Hilma af Klint - Sie war die Pionierin der abstrakten Kunst. Ich hab da mal einen Artikel geschrieben, als mir ein Kinderbuch über sie in die Hände fiel. Sie hat mich schwer beeindruckt.
Ich seh etwas, was du nicht siehst
Wissen Sie, wer Hilma af Klint ist? Ich hatte noch nie etwas von ihr gehört, als ich das Kinderbuch „Die unsichtbare Welt von Hilma af Klint“, das mir der Verlag geschickt hatte, in meinen Händen hielt. Doch das schön gestaltete Buch mit den zarten hellen Farben auf dem Cover hat mich neugierig gemacht, ich begann zu blättern und bald darauf zu staunen.
Also, wer wie ich, diese beeindruckende Frau noch nicht kannte - hier eine kurze Erklärung: Hilma af Klint wurde 1862 in Stockholm geboren. Sie war ein sehr sensitives Kind und durfte auch eine, für die damalige Zeit sehr gute, Bildung genießen. Sie und ihre kleine Schwester wurden in Mathematik, Physik, Botanik und auch in Navigation unterrichtet. Doch Hilmas große Leidenschaft war schon immer das Zeichnen. So absolviert sie später eine Ausbildung an der königlichen Kunstakademie in Stockholm. Mit Studienkolleginnen gründet sie den Club der Fünf, in dem die jungen Frauen dem Übersinnlichen auf den Grund gehen und das Unsichtbare erforschen wollen. Hilma beginnt Bilder über die geistige Welt zu malen. Sie stürzt sich leidenschaftlich in diese Aufgabe, malt Kreise, Dreiecke, Spiralen, blumenförmige Gebilde, unzählige Bilderrätsel in Farben und Formen und fragt sich dabei selbst immerfort, was denn das alles bedeuten soll. Der Philosoph und Gründer der Anthroposophie Rudolf Steiner sieht sich ihre Werke an, kann damit aber erstmal auch nicht viel anfangen. Erst als Wassily Kandinsky ihm von seinen Überlegungen zur abstrakten Malerei erzählt und meint, er würde damit etwas komplett Neues in der Kunst entwickeln, etwas das den ganzen Kosmos beinhalten würde, erinnert sich Steiner wieder an Hilmas Bilder und muss den großen Kandinsky enttäuschen: Nicht er, sondern Hilma af Klint hat die abstrakte Malerei entdeckt. Dennoch schwiegen beide über Hilmas Kunst und Kandinsky erntete den Ruhm.
Hilma war das alles nicht so wichtig, sie malte nicht für Ruhm und Geld, sie malte, um der Wahrheit näher zu kommen. Sie entwickelte sich und ihre Kunst stetig weiter, wechselte ihre Techniken und stirbt 1944 unverheiratet, kinderlos und völlig unbekannt. Ihrem Neffen gab sie den Auftrag, dass ihre Bilder erst 20 Jahre nach ihrem Tod an die Öffentlichkeit kommen dürfen. Er hielt diesen Wunsch ein. Heute kann man ihre Bilder in den großen Museen der Welt bewundern und noch immer stellen sich Menschen die Frage, was sie wohl mit ihren Bildern zeigen wollte.
„Die unsichtbare Welt von Hilma af Klint“ aus dem E.A. Seemann Verlag gibt einen guten und für Kinder leicht verständlichen und anregenden ersten Eindruck über das Leben und Schaffen der schwedischen Künstlerin. Schön für das Auge und ein Goldstück in der Schatzkammer für Allgemeinwissen.
Ylva Hillström
Die unsichtbare Welt von Hilma af Klint
Ill. v. Karin Eklund
E.A. Seemann, 64 S.