Ja, aber nur weil sie wirtschaftsfreundliche Politik gemacht haben und das auf dem Rücken der Bevölkerung. Und ich kaufe Schröder und noch weniger Münte ab, dass ihre Agendapolitik auch sozial gemeint war. Dafür hat vor allem Münte mit seinen unterirdischen Aussagen gesorgt "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" und dergleichen. Und was soll eigentlich der Stuss mit der Schaffung von neuen "Arbeitsplätzen" indem man Vollzeitstellen in mehrere Teilzeitstellen aufsplittet und somit zwar mehr Leute in Arbeit bringt, die aber von dieser Arbeit nicht leben können? Die Anzahl der Gesamtarbeitsstunden hat sich seit 2005 ja überhaupt gar nicht verändert. Die Agenda 2010 war gar nicht dafür gedacht sozial zu sein. Wenn man zum Beispiel nachliest, dass die Hartz-Komission damals schon (2005) einen Regelsatz von 500,- festgesetzt hatte, die Regierungsparteien aber diesen Satz um 150,- gekürzt haben hat das nichts Soziales an sich.
Grundlegend sehe ich das alles gar nicht anders als Du. Ich glaube nur, dass die Politiker, wie etwa Müntefering oder Schröder, durchaus an Sozialpolitik glauben bzw. die eigenen politischen Pläne für sich selbst sozial rechtfertigen konnten. Und zwar gerade, weil sie eingezwängt waren zwischen extrem hohen Staatsschulden, Konzern und Bank-Interessen/Erpressungen, und eben dem möglichst besten für die Bevölkerung. Letzteres fällt dann schnell hintenrunter. Und sicher... die Agenda-Politik ist auch bewusst hart gestaltet. Nicht nur aus finanzielle Erwägungen hinaus, sondern auch als eine Art erzwungenes Anreizsystem, im Sinne von: "Arbeitet ihr faulen Säcke, sonst geht ihr unter."
Das sehe ich alles nicht positiv, aber ein großes Problem ist: Alternativen kosten entweder dem Staat extrem viel, was nichts anderes bedeutet als dem Steuerzahler (Verschuldung), oder sind kaum gegen Banken und Wirtschaft durchzusetzen oder auch gar nicht. Daher wird Deutschland mittlerweile so hart geführt wie Konzerne geführt werden.
Was ich am bedeutendsten finde, und was in der Politik nie zur Sprache kommt: Das politische und wirtschaftliche System unserer Zeit macht "Psychen" kaputt... kollektiv. Denn wirkliche Gewinner gibt es immer weniger, sondern sehr viele die wirklich verlieren und sehr viele, die das Gefühl haben für Missstände zahlen zu müssen, die sie nicht zu verantworten. Auf der einen Seite wäre das z.B. die Bankenzockerei und die Verschuldung anderer Staaten und auf der anderen Seite der Sozialstaat. Das alles spaltet die Gesellschaft natürlich.
Der Ansatzpunkt müsste vielmehr psychologischer Natur sein. Dieses jeder gegen jeden und alle... ist das eigentliche Problem.
Und wenn der Rest, den du schreibst, stimmt, dann wird unserer Gesellschaft auf Dauer nichts anderes helfen, als eine Revolution und eine komplette Neuordnung.
Ja... das ist es, was ich schon sehr oft hier geschrieben habe. Letztlich wird es darauf hinauslaufen. Denn man kann solche Systeme nicht "umdrehen"... den Weg zurück gibt es nicht. Die Schuldenlast z.B. ist niemals zu bewältigen, nicht mal annäherend. Seit Jahrzehnten wird uns erzählt, es brauche bald keine Neuverschuldung mehr. Der Zeitpunkt, ab wann das denn so sein soll wird jedoch immer wieder um etwa 2-3 Jahre nach hinten verschoben. Geglaubt wird es leider trotzdem noch von zu vielen.
Das System läuft daher insgesamt auf eine Eskalation zu. Das muss nicht zwingend Revolution sein, aber es wird zumindest revolutionäre Dynamiken entfalten... also viele Menschen auf den Straßen, Gewalt, neue Parteien, extremere Parteien, neue Ideen etc. Aber egal was danach kommen wird: Das ist nur ein Neustart des alten Systems, egal unter welcher Überschrift das dann läuft. Selbst sozialistische Systeme funktionieren ja unterm Strich nicht wirklich anders. Es geht immer um Macht und Kapital und beides konzentriert sich immer mehr bis zum Kollaps. Das ist nur eine Frage der Zeit.
Ich habe nämlich keine Lust in einer Welt zu leben, in der nur diejenigen, die die finanzielle Macht auch das Sagen haben. Aber davor sollte man vielleicht einfach mal versuchen sich nicht erpressen zu lassen. Einfach auch mal eine Bank Pleite gehen lassen, als weiterhin nach der Nase dieser Geier zu tanzen
P.S. was ich sehr interessant finde, ist die Tatsache, dass kein Politiker, Gysi eingeschlossen, die Problematik unseres Geldsystems anspricht. Warum wohl?
Einmal, weil es keine wirkliche Alternative gibt. Theoretisch gibt es sie zwar, aber keine davon ist nicht korrumpierbar. Was ich eben als Neustart beschrieb, würde mit jeder anderen Form von Geldsystem ebenfalls stattfinden. Denn Geld ist nur der Kommunikationsweg. Die Verteilung von echtem Kapital, etwa Ländereien und Grundstücken ist viel wichtiger. Und die ist seit Jahrtausenden schon nicht mehr gegeben. Das Geld, egal welches, wird immer dorthin fließen wo schon "echtes Kapital" ist.
Zweitens: Nur mal angenommen, das Problem würde wirklich grundlegend angesprochen... was sollte daraus folgen? Sollte z.B. Deutschland ein ganz neues Geldsystem entwerfen, z.B. eine dezentrale Währung erschaffen wie es etwa der Bitcoin ist, hätte das sofort krasse Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Das Alte wird das Neue solange bekämpfen wie das möglich ist, es stark genug ist. Daher wird das Neue erst dann wirklich durchstarten, wenn das Alte komplett gegen die Wand gefahren ist. Das passiert ja gerade... Es geht hier vielmehr um Selbstzerstörung als um irgendetwas anderes. Ich glaube nicht, dass das aufzuhalten ist. Es sei denn, am 21 Dez. 2013 kommt dann doch noch der Bewusstseinswandel der eigentlich für 2012 geplant war.
