Ja den Dirk Müller mag ich auch sehr gerne - ich habe sogar ein Buch von ihm. Handsigniert *angeb*

Und ich kann hier auch zustimmen - das, was er anspricht finde ich völlig richtig. Von ihm hab ich auch noch niemals irgendwelche elitären Peinlichkeiten gehört. Er ist ein intelligenter Mann, der sich in seiner Materie zweifellos auskennt.
Ja, sehe ich ähnlich. Vor allem scheint er wirklich aufrichtig-sozial zu sein.
Zum anderen: Was die Sozialpolitik der AfD betrifft, kannst weder du noch andere durchblicken, da sich da ja sehr bedeckt gehalten wird. Der Schwerpunkt wird eben auf die Eurofrage gelenkt und das fände ich auch erstmal sympathisch und richtig. Klar muss allerdings auch sein, dass bei einem Machtzuwachs auch innen- und sozialpolitsche Themen auf den Tisch kämen. Spätestens dann muss auch die AfD mehr bieten als nur die Anti-Europartei zu sein.
Und tut mir Leid, ich habe da wenig Vertrauen nachdem was ich da lesen durfte.
Ich finde, man muss auch nicht besonders hysterisch sein um bestimmtes Gedankengut als pervers und gefährlich einzustufen.
Da ist mir aber nach wie vor nicht ganz klar, welches Gedankengut das sein soll. Denn bisher kamen die krassen Aussagen gar nicht von AfD-Mitgliedern, sondern aus dem "AfD-Umfeld" oder wurden dementiert.
Ich habe im Gegenteil das Gefühl, dass du bestimmte Aussagen bagatellisierst, sie dir vielleicht in der ganzen Tragweite gar nicht bewusst sind. Oder sie relativierst, weil ja andere Politiker aus anderen Parteien auch dieses und jenes gesagt hätten. Haben wir uns eigentlich schon so daran gewöhnt, dass Politiker hetzen und verächtlich reden dürfen über die Menschen, die zumeist eben Opfer genau ihrer Politik geworden sind?
Wie gesagt... bisher ist mir nicht ganz klar, inwiefern man der AfD tatsächlich Hetze vorwerfen kann. Ich will ja nicht ausschließen das es irgendwas gibt das ich auch als Hetze ansehen würde, aber bisher sehe ich das so noch nicht.
Und insgesamt: Ja... ich relativiere da insgesamt durchaus, weil man einfach gewisse Realitäten anerkennen muss. Und dazu gehört eben auch, dass es nicht eine Partei gibt, bei der man nicht jede Menge Aussagen und auch Handlungen ausgraben könnte, die auf echt krankes Gedankengut einiger schließen lassen. Gleichzeitig bedeutet das noch nicht, dass das Parteiprägend ist. Bei der NPD ist es definitiv der Fall. Bei anderen rechten Parteien auch. Da ist einfach ne riesen Wut im Spiel, eine große Aggressivität. Und würde eine solche Partei an die Macht kommen, ginge es mit Sicherheit ganz konkret gegen jene Menschen die sie als Sündenböcke ausgemacht haben. Ich bin nicht mal so sicher, wie es mit der Linken wäre. Ich halte deren Programmatik für die beste aller Parteien. Aber inwiefern die sich nicht eben doch in eine Klassenkampf-Ideologie entwickeln würde die dann ebenfalls eine aggressive Eigendynamik bekäme, wäre sie an der Macht... wäre ich ebenfalls nicht so sicher. Kurzgesagt: Ideologen sind mir immer zuwider. Gedacht werden darf alles, diskutiert werden darf alles. Letztlich muss es dann darum gehen was für Menschen am besten ist.
Was ich an der AfD kritisch sehe ist: Die sind, was deren Führung betrifft, nicht ideologisch, aber möglicherweise technokratisch. Bedeutet, dass sie v.a. in Zahlen denken wie Konzernchefs es oft genug tun. Wobei das noch nicht zwingend ein Problem ist. Die Frage ist: Wem wird z.B. eher genommen und welche Denke, welche Theorie, steht hinter Kürzungen?
Eine der fiesen Realitäten unserer Zeit ist: Egal wo genommen wird und von wem, die "Kleineren" werden es ausbaden. Das kann die Politik gar nicht mehr regeln weil die Zeit davon läuft. Ginge es in kleinen Schritten wäre es theoretisch machbar (und trotzdem fast unmöglich). Ist es aber nicht, weil die Schuldenlast zu schnell ansteigt.
Daher erwarte ich von Politik etwas anderes als die meisten. Ich erwarte nämlich keine Problemlösung sondern "Aufklärung". Es geht mir darum, dass "die Menschen" (einfach möglichst viele), verstehen was abläuft und was schief läuft. Denn die grundlegenden Probleme erschafft nicht die Politik. Die verwaltet Missstände nur. Die grundlegenden Probleme erschaffen wir alle im Kollektiv. Und das betrifft auch die sozialen Missstände. Denn die werden gerne angeprangert, aber wieviele handeln tatsächlich sozial? Wie viele helfen wirklich anderen wenn sie können? Es gibt Familien die sich blendend verstehen, aber sobald es um Geld geht, werden harte Grenzen gezogen. Das ist eher die Regel als die Ausnahme. Will sagen: Nicht mal in Familien ist es unbedingt normal, dass Menschen sich wirklich sozial verhalten. Sehr oft ist es sogar genau umgekehrt, dass sich das Asoziale schon in Familien zeigt, und da spreche ich nicht von zerrütteten Verhältnissen.
Und wenn nicht erkannt wird, dass diese grundlegenden Probleme schon ganz "unten" entstehen, kann sich gar nichts verändern. Politische Maßnahmen können mit Kollektiv-gesellschaftlichen Dynamiken nur irgendwie umgehen. Aber sie kann sie nicht korrigieren oder neutralisieren.
Und die einfachen Rezepte sind für mich z. B. das Draufhauen auf Menschengruppen, die keine Arbeit finden obwohl sie sich bemühen - und obwohl genug Arbeit da wäre. Denn die die arbeiten, müssen dafür doppelt und dreifach arbeiten. Es wäre also genug Arbeit da.
Das will nur keiner bezahlen. Heißt es nicht immer wieder: Deutschland geht es wirtschaftlich so gut wie nie? Das ist doch ein Witz.
Wie gesagt... dieses "draufhauen" auf Menschengruppen sehe ich nicht. Und die AfD behauptet doch nicht, Deutschland gehe es so gut wie nie. Das behaupten alle anderen, außer der Linken.
Das ist ja eh der Witz überhaupt: AfD und Linke sind sich in einigem näher als alle anderen.
Und ja, natürlich, für diese Zustände kann die AfD erstmal überhaupt nichts, das ist schon klar. Mir wäre allerdings wohler, wenn ich von ihren Mitgliedern ein paar frühere Kolumnen gelesen hätte, in dem das ganze marode und menschenfeindliche System angeprangert worden wäre. Und nicht stattdessen darüber schwadroniert der unteren Klasse das Wahlrecht zu entziehen, Niedriglohnarbeitern noch weniger zu bezahlen und Hartz4-Empfängern den Verkauf ihrer Organe zu "ermöglichen".
Noch mal: Die Darstellung ist so nicht ganz korrekt und ein Teil dessen kommt nicht von AfD-Mitgliedern. Selbst wenn, ginge es bei diesen Vorwürfen insgesamt um 3 Personen. Es wird zwar noch mehr Spinner geben, aber wichtig ist, wie gesagt, wie eine Partei insgesamt geprägt wird. Das ist für mich bisher noch nicht erkennbar. Ich glaube, die Partei hat noch keine klare Linie.
Du kannst Dir ja mal ne simple Frage stellen, was Du glaubst: Angenommen, die AfD hätte die absolute Mehrheit...
1. Würde sie das Wahlrecht für "Profiteure" des Staates tatsächlich abschaffen? Denn selbst wenn ein paar Spinner das wollen würden, könnte es nun mal möglich sein und ich halte das für wahrscheinlich, dass 99% der AfD-Mitglieder das nicht wollen würden und es daher nicht dazu käme.
2. Würden sie Hartz4-Empfänger zum Verkauf ihrer Organe anregen wollen?
3. Würden sie Niedriglohnarbeiter noch niedriger bezahlen?
Ich glaube, dass man 1 und 2 gleich streichen kann. Punkt 2 ist sowieso komplett irre. Und wie gesagt: Meines Wissens kommt das nicht von nem AfD-Mitglied. Bei Punkt 3 wäre ich nicht so sicher. Da würde ich es für möglich halten, aber lange nicht für sicher.
Da können wir uns ja bald wieder an Annodunnemals orientieren, da mussten die Menschen auch ihre Zähne ziehen lassen und verkaufen und die Haare noch dazu. Oder an Indien, wo etliche schon ihre Nieren verkauft haben um überhaupt was zu essen zu haben. Widerlich!
Um das noch mal klarzustellen, weil Du Dich an dem Punkt so extrem hochziehst... Lies Dir mal diesen Artikel durch:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/...erte-fordert-freien-organhandel-a-299541.html
Die Denke ist nicht ganz so wie es hier dargestellt wird, weil der Schwerpunkt eben nicht darauf liegt zu sagen "Wenn Du arm bist verkauf erst mal Deine Organe", sondern darauf, dass genau das heute geschieht und der Typ fordert insgesamt einfach das jeder selbst entscheiden können sollte ob man das tut oder nicht. Auch, wegen dem Mangel an Organen.
Und nein, ich will damit nicht sagen, dass ich es genau so sehe. Aber die Darstellung ist eben so nicht richtig. Und dazu kommt: Meines Wissens ist der Typ nicht in der AfD. Es wird immer von "Vordenker" oder "Unterstützer" geschrieben, wobei mir nicht ganz klar ist, was das sein soll.
Tut mir Leid, ich hätte mich wirklich über eine neue engagierte und kompetente Partei gefreut, kann aber da so gar kein Vertrauen entwickeln.
Ich vertraue denen auch noch nicht, daher wähle ich sie auch nicht. Falls sie sich als Freaks entpuppen will ich mir nicht in 10 Jahren Vorwürfe machen. Aber ich fände trotzdem zuerst mal gut, wenn sie in den Bundestag einziehen und dann wird man sehen in welche Richtung es geht. Bei den Linken hat es Jahre gedauert bis klarer wurde was die eigentlich wollen und ich bin nach wie vor nicht sicher was die wirklich tun würden, hätten sie mal richtig freie Hand. Die werde ich wählen... aber ich sehe sie lediglich als Korrektiv und meine Stimme als eine Art Zeichen, bzw. Misstrauensvotum, an die anderen Parteien.