Formen von Missbrauch

Und wenn sie nun den Stubenarrest "umgeht", indem sie heimlich aus dem Fenster klettert? Ist dann die Ohrfeige legitim oder missbräuchlich (weil Ausdruck eigener Ohnmacht)?

Nun, da musste ich nun lachen - ich erinnere mich nur zu gut an meine eigenen "Fensterklettereraktionen" - auch in dem Alter. Ich bekam dafür übrigens keine Ohrfeigen, ich wurde nie erwischt :stickout2..... Eine Ohrfeige ist in meinen Augen nicht notwendig.

Mein Machtmittel als Mutter war, wenn die berühmte Grenze erreicht war, ein Gespräch, manchmal wars ein lautes Gespräch *zugeb* - aber das war meine Grenze und das wussten sie. Und sie gingen bis an diese Grenze, genau gleich wie andere Kinder an die Grenze der Ohrfeige gehen, wenn DAS die Grenze ist.

Der Mechanismus ist derselbe - nur die Grenze ist eine andere.

Beispiel: ich wurde als Kind wiederholt von meinen Eltern mit den besten Absichten in ärztliche Behandlung "gezwungen" und bin heute "arzttraumatisiert". Ich arbeite zwar daran, aber Ärzte sind und bleiben ein schwieriges Thema für mich. Haben Eltern und Ärzte mich nun missbraucht, weil sie in ihrer Ohnmacht eine Behandlung wählten, die sie zwar für richtig hielten, ich subjektiv aber als ganz entsetzlich empfunden habe?
Ich glaube, diese Problematik hat viele Gesichter. Ich möchte gar nicht in die Zukunft blicken können und vielleicht zuhören, in welchen Bereichen meine Kids sich traumatisiert fühlen, weil ich etwas nach bestem Wissen und Gewissen gemacht habe, was sie völlig anders sehen.

Beispiel: eine meiner Zwillingstöchter bekam kürzlich von mir eine "Kopfnuss" (obwohl körperliche Erziehungsmethoden bei uns eigentlich tabu sind). Eine Erziehungsmaßnahme meinerseits war absolut provoziert und dann kam diese "Kopfnuss". Ihre Empörung war zunächst recht groß, aber da ich völlig ungerührt blieb und auch nicht wütend war oder herumschimpfte, kam sie 5 Minuten später, rieb sich den Hinterkopf, lies sich die Stelle von mir bepusten und wir nahmen uns den Arm. War das Machtmissbrauch oder legitimes Erziehungsmittel? Und wäre irgendein verbaler Gewaltakt "besser" gewesen?
Ich kanns nicht sagen,ich kann nur sagen, wie ich es gemacht hätte: Mit einem Gespräch - das meine Kinder oft gar nicht wollten und deshalb "gefolgt" haben, weil "Mami will sonst wieder alles bereden *augenverdreh*".... Ich habe seinerzeit nach Thomas Gordon (Die Familienkonferenz) gearbeitet, war mühsam, weil Du den ganzen Tag erklärt und erklärt hast....Aber in DER Beziehung wars gut, Ohrfeigen waren nie notwendig.....(wollte ich auch insoferne nicht, als ich als Kind immer verprügelt wurde).

Was macht denn nun den Unterschied aus zwischen Gebrauch von Macht und Missbrauch von Macht? Die innere Haltung "ich will Dir doch nur Gutes" kann keinen Unterschied ausmachen, weil der Schwächere sich dennoch missbraucht fühlen kann.

Katarina :)
Ich kanns Dir wirklich nicht sagen, nur eine Ahnung davon wiedergeben: Es muss etwas mit dem Thema Achtung zu tun haben.

Bei Thomas Gordon sähe das Beispiel der 14 jährigen übrigens so aus:

Wenn ausgemacht ist, dass sie um 10 Uhr zuhause ist und sie kommt z.B. um 12 Uhr, dann ist ein klärendes Gespräch notwendig, wie sie reagieren würde, wenn sie sich auf mein Wort nicht verlassen könnte. In Ich-Botschaften wird darüber gesprochen, was für Gefühle ihr Verhalten bei mir ausgelöst hat und sie muss selbst Lösungen anbieten.

Aber weisst Du, Katarina, auf ein Geheimrezept oder Wundermittel für Erziehung habe ich immer umsonst gewartet - ich glaube, egal, wie man es macht, Probleme hat man immer, denn die Kids sehen alles gaaanz anders als wir....:clown: und sie zeigen uns immer wieder, wie viele Fehler wir machen können...

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Werbung:
Warum ist es gerade der sexuelle Missbrauch, der die Menschen so derart auf die Palme bringt, während man den üblichen alltäglichen Missbrauch hinzunehmen scheint? Wo endet Erziehung und wo beginnt Missbrauch? Ist Erziehung vielleicht schon ein Missbrauch,? - mit den besten Absichten.

Ich denke, der sexuelle Mißbrauch unterscheidet sich von anderen Formen des Mißbrauchs dahingehend, daß da ein Eingriff in das Sexualleben erfolgt, der lange nicht wieder gutzumachen ist. Außerdem sind Opfer von sexuellem Mißbrauch ja nicht vor anderem Mißbrauch geschützt, oft sind Schläge an der Tagesordnung und noch dazu verbale Machtausübung, um dem Opfer seine Unwürdigkeit zu zeigen und seine Rechtlosigkeit.

Und, last but not least, wem von Euch ist sein eigener missbräuchlicher Umgang mit seinen eigenen Kindern bewußt, der - ebenfalls - mit den besten Absichten geschieht.

Oft wird als unumstößliche Tatsache in den Raum gestellt, dass ein sexuelles Missbrauchsopfer sein leben lang unter der Tat zu leiden habe ( und das muss dann als Argument dafür herhalten, dass der Täter auch ein Leben lang weggesperrt werden muß). Was aber ist mit all`den körperlich und verbal gewalttätigen Vätern und Mütter, die ihre Kinder - vielleicht mit besten Erziehungsabsichten und ohne jegliches Unrechtsbewußtsein- zu seelischen Krüppeln machen? Das klingt recht provokativ, - ich weiß. Aber ich möchte gerne weg von dieser Haltung, die mit dem Finger auf andere zeigt. Wir alle sind nämlich Täter.

Natürlich bleib immer etwas hängen von jeder Art von Mißbrauch.
Mit unserem Sohn haben wir IMMER alles ausdiskutiert, oft mit dem Ausgang, daß er tun konnte, was er wollte. Manchmal auch, daß er uns Recht gab. Er führt selbst ein glückliches Familienleben inzwischen und sagt, daß er eine sehr glückliche Kindheit hatte, also kann das nicht so verkehrt gewesen sein. Angriffe, verbal oder körperlich, gab es bei uns nicht.
Im Nachhinein jedoch sagt er, wir hätten strenger sein sollen, damit er die Schule beendet hätte, die er vorzeitig abgebrochen hat. Jedoch hätten wir ihn dann zwingen müssen zu seinem "Glück".

liebe Grüsse , Alana
 
Ich denke, der sexuelle Mißbrauch unterscheidet sich von anderen Formen des Mißbrauchs dahingehend, daß da ein Eingriff in das Sexualleben erfolgt, der lange nicht wieder gutzumachen ist. Außerdem sind Opfer von sexuellem Mißbrauch ja nicht vor anderem Mißbrauch geschützt, oft sind Schläge an der Tagesordnung und noch dazu verbale Machtausübung, um dem Opfer seine Unwürdigkeit zu zeigen und seine Rechtlosigkeit.

Was ich meinte, war, dass insbesondere beim Thema "sexueller Missbrauch" die Wogen immer ganz hoch schlagen und dort insbesondere, wenn es fremde Triebtäter waren. Wieso flippen wir gerade beim "sexuellen Missbrauch" so aus? Schmerz ist Schmerz und der kann bei anderen Missbrauchsformen genauso intensiv sein und kann einen ebenfalls das ganze Leben prägen.
Hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass es sich beim sexuellen Bereich um ein immer noch tabuisiertes Gebiet handelt?

Was das Diskutieren mit Kindern betrifft, so handelt es sich dabei meines Erachtens um kein Allheilmittel. Bei dem einen bringt`s was, bei dem anderen fordert das nur noch größere Grenzüberschreitungen heraus. Die, die wirklich Grenzen fühlen wollen, die wollen kein mütterlich/väterliches "Psychogelaber". Allerdings kann man eben auch verbal gewalttätig sein, ohne es zu merken (lese gerade ein gutes und empfehlenswertes Buch zum Thema "Gewaltfreie Kommunikation", - und es fallen mir tausende Schuppen von den Augen). Schwierig, schwierig!
Aber Dein Stichwort, "Achtung", Reinfriede, ist gut. Allerdings kann man das nicht schauspielern. Entweder man achtet sein Kind wirklich, - egal wie es bockt -, oder man achtet es nicht. Aber wie achtet man einen pubertierenden, aggressiven, permanent jede Grenze überschreitenden Frechling?

Katarina :)
 
Was ich meinte, war, dass insbesondere beim Thema "sexueller Missbrauch" die Wogen immer ganz hoch schlagen und dort insbesondere, wenn es fremde Triebtäter waren. Wieso flippen wir gerade beim "sexuellen Missbrauch" so aus? Schmerz ist Schmerz und der kann bei anderen Missbrauchsformen genauso intensiv sein und kann einen ebenfalls das ganze Leben prägen.
Hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass es sich beim sexuellen Bereich um ein immer noch tabuisiertes Gebiet handelt?

Gibt es auch "fremde Triebtäter" bei anderem Mißbrauch? Es läßt sich sehr schlecht erklären, warum sexueller Mißbrauch so schlimm ist - es wird ein Vertrauen zerstört, und zwar in den eigenen Körper, die eigene Sexualität. Ob man da nach mehr oder weniger intensiv werten kann? Eher danach, wieviel Selbstwert noch übrig bleibt. Und der ist bei sexuellem Mißbrauch wirklich nicht mehr groß, und die eigene Weiblichkeit/Männlichkeit wird abgelehnt. Ist das auch so bei anderem Mißbrauch?

Was das Diskutieren mit Kindern betrifft, so handelt es sich dabei meines Erachtens um kein Allheilmittel. Bei dem einen bringt`s was, bei dem anderen fordert das nur noch größere Grenzüberschreitungen heraus. Die, die wirklich Grenzen fühlen wollen, die wollen kein mütterlich/väterliches "Psychogelaber". Allerdings kann man eben auch verbal gewalttätig sein, ohne es zu merken (lese gerade ein gutes und empfehlenswertes Buch zum Thema "Gewaltfreie Kommunikation", - und es fallen mir tausende Schuppen von den Augen). Schwierig, schwierig!
Aber Dein Stichwort, "Achtung", Reinfriede, ist gut. Allerdings kann man das nicht schauspielern. Entweder man achtet sein Kind wirklich, - egal wie es bockt -, oder man achtet es nicht. Aber wie achtet man einen pubertierenden, aggressiven, permanent jede Grenze überschreitenden Frechling?

Das geht schon und es geht auch wieder vorbei. Zuerst einmal innehalten und das Kind in Ruhe lassen - und dann reden. Das hat bei uns geholfen, immer. Muß ja nicht das allgemeingültige Verhalten sein.
Was das "Psycho-Gelaber" betrifft: es ist wichtig, sein Kind ernst zu nehmen, auch wenn es nicht unseren Vorstellungen entsprechend handelt. Es ist ein Mensch, ganz einfach. Und wenn man von Anfang an sein Kind ernstgenommen hat und mit ihm geredet hat, sind da keine großen Probleme zu erwarten.
 
Und wenn man von Anfang an sein Kind ernstgenommen hat und mit ihm geredet hat, sind da keine großen Probleme zu erwarten.

Liebe Alana!

Das würde ich nicht unterschreiben :) - das dachte ich auch immer...

Prinzipiell kann man schon sagen, dass Kommunikation ein Grundpfeiler sein sollte - nur - wenn Kids in der Pubertät sind, suchen sie sich Reibepunkte. Und das kann dann so aussehen, dass sie sich gegen jede Kommunikation stellen, weil sie sich dann besonders wirkungsvoll auflehnen können. Dann wird genau das "Verständnis und die Achtung", die man dem Kind entgegenbringt, in ihren Augen zum Feindbild.

Geht vorüber, ich weiß.....man muss sich zusammenraufen und irgendwie schafft man es meistens.....und lässt viele Federn dabei...:stickout2

Liebe Grüße
Reinfriede
 
hallo ihr lieben

missbrauch kenne ich aus eigener erfahrung, das was ihr schreibt ist kein missbrauch.
jeder macht fehler in der erziehung.

mir wurde ein buch unter die nase gehalten, wenn ich es mal so ausdrücke.
als ich anfing zu lesen, bekam ich den mund nicht mehr zu.
es heißt; ich traue meiner wahrnehmung.

1. sexueller missbrauch in der familie.

2. emotionaler missbrauch
der terror des leids, das kind als partnerersatz, das kind als bedürfnisbefriediger unerfüllte träume.

3. sexueller missbrauch und sucht.

es ist alles sehr sehr schwer.

ich weiß auch nicht welcher missbrauch der schwierigste ist, ob man das überhaupt so sagen kann.

ich sehe es oft, und kann nichts machen.

liebe grüsse pia
 
Liebe Alana!

Das würde ich nicht unterschreiben :) - das dachte ich auch immer...

Prinzipiell kann man schon sagen, dass Kommunikation ein Grundpfeiler sein sollte - nur - wenn Kids in der Pubertät sind, suchen sie sich Reibepunkte. Und das kann dann so aussehen, dass sie sich gegen jede Kommunikation stellen, weil sie sich dann besonders wirkungsvoll auflehnen können. Dann wird genau das "Verständnis und die Achtung", die man dem Kind entgegenbringt, in ihren Augen zum Feindbild.

Geht vorüber, ich weiß.....man muss sich zusammenraufen und irgendwie schafft man es meistens.....und lässt viele Federn dabei...:stickout2

Liebe Grüße
Reinfriede

Verständnis und Achtung bedeutet ja nicht, daß man ihnen das großspurig zeigen müßte. Es bedeutet einfach, zu erkennen, daß da ein Prozeß stattfindet, der auch den Kindern zu schaffen macht. Ja, man muß sich zusammenraufen und das geht auch! Ich habe da gelernt, meinen Sohn wirklich so zu akzeptieren, wie er eben gerade ist und habe vieles einfach nicht persönlich genommen. Und wenn er sich beruhigt hatte, stand er da mit der Kaffeetasse in der Hand und wir haben Stunden geredet über Gott und die Welt.
Federn lassen wir alle dabei - aber es wachsen auch Neue nach!

liebe Grüsse, Alana
 
Ich habe da gelernt, meinen Sohn wirklich so zu akzeptieren, wie er eben gerade ist und habe vieles einfach nicht persönlich genommen. Und wenn er sich beruhigt hatte, stand er da mit der Kaffeetasse in der Hand und wir haben Stunden geredet über Gott und die Welt.

Ja, Alana, bei vielen Kindern funktioniert das. Meine Schwiegermutter hatte auch einen Sohn (na, nonaned....), und ihre Erziehungsmethoden waren natürlich gut, weil sonst wäre ja nichts aus ihm geworden.

Diese ließen sich allerdings nicht auf unsere Kinder umlegen, weil sie eben ganz anders waren als ihr Sohn.

Meine Mutter z.B. war da schon etwas lockerer, sie hatte vier Kiinder und wusste bereits, dass das, was bei einem Kind als Patentrezept galt, für das andere vielleicht überhaupt nicht passt.

Ich habe auch mehrere Kinder, und prinzipielle Achtung ist sicher eine Art "Grundrezept", aber alles weitere ist keine Garantie, dass es bei allen Kindern funktioniert.

Liebe Grüße
Reinfriede (bereits federnlos....*grins*)
 
Ja, Alana, bei vielen Kindern funktioniert das. Meine Schwiegermutter hatte auch einen Sohn (na, nonaned....), und ihre Erziehungsmethoden waren natürlich gut, weil sonst wäre ja nichts aus ihm geworden.

Diese ließen sich allerdings nicht auf unsere Kinder umlegen, weil sie eben ganz anders waren als ihr Sohn.

Meine Mutter z.B. war da schon etwas lockerer, sie hatte vier Kiinder und wusste bereits, dass das, was bei einem Kind als Patentrezept galt, für das andere vielleicht überhaupt nicht passt.

Ich habe auch mehrere Kinder, und prinzipielle Achtung ist sicher eine Art "Grundrezept", aber alles weitere ist keine Garantie, dass es bei allen Kindern funktioniert.

Liebe Grüße
Reinfriede (bereits federnlos....*grins*)

Ja, ich weiß schon, ich kenne auch Fälle aus meinem Bekanntenkreis, wo es wirklich sehr heftig wurde - trotz oder gerade wegen des Verständnisses, das entgegengebracht wurde. Es gab auch wirkliche Schnitte in den Eltern-Kind-Beziehungen, die lange Jahre brauchten, bis wieder eine gute Beziehung möglich war. Ich hatte einfach Glück mit meinem Sohn!
Dann wünsch ich dir mal ein prächtiges neues Federkleid!

liebe Grüsse, Alana
 
Werbung:
Hallo,

Ich sehe die Gefahr, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern (unbeabsichtigt) verharmlost und verwässert wird, wenn man beginnt, alles und jedes als Missbrauch zu bezeichnen.

LG, Reinhard
 
Zurück
Oben