Hallo Alamerrot,
dann zitiere ich dich einmal aus deinem letzten Beitrag 62
Unter der Prämisse dieser Aussage von dir,vor allem den letzten 11 Wörtern
...,wobei nicht klar wird,was man sich darunter eigentlich vortellen soll.
ist Transzendenz, transzendent und transzendental ebenso schwammig wie für dich die Spiritualität.
Man kann doch die Spiritualität auch als etwas transzendentales betrachten,als etwas Erhabenes und über der niedrigen gewöhnlichen Denk- und Gefühlswelt stehendes.
Bei Spiritualität geht es doch um Geisthaftigkeit.Was anderes als Geisthaftig ist denn die Transzendenz mit all ihren von dir aufgeführten Attributen?
Ich habe mich schon damit beschäftigt wie es kommen kann das man keine Angst vor der eigenen Vergänglichkeit hat.
Ich will dir folgendes jetzt nicht unterstellen,aber keine Angst vor der eigenen Vergänglichkeit zu haben unterliegt,meiner Ansicht nach,einer psychisch-depressiven Erkrankung.Wenn die Existenz (depressiv) zur Belastung wird steigt der Wunsch dieses Gefühl der Belastung zu verlieren was sich bis zum Suizidwunsch gipfeln kann.In dem Fall wünscht man sich die Belastung durch seine Existenz zu verlieren und sieht in der Vergänglichkeit sogar die Erlösung und die Befreiung von seinen "Problemen",seinem Leid.
Siehst du,du erwähnst das Leid.
Ja,so wie der Selbstmord.
Da sehe ich zu dem auch von dir vorhergeschriebenem keinen Zusammenhang.
Denn erst schreibst zu vom leiden und dann vom geniessen,bzw. zu leiden dass sie das Leben nicht mehr geniessen können.
Es ist recht kompliziert,aber welche Prämisse setzt du denn nun?
Keine Angst vor der Vergänglichkeit weil mit der Existenz Leid verbunden ist,oder Angst vor der Vergänglichkeit weil man dann sein Leben,seine Existenz nicht mehr geniessen kann?
Oder etwa keine Angst vor der Vergänglichkeit um in diesem Zusammenhang dann nicht mehr zu leiden dass sie eines Tages nichts mehr geniessen können?
Das ist richtig.Dazu ist der Himmel (im Wunschdenken) da.
Was haben sie denn? Irgendwas müssen sie doch haben in ihrer lebenden Existenz.
Ist die lebende Existenz am Ende nur eine Einbildung/Illusion und muss man sich dessen erst bewusst werden?
Ist das nicht widersprüchlich?
Vor welchen Augen soll man sich denn etwas halten wenn man kein Ich hat?
Wessen Augen sollen das denn sein vor denen man sich nur einmal halten soll was das Ich eigentlich NICHT ist?
Gibt es überhaupt NICHTS?
Hallo Schattenelf,
Du machst es mir ziemlich leicht, auf meine auf Erfahrung begründete Behauptung, Spiritualität sei ein schwammiger Begiff zu antworten. Statt, wie ich es für notwendig halte, diesen Begriff entweder klar zu definieren oder aber ihn einfach beiseite zu lasen, weichst Du aus und behauptest, Transzendenz sei ein ebenso schwammiger Begriff. Dann behauptest Du noch, Spiritualität sei gleichzusetzen mit Geisthaftigkeit. Nun , das ist doch gehopst wie gesprungen. Denn “Geisthaftigkeit” ist ja ebenso wenig klar definiert wie Spiritualität. Es ist ein anderes Wort für dasselbe.
Wenn ich schrieb:
Im Allgemeinen wird dabei an etwas Erhabenes, über der niedrigen, gewöhnlichen Denk- und Gefühlswelt Angesiedeltes oder Jenseitiges gedacht, wobei nicht klar wird, was man sich darunter eigentlich vorstellen soll……
bezog ich mich dabei auf das Wort Spritualität, nicht auf Tranzendenz. Dass hätte ich wohl etwas besser formulieren müssen. Über den Charakter von Transzendenz hatte ich mich meinem vorigen Beitrag garnicht geäussert. Das möchte ich jetzt nachholen.
Du weisst Ja sicher, wer Maharishi Mahesh Yogui und seine transzendentale Meditation waren. Er lehrte das Verfahren, bei der Meditation die Gedankenaktiviät (und natürlich auch die Gefühlsaktivität ) hinter sich zu lassen, zu transzendieren und auf diese Weise das eigene Bewusstsein “pur” zu erfahren. Ich halte dies für etwas hochgegriffen und so auch nicht für ganz richtig. Aber das nur nebenbei. im Übrigen bin ich auch kein Anhänger dieses Maharishi. Auf jeden Fall bedeutet transzendieren eine Grenze überschreiten, sie hinter sich lassen. Die Transzendenz bezeichnet diesen Vorgang, das Wort lässt sich also ganz klar definieren im Gegensatz zu Spiritualiät.
Meine persönliche Definition des Wortes Transzendenz besagt, dass man hierbei die Grenze all dessen überschreitet, was man mit Hilfe unserer körperlichen Sinne , also jeder Wahrnehmung, jedes Gefühl, jeder Empfindung die man auf diese Weise erfahren und anschliessend mit Hilfe des Geistes (engl. = mind) auch verarbeiten kann. Das umfasst jede nur erdenkliche Wissenschaft, jede Philosphie, jedes gedankliche Konstrukt, zu denen man wohl auch die Religionen zählen muss, sofern sie keine tranzendentalen Element enthalten. All dies basiert auf den körperlichen Sinnen und hat dort seinen Ausgangspunkt.
Ganz anders verhält es sich bei der Transzendenz. Transzendente Erfahrungen fussen nicht auf der Aktivität der körperlichen Sinne sondern gelangen auf direktem Wege in unser Bewusstsein ohne den Umweg über die körperlichen Sinne und deren nachherige Verarbeitung durch den Geist (= engl. Mind). Sie können uns auf verschiedene Art erreichen und spontan oder gezielt mit Hilfe von Meditation. Natürlich sucht man bei der gezielten Erfahrung gute, schöne, hehre, in jeder Hinsicht positive Erlebnisse. Es gibt aber bei der spontanen Erfahrung auch genau das Gegenteil, nämlich höllische Erlebnisse. Ich habe beides erlebt, weiss also, wovon ich hier schreibe.
Zur Erläuterung: Die einfachste, häufigste und gewöhnlichste transzendentale Erfahrung ist die sogenannte Telepathie, was soviel wie Empfindung oder Wahrnehmung über eine Entfernung ohne Vermittlung der körperlichen Sinne besagen will. Diese Deutung ist falsch. Denn die Entfernung spielt hier garkeine Rolle. Es verhält sich viel mehr, dass in diesem Falle Sender und Empfänger auf eine transzendentale Weise miteinander in engster Verbindung stehen, sogar identisch miteinander werden können, wenn auch vorübergehend , und tatsächlich garnicht voneinander getrennt sind. Die Quantenphysik hat entdeckt, dass es im subatomaren Bereich Phänomene gibt, die sich genauso verhalten und bei denen offensichtlich die Entfernung keine Rolle spielt, weil sie in Wirklichkeit garnicht existiert auch, wenn scheinbar Lichtjahre zwischen den beteiligten Partikeln liegen. Diese Phänomene haben dazu geführt, dass viele Leute, die sich vor allem zum New age zählen und hier eine Verquickung von moderner Naturwissenschaft und orientalischem Wissen anstreben, von beiden Seiten, also von den traditionell religiösen wie auch von den Materialisten, verächtlich als Quantentanten bezeichnet werden.
Transzendentale Erfahrungen von hohem Niveau gehen natürlich weit über Telepathie o.ä hinaus und sind häufig mit Worten oder auf andere Weie garnicht mitteilbar oder beschreibar. Ihnen gemein aber ist immer, dass sie keinen Umweg über die körperlichen Sinne oder den Geist (engl. = mind) nehmen müssen sondern direkt erlebt werden.
Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, den Unterschied zwischen Transzendenz und Spiritualiät darzustellen. Und Spiritualität ist eben nicht gleichzusetzen mit Transzendenz nur, weil man erhabene und edle Gedanken und Gefühle haben kann.
Ich gebe zu, so wie Du das Nicht-Angst-haben vor dem Tod ableitest und darstellst und begründest, kann es tatsächlich sein. Aber es muss nicht so sein. Ja, ich erwähne das Leid, denn ich habe schon wiederholt gesagt, dass ich vom Buddhismus herkomme, und dessen Kernlehre, die vier edlen Wahrheiten, befassen sich mit dem Leid und seiner totalen Befreiung davon. Aber das geht nicht über den Selbstmord. Der ist übrigens nicht so einfach, wie Du meinst…
Allerdings hatte ich geschrieben, dass man nicht darunter leiden würde dass man vor der Geburt und nach dem Tode nicht existiert, weil ,man ja überhaupt nichts wahrnehmen würde. In keiner Weise hatte ich davon geschrieben, dass man unter dem Leben selbst leiden würde.
Aber die Angst vor dem Tode, vor dem Nicht-mehr-Weiterleben haben die meisten Menschen. Sie fürchten, nichts mehr erleben zu können, Angenehmes natürlich. Das Unangenehme fällt bei solchen Betrachtungen unter den Tisch. Und wie Du schon erwähnt hast: überwiegt das Angenehme, dann überwiegt auch die Angst und umgekehrt.
Du hast dieses Thema erwähnt, weil ich schrieb, ich hätte keine Angst vor der Vergänglichkeit. Aber das hat andere Gründe. Ich weiss heute, dass Tod und Leben sich gegenseitig zeugen, dass beide zu der Welt der Erscheinungen zählen, dass die Transzendenz andere Möglichkeiten zulässt jenseits von Tod und Leben. Und das nimmt jedem ein für alle Male die Angst vor dem Tode und vor der Vergänglichkeit, ob er das Leben nun gerade geniesst oder auch nicht. Nur das Phänomenale ist vergänglich und wird in anderer Form wiedergeboren bis es schliesslich nicht mehr erscheint. Und das Phänomenale ist letzten Endes eine Quimäre.
Leid und Freude, oder Leid und Geniessen sind Gegensätze, die sich gegenseitig bedingen. Ich setze keine Prämisse.
Du fragst:
Was haben sie denn? Irgendwas müssen sie doch haben in ihrer lebenden Existenz.
Ist die lebende Existenz am Ende nur eine Einbildung/Illusion und muss man sich dessen erst bewusst werden?
Ist das nicht widersprüchlich?
Vor welchen Augen soll man sich denn etwas halten wenn man kein Ich hat?
Wessen Augen sollen das denn sein vor denen man sich nur einmal halten soll was das Ich eigentlich NICHT ist?
Ich verstehe, dass Du diese Fragen stellst. Ich möchte hier den Beitrag eines anderen Forum-Mitgliedes mit dem Namen JustLove zitieren, der am 20.Mai 14 Folgendes schrieb:
:bei meiner letzten Meditation erreichte ich einen neuartigen Zustand.
Es war irgendwie, als wäre das ICH komplett weg, als wäre nur die Wahrnehmung da. Als würde sich meine Person einzig nur daraus bestehen, den Boden zu spüren, zu atmen und bewusst zu sein. Es entstand eine distanz zum Körper, es war gar nicht mehr meine Hand sondern die Hand meines Körpers. Der Zustand ist sehr schwer in Worte zu fassen. Alle ego prinzipien fielen weg, z.B. das Gefühl sich glücklich oder unglücklich zu fühlen, das streben nach glück allgemein, zeitliches Denken, räumliches Denken, keine hinterfragung über die Geschehnisse einfach völlige Leere.
Dieses Erlebnis kommt sehr in die Nähe dessen, was der Buddhismus lehrt. Nämlich: es gibt kein ich, es gibt dagegen nur die fünf Skandhas wie folgt:
Körper mit Sinnesorgenen und Denkvermögen
Gefühle, angenehm. unangenehm, neutral
Empfindungen, Farben, Töne, Gerüche, Bilder im Allgemeinen
Geistesformationen, Interessen, Wille, Wünsche, Begierden, Neigungen, Hass, LIebe, etc.
Bewusstsein, das alles zur Kenntnis nimmt.
Aber: Kein Ich
Ich kann hier keinen Uunterricht im Buddhismus geben und ich bin mir im Klaren darüber, dass diese Denkweise so fremdartig und ungewöhnlich ist, dass es Zeit braucht, um sie zu assimilieren, wenn man das will. Aber sie ist möglich. Und das Zitat von JustLove kann Dir vielleicht zu denken geben.
Was das ich nicht ist, darüber kann man durchaus nachdenken. Und nichts als Vorstellung gibt es so gut wie Alles oder die Fülle.
So, das ist ein bisschen lang geworden. Es ist mein Neujahrsgruss für Dich. Ich wünsche Dir ein guten Rutsch in’s neue Jahr.
Alamerrot