Hallo Christian,
Liebe ist ausgestorben in der Welt.
Beziehung ist ausgestorben in der Welt.
Wir haben Vorstellungen voneinander, die dem Bedürfnis nach Sicherheit und somit unseren Ansprüchen nach Besitz dienen. Und wenn der Andere diesen Vorstellungen nicht entspricht, sind wir sauer und glauben ein Recht darauf zu haben, daß er unsere Erwartung erfüllt. Wir stehen nur zu diesen Bildern in Beziehung und solange alles läuft ist alles prima bis der große Knall kommt.
Irgendwann wird sichtbar, daß der Andere nicht das ist, was wir in ihm sehen wollten, und dann haben wir die Quelle für Streitigkeiten und Konflikte: die Unwahrheit der eigenen Bilder. Dann reicht es nicht aus, ein bißchen sein Verhalten zu ändern, sondern wir sollten mit Freude daran gehen, zu sehen wie der Andere wirklich ist. Ansonsten bleibt das Leben trostlos.
Jeden Augenblick neu hinschauen, immer wieder neu begreifen, niemals denken, ich kenne den Anderen, - das bringt unmittelbaren Kontakt, Liebe eben.
Nicht der Gedanke kann die Bilder in uns auflösen. Er erschafft die Bilder. Sie gehorchen uns. Wir können sie besitzen, im Gegensatz zu dem Lebendigen. Sie sind die Gewohnheiten, die nur durch Anschauen durchbrochen werden können. Hinschauen, als würde man den Anderen zum ersten Mal sehen. Jeder Tag muß ein neuer Tag sein. Jede Begegnung ist eine neue Begegnung. Das schafft Verbindlichkeit in der Beziehung aufgrund von Liebe und nicht aufgrund von Gewohnheit.
Die Gedanken, die den Mustern folgen konditionieren den Menschen. Das Gehirn ist das Ergebnis der Evolution und daher universal. Die Gehirnzellen bewegen sich in der Zeit und setzen deshalb die Programme fort. Durch den Versuch des Gehirns, seine eigene Funktion anzuhalten, wird das alte Programm verstärkt. Deshalb funktioniert das auch mit dem Loslassen nicht. Es gibt keine Technik zur Dekonditionierung und dies sollte auch nicht die Absicht sein. Es braucht eine radikale Entleerung des Bewußtseins ausserhalb von Zeit und Denken. Nur Wahrnehmung bringt den Blitz der Erkenntnis.
Sich darüber klar zu sein, daß man konditioniert ist, ist schon der erste Schritt.
Es braucht eine ganzheitliche, unmittelbare Wahrnehmung, die nicht verzerrt ist. Volle Aufmerksamkeit, keine Bewertung, keine Emotionen, keine Erwartungen. Die Klarheit der Wahrnehmung führt zum Ende des Wahrgenommenen. Unklare Wahrnehmung häuft eine Schuld an die Vergangenheit an.
Viel Erfolg.
Liebe Grüsse
Isis