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Reinfried
Guest
Und wenn sie nun den Stubenarrest "umgeht", indem sie heimlich aus dem Fenster klettert? Ist dann die Ohrfeige legitim oder missbräuchlich (weil Ausdruck eigener Ohnmacht)?
Nun, da musste ich nun lachen - ich erinnere mich nur zu gut an meine eigenen "Fensterklettereraktionen" - auch in dem Alter. Ich bekam dafür übrigens keine Ohrfeigen, ich wurde nie erwischt ..... Eine Ohrfeige ist in meinen Augen nicht notwendig.
Mein Machtmittel als Mutter war, wenn die berühmte Grenze erreicht war, ein Gespräch, manchmal wars ein lautes Gespräch *zugeb* - aber das war meine Grenze und das wussten sie. Und sie gingen bis an diese Grenze, genau gleich wie andere Kinder an die Grenze der Ohrfeige gehen, wenn DAS die Grenze ist.
Der Mechanismus ist derselbe - nur die Grenze ist eine andere.
Ich glaube, diese Problematik hat viele Gesichter. Ich möchte gar nicht in die Zukunft blicken können und vielleicht zuhören, in welchen Bereichen meine Kids sich traumatisiert fühlen, weil ich etwas nach bestem Wissen und Gewissen gemacht habe, was sie völlig anders sehen.Beispiel: ich wurde als Kind wiederholt von meinen Eltern mit den besten Absichten in ärztliche Behandlung "gezwungen" und bin heute "arzttraumatisiert". Ich arbeite zwar daran, aber Ärzte sind und bleiben ein schwieriges Thema für mich. Haben Eltern und Ärzte mich nun missbraucht, weil sie in ihrer Ohnmacht eine Behandlung wählten, die sie zwar für richtig hielten, ich subjektiv aber als ganz entsetzlich empfunden habe?
Ich kanns nicht sagen,ich kann nur sagen, wie ich es gemacht hätte: Mit einem Gespräch - das meine Kinder oft gar nicht wollten und deshalb "gefolgt" haben, weil "Mami will sonst wieder alles bereden *augenverdreh*".... Ich habe seinerzeit nach Thomas Gordon (Die Familienkonferenz) gearbeitet, war mühsam, weil Du den ganzen Tag erklärt und erklärt hast....Aber in DER Beziehung wars gut, Ohrfeigen waren nie notwendig.....(wollte ich auch insoferne nicht, als ich als Kind immer verprügelt wurde).Beispiel: eine meiner Zwillingstöchter bekam kürzlich von mir eine "Kopfnuss" (obwohl körperliche Erziehungsmethoden bei uns eigentlich tabu sind). Eine Erziehungsmaßnahme meinerseits war absolut provoziert und dann kam diese "Kopfnuss". Ihre Empörung war zunächst recht groß, aber da ich völlig ungerührt blieb und auch nicht wütend war oder herumschimpfte, kam sie 5 Minuten später, rieb sich den Hinterkopf, lies sich die Stelle von mir bepusten und wir nahmen uns den Arm. War das Machtmissbrauch oder legitimes Erziehungsmittel? Und wäre irgendein verbaler Gewaltakt "besser" gewesen?
Ich kanns Dir wirklich nicht sagen, nur eine Ahnung davon wiedergeben: Es muss etwas mit dem Thema Achtung zu tun haben.Was macht denn nun den Unterschied aus zwischen Gebrauch von Macht und Missbrauch von Macht? Die innere Haltung "ich will Dir doch nur Gutes" kann keinen Unterschied ausmachen, weil der Schwächere sich dennoch missbraucht fühlen kann.
Katarina
Bei Thomas Gordon sähe das Beispiel der 14 jährigen übrigens so aus:
Wenn ausgemacht ist, dass sie um 10 Uhr zuhause ist und sie kommt z.B. um 12 Uhr, dann ist ein klärendes Gespräch notwendig, wie sie reagieren würde, wenn sie sich auf mein Wort nicht verlassen könnte. In Ich-Botschaften wird darüber gesprochen, was für Gefühle ihr Verhalten bei mir ausgelöst hat und sie muss selbst Lösungen anbieten.
Aber weisst Du, Katarina, auf ein Geheimrezept oder Wundermittel für Erziehung habe ich immer umsonst gewartet - ich glaube, egal, wie man es macht, Probleme hat man immer, denn die Kids sehen alles gaaanz anders als wir.... und sie zeigen uns immer wieder, wie viele Fehler wir machen können...
Liebe Grüße
Reinfriede