitelt und von den Medien als solche verkauft werden haben schwerwiegende Probleme. Alkoholismus und soziale Verwahrlosung sind dafür ein deutliches Indiz. Genauso wie "Messietum", Depressionen, übersteigerte Agressionen, Lethargie und die Unfähigkeit, eine Arbeitsstelle über längere Zeit aus eigenem Antrieb aufrecht zu erhalten bzw. überhaupt den Wunsch nach einer produktiven Tätigkeit zu verspüren.
Alle diese Anzeichen sind jedoch kein Resultat der Arbeitslosigkeit, wie so gerne angeführt wird. Sie führen lediglich dazu und haben ihren Ursprung viel früher. Und wie bereits oben beschrieben führt verordnete Tätigkeit in dieses Fällen zu keiner wesentlichen Besserung. (Solltest Du das nicht glauben, dann erkundige Dich mal, wieviele Teilnehmer an den (Sinnlos)Maßnahmen der Agentur für Arbeit diese bis zum Ende durchhalten.)
Diese Menschen brauchen meines ganz persönlichen Erachtens etwas Anderes, etwas, dass sie schon in viel jüngeren Lebensjahren gebraucht hätten. Respekt und emtionale Geborgenheit. Und höchstwahrscheinlich einen therapeutsichen Begleiter, der hilft, das Leben zu sortieren und langsam neu auszurichten.
Aber das kostet ja Geld und viel Zeit. Und noch viel Schlimmer, es kostet Verständnis. Verständnis dafür, dass zuerst der Mensch als solches kommen sollte, und dann erst das System bzw. die Institution. Und Verständnis dafür, dass auch Menschen ohne Bildung und Arbeit sich durch ihr Leben kämpfen, auch wenn es für die selbstdeklarierte obere Gesellschaftsschicht nicht so aussieht. Verständnis dafür, dass die Kenntnis der Theorie nur ein Fliegenschiss ist, wenn die Bereitschaft fehlt, die Praxis menschlich an sich ranzulassen.
Aber was solls, nach unten treten ist eben die einfachste Reaktion.

Generell lese ich aus vielen Deiner Postings Angst heraus, dass Du in Deinem zukünftigen studiertem Wahlberuf nicht genug vom Kuchen abbekommen könntest, bzw. dass Du zuviel davon an Andere abgeben sollst.
Verständlich, dass geht vielen so. Der daraus resultierende Beissreflex allerdings ist unterste Schiene. Aber auch die unterste Schublade kann man leider intellektuell rechtfertigen.
 
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Palo schrieb:
Ja früher war alles besser. Gab mal ne Zeit da brauchte man ne Bütt Geld, um Brot einzukaufen. Ist noch gar nicht so lange her.
Warum machen sich Menschen denn vom Sozialstaat abhängig und gehen nicht einfach auf die nächste Wiese und bauen sich fortan ihren Salat selber an? In der guten alten Zeit hat man im Winter, weil es nichts zu fressen gab auch Bucheggern zusammengeglaubt und hey, die Leute haben auch überlebt.
Die Kinder gingen in die Fabrik oder arbeiteten unter Tage oder auf dem Feld, um die Eltern zu unterstützen. Die gute alte Zeit.

In der guten alten Zeit holte man sogar noch Menschen ins Land, weil es ganz viel Arbeit gab, die Menschen freiwillig nicht machen wollten. Dumm, das die einfach geblieben sind und nun auch noch dem Staat mitunter auf der Tasche liegen. Ach früher war einfach alles besser. *träum*

Also ich denke, die "gute alte Zeit", war sicher nicht so gut. Aber wenn Du davon träumst, bitte......



LG
Urajup
 
Genau das ist es.

In dem Moment, als ich das positive Ergebnis meiner Aufnahmsprüfung in den Händen hielt, wurde mein Leben in eine bestimmte Richtung gelenkt.
Das bedeutete allerdings gleichzeitig, dass jemand aufgrund meiner Leistungen genau diese Abzweigung auf der Straße des Lebens verpasst hat.
Ich habe damit praktisch unbewusst über das Leben einer anderen Person bestimmt, die sonst meinen Platz bekommen hätte.
Vielleicht war sie lernfauler als ich? Vielleicht hatte sie nicht so viel Freizeit? Vielleicht war sie mehrere Monate im Krankenhaus? Vielleicht hatte sie familiäre Probleme? Vielleicht hatte sie Konzentrationsstörungen und kann nichts dafür?
Tja, ich werde es nie erfahren.

Die Wahrheit ist, dass es niemanden interessiert und kaum jemand einen Gedanken daran verschwendet.
Keine fragte danach, wie es ihm geht und keiner (außer evtl. seiner Familie) hatte wirklich Interesse an seinem Erfolg.

Solange wir Menschen noch frei entscheiden dürfen, wird der scheinbar "Bessere" bevorzugt - in der Wirtschaft, vom Personalchef, in der Schule und auch von der Gesellschaft.
Ich glaube es ist absolut sinnlos hier interferieren oder mit Moral antanzen zu wollen, denn jeder nimmt eher den sauberen, perfekten Apfel, als den mit der Beule. Daran ändert auch eine stumpfsinnige Argumentation, warum verbeulte Äpfel besser sind, nichts.

Wahrheit ist wichtiger als Bequemlichkeit. Ich beschreibe hier nicht die Dinge, wie ich sie gerne hätte, sondern wie ich sie sehe.
Das Einzige, was man - meiner Ansicht nach - tun könnte, ist, den Menschen möglichst gleiche Startbedingungen und Chancen zu geben.

Danke, für die Beschreibung unseres jetzigen IST-Zustandes. Ja, so ist es. Jedenfalls im real existierenden Kapitalismus. Und in dem leben wir ja nun mal. Hier muß jeder zusehen, wo er bleibt. Ob ich das gut finde? Manche Menschen "turnt" Konkurrenz an und bringt sie erst zu Höchstleistungen. Die anderen fallen dafür nach "hinten ab". Genau das ist aber falsch. Jeder Mensch hat das Anrecht auf eine Arbeit. Es geht nicht an, das so viele Hauptschüler oder Menschen mit Migrationshintergrund keine Lehrstelle finden. Das ist ein Armutszeugnis für unseren Staat. Die Startbedingungen für ALLE müssen daher einheitlicher geregelt werden. Unsere skandinavischen Nachbarn kriegen dies doch auch hin.

LG
Urajup
 
Ich bin zur Zeit Gymnasiastin und gebe mir Mühe, einen guten Abschluss zu bekommen, damit ich anschließend mein geplantes Studium antreten und erfolgreich absolvieren kann. Auf diese Weise könnten viele Menschen ihr persönliches Risiko, erwerbslos zu werden, minimieren.
Da es jedoch, wie Du bereits bemerktest, intellektuelle Unterschiede gibt und nicht jeder Mensch in der Lage ist, ein Abitur zu machen, kann das eben nicht jeder tun.
Was sollen nun die Menschen mit einem durchschnittlichen oder gar unterdurchschnittlichen IQ tun?
Sie können ja nichts dafür, dass sie nicht so intelligent wie ein Abiturient sind.... :confused:
 
shalom murajup.

dass alice mit voll meschugene argumenten hier aushen erregen möchte, dass ist uns schon klar -- du aber auch?!

*kopfschüttel*


shimon

Shalom Shimon!


Was ist denn an meinen Argumten "meschugge"? Das ich das Recht auf Arbeit für Alle probagiere oder auch, daß ich es gut fände, wenn alle Menschen für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden? Das ich z.B. die geistige Arbeitsleistung eines Menschen nicht höher bewerte, als eine handwerkliche Arbeit, eher das Gegenteil.... Meinst Du das?

Das in etwa hatte ich hier geschrieben.......:)

LG
Urajup
 
Hallo

Ich denke, dass es bei diesen ganzen Massnahmen, die den Druck auf Leistungsempfänger noch weiter erhöhen sollen, gar nicht um wirtschaftliche Überlegungen geht. Es geht um das zur Schau stellen der herrschenden Machtverhältnisse. Du lebst von meinem Geld? Dann darf ich auch ein wenig auf dir herumtrampeln, dich Faulenzer und Schmarotzer nennen.
Und da wäre es natürlich schön, wenn man auch etwas greifbares hätte. Leute, die man sieht, wie sie Schnee schippen oder die Grünanlagen sauberhalten. Es geht nicht um saubere Parks, sondern darum, im Freien zu arbeiten, gut sichtbar. Damit sie einen ständig daran erinnern, dass man die Macht hat, andere Menschen das tun zu lassen, was man möchte.


Gruß
McCoy
 
Erdkröte;3287314 schrieb:
Bevor Du Menschen beurteilst geh doch mal freiwillig nach Brandenburg in so eine Obstplantage und dann weißt Du wie der Hase läuft.

Ich glaub mit 17 weiß man das generell sowieso noch nicht, wo der Hase langläuft.
 
Also ich denke, die "gute alte Zeit", war sicher nicht so gut. Aber wenn Du davon träumst, bitte......

Keinen Sinn für Ironie? Ich meine deutlich rausgelesen zu haben, dass es mit einem ironischen Unterton geschrieben wurde.

Oder irre ich da @Palo?
 
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