@Milon:
Eben. "Entweder A oder ¬A. Entweder gibt es Gott, oder es gibt ihn nicht." "Das haben
Sie gesagt!" (...als würde sich Gott darum scheren, ob wir es mit aristotelischer Logik zu tun haben.) V.a. die intuitionistische Logik hat es mir angetan.
Sokrates: "Jede gerade Zahl > 2 kann aus der Summe zweier Primzahlen gebildet werden."
fckw: "Ok, wenn es mir gelingt, auch nur eine einzelne gerade Zahl zu finden, für die das nicht gilt, dann hätte ich Sie widerlegt!"
Sokrates: "Richtig - wenn es Ihnen, mein Herr, denn gelingen würde. Leider hat das bis anhin niemand geschafft. Es gibt starke Gründe anzunehmen, dass ein Beweis oder eine Widerlegung niemals jemandem gelingen wird - auch wenn das natürlich keine echten Beweise dafür oder dagegen sind."
fckw: "Was heisst das also genau?"
Sokrates: "Nun, das heisst, dass so lange niemand zeigen kann, wie für alle geraden Zahlen überprüft werden kann, ob meine Behauptung gilt oder ob sie irgendwo fehlschlägt, so lange muss leider davon ausgegangen werden, dass wir prinzipiell nichts weiter über meine Behauptung aussagen können. Es ist eine Behauptung, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Behauptung mag gut begründet sein. Letztlich wissen wir nichts."
fckw: "Gilt denn das auch für Dinge ausserhalb der Mathematik?"
Sokrates: "Durchaus! Beispielsweise für die Existenz Gottes."
fckw: "Gott? Aber manche Atheisten behaupten, es könne keinen Gott geben? Es handle sich um eine Vorstellung des Menschen."
Sokrates: "Ja, hierbei handelt es sich um zweiwertige Logik nach Aristoteles. Diese sogenannten Atheisten behaupten: 'Entweder gibt es Gott, oder es gibt ihn nicht.' Sie verstehen nichts von höherwertiger Logik. Bis anhin hat noch niemand Gottes Existenz schlüssig beweisen oder widerlegen können."
fckw: "Ja, und daraus schliessen diese Atheisten dann, es gäbe ihn nicht! Das ist ein logisch nicht haltbarer Schluss! Sie sagen: 'Entweder A oder ¬A. Etwas anderes gibt es nicht.' Behelfsweise könnten wir einen dritten Zustand einführen, einen Zustand für
unbekannt. Auf alle drei Zustände und deren Kombinationen könnten wir dann die logischen Operatoren UND, ODER, NEGATION etc. anwenden."
Sokrates: "Ganz genau! Man könnte auch alternativ sagen: Diese Atheisten müssten erst ein Verfahren finden, mittels welchem Sie schlüssig Gottes Existenz beweisen oder widerlegen könnten. Dieses Verfahren hat aber noch keiner von ihnen gefunden. So lange sie kein Verfahren besitzen, so lange kann weder Gottes Existenz als bewiesen, noch als widerlegt angesehen werden. Leider machen die Gläubigen dieser Welt denselben Fehler. Auch jene besitzen kein Verfahren zur Beweisführung."
fckw: "Böse Zungen nennen solche Menschen auch Schwätzer."
Sokrates: "Na, seien Sie nicht voreilig mit Werturteilen, mein Herr."
fckw: "Trotzdem hat man sich ständig gegen diverse Unterstellungen zu wehren. Die Gläubigen unterstellen einem, man behaupte die Nicht-Existenz Gottes. Die Atheisten unterstellen einem, man behaupte die Existenz Gottes. Das ist furchtbar mühsam."
Sokrates: "So ist das Wesen der Welt. Warum regen Sie sich darüber auf?"
fckw: "Sie sind ein Betrüger, in Wahrheit sind sie gar nicht Sokrates!"
Sokrates (???): *schmunzelt* "Sie haben scharf aufgepasst. Aber haben wir nicht soeben gezeigt, dass die zweiwertige Logik an ihre Grenzen stösst, wenn wir es mit der Realität zu tun bekommen? Entweder bin ich Sokrates, oder ich bin es nicht. Kennen Sie ein Verfahren, wie Sie einen Identitässchwindel beweisen oder widerlegen können?"
fckw: "Hm, ja, ich muss ihnen recht geben. Wer sind Sie denn sonst, wenn nicht Sokrates?"
Sokrates (???): "Finden Sie das heraus.
Sie waren derjenige, welcher glaubte, es handle sich bei meiner Person um Sokrates.
Sie sind derjenige, welcher jetzt das Gegenteil glaubt. Ich habe Sie weder in ihrem Glauben unterstützt, noch habe ich Ihren Glauben angegriffen."
fckw: "Sie sind ich selbst!"
Sokrates (???): schweigt.