Was ich bedenklich finde ist, dass es schon die ersten Selbsthilfegruppen gibt für Facebook-Süchtige.
Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Alkohol-Süchtige, Spielsüchtige und sogar Sex-Süchtigeetc. Macht das Alkohol, Glücksspiel oder Sex zu etwas sehr bedenklichem?
Wenn man heute Jugendlichen für eine Woche Internet und Handy wegnimmt werden einige davon sogar depressiv.
Die wenigstens halten das für eine Woche aus ohne Online-Gebrauch.
Ohne Handy.
Hast Du dich mal gefragt warum das so ist? Versetz Dich mal in die Lage eines Jugendlichen: Du erfährst Neuigkeiten von Deinen Freunden über FB, EMail und Internet. Du triffst Verabredungen über diese Medien. Ohne Handy und ohne FB ist das gleichbedeutend mit einer sozialen Isolation. Und die macht automatisch depressiv. Das hat mit Handy und FB a priori nichts zu tun.
Ich arbeitete sporadisch einige Male in Namibia. Bei einer dieser Gelegenheiten bewirkte ein Blitzschlag, dass ich zwei Wochen ohne Internet auskommen musste und nur über eine sehr verrauschte Telefonleitung ein paar Leuten dfaheim mitteilen konnte, dass wir - ich war nicht alleine da - noch am Leben sind. Zu der Zeit war auch eine gute Freundin von mir im Krankenhaus (mit Krebs). Ich habe ihr am Tag vor dem Blitzschlag eine EMail geschrieben und wartete auf die Antwort. Das Wissen, das sie mir evtl. geantwortet hat und ich es nicht lesen konnte, bzw. dass ich nicht so schnell antworten konnte, ohne, dass sie den Grund dafür kennt, hat mich fertig gemacht. Ich wollte ja, dass sie weiß, dass ich an sie denke. Da kommt eine unangekündigte Kommunikationspause nicht gut; vor allem, wenn man vorher etwa alle zwei Tage gemailt osder telefoniert hat.
In diesem Experiment, ich glaube von Pro-Sieben wurde ihnen ein Geldbetrag versprochen, wenn sie es eine Woche schaffen ohne Handy und Internet zu nutzen, ihren Alltag zu verbringen.
Von 5 Jugendlichen hat das NIEMAND geschafft.
Fast alle haben bereits am 2ten Tag ihre Vorhaben gebrochen weil sie es nicht mehr aushielten.
Und das finde ich mehr als bedenklich!
Ich finde das nicht bedenklich. FB und Internet sind nunmal die Medien, mit denen die Jugendlichen heutzutage hauptsächlich in Konzakt bleiben und miteinander kommunizieren. Einem Jugendlichen zu sagen, er solle eine Woche lang kein Internet und kein Handy benutzen, ist ungefähr gleichbedeutend mit: "Sprich eine Woche nicht mit Deinen Freunden." Bei derartigen Experimenten wird ja auch genre verlöangt, dass die Jugendlichen auch ihren Freunden nicht mitteilen dürfen, dass sie mall eine Woche nicht auf den üblichen Weg erreichbar sind (ich weiß nicht, wie das bei Deinem Pro7-Experiment war, aber bei den gleichartigen "Experimenten", die ich kenne, war das so). D.h. da kommt noch die Angst der Jugendlichen hinzu: "was denken die jetzt von mir, wenn ich mich nicht melde." Und gerade im Jugendalter ist der Gruppendruck und der Gedanke "Was denken die anderen von mir?" sehr stark. Das liegt auch nicht an Handy, FB und co, sondern an der Pubertät.
Dass man als älterer Mensch auch andere Kommunikationsmittel kennt, soll einen nicht zu der Aroganz verleiten, die Jugend von heute würde automatisch FB, Handy und Internet missbrauchen, weil die meisten nicht mehr ohne auskommen. Ja, die meisten kommen nicht ohne aus - genauso, wie fast alle Menschen nicht ohne Freunde auskommen. Und eine Isolation vom Handy ist für Jungendliche eine Isolation von ihrer sozialen Gruppe. Damit werden dann auch reale Treffen schwieriger.
Was ist also so bedenklich oder unverständlich dran?