Esoteriker sind Kaufleute

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fckw schrieb:
Und dann kommt ein Wissenschaftler in bester Manier und sagt...
naja, ich hab den eindruck, der doppelblindversuch ging eh in die richtung einer differenzierteren betrachtung von placebo-effekten. die formulierung stammt ja von einem wissenschafts-journalisten. so wie auch das österreichische nachrichtenmagazin "profil" diese woche mit plakaten seine aufmacherstory "Das Ende der Homöopathie - Alle seriösen Studien beweisen Wirkungslosigkeit * Niederschmetterndes Ergebnis: Die hochverdünnten Globuli und Tropfen sind reine Placebos" vermarktet.

dermaßen niedergeschmettert erlaube ich mir sogar, den link auf den bemerkenswerten ausfluss eines magazins hier reinzusetzen, das seine boulevard-spielart von kritischem rationalismus ("wenn sich gerade kein skandal anbietet, machen wir einen...") zum motor seiner umsätze gemacht hat. gute geschäfte mit den intellektuellen schlagseiten der menschheit machen, das können auch jenseits der esoterik genug viele :-)

interessanterweise unterdrückt dieser artikel (oder wurde da nur einseitig recherchiert, um das eigene vorurteil zu bedienen? genauso schlimm...) jene wissenschaftlichen versuche, die im klinischen experiment, also unabhängig von den fehlerquellen menschlicher einschätzung und beurteilung, die effizienz homöopathischer präparate gezeigt haben. uni graz: spezifische, messbare reaktionen des sehnervs nach der gabe einer hom. arznei (nicht etwa "beserung" oder "verschlechterung", sondern messbare reaktion, wobei weder arzt noch patient wussten, was gerade verabreicht wurde und was für einen doppelblindversuch halt notwendig ist... wie käme da ein placebo zustande). oder uni leipzig, wo der gute hahnemann herkommt: ein herauspräparierter frischer rattendarm wurde mit homöopathischen, "inhaltsleeren" mitteln infiltriert und reagierte spezifisch gegenüber tatsächlich leeren vergleichsmitteln. placebo-effekte am rattendarm? ich sch... mich an...

hab jetzt keine zeit, die links rauszusuchen... hol ich demnächst nach.

alles liebe, jake
 
Noch ein Nachtrag: Übrigens wurde vor kurzem Yeti gechannelt, ein Plejadier (nicht zu verwechseln mit den Plejadern!) aus der siebten Dimension, und zwar durch das hervorragende japanische Medium Rudolf T. Sledgehammer. Yeti erklärte in seiner Botschaft an die Menschheit nebst den üblichen Formalitäten ("Ihr seid alle eins. Ich gehöre zwar nicht zu euch, da ich in der 7. Dimension bin, bin aber trotzdem eins mit euch."), dass eine Gruppe führender atlantischer Wissenschaftler noch kurz vor dem Untergang ihres Kontinents plötzlich ernsthafte Zweifel an ihrem Modell der atlantischen Psyche aufbrachten. Sie waren während fast 18'000 Jahren atlantischer Wissenschaft immer davon ausgegangen, dass durch biochemische Vorgänge im Gehirn und Zentralnervensystem sowas wie 'Gedanken' im Individuum verursacht werden würden. Das hielten sie für einen unschlagbaren Beweis, dass Gedanken nichts anderes sind, als biochemische Vorgänge im Zentralnervensystem.

Aber eben: Kurz vor dem besagten Untergang des Kontinents, meldete ein junger Wissenschaftler namens "Zvatoplukk" (bitte nicht mit dem heute weitbekannten armenischen Familiensteller Zvatoplug verwechseln!) Zweifel an diesem Modell an. Seine Überlegungen führten ihn dahin, dass er mit dem herkömmlichen Modell zwar erklären konnte, wie Gedanken verursacht wurden, das Modell die Frage aber offenliess, ob nicht womöglich umgekehrt Gedanken ebenso biochemische Vorgänge im Zentralnervensystem auslösen hätten könnnen. Dieser Einwand verwirrte den armen Zvatoplukk dermassen, dass er sich plötzlich nicht mehr sicher war, was hier Ursache und was Wirkung war. Waren es nun biochemische Vorgänge, welche in Folge Gedanken auslösten, oder verhielt sich die Sache umgekehrt und es waren die Gedanken, welche biochemische Vorgänge auslösten? Zvatoplukk war so sehr verwirrt über diese seine Überlegungen, dass er die Frage bis vor den "Ausschuss für Geistesfragen" des "Zentral-Atlantischen Wissenschaftsrat" brachte. Dort sassen nur die besten und angesehensten Wissenschaftler des Planeten - unter ihnen etwa Grössen wie der hochberühmte Atomphysiker Dreistein, seines Zeichen immerhin Formulator der Allgemeinen Absolutheitstheorie, die besagte, ich muss das hier doch kurz erwähnen, dass es ausser dem Seienden nichts gäbe, was er durch entsprechende Experimente und komplizierte Versuchsanordnungen nachgewiesen hatte!

Vor diesen Rat also brachte unser noch junger, atlantischer Wissenschaftler Zvatoplukk seine Zweifel bezüglich des vorherrschenden Modells der atlantischen Psyche vor. Und wirklich, die neuen Überlegungen führten im Wissenschaftsrat zu heftigen Kontroversen, fast schon könnte man von tumultösen Zuständen gesprochen haben. Der Rat spaltete sich in Folge in mehrere Lager mit unvereinbaren paradigmatischen Ansichten auf.

Da gab es einmal das Lager der Reduktionisten. Die besagten, alle Gedankentätigkeiten liessen sich einzig auf materielle Vorgänge zurückführen. Das herkömmliche Modell sei nach wie vor gültig und bei der atlantischen Psyche handle es sich tatsächlich um nichts als biochemische Vorgänge im Zentralnervensystem.

Dann gab es das Lager der Elevationisten. Die bestritten die These der Reduktionisten und behaupteten, in Wahrheit verhielte sich der Sachverhalt genau andersrum: In Wahrheit löse erst die Gedankentätigkeit als Ursache die biochemischen Vorgänge im Zentralnervensystem aus.

Aber das war der allgemeinen Verwirrung Ende noch nicht! Viele Wissenschaftler des "Ausschusses für Geistesfragen" des ZAWr waren nämlich bei genauer Betrachtung noch viel mehr verwirrt. So schlugen sich nur relativ wenige Wissenschaftler so eindeutig und mutig in eine Bresche für das eine oder andere Lager. Die meisten von ihnen gehörten einem, man könnte sagen, dritten Lager an, demjenigen des "faulen Kompromisses" nämlich, waren also "so halbbacken wie ein Fischvogel", wie das ein von mir sehr geschätzter atlantischer Freund zu jener Zeit in etwas blumige Worte auszudrücken pflegte. Diese dritte Gruppe von Wissenschaftlern entschied sich nämlich nicht für eine klare Stellungnahme für eines der beiden Lager. Viele von ihnen verfolgten den Kurs der Reduktionisten, behaupteten dauernd, dieser oder jener psychische Vorgang eines atlantischen Geistes sei "in Wahrheit nichts anderes als ein einziger biochemischer Vorgang im Zentralnervensystem" und er sei "einzig auf ebensolche Vorgänge zurückzuführen, die ihn kausal verursachen würden", nur um dann aber noch im gleichen Atemzug einzuräumen, dass es eben doch irgendwie so etwas wie eine Psyche gäbe, die durchaus ihren eigenen Gesetzen folgen würde, denn schliesslich gäbe es ja auch die Psychotherapie als Massnahme, und die würde ja gar keinen Sinn machen, handle es sich ausschliesslich bei der atlantischen Psyche um biochemische Vorgänge im Zentralnervensystem.

Immerhin: Die Reduktionisten waren wenigstens konsequent, indem sie die sofortige Einstellung sämtlicher psychotherapeutischen Versuche forderten und einzig eine medikamentöse Behandlung psychich erkrankter Atlanter forderten.
Diese Konsequenz besassen die Wissenschaftler der dritten Gruppe hingegen nicht. Sie waren halt etwas halbbacken und unentschieden.

Nun, nach mehreren Wochen heftiger Auseinandersetzungen im "Ausschuss für Geistesfragen" des ZAWr, formulierte Zvatoplukk, unser junger Wissenschaftler, die bahnbrechende Synthese, welche endgültig das Lager der Reduktionisten und der Elevationisten in einer einzigen eleganten Theorie vereinte. Er behauptete nämlich, weder das eine noch das andere lasse sich vollständig auf den einen oder anderen Faktor zurückführen. Zwar entstehe die atlantische Psyche emergent als das Resultat biochemischer Vorgänge im Zentralnervensystem, wodurch sie von diesem aber nicht kausal verursacht sei, es liege hier nämlich keine Wirkung nach dem allseits bekannten Fififoff'schen Ursache-Wirkungsprinzip vor, sondern die zu beobachtenden biochemischen Vorgänge seien in Tat und Wahrheit nichts anderes als die materielle Grundlage ebenderselben immateriellen Psyche, und beide müssten zwingendermassen zugleich auftreten. Jeder immaterielle Vorgang innerhalb der Psyche besässe seine materielle Grundlage, aber keiner der beiden sei vollständig durch den anderen erklärbar.

Zvatoplukk führte dazu das Beispiel einer HAL-Rechenmaschine an, welche, wie jedes Kind ja wisse, einerseits aus der notwendigen Hartware bestehe, über welche jedoch gleichzeitig eine, rein geistig zu erkennende, Schicht aus Weichware gestülpt worden sei. Um nun die HAL-Rechenmaschine vollständig zu verstehen sei es notwendig, sie von beiden Seiten hin auf ihre Gesetzmässigkeiten zu untersuchen, also das Funktionieren der Hartware wie der Weichware gleichzeitig. Tatsächlich aber sei es überaus wichtig zu erkennen, dass alleine aus der Hartware das Verhalten der HAL-Rechenmaschine nicht richtig zu erklären sei, während umgekehrt der Weichware durch die Physik der Hartware Grenzen gesetzt sei und somit auch die Weichware niemals vollständig das Verhalten einer HAL-Rechenmaschine erklären könne.

Dieser Vorschlag einer Synthese beider bis anhin als unvereinbar angesehenen Sichtweisen wurde vom "Ausschuss für Geistesfragen" des ZAWr mit Applaus aufgenommen. Zvatoplukk wurde für seine weise Übersicht gar mit dem "Atlantischen Wissenschaftspreis für besondere Leistungen im Bereiche der Wissenschaften zur Erforschung der gewöhnlich-atlantischen Psyche" geehrt.

Wir aber, die wir heute mit unserer Wissenschaft bereits sehr viel weiter sind als die Atlanter damals, kämen natürlich schon gar nicht erst auf die Idee des Reduktionismus oder des Elevationismus. Schliesslich sind wir heute viel klüger als die Atlanter es jemals waren.
 
fckw schrieb:
Dieser Vorschlag einer Synthese beider bis anhin als unvereinbar angesehenen Sichtweisen wurde vom "Ausschuss für Geistesfragen" des ZAWr mit Applaus aufgenommen. Zvatoplukk wurde für seine weise Übersicht gar mit dem "Atlantischen Wissenschaftspreis für besondere Leistungen im Bereiche der Wissenschaften zur Erforschung der gewöhnlich-atlantischen Psyche" geehrt.

Wir aber, die wir heute mit unserer Wissenschaft bereits sehr viel weiter sind als die Atlanter damals, kämen natürlich schon gar nicht erst auf die Idee des Reduktionismus oder des Elevationismus. Schliesslich sind wir heute viel klüger als die Atlanter es jemals waren.


Herrlich!!!
Aber war Zvatopluk nicht eine Frau??? :) :) :)


L.G. Himephelien
 
ich nominier dich für den pulitzer, fckw... und zerkeks mich über diesen beitrag :-)

zum homöopathisierten rattendarm (der selbstverständlich nicht unkritisiert geblieben ist) ein nachtrag ... ein musterbeispiel für eine beschäftigung mit dem thema auf einem niveau, an dem ich gern lerne... :

http://www.psychophysik.com/html/ak03-gwup04.html

alles liebe, jake
 
und noch was lesenswertes... http://www.skeptizismus.de/

ich empfehle besonders den abschnitt über die rhetorik der skeptiker... zitat daraus:
www.skeptizismus.de schrieb:
Skeptiker: griech.: skepsis; Betrachtung, Überlegung. In der Alltagssprache bezeichnet dieses Wort einen Zweifler; wenn sich aber jemand in der Diskussion um Esoterik als Skeptiker einstuft, haben wir es zumeist mit einem "Ablehner" zu tun, der eben keinen Zweifel mehr hat, dass die ganze Sache Unsinn ist. Skeptiker zu werden ist einfach: man muss nur die Mehrheitsmeinung übernehmen. Um Skeptiker zu bleiben, sind einige Maßnahmen erforderlich. So wird's gemacht: 1. Der Skeptiker befasst sich nicht mit "diesem ganzen Quatsch". Das schützt ihn vor einer manchmal überwältigenden Fülle von Fakten und Fallbeispielen, die seiner Überzeugung gefährlich werden könnten. Idealerweise kann sich der Skeptiker gar nicht vorstellen, dass es auf diesem Gebiet überhaupt so etwas wie Fakten geben könnte. 2. Wird der Skeptiker doch einmal mit etwas konfrontiert, das seinen Unglauben erschüttern könnte, stehen mehrere Abwehrmanöver zur Verfügung: a) Er zweifelt die Glaubwürdigkeit aller Berichterstatter an. b) Er entwickelt sofort eine Vermutung, wie das rätselhafte Geschehen zustande gekommen sein könnte und überprüft diese Hypothese dann nicht. Gummibegriffe mit wissenschaftlichem Klang sind bei der Formulierung solcher Erklärungen sehr hilfreich: Koinzidenz, Suggestion, Placebo-Effekt, Unterbewusstsein etc. c) Der Skeptiker zitiert die Äußerung eines Professors, der so etwas auch nicht für möglich hält. d) Er fordert wissenschaftliche Beweise und hält alles für widerlegt, solange diese Beweise nicht erbracht werden. Ob die Wissenschaft das Thema überhaupt schon untersucht hat, spielt dabei keine Rolle. Im übrigen hält der Skeptiker jeden Wissenschaftler für dubios, der sich mit solchen Sachen beschäftigt. Die Gefahr, dass einmal befriedigende Beweise vorliegen, ist also gering.
alles liebe, jake
 
Hallo jake,

jake schrieb:

Und das hat genau was mit Esoterik-Kaufleuten zu tun, um die es in diesem Thread geht? Naja, außer, daß das Posting von Dir stammt? :)

Ist Dein Argumentbestand so gering, daß Du nun schon offtopic werden mußt?

Tsts, wo soll das bloß noch mit Dir enden, jake.

Tip: Du könntest einen eigenen Thread eröffnen, mit dem Titel "Skeptiker sind sehr, sehr böse!". Oder "Skeptiker sind doof und stinken!", falls Du die persönliche Ebene vorziehst.

Gruß,
lazpel
 
Hallo fckw,

fckw schrieb:
Zvatoplukk führte dazu das Beispiel einer HAL-Rechenmaschine an, welche, wie jedes Kind ja wisse, einerseits aus der notwendigen Hartware bestehe, über welche jedoch gleichzeitig eine, rein geistig zu erkennende, Schicht aus Weichware gestülpt worden sei. Um nun die HAL-Rechenmaschine vollständig zu verstehen sei es notwendig, sie von beiden Seiten hin auf ihre Gesetzmässigkeiten zu untersuchen, also das Funktionieren der Hartware wie der Weichware gleichzeitig. Tatsächlich aber sei es überaus wichtig zu erkennen, dass alleine aus der Hartware das Verhalten der HAL-Rechenmaschine nicht richtig zu erklären sei, während umgekehrt der Weichware durch die Physik der Hartware Grenzen gesetzt sei und somit auch die Weichware niemals vollständig das Verhalten einer HAL-Rechenmaschine erklären könne.

Lustiger Text, wirklich. Bis auf ein kleines Problem: Software läuft nicht ohne Hardware. Und defakto ist Deine Kernaussage, daß Software und Hardware sich durchaus unabhängig voneinander ergänzen. Dein Vergleich ist jedoch selten schlecht, um Deine These zu stützen. Daß Treibersoftware notwendig ist, um Hardware zu benutzen, ändert auch nichts an dieser Tatsache, daß zunächst die Hardware entwickelt wurde, auf der die Software laufen konnte. D. h., ein chemischer Prozess ist vergleichbar mit dem Strom an Elektronen und mit den Einstellungen der Transistoren. Ohne diese Transistoren und ohne den Strom würde die Software nicht laufen. Punkt. Ohne ein Gehirn, welches Daten verarbeitet, gäbe es keine Gedanken.

Das wäre dann die passende Konsequenz Deines Vergleichs.

Noch Fragen, Kienzle?

Gruß,
lazpel
 
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lazpel schrieb:
Software läuft nicht ohne Hardware.
Ach, ich habe ja auch nicht von Computern, Hardware und Software gesprochen. Nein, bei diesem Text handelt es sich um ein Channelling von Yeti aus der 7. Dimension, und der hat von HAL-Rechenmaschinen, Hartware und Weichware gesprochen. Ich kenne mich mit atlantischer Technologie nicht aus, glaube aber, dass sich HAL-Rechenmaschinen durchaus nicht mit heutigen Computern vergleichen lassen.

Aber was meine persönliche Position angeht:
Und defakto ist Deine Kernaussage, daß Software und Hardware sich durchaus unabhängig voneinander ergänzen.
Äh, nein, das war eigentlich nicht meine Kernaussage, wenn ich mich selbst richtig verstanden habe.

(Und, ganz ehrlich, Lazpel, die anderen von dir genannten Einwände sind so seltsam, dass ich sie offenbar schlichtwegs nicht verstehe. Alleine schon die Idee, dass ohne Software ohne Hardware "nicht laufen" könnte ist ein wirklich sehr merkwürdiger Einwand, geht es doch in keinster Weise um die Frage, ob zuerst das Ei oder zuerst das Huhn vorhanden war und welches Vorhandensein des einen nun das Vorhandensein des anderen bedingen würde.)

:dontknow:
 
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