europäische republik

  • Ersteller Ersteller magdalena
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die politikwissenschaftlerin ulrike guérot plädiert für die neuerfindung der EU als europäische republik der bürgerinnen und bürger, die auf starken regionen aufbaut, aber ohne nationalstaatliche konkurrenz auskommt.
Ich denke mal, entscheidend ist, was man daraus macht, nicht wie man es nennt. Eine Entwicklung hin zu einem sozial gerechteren, friedlicheren und geeinteren Europa wäre auch innerhalb des bestehenden Rahmens möglich, wenn man entsprechende neue Verträge schließt. Dazu müssten die Menschen in ihren jeweiligen Ländern einfach nur Regierungen ins Amt bringen, die so einen Weg gehen wollen. Die EU besteht schließlich aus Demokratien, letztlich bestimmen doch ihre Bürger, wo es hingehen soll. Die Regierungen, die im Rat zusammensitzen und die Politiker in Brüssel sind ja nicht vom Himmel gefallen, die wurden gewählt.

Aber warum sollten kleine Länder mit geringer Bevölkerung ihren Einfluss aufgeben, den sie durch das Einstimmigkeitsprinzip haben? Im Moment kann jeder einzelne Staat wichtige Entscheidungen blockieren. Ich erinnere an das belgische Regionalparlament, an dem fast die Unterzeichnung von CETA scheiterte. Aber alleine Bayern hat z.B. ungefähr doppelt so viele Einwohner, wie die drei baltischen Staaten zusammen. Deren Stimme ginge in einem vereinigten Europa also ziemlich unter. Wie könnte ein Anreiz für diese, aber auch alle anderen Länder aussehen, der es ihnen schmackhaft macht, ihre Souveränität und ihr Vetorecht aufzugeben? Im Moment hat ja jeder alle Vorteile der EU plus Vetorecht, was könnte man da noch "im Tausch" anbieten?
In den reicheren Ländern ist es wiederum nicht gerade sexy, über gemeinsame Sozialkassen oder die Vergemeinschaftung von Schulden nachzudenken. Mit dem Neoliberalismus und der Konkurrenz zwischen den EU-Staaten ist es ähnlich, dieses Prinzip produziert ja nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner. Wie soll man es für die attraktiv machen, jetzt etwas abzugeben, damit es irgendwann in der Zukunft vielleicht allen besser geht?

Auf diese Fragen gibt Ulrike Guérot nicht wirklich eine Antwort, finde ich. Ich habe auch keine.
 
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Es ist eine sehr schöne Idee - leider geht die "politische Entwicklung" in eien ganz andere Richtug. Europa/EU hat leider noch ein paar "kleinere"(?) Probleme: Trump, Erdogan, Putin....AfD um nur einige zu nennen.
Ist es Euch aufgefallen: Schul ist 2x auf die Nase gefallen, rot-rot-grün ist "Geschichte". Eine gerechtere EU ist weite Ferne gerückt.
(Ich wollt Euch keiensfalls die Mut nehmen und Theorien/Ideale zu etwickeln mag auch sehr schön sein - Politik, auch inder Demokratie orientiert sich immer am machbaren. :D)

Shimon
 
Der aufkeimende Nationalismus des 19. Jahrhunderts und der aufkeimdende Gedanke der Demokratie geschahen doch paralell.
Vielleicht gibt es gemeinsame Ursachen, einen direkten Zusammenhang sehe ich aber nicht, im Gegenteil. Demokratie beruht auf dem Gedanken der Gleichheit, Nationalismus dagegen auf dem Abwerten anderer.

Wäre der Gedanke des Nationalismus ohne dem Gedanken der Demokratie überhaupt möglich gewesen?
Jedenfalls funktionierte bzw. funktioniert Nationalismus auch in Monarchien und Diktaturen.
 
Eine weltweite Wertegemeinschaft wäre ein Albtraum. Wer kann sich anmassen zu sagen, welches die richtigen gemeinsamen Werte sind? Du, oder Magdalena?
Wie wäre es damit:

https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Erklärung_der_Menschenrechte

Es ist schon völlig illusorisch zu meinen, 27 Staaten mit beinahe eben sovielen verschiedenen Sprachen und Kulturen könne man unter den Hut einer gleichtickenden Wertegemeinschaft stecken.
Die Gemeinsamkeiten sind doch viel größer, als die Unterschiede. Was du Kultur nennst, ist für mich eher Brauchtum. Ob nun Finne, Portugiese oder Rumäne - letztlich wollen doch fast alle dasselbe: eine ordentliche Arbeit mit einem vernünftigen Lohn, Bildungs- und Aufstiegschancen für ihre Kinder, einigermaßen funktionierende Sozialsysteme. Dazu noch ein wenig Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit. Was davon soll man nicht unter einen Hut bringen können?
Dank einer Vielzahl von Medien kann ich mich heutzutage auch über politische Vorgänge in Schweden informieren, ohne Schwedisch zu sprechen. Warum genau sollen die unterschiedlichen Sprachen für die weitere Einigung Europas hinderlich sein?
 
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Aber warum sollten kleine Länder mit geringer Bevölkerung ihren Einfluss aufgeben, den sie durch das Einstimmigkeitsprinzip haben?

Das sehe ich wie schon gesagt ähnlich.

Das Problem ist, dass Demokratie nur die beste Lösung ist, die existiert und keine Optimallösung.
Wer zum Beispiel eine echte Weltregierung für die Lösung aller Probleme und Konflikte hält, vergisst dass in einer Demokratie auch nur die Mehrheit bestimmen kann, was wohl besser ist als die Minderheit, bzw. zudem kann auch jeder immerhin Einfluss auf eine Wahl nehmen, aber letztlich muss eine Minderheit akzeptieren, was die Mehrheit will.

Das bedeutet in einem Weltstaat, dass Chinesen und Inder (große Bevölkerungsanteile) darüber entscheiden in welche Richtung es geht, und eben damit auch hier geht. Aber welchen Sinn hat das? Wozu soll ich zum Beispiel irgendeinen Einfluss auf Japan nehmen? Es gibt eben auch regionale Interessen. Und zusätzlich unterscheiden sich die Vorstellungen darüber wie eine Gesellschaft auszusehen hat auch je nach Land oder Region. Es darf also davon ausgegangen werden, dass die Minderheiten in einem Weltstaat unzufriedener sind als die Minderheiten in kleineren Regionen/Ländern.

Im Endeffekt geht eben Souveränität verloren. Und wer glaubt es würde weniger hegemonial liegt absolut falsch.

P.S: Europa ist aber kompatibel genug für das was die EU ist. Sagte ich auch schon.
 
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